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Schweizer Jahr der Informatik gestartet

31 January 2008 | Beat Döbeli Honegger | Informatik, Veranstaltung
Gestern Abend war ich an der Eröffnungsveranstaltung des Schweizer Jahres der Informatik (informatica08). Unter der witzigen Moderation von Fernsehmoderator Stephan Klapproth referierten und diskutierten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Die beiden Keynotes hielten Bundesrätin Doris Leuthard und der Senior Vice President von Google, Urs Hölzle.

doris-leuthard.jpg

Doris Leuthard betonte in ihrer Rede (Biblionetz:t08214) die Bedeutung der Informatik für den Wirtschaftsstandort Schweiz:

Die gesamte ICT-Branche mit über 120'000 Beschäftigten ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und ein sehr innovativer Bereich mit interessanten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. ICT ist zu einem eigentlichen Wachstumsmotor für unsere Wirtschaft geworden.

Angesichts der enormen Möglichkeiten der Informatik sei es erstaunlich, dass immer weniger junge Leute eine Berufslehre oder ein Studium im Bereich Informatik beginnen würden. Es sei nun dringend an der Zeit zu handeln:

Wirtschaft und Politik müssen die Bedeutung des gesamten Informatik-Bereichs als grosser, wichtiger und rentabler Wirtschaftsfaktor für die Schweiz herausstreichen. Nur Gutes zu tun genügt nicht. Es muss uns gelingen, bewusst zu machen, dass ohne Informatik in der Schweiz - fast - nichts mehr läuft!

Doris Leuthard fordert deshalb:

  • Stärken wir die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer in Berufsmatura und Gymnasium.
  • Sorgen wir dafür, dass Informatik-Grundwissen stufengerecht von der obligatorischen Schule bis zu den Gymnasien vermittelt wird; Computer aufstellen und darauf schreiben und surfen genügt nicht.
  • Investieren wir in die Ausbildung von Informatikern und Informatikerinnen - dass der Frauenanteil an den ICT-Abschlüssen nur bei 10,4% liegt, genügt mir nicht.
  • Machen wir diesen anspruchsvollen Ausbildungsweg für junge Menschen mit Schlüssel- und Erfolgserlebnissen attraktiver.
  • Mobilisieren wir die Vorbilder aus der Branche als Botschafter und Botschafterinnen – beispielsweise unsere Berufsweltmeister.
  • Zeigen wir auf, dass Informatik-Arbeitsplätze nicht in erster Linie ins Ausland verschoben werden, weil dort die Arbeitskräfte für weniger Lohn zu haben sind, sondern weil es in der Schweiz zuwenig Informatiker gibt.

Insbesondere die gelb markierte Forderung hat mich natürlich gefreut und entspricht exakt den Folien Mythos 7: Anwendungswissen und Medienkompetenz reicht und Informatik nicht nur nutzen, sondern gestalten aus meinem Referat vom vergangenen Samstag.

hoelzle.jpg

Urs Hölzle von Google zeichnete ein düsteres Bild der Informatikausbildung in der Schweiz. Während bereits heute aufgrund aktueller Studierendenzahlen abschätzbar sei, dass im Jahr 2012 ganze 70 (!) Studierende ihr Informatik-Studium an der ETH Zürich abschliessen würden, würden in der bezüglich Fläche und Einwohnerzahl mit der Schweiz vergleichbaren Bay-Area bereits an den beiden Top-Universitäten Berkeley und Stanford jährlich 600 Diplome erteilt und 150 Studierende doktorieren. Hölzle zeigte sich auch skeptisch, ob das Jahr der Informatik viel bewirken werde, denn immerhin sei schon der 28. Januar und es sei noch nichts geschehen ...

Mit zu den Projekten, von denen bisher noch nichts zu sehen ist, gehört auch das von der Hasler Stiftung unterstützte Projekt iLearnIT.ch, das wir am Institut für Medien und Schule (IMS) der PHZ mit Hochdruck am erarbeiten sind. Mehr ab April 2008 ... ,

Schau genau

31 January 2008 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung
Das Internet ist keine unschuldige Blümchenwiese, Kinder und ihre Eltern müssen Lernen, dass im Internet auch Gefahren lauern und man sich vorsehen sollte, wo man sich bewegt und welche persönlichen Informationen man über sich preisgibt.

