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Erstaunlicherweise hat niemand auf meine Frage vor sechs Wochen reagiert, ob Thin Clients nun primarschultauglich seien. Doch die Werbeoffensive seitens der Thin-Client-Hersteller rollt weiter. Seit etwa einem halben Jahr ist ein neues Argument dazu gekommen:

Mit Thin Clients lässt sich Energie sparen.

An und für sich eine sympathische Aussage, die erst noch zwei Zielgruppen anspricht: Einerseits die Umweltschonenwollenden, andererseits auch die Ökonomisch Denkenden, denn Energie heisst auch Energiekosten.

Vor kurzem ist mir die Broschüre Energieeffizienter IT-Einsatz an Schulen (Biblionetz:t09782), herausgegeben von proKlima GmbH, in die Hände gefallen. Die Broschüre, das verrät bereits der Untertitel, sieht hier vor allem eine Lösung: Thin Clients und Kompaktcomputer als neue Optionen
Das scheint mir nun etwas gar einseitig zu sein. Selbstverständlich kann man mit Thin Clients im Vergleich zu traditionellen Desktops Energie sparen, doch das geht auch mit Notebooks, Netbooks, Handhelds oder Smartphones. Davon steht jedoch kein Wort in der Broschüre.

Was jedoch u.a. auch in der Broschüre steht, ist Wasser auf meine Mühlen:

Als Thin Clients fanden ebenfalls nicht die einfachsten Geräte Verwendung. Die Schule installierte Thin Clients, die mit 1GHz-Prozessoren über eigene Rechenleistung verfügen. Erforderlich war dies, da in der Grundschulsoftware viele animierte Flash-Anwendungen integriert sind, die die Rechenleistung deutlich fordern. Aus dem Grunde hoher Leistung verblieben auch drei konventio- nelle Computer im Computerraum. Diese sind für Multimedia-AGs der Hauptschule vorgesehen, deren Anforderungen das Server-Thin-Client-System überfordern würden.

Dies bestätigt unsere im Jahr 2006 erneut aufgestellte Empfehlung Betreiben Sie keine Thin-Client Systeme an Schulen mit Multimedia-Anforderungen.

Die Universität Paderborn setzt mit der Aktion "Deine Universität in Deiner Tasche" ein starkes Signal, indem sie im kommenden Wintersemester alle StudienanfängerInnen mit einem kostenlosen Netbook ausstattet, das durch Sponsoren finanziert wird.

Damit macht die Universität Paderborn gleich mehrere Aussagen:
  • Für ein Studium braucht man heute einen mobilen Computer
  • Netbooks eignen sich als mobile Computer fürs Studium, es muss kein grosser Notebook sein

Auf der inhaltlichen Ebene ist es natürlich spannend, wenn man davon ausgehen kann, dass alle Studierenden ein Gerät mit Internetzugang zur Verfügung haben. (Dank Sponsoring ist es auch keine Pflicht, über die geklagt wird, sollte ICT nicht genügend in der Ausbildung eingesetzt werden...)

Aber auch organisatorisch finde ich das Projekt spannend. Haben alle Studierenden das gleiche Notebook, so könnte sich der Aufwand für den Support gleich aus mehreren Gründen reduzieren:
  • Der Support muss primär ein Computermodell kennen und supporten
  • Die Chance, dass sich die Studierenden gegenseitig helfen können, ist viel grösser, als wenn alle Studierenden ein unterschiedliches Modell mit sich herumtragen

Die IT-Abteilung kann den Einstieg für die Studierenden zusätzlich vereinfachen, indem auf den Geräten bereits die universitätsspezifischen Einstellungen für Drucker, VPN usw. vorkonfiguriert sind, damit die Studierenden buchstäblich aufklappen und loslernen können.

Ein vermutlich häufiger Einwand gegen das Projekt wird sein: "Aber die Studierenden haben doch bereits ein Notebook, warum jetzt nochmals ein Gerät?" Zumindest an Schweizer PHs mache ich die Erfahrung, dass sich die Studierenden gegen anderslautende Empfehlungen das grösste und schwerste Gerät kaufen, das auf dem Markt erhältlich ist, weil es in der neuen eigenen Studentenwohnung oder WG auch noch als Fernseher und DVD-Player dienen soll. Die Dinger sind dann oft so schwer, dass sie entweder gleich ganz zuhause bleiben oder mindestens im Kästchen oder im Rucksack. Nichts mit schnell aufklappen und was aufschreiben oder nachschauen.

Hmm, warum macht das keine Schweizer Hochschule?

P.S.: Natürlich höre ich schon leise die Kritiker tuscheln, ein Berg von Netbooks mache noch keine gute Lehre. Recht haben sie. Aber fehlende, nicht funktionierende oder falsch konfigurierte ICT macht noch weniger gute Lehre. Mit dieser Aktion werden zumindest auf der technischen Ebene Voraussetzungen geschaffen, die es dann inhaltliche zu nutzen gilt.

via e-teaching.org So so, Paderborn macht jetzt ONPS statt OLPC?!

