Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Hui, da sitzt man mal ein Wochenende nicht dauernd vor dem Bildschirm und schon hat man ein Edublog-Getwitter-Gewitter samt Etherpad-Diskussion verpasst:

Zur Festschrift für Stefan Aufenanger (Biblionetz:p01174) hat Rolf Schulmeister (Biblionetz:p00317) das Kapitel Ansichten zur Kommentarkultur in Weblogs (Biblionetz:t10693) PDF-Dokument beigesteuert. Anhand von drei Stichproben (Geschichtsblogs, Corporate-Blogs und Edu-Blogs) untersucht Schulmeister die Nutzung der Kommentarfunktion und leitet daraus Aussagen zur Kommentarkultur in Weblogs ab. Das Kapitel hat seit der Online-Publikation einer Preprint-Version PDF-Dokument ein gewisses Rauschen in Twitter (#schulmeister, #meisterblogforschung und Weblogs (s.u.)) ausgelöst. Dies, die Tatsache, das mein Blog mit zur Untersuchung gehört hat sowie mein Interesse als Betreiber des Biblionetzes an solchen Fragen sind Gründe, das Kapitel einmal genauer anzuschauen und zu kommentieren.

Hat Claus Leggewie (2006) Recht, wenn er meint, dass Weblogs eine „eher monologische Form des Ausdrucks“ seien, keine Threads entstehen würden und dass auf die Beiträge von anderen nicht besonders geachtet wird? Der Aufsatz wird versuchen, auf diese Fragen Antworten zu finden.

ist die Ausgangshypothese von Schulmeisters Aufsatz. Eine spannende Frage, die sich in die zahlreichen Versuche einreiht, neue Kommunikations- und Publikationsmedien wie Weblogs, Wikis, Instant Messaging, Microblogs, Waves und Buzzes irgendwie zu fassen und zu kategorisieren. Was ist das Charakteristische eines Weblogs? Im Biblionetz sind derzeit 22 Definitionen des Begriffs Weblog (Biblionetz:w01272) zu finden, die sich teilweise stark unterscheiden. Gewisse Definitionen nutzen technische Merkmale, andere Nutzungsarten zur Beschreibung der wesentlichen Eigenschaften eines Weblogs. In sechs dieser 22 Definitionen wird die Möglichkeit zur Kommentierung erwähnt. "Hui, ich werde beforscht!" war einer meiner ersten Gedanken, als ich das Kapitel zum ersten Mal überflog. (Nebenbemerkung: Meinem Weblog wurde bereits mehrfach das Prädikat "Weblog" abgesprochen, entweder weil es doch ein Wiki sei, weil es keine Trackbacks zulasse oder weil Technorati sich weigere, es als Weblog zu sehen).

Schulmeister sieht in der Kommentarfunktion das Charakteristische, welches ein Weblog von anderen Websites unterscheidet und fokussiert seine Untersuchung deshalb auf Kommentare. Schulmeister vergleicht die Kommentare eines Weblogs auch mit den Leserbriefen von Zeitungen. Diese Definition ist genau so subjektiv wie die übrigen Definitionen eines Weblogs. Zur Beantwortung der Frage, ob Weblogs ein diskursives Medium sind oder nicht, greift dieser Ansatz meiner Ansicht nach aber zu kurz. Kommentare sind in der heutigen vernetzten Informationsgesellschaft nur eine von vielen Möglichkeiten, auf ein Blogposting zu reagieren und so eine Diskussion zu starten. Im Gegenteil erlebe ich den häufigen Wechsel des Kommunikationskanals gerade als Charakteristikum vieler Diskussionen, an denen ich beteiligt bin. Es ist ein nahtloses verwobenes Netz vieler Kommunikationskanäle zwischen Weblogs, Twitter, Wikis, Etherpads, Face-to-Face-Diskussionen und E-Mail, das mich umgibt. Die soeben vergangene Tagung Web 2.0 in der politischen Bildung war dafür ein typisches Beispiel: Vor der Veranstaltung E-Mail, Weblog, Website, Telefon, während der Tagung Twitter, Vorträge, Workshops, Weblog, Wiki, Etherpad, Social Bookmarking, Podcasts, Face-to-Face-Gespräche etc, nach der Tagung Blogpostings, Twitter usw. Ein praktisch unentwirrbares Netzwerk von Kommunikations- und Publikationskanälen. Hier eine Untersuchung zu machen, welche Nachrichten welche anderen beeinflusst haben - nicht ganz einfach.

