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Kritik am educaguide Infrastruktur

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Wer austeilt, muss auch einstecken können: In der Tagungsdokumentation zum Münchenwiler SATW-Workshop ICT & School Organisation (Biblionetz:b03614) wird der 2006 erschienene educaguide Infrastruktur (Biblionetz:b03000) als veraltet bezeichnet:

Der educaguide Infrastrukutur ist schon einige Jahre alt. Er wird in der Praxis nicht mehr als Referenzrahmen gebraucht. Dies vor allem aus dem Grund, weil die Empfehlungen zu hohe Investitionskosten und wiederkehrende Kosten für die Schulgemeinden generieren.

Meiner Meinung nach ist diese Kritik nicht sehr stichhaltig:
  • Einerseits richtet sie sich nur gegen den Kostenrechner im educaguide. Dies ist aber nur ein Element in einem grösseren Rahmen, dessen Inhalte meiner Ansicht nach noch immer gültig und relevant sind.
  • Des weiteren lassen sich im Kostenrechner die Höhe der einzelnen Elemente anpassen. Wer also der Meinung ist, dass ein mobiles Arbeitsgerät für die Schule in der Beschaffung inkl. Erstinstallation nicht mehr CHF 2500.- kostet, der passt einfach den entsprechenden Betrag im Kostenrechner an. Dafür muss der educaGuide nicht neu geschrieben werden.
  • Die Kritik, dass unsere Zahlen zu hoch gegriffen sind, begleitet mich nun seit 10 Jahren. Dabei sind es meist die Geldgeber (Politik, Behörden), welche die Zahlen kritisieren und die Praktiker vor Ort, welche die Zahlen bestätigen. Leider fehlen aktuelle Untersuchungen dazu. Interessant könnte in diesem Zusammenhang die 2008 publizierte Benchmarkingstudie von Andreas Breiter, Arne Fischer und Björn Eric Stolpmann sein: Planung, Analyse und Benchmarking der Gesamtausgaben von IT-Systemlösungen für die pädagogische Nutzung neuer Medien in Schulen (Biblionetz:b03586).

Als Empfehlung wird vom SATW-Workshop ICT & School Organisation vorgeschlagen:

Wir empfehlen eine komplette Überarbeitung des educaguide Infrastruktur. Hierbei müssen konkrete Zahlen und vordefnierte IT-Lösungen durch ganzheitliche Szenarien ersetzt werden. Die neuen Empfehlungen sind eine Wegleitung zur Standortbestimmung, Bedürfnisanalysen bis hin zu betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen und Return on Investment resp. Return on Education Rechnungen. Der educaguide muss so konzipiert sein, dass er zukünftig flexibel erweiterbar und anpassbar ist. Zurzeit ist er zu statisch.

Zur Flexibilität: Alle Autoren der educaguides haben bei der Erstellung für die Nutzung eines Wikis plädiert, was aber von Seiten des SFIB damals abgelehnt worden ist. Der educaguide Infrastruktur ist meines Wissens der einzige der Guides, der auf einem Wiki entwickelt und auch heute noch in Wikiform verfügbar ist.

Für eine gelegentliche Überarbeitung bzw. Neufassung von Empfehlungen in technischer und organisatorischer Hinsicht bin ich durchaus zu haben. Nur bin ich der Meinung, dass der educaguide noch nicht so veraltet ist, dass er bereits jetzt überarbeitet werden müsste. Was "ganzheitliche Szenarien" im Detail bedeuten ist mir noch nicht so klar, aber dass ich meine Zweifel an "Return on Education Rechnungen habe, weiss ich bereits.

Digitalisieren auf die harte Tour

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz
Ich liebe Bücher, ich liebe aber auch PDFs, denn die habe ich immer dabei, lassen sich durchsuchen und Zitate lassen sich einfach kopieren und anderswo einfügen. So kann es durchaus vorkommen, dass ich den Wunsch nach einem PDF verspüre, selbst wenn ich das Buch physisch besitze.

Am schönsten ist es natürlich, wenn es das Werk als e-Book gibt, denn solche PDFs sind schlank und sichtbarer Text ist (abgesehen von ärgerlichen Kopierschutzversuchen) auch kopierbar. Doch manchmal muss man selbst aktiv werden und etwas einscannen. Je dicker das Werk, desto zeitaufwändiger und mühsamer, insbesondere wenn einem dabei der Einzelblatteinzug des Scanners hämisch anlacht.

Doch seit kurzem müssen Bücher sich vor mir fürchten, denn ich habe nun Zugang zu einer wunderbaren Buchschneidmaschine:

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Das Gerät scheint sehr alt und kann Buchrücken der dicksten Werke mit einer Armbewegung sauber abtrennen, wie ich gleich am Buch Die neue Bildungskrise (Biblionetz:b00127) demonstrieren werde.