-- Main.JoWe - 08 Jun 2009 Also, das tönt doch schon mal ganz gut - aus Verwaltungs- und IT-technischer Sicht. Vorkonfigurierte und möglichst zugenagelte Netbooks, die aber einfach zu supporten sind, werden wohl nur wenige Studierende glücklich machen. Meine Erfahrungen zeigen eher, dass sie einen einfachen Zugang zum Web wollen und dort gut aufbereitete, unterstützende Materialien zu den Vorlesungen (Doku, Podcast, Videocast…). Ebenso haben sie nichts gegen DozentInnen, welche es begrüssen, wenn Studis neue Medien in der Vorlesung nutzen, anstatt Nase und Stirn zu runzeln oder den Einsatz gar zu "verbieten". Ach ja, und dann wäre da noch die Kraftübung, Dozierende medienkompetent zu machen und aus dem (medien-()didaktischen Dornröschenschlaf zu holen.

-- Main.DannyFrischknecht - 29 Jun 2009

Dieser Tage ist die Ausgabe 74 (Biblionetz:b03674) der Zeitschrift Computer und Unterricht (Biblionetz:j00002) zum Thema Informationskompetenz (Biblionetz:w00543) erschienen. Ich bin noch nicht dazu gekommen, alle Beiträge zu studieren, aber die Ausgabe scheint mir einen aktuellen Überblick zum Thema zu bieten, so dass ich sie wohl mehr als einmal als Einstieg ins Thema weiter empfehlen werde...

In mehr als einem Artikel ist - wenig überraschend - von Wikipedia die Rede. Alle verwenden Wikipedia - praktisch niemand kennt die Entstehungsweise der Inhalte - etwa so lässt sich die Situation an Schulen (und Hochschulen) zusammenfassen. Erst letzte Woche habe ich wieder von einer Schweizer PH gehört, die das zitieren von Wikipedia verbietet, mit der lapidaren Begründung, die Inhalte seien nicht zuverlässig. Etwas gar pauschal, wie mir scheinen will. Es wäre ja spannend, ob in dieser PH der Nature-Artikel bekannt ist, welcher Wikipedia mit renommierten Verlags-Lexika verglichen hat ("Internet encyclopaedias go head to head", Biblionetz:t05319)...

Der Herausgeber der aktuellen Ausgabe, Wolf-Rüdiger Wagner (Biblionetz:p00817) meint denn auch:

Wikipedia - zusehen, wie ein Lexikon entsteht Es scheint für die in den Massenmedien und in der pädagogisch interessierten Öffentlichkeit geführte Auseinandersetzung mit dem Internet typisch, dass man sich auf die - durchaus berechtigten - kritischen Einwände konzentriert, ohne die positiven Entwicklungen und Möglichkeiten zu sehen. So stößt man in den Medien auch oft auf Warnungen vor Wikipedia. Meist geht es darum, anhand von Fehlern, tendenziösen Beiträgen und Manipulationsversuchen nachzuweisen, wie unzuverlässig ein redaktionell unbetreutes Nachschlagewerk sein muss, an dem jeder mitschreiben kann.

Die besonderen Chancen, die Wikipedia durch seine "doppelte Existenz" als lnformationsspeicher und Diskussionsraum für die Vermittlung von lnformationskompetenz bietet, werden dagegen kaum thematisiert.

Am Zentrum für Bildungsinformatik (Biblionetz:p06014) ist nun ein Werkzeug am Entstehen, das allen Wikipedia-Nutzenden, insbesondere aber auch Lehrpersonen und SchülerInnen helfen soll, die Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Artikeln einschätzen und diskutieren zu können.

Die Plattform wikibu.ch liefert zu jedem Wikipedia-Artikel zur Beurteilung seiner Qualität relevante Metadaten und verwurstet gewisse dieser Daten zu einer Wikibu-Punkte genannten Bewertung:

wikibu01.jpg

Zur Bewertung der Qualität von Wikipedia-Artikel dienen folgende Daten und Hypothesen:

  • Anzahl Besucher: Umso häufiger ein Wikipedia-Artikel besucht wird, desto wahrscheinlicher werden allfällige Fehler von den Besuchenden korrigiert.
  • Anzahl Autoren: Je mehr Autoren an einem Artikel mitschreiben, desto wahrscheinlicher fliessen verschiedene Sichtweisen ein und machen den Artikel ausgewogener.
  • Anzahl Verweise: Je öfter ein Artikel auf anderen Wikipedia-Artikeln verlinkt ist, desto relevanter dürfte der Inhalt des Artikels sein.
  • Quellennachweise: Besonders bei kontrovers diskutierten Themen sind Quellenangaben wichtig.

Natürlich kann man nun zu diskutieren beginnen, ob sich die Qualität eines Artikels wirklich alleine aufgrund solch linear formulierter Hypothesen von Metadaten bewerten lässt. Natürlich nicht. Aber es wäre ja schon mal viel gewonnen, wenn Lernende und Lehrende (!) diese groben Abschätzungen überhaupt mal kennen würden. Darum ist diesem Projekt eine grosse Verbreitung zu wünschen!

Damit dies Lehrpersonen einfacher fällt, gibt's auf der Website auch Hinweise zur Unterrichtsgestaltung für Lehrpersonen PDF-Dokument

http://wikibu.ch

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07 June 2009 | Beat Döbeli Honegger | Geek

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07 June 2009 | Beat Döbeli Honegger

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