Methodisch ist diese Zunahme möglicher Kommunikationskanäle und der fliegende Wechsel zwischen ihnen ein neues - und meines Wissens bisher schlecht gehandeltes Problem von Kommunikationsanalysen. Ich habe mich beim iPhone-Projekt auch schon gefreut, dass ich mittels Einzelverbindungsnachweise werde Kommunikationsbeziehungen innerhalb der Klasse und mit dem Klassenlehrer dokumentieren können, nur um dann ernüchtert feststellen zu müssen, dass neben den erfassten Kanälen Telefon und SMS zahlreiche unerfasste Kanäle wie verschiedene E-Mail-Konti, WhatsApp, schülervz, Facebook, netlog etc. existieren, was eine Gesamtanalyse selbst aller elektronischen Kommunikationsakte praktisch unmöglich macht.

These 1: Die Betrachtung eines einzigen technischen Kommunikationskanals kann heute die zwischen Menschen stattfindende Kommunikation nicht mehr adäquat abbilden.

Der Beitrag von Schulmeister beruht auf drei Teiluntersuchungen, die jeweils einige thematisch homogene Weblogs untersuchen: 20 Geschichtsblogs, 5 Corporate Blogs und 15 Weblogs "zur Bildungspolitik und eLearning". Während bei den ersten beiden Themengruppen nicht aufs Erste ersichtlich ist, wie es zu dieser Auswahl gekommen ist, beschreibt Schulmeister den Auswahlprozess bei den EduBlogs: Ausgehend vom Weblog von Gabi Reinmann wird die Blogroll genannte Linkliste zu anderen Blogs als Indikator für weitere thematisch verwandte Weblogs genommen. Dazu kommen noch drei Weblogs, die zwar über keine Blogroll verfügen, aber in den anderen Weblogs mehrfach erwähnt werden.

kommentarkultur.jpg

Diese Auswahl von 15 EduBlogs ist in den letzten Tagen vielfach kritisiert worden, sowohl von untersuchten, als auch insbesondere von nicht untersuchten Bloggern. Neben der Kritik sind aber bisher nur wenige Vorschläge gemacht worden, wie die Auswahl von thematisch zusammenhängenden Weblogs sinnvollerweise gemacht werden könnte. Für mich ist dies eine spannende Forschungsfrage, die sich mit der zunehmend verteilten Publikation und Kommunikation im Internet immer stärker stellt. Zu Zeiten des Buchdrucks konnte man zu diesem Zweck Zeitschriften identifizieren, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigten und dann alle ihre Artikel als zu untersuchenden Korpus betrachten. Bei Websites, Weblogs, Wikis, Twitter etc. fehlt diese thematische Ordnung durch einen Verlag. Bei Weblogs kommen mir auf die Schnelle folgende Verfahren in den Sinn:

  • Blogrollanalyse (mit den derzeit diskutierten Nachteilen)
  • Inhaltsanalyse (welche Weblogs verwenden definierte Stichworte genügend oft)
  • Linkzitationsanalyse (welche Weblogs zitieren welche anderen Weblogs genügend oft)
  • Umfrage (wer nennt welche Weblogs als thematisch relevant)
  • Bestehende thematische Listen mit Selbsteintragsmöglichkeit (z.B. http://www.wissenschafts-cafe.net)

