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Im Turicum durch die Stadt

30 December 2014 | Beat Döbeli Honegger
Gestern Sonntagabend hat das Twike-Fahren (Biblionetz