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Man fixiere das Buch in der Maschine und lasse nachher mit Hebelwirkung das lange und seeehr scharfe Messer den Buchrücken abtrennen:

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Zack, und nun hat das Buch im Einzelblatteinzug Platz:

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Scannen, OCR und schon bald hat's im Biblionetz eine kleine, feine Zeile mehr:

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P.S.: Solcherart gescannte Werke kann ich aus Urheberrechtsgründen nicht als Download anbieten.


Der umgekehrte Weg wäre auch spannend: Manchmal hat man Bücher oder Dokumente nur in elektronischer Form und möchte sie gebunden in die Bibliothek stellen können. Hierzu ein Vorschlag/Service?

-- Main.RetoStauss - 24 Apr 2009 Hmm, bei Dokumenten mit weniger als 70 Seiten kann unser grosser Kopierapparat direkt eine Broschüre drucken und heften. Bei mehr als 70 Seiten behelfe ich mir mit der Ringbindemaschine. Ob es einen zahlbaren Book-on-demand Service gibt, dem man ein PDF schicken kann und ein Buch zurückerhält, weiss ich nicht.

-- Main.BeatDoebeli - 24 Apr 2009

Zoomen in Präsentationen

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger
Bei einer Präsentation möchte man bisweilen dem Publikum von etwas einen Überblick geben und danach vertiefen.

img026.jpg
Drei Dimensionen technischer Entwicklung (Quelle)

Das am meisten verbreitete Präsentationsprogramme Powerpoint (Biblionetz:w01586) unterstützten dies bisher nicht mit einem geeigneten visuellen Werkzeug. Gemäss der Aussage

Jede neue Technologie wird anfänglich zur Imitation von Bisherigem verwendet. (Biblionetz:a00463)

baut sowohl Powerpoint als auch Keynote primär auf der Folienmetapher auf.

Doch nun scheint Bewegung in die Welt der Präsentationssoftware zu kommen. Da ist einerseits die Online-Präsentationssoftware Prezi zu erwähnen, die zuerst unter dem Namen Zui-Prezi (für Zooming User Interface ) bekannt gemacht wurde und nun der private beta entwachsen ist.

prezi.jpg

Prezi bietet eine grosse, unstrukturierte Fläche zur Präsentation an, auf der die Inhalte verteilt werden können. Präsentierende können den sichtbaren Bereich der Fläche beliebig verändern, indem sie den Ausschnitt verschieben oder hinein- und wieder herauszoomen. Es lassen sich vorgegebene Präsentationspfade abspeichern, die danach wieder abgerufen werden können. (Einen raschen Eindruck liefert diese Beispielpräsentation) Faszinierend, möchte ich gerne mal ausprobieren!

(Spätestens seit meinem 2 * 2 Meter Whiteboard - Wandschrank bin ich Fan von grossen Flächen...)

Unter dem Namen pptPlex bietet Microsoft Office Labs ebenfalls eine Zoomfunktion für Powerpoint 2007, allerdings sehr microsoft-typisch: Zoomen ja, aber kein Drehen und im Beispielvideo kommen zum Schluss immer Aufzählungspunkte zum Vorschein. Dröger kann eine Präsentation trotz innovativer Zoom-Funktion ja nicht sein. Es scheint fast, als ob Microsoft mit den Bullet-Points die unerwartete Attraktivität von Powerpoint-Präsenationen wieder dämpfen müsste...

pptflex.jpg

Via infosthetics.com habe ich nun erfahren, dass es von der University of Maryland (wo auch Ben Shneiderman beheimatet ist...) bereits seit 2002 unter dem Namen CounterPoint ein Plugin für Powerpoint gibt, welches das Arrangieren von mehreren Folien auf einer grossen Fläche und das Definieren von Präsentationspfaden erlaubt.

counterpoint.jpg

Ist es Zufall, dass Zoomen in Präsentationsprogramm vermehrt angeboten wird, seit multitouch Zoomen per Hardware sehr einfach und intuitiv gemacht hat? Präsentiere ich mit dem iPhone, so kann ich mit blossem Auseinanderziehen zweier Finger sehr schön und für das Publikum nachvollziehbar nach einem Überblick in die Details hineinzoomen.