Sowohl bei der Fokussierung auf Weblogs und Kommentare als auch bei der Auswahlmethode Blogrollanalyse ist mir das Buch Everything is Miscellaneous (Biblionetz:b03258) von David Weinberger (Biblionetz:p01471) (deutsch: Das Ende der Schublade) in den Sinn gekommen. In der digitalen Welt lösen sich zunehmend trennscharfe Grenzen und disjunkte Kategorien auf. Es gibt nicht mehr wohldefinierte Publikationskategorien, es gibt nicht mehr klare Motivationen und Absichten hinter einer Publikation (Warum schreibt jemand ein Weblog?) etc. Es wird eine Zeit brauchen, bis wir dieser neuen Unordnung zurechtkommen und uns nicht mehr an bestehende Kategorien klammern. Dieses Klammern bemerke ich beim Biblionetz aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: Einerseits beobachte ich, wie andere Leute bisweilen Mühe bekunden, das Biblionetz einzuordnen und damit beurteilen zu können. Andererseits merke ich, dass das Biblionetz primär die Buchkulturwelt in der Internetwelt abbildet: Ich fokussiere auf Bücher und Texte, also traditionelle Publikationen mit (einigermassen) klar umrissenen Grenzen und Publikationsdaten. Das Biblionetz hätte aber Mühe, ein Wiki oder ein Etherpad zu verschlagworten (Wer sind Autoren, wann wurde es publiziert?)

Als Informatiker und Betreiber des Biblionetzes hat mich Schulmeisters Versuch einer Blog-Bibliometrie natürlich fasziniert. Ich liebe insbesondere solche Visualisierungen von Vernetzungen smile Und trotz den bisher genannten Problemen bei der Analyse von Kommunikation im Internetzeitalter hat diese Digitalisierung ja auch Vorteile: Gewisse Analysen liessen sich automatisieren. Es wäre ja spannend und würde die Navigation und damit das Verständnis fördern, wenn sich solche Nachrichtenbeziehungsnetze automatisch analysieren und visualisieren liessen. Während ich bei einer raschen Google-Suche zahlreiche Werkzeuge zur Visualisierung von Beziehungen in social networks gefunden habe, muss ich zur Analyse von Weblogs vermutlich noch etwas länger suchen.

Ich möchte an dieser Stelle die Analyse des Kapitels fürs Erste abschliessen und dafür einen Blick darauf werfen, was sich in den letzten 48 Stunden im Netz so getan hat. Es hat sich etwas getan. Es wurde kommentiert und zwar wie wild. Insbesondere zu Beginn teilweise so, dass mir die Bezeichnung Kommentarkultur etwas unpassend schien, aber es ist erstaunlich, was in kurzer Zeit so alles passiert ist. Öffentlich sichtbar wurde getwittert, gebloggt und gemeinsam an einer Replik geschrieben. Damit fand ein fliegender Werkzeugwechsel statt, wie er derzeit immer alltäglicher wird (und ich unter VirtuellBrainstormen auch schon beschrieben habe). Helge Städtler hat sogar auf einer Web-Seite zwei Etherpads untereinander gestellt, damit das Erstellen einer verdichteteren Replik aus dem Text einer ersten Version einfacher wird:

kommentarkultur2.jpg

Je länger ich mit dem Beenden dieses Beitrags warte, desto mehr Weblogbeiträge werden es:

"Beforschte": Nicht Beforschte:

Es wäre doch jetzt spannend, diese Beiträge automatisch als Netzwerk und Zeitleiste darstellen zu können (früher hatte ich mal die Hoffnung, dass Technorati sowas entwickeln würde...).

Ich finde bisher die gesamte Entwicklung rund um den Artikel von Schulmeister sehr spannend, auch wenn er unter anderem bestätigt, was Schulmeister befürchtet: Welcher Wissenschafter kann ernsthaft mit dieser Informationsflut mithalten?

Was mir bisher jedoch fehlt, ist eine direkter Austausch mit Rolf Schulmeister. Was war die Absicht hinter diesem Artikel? Ist er mit den nun geäusserten Rezeptionen und Rezensionen einverstanden? Auf dieser Ebene muss der Dialog noch stattfinden. Bisher gab es erst Artikel - Reaktionen - deutlich zu wenig für eine Kommunikation...