Bereits seit einiger Zeit werden deshalb auch in der Schweiz entsprechende Präventionskampagnen lanciert. Eine frühe Kampagne der Polizei (http://www.stopp-kinderpornografie.ch) gegen Ende 2004 empfand ich als eher zwiespältig:

Die Ästhetik und Sprache erinnerte mich an Aktenzeichen XY ungelöst und schien mir eher Ängste von besorgten Eltern und skeptischen Lehrpersonen dem Internet als Medium von Kindern und Jugendlichen gegenüber zu schüren, als Jugendliche vor den Gefahren zu warnen. Als damaliger Co-Leiter einer kantonalen Fachstelle für neue Medien im Unterricht wurden wir von den Initianten der Kampagne auch nicht einbezogen oder vorinformiert. Ein Elternabend, an dem nur über die problematischen und strafbaren Aspekte des Internets aus Sicht der Polizei informiert wurde, schien mir keine gute Voraussetzung für einen sinnvollen Interneteinsatz in Schule und Elternhaus zu sein.

Sehr gut gelungen finde ich hingegen die aktuelle (Plakat-)Kampagne der Stadt Zürich unter dem Titel Schau genau! (mit wem du chattest). Text- und Bildsprache malen nicht den Teufel an die Wand, sondern machen subtil auf das Problem aufmerksam:

schaugenau.jpg
Siehe auch:

Ubiquitous eLearning

30 January 2008 | Beat Döbeli Honegger | Veranstaltung
Vergangenen Freitag/Samstag war ich an der von Gabi Reinmann (Biblionetz:p01980) und Johannes Böttcher organisierten Tagung Schule als Learning Community und habe am Samstagmorgen selbst ein Referat gehalten zum Thema "*ubiquitous eLearning: Lernen in Zeiten allgegenwärtiger Informations- und Kommunikationstechnologie*

Meine Vorahnung hat sich bestätigt: Ich wurde tatsächlich am Freitagabend mehrfach auf mein Referat an der Fachtagung Web 2.0 und Schule in Goldau angesprochen, das auch als Video im Web verfügbar ist. Entsprechend waren die Erwartungen. Hmm, mir hat das Referat in Dillingen Spass gemacht und das Publikum schien mir auch nicht unglücklich zu sein wink

(Erste Reaktionen der Blogosphäre scheinen diesen Eindruck zu bestätigen).

Auch dieses Referat ist wiederum als Video im Netz verfügbar, einerseits von der Uni Augsburg in Form einer 825 MByte (!) grossen MPEG-Datei, andererseits (weil 825 MByte gewisse schulische Internetanbindungen und Firewalls überfordern) auch in einer heruntergerechneten Briefmarkenversion (320 x 240) auf meinem Server als Quicktime Movie:

%EMBEDQT{filename="http://beat.doebe.li/projects/dillingen08/doebeli_mobile_elearning.mov" width="320" height="240"}%

Wer eine Aversion gegen lange Videos hat (was ich sehr nachvollziehen kann!), findet hier auch die Folien.

Die Tagung in Dillingen war für mich sehr anregend und spannend. So habe ich einige Leute endlich mal real getroffen, denen ich bisher erst virtuell begegnet war und ich habe neue Wiki-Projekte kennen gelernt. Nach meinen Referat kam der Wunsch nach einem Wiki-Workshop auf, den ich zusammen mit Maria Eirich geleitet habe. Die Ergebnisse des Workshops sind stichwortartig im entsprechenden Beitrag des Tagungs-Weblogs nachzulesen.

Herzlichen Dank Gabi Reinmann und Johannes Böttcher für die Einladung und auch ihrem Team (vor allem Frau Prof. wink Dr. Eva Häuptle (Biblionetz:p03194)) für die gelungene Organisation!