P.S.: George Siemens hat gestern ebenfalls mit Prezi experimentiert und reflektiert darüber in seinem Weblog. Sein Fazit: Es ist vorallem der Neuigkeitsaspekt, der Prezi derzeit attraktiv macht. Präsentieren einmal alle mit Prezi, wird es genau so eintönig wie mit Powerpoint.
Das sehe ich nicht ganz gleich. Gezielt eingesetzt, kann zommen und allgemein den Fokus der Aufmerksamkeit steuern ein mächtiges didaktisches Werkzeug sein.

iphone-zoom.jpg

Hallo Beat,

der letzte Satz bei George Siemens lautet: "Once everyone is experimenting with Prezi, it will likely be just as annoying PowerPoint." Nachdem ich mir einige Beispiele dort angesehen habe, befürchte ich genau das … Gruß Joachim

-- Main.JoWe - 24 Apr 2009 Hallo, Beat,

wo Du Keynote schon ansprichst: da kann man Skalieren, Drehen, Transparenz ändern und natürlich verschieben; auf Wunsch auch gleichzeitig. Nur als vorgegebener Pfad, aber bei diesem konkreten Beispiel wusstest du ja auch vorher, was du zeigen wolltest wink So kann es aussehen:
http://idisk.mac.com/torsten.otto-Public/Keynote-Animation.mov
Zum Weiterschalten bitte jeweils auf das Bild klicken.

Viele Grüße, Torsten

-- Main.TorstenOtto - 24 Apr 2009

OK Torsten,

Du zeigst mir wieder mal, dass man auch beim Bloggen nie was behaupten sollte, ohne die Behauptung vorher überprüft zu haben. Danke für die Korrektur...

-- Main.BeatDoebeli - 24 Apr 2009 Hallo Joachim,

Ja, George Siemens Präsentation verursacht schon nach kurzem Schwindel. Das kann allerdings auch daran liegen, dass er (und wir alle) noch keine Übung haben, diese Funktionalität sinnbringend (und entsprechend dezent) einzusetzen. Auch bei Powerpoint wurden (und werden) Animationen so schrecklich eingesetzt, dass gewisse Powerpoint-Kritiker das Kind mit dem Bade ausschütten und gleich das ganze Programm verteufeln.

-- Main.BeatDoebeli - 24 Apr 2009

Myst für das iPhone

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger
Nur ein kurzer Hinweis für Geeks

myst-iphone.jpg

Bald wird es das Computerspiel Myst in einer Version für das iPhone geben. Da kommt bei mir die Versuchung auf, da weiter zu spielen, wo ich mangels Zeit vor Jahren aufgehört habe... wink

Aber ob ich jetzt mehr Zeit habe?

Intel Classmate Tablet

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger | OLPC, Tablet-PC
An der Tagung Das Ende der Kreidezeit? heute vor einer Woche konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Netbooks ausleihen, um auch praktische Erfahrungen mit dem Tagungsthema machen zu können. Unter anderem war auch der Intel Classmate, der Nachahmer des OLPC-XO verfügbar.

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Der Classmate 2

Das hat mich mässig interessiert, einerseits weil die Eigenschaften des Classmate hinter denen des XO zurückstehen, andererseits weil Intel im OLPC eine eher unrühmliche Rolle gespielt haben soll (siehe z.B. bei cnet.com).

Hellhörig wurde ich allerdings als ich erfuhr, dass auch die kommende Tablet-PC-Version des Classmate zu besichtigen sei. Damit überholt Intel OLPC in mindestens einer Eigenschaft: Tablet-Funktionalität (Biblionetz:w01414). Mit US-amerikanischer Tastatur ist das Tablet-Modell bereits lieferbar, mit deutscher (nicht: deutsch-schweizer...) Tastatur wird es in den kommenden Monaten ebenfalls erhältlich sein, wahlweise mit Windows XP Tablet Edition oder mit Linux:

classmate02.jpg
Der Classmate 3 Tablet, links mit Linux, rechts mit Windows XP Tablet-PC-Edition

Mit Tablet-Funktionalität, eingebauter Webcam und sechs Stunden Laufzeit mit der grösseren Batterie bei 1.3 kg klingt das ja schon sehr verlockend. Ethernet- und VGA-Anschluss zeigen, dass sich das Gerät auch an Nicht-Entwicklungsländer richtet, wo entsprechende Infrastruktur verfügbar ist.

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Grössenvergleich mit meinem TC1100

Apropos verfügbar: Verfügbarkeit ist ein schlagendes Argument für Pilotprojekte in Europa: Während es bei OLPC seit längerem sehr schwer zu sein scheint, weniger als mindestens 1000 Geräte bestellen zu können, ist der Classmate in Deutschland nach Auskunft von Intel auch einzeln lieferbar.

Damit wird auch die Prognose verständlich, dass die Verkaufszahlen des Classmate im Jahr 2009 diejenigen des OLPC XO übertreffen werden.

Für Hardcore-OLPC-Anhänger mag dies bitter sein, doch Verfügbarkeit ist eben auch eine Realität in diesem Spiel...

Ein anderer Gedanke: Schaffen damit Tablet-PCs doch noch den Durchbruch im Bildungswesen? (Biblionetz:w02061)

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