  1. Was mir besonders gut hier gefällt, ist die Beschreibung der vernetzten Kommunikationskanäle ziemlich am Anfang.
  2. Schulmeister hat auf die Etherpad-Diskussion reagiert, und zwar in einer PDF-Datei
-- Main.PeterRingeisen - 16 Feb 2010

Handyverbote

16 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Schul-ICT
Da ich weder auf den Webseiten des Schul- und Sportdepartements noch denjenigen des Volksschulamtes der Stadt Zürich irgendwelche Informationen gefunden habe, hier der entsprechende Artikel aus der NZZ:

Keine MP3-Player mehr auf dem Pausenplatz

Stadt Zürich verbietet in den Schulen alle elektronischen Geräte

Ab kommendem Sommer gilt an den Schulen in der Stadt Zürich eine neue Hausordnung: Neu sind in Schulhäusern und auf Pausenplätzen nicht nur Mobiltelefone verboten, sondern auch alle anderen elektronischen Geräte wie MP3-Player.

(sda) Die neue Hausordnung verbietet in den Stadtzürcher Schulen ab Sommer alle elektronischen Geräte. Grund für diese Ergänzung ist, dass sich die Geräte optisch immer ähnlicher werden, ein MP3-Player heute also wie ein Mobiltelefon aussieht.

Es sei für die Lehrer sehr mühsam, wenn sie bei jedem Schüler kontrollieren müssten, welches Gerät dieser gerade benutze, sagte Marc Caprez, Sprecher des Zürcher Schul- und Sportdepartementes, auf Anfrage. Er bestätigte einen entsprechenden Artikel der «Zürcher Landzeitung» vom Freitag, wonach die Hausordnung der Zürcher Volksschulen um ein Verbot jeglicher elektronischer Geräte ergänzt wird.

Man wolle den Pausenplatz als sozialen Ort erhalten. «Die Kinder sollen miteinander reden, sich entspannen», sagte Caprez weiter. Elektronische Geräte seien dabei nicht förderlich. «Es besteht zudem die Gefahr des Mobbings, vor allem, wenn die Geräte eine Kamera integriert haben.»

Es komme oft vor, dass durch das Versenden von Fotos oder Filmen Mitschüler blossgestellt würden. Was die Durchsetzung des Verbots betrifft, sieht das Schuldepartement keine Probleme. Das Handy-Verbot sei von den Schülern mittlerweile auch gut akzeptiert und kein Thema mehr.

Dazu ein Zitat aus der Broschüre Handy im Schulfeld PDF-Dokument (Biblionetz:t10694) von Rolf Deubelbeiss und Peter Holzwarth von der PH Zürich:

Ein Handyverbot kann zwar als kurzfristige Massnahme sinnvoll sein, um eine schwierige Situation in einem Schulhaus zu entschärfen. Der Trend zu mobilen Kleincomputern ist allerdings gesellschaftlich so breit und ausgeprägt, dass die Schule mittelfristig nicht darum herumkommt, deren Besitz und Nutzung in einem medienpädagogischen Konzept zu integrieren, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.

Beschränkt sich jedoch die schulische Auseinandersetzung mit Handys auf ein blosses Verbannen und Verbieten, dann könnte dies als pädagogische Bankrott-Erklärung verstanden werden.
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App-Phone

12 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz
Ich bin ja bekanntermassen als Biblionetzkar ein Begriffs-Fetischist und kann mich stundenlang mit Definitionen und Hierarchien herumschlagen:
  • Was bedeutet E-Learning und Blended Learning und wo liegt der Unterschied?
  • oder: Wie verhalten sich die Begriffe Medienpädagogik, Mediendidaktik, Medienbildung, Medienerziehung zueinander und was bedeuten sie überhaupt? (siehe auch Kerres: pars pro toto)

Diesmal geht's nicht um Begriffe im Bereich Bildung und Schule, sondern um Technik. Auch ich verzweifle zuweilen ob der technischen Entwicklung, denn die Konvergenz macht mir meine schön zurecht gelegten Begriffsschubladen zunichte:

Früher (TM) war es einfacher. Es gab Notebooks (Biblionetz:w00829) und wenn diese in der Schule eingesetzt wurden, dann waren das eben Notebooks in der Schule (Biblionetz:w00970). Hatte jede Lehrperson ein Notebook, dann hiess das (bei mir) Ein Notebook pro LehrerIn (ENpL) (Biblionetz:w01038) und hatten alle Lernenden persönliche Geräte, so hiess das logischerweise Ein Notebook pro SchülerIn (ENps) (Biblionetz:w00753). Soweit, so gut. Auch Handhelds / PDAs (Biblionetz:w01547) stellten noch kein grösseres Problem dar. Da gab es dann einfach Handhelds / PDA in school (Biblionetz:w01551).

Doch nun wird's kompliziert: Es gibt Mobiltelefone (Biblionetz:w01949). Und Mobiltelefone in der Schule (Biblionetz:w01971). Mobiltelefone konnten ursprünglich nur telefonieren. Somit waren sie keine Handhelds. Irgendwann waren aber auf gewissen Mobiltelefonen zusätzliche Programme verfügbar (Taschenrechner, Agenda, Spiele etc.). Ein neuer Begriff fing an, sich zu verbreiten: Smartphones (bisher nicht im Biblionetz). Sind jetzt Smartphones Handhelds mit denen man auch noch telefonieren kann? Muss ich jetzt den Begriff Smartphones ins Biblionetz aufnehmen, damit ich Papers zum Einsatz von Smartphones in der Schule von solchen zum Einsatz von simplen Telefonen unterscheiden kann?

Wenn ich versuche, unser iPhone-Projekt einzuordnen: Eigentlich ist die Telefonfunktion nicht so relevant. Also ist es irreführend, es als Mobiltelefonprojekt zu klassifizieren. Es ist eher ein Handheldprojekt. Im Unterschied zu traditionellen (!) Handheldprojekten verfügen die iPhones aber jederzeit und überall über einen Internetzugang. Diese Eigenschaft ist relevant für das Projekt. Also Smartphone-Projekt?

Vor einiger Zeit bin ich bei gizmodo über einen weiteren Begriff gestolpert, der mir einleuchtet: App-Phone. Dabei steht App nicht etwa für Apple, sondern für die Möglichkeit, zusätzliche Applikationen auf das Gerät zu laden. Damit erhöht sich der Freiheitsgrad des Geräts:

  • Mobiltelefon: Ein fix installiertes Programm "Telefon"
  • Smartphone: Eine fix vom Hersteller vordefinierte Auswahl von Programmen
  • App-Phone: Eine fix vom Hersteller zur Verfügung gestellte Plattform für eine beliebige Anzahl Programme

Beim Mobiltelefon habe ich also ein Werkzeug, beim Smartphone eine fixe Werkzeugsammlung und beim App-Phone einen Werkzeugkoffer.

Gefällt mir, dieser Begriff.

P.S.: Angesichts der rigiden Gatekeeper-Funktion von Apples bei der Zulassung von Apps könnte man auch eine vierte Kategorie namens FOSS-Phone propagieren. Auf solchen Geräten lassen sich auch Änderungen am Betriebssystem vornehmen und es bestehen keinerlei Einschränkungen bezüglich möglicher Programme. Derzeit scheint allerdings ausserhalb der FOSS-Community das Bewusstsein für die Gefahren solcher gated-app-environments noch nicht allzu verbreitet zu sein, so dass dieser Begriff derzeit wenig Verbreitungschancen hat...


Wenn ich das richtig sehe, wird das Nokia N900 ein FOSS-Phone. Es zeichnet sich ab, dass es sehr eng an die QT- und KDE-Gemeinde angebunden sein wird.

-- Main.RomeyW - 12 Feb 2010

Wer treibt wen & was hält wen ab?

05 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Schul-ICT
So, seit nun bald einer Woche läuft die von mir moderierte Diskussion Technologie und Bildung: Wer treibt wen? im Rahmen des EducationalTrendspotting - Prozesses für die SFEM-Tagung 2010.