Asus EEE PC

29 January 2008 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Als Microsoft im Sommer 2006 die Spezifikation des Ultra Mobile PC veröffentlichte und erste Geräte vorgestellt wurden, habe ich mich gefreut und mich auf den schulischen Einsatz von UMPCs gefreut. Angesichts der Preise ist meine Euphorie jedoch rasch wieder verflogen: Die bisher vorgestellten Geräte waren fast so teuer wie ausgewachsene Notebooks und stellten sich als absoluter Nischenmarkt heraus, dem auch die für schulische Zwecke notwendige Modellstabilität fehlen würde.

Der bisherige Erfolg Rummel um den OLPC, den vom MIT entwickelten Notebook für Entwicklungsländer, hat nun zur Folge, dass Bewegung in die Kleinstcomputerszene kommt. Der Computerhersteller ASUS hat vor kurzem den Asus Eee PC vorgestellt:

eeepc.jpg

Es handelt sich um ein 920 Gramm leichtes Subnotebook in A5-Grösse. Statt einer stromfressenden und erschütterungssensitiven Festplatte wird ein 4 GByte grosser Solid State Speicher verwendet, von dem allerdings nur 1.7 GByte für Userdaten zur Verfügung stehen. Der Rest wird von einem Linux-OS und vorinstallierten Programmen besetzt: OpenOffice, Thunderbird, Skype, Bilderverwaltung, Ebook-Reader, Webbrowser, Messaging und mehr ist standardmässig verfügbar. Dank LAN, WLAN, USB, VGA, Mikrofon- und Lautsprecher sowie einer eingebauten Kamera (!) lässt sich das Gerät erstaunlich vielseitig verwenden. Tastatur und insbesondere der Bildschirm (800 x 480) sind recht klein geraten, was aber für gewisse Schulstufen kein Problem darstellen sollte.

Während der Asus Eee PC in Deutschland ab Dezember 2007 für 299 Euro erhältlich sein wird, ist laut infoweek die Markteinführung in der Schweiz erst im 1. Quartal 2008 geplant.

Asus plant für 2008 den Verkauf von zwei bis fünf Millionen Geräten. Dies könnte den Einsatz in der Schule begünstigen, da die Verbreitung zur Entwicklung von schulspezifischen Software-Images führen könnte. Mit einem Preis von unter CHF 500 rücken schulische One-to-One-Computing Projekte (Biblionetz:w00753) in realistische Nähe.

(Ein erster Testbericht findet sich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift c't 24/2007, jkontheruns erste Eindrücke, jkontherun zeigt das Gerät seinem zehnjährigen Sohn).

Update 29.01.2008: Das Gerät ist bei digitec für CHF 499.- im Angebot, allerdings mit deutschem (nicht schweizer-deutschem) Tastaturlayout.

Schule als Learning Community

29 January 2008 | Beat Döbeli Honegger | Veranstaltung
Vielleicht als Veranstaltungsform etwas weniger trendy als die derzeit angesagten BarCamps, EduCamps und BibCamps, aber nicht weniger interessant: Am 25./26. Januar 2008 findet an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung eine zusammen mit dem Institut für Medien und Bildungstechnologie (imb) der Universität Augsburg (Gabi Reinmann) organisierte Tagung statt unter dem Motto

Neben Plenumsreferaten sind eine Podiumdsdiskussion und neun Workshops vorgesehen: Digitales Lehren und Lernen: Unterrichtsentwicklung durch Notebooks und Learning Management Systeme oder E-Portfolios im Unterricht - wie mir die Schule beim Knüpfen meines Lernnetzes hilft oder Schulsport 2.0 – von der schulnahen Reflexion zur lebensweltlichen Community machen doch neugierig auf diese Tagung...

Ich freue mich insbesondere, in Dillingen Herrn Rau und Klaus Himpsl im real life kennen zu lernen, da beide einen Workshop anbieten (Rau und Himpsl).

Was mir derzeit noch etwas Sorgen bereitet (BibberCamp?): Neben Peter Baumgartner, Gabi Reinmann, Johannes Böttcher und Herbert Jancke bin ich ebenfalls als Hauptreferent vorgesehen. Ich kann doch nicht schon wieder Märchen auftischen! wink

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Siehe auch:

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