Die Diskussion gewinnt langsam an Schwung. Es geht um die Frage, welche Strategien des Change Managements sich für die Bildung eignen würden, ob es sich um verfehlten Technikdeterminismus (Biblionetz:w02180) handelt, wenn man von Technologie als Trendtreiber spricht und ob die Frage des Verhältnisses von Technologie und Bildung überhaupt relevant sei in der heutigen Zeit und nicht eher emotionale Bildung notwendig sei.

In verschiedenen Diskussionssträngen habe ich festgestellt, dass die Ausgangsthese "Die Technologie ist Trendtreiber - Das Bildungswesen hinkt nach" zu schwammig bzw. mehrdeutig formuliert ist und für eine Diskussion der Präzisierung bedarf. Ich habe dies heute mit folgendem Diagramm versucht:

wer-treibt-wen.jpg

Die Einflüsse (1) und (2) betreffen die beiden Gebiete ICT und Bildung insgesamt, während die Einflüsse (3) und (4) jeweils den Einfluss des einen Gebiets auf den gemeinsamen Schnittpunkt betreffen. So lässt sich nun fragen, ob ICT die Bildung stärker beeinflusst oder umgekehrt die Bildung stärker ICT. Evtl. einfacher zu beantworten (wenn überhaupt) scheint mir der gemeinsame Bereich von ICT und Bildung. Wie sieht es hier aus? Welche Impulse, Ziele und Methoden kommen von Seiten der ICT und welche von der Bildungsseite?

Was hält wen ab?

Soviel zum Inhaltlichen. Daneben möchte ich auf einer Metaebene auch noch einen Blick auf den Prozess als solches werfen. Bis jetzt sind 41 Beiträge gepostet worden von 7 verschiedenen Personen. Das ist nicht gerade viel. Woran könnte das liegen?

Ich habe relativ viel Werbung gemacht für diese Diskussion: Ich habe gebloggt, getwittert, meine Skype-Meldung eine Zeit lang entsprechend gesetzt, entsprechende Hinweise vermailt und face-to-face™ geworben. Auch die SFEM hat recht eifrig die Werbetrommel gerührt. Resultat sind sieben diskutierende Personen. Für mich Ausdruck der heute herrschenden Informationsflut (Biblionetz:w00430) und der daraus resultierenden Aufmerksamkeitsökonomie (Biblionetz:w00502). Es bestätigt die bekannte Tatsache, dass heute niemand mehr auf eine Diskussionsmöglichkeit im Internet wartet, im Gegenteil. Es hat zu viele davon.

Etwas hätte man aber besser machen können. Die Diskussion findet - obwohl alle eingeladen sind - hinter verschlossenen Türen statt. Bereits um die bisherige Debatte lesen zu können, muss man sich mit E-Mail-Adresse registrieren, die Bestätigungsmail abwarten und bestätigen und danach noch ein zweites Passwort eintippen. Diese Hürden sind unnötig und halten meiner Ansicht nach gewisse Leute ab, sich die Diskussion mindestens einmal anzuschauen!

Dank meines Weblogs habe ich Zahlen, welche meine Aussage stützen: In der vergangenen Woche wurde mein Posting Technologie und Bildung: Wer treibt wen? 640 mal abgerufen. Dank feejit.com weiss ich, dass anschliessend oft auf einen Link zur Diskussion geklickt wurde. Dies bedeutet, dass jemand das Interesse hatte, in die Diskussion hineinzuschauen. In der vergangenen Woche haben sich aber maximal fünf Personen aufgrund meines Blogpostings bei der Diskussionsplattform registriert. Dies ergibt eine Konversionsrate von weniger als einem Prozent!

Liebe Veranstalter von öffentlichen Diskussionen: Baut keine unnötigen technisch-organisatorischen Hürden ein!


Update: Unterdessen wurde ich von mehreren LeserInnen zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja selbst nicht einhalte, was ich hier verlange: Auch mein Weblog würde ja zum kommentieren eine Registration verlangen. Ja, das stimmt natürlich. Aber mindestens lesen kann man mein Weblog ohne Registration wink

-- Main.BeatDoebeli - 05 Feb 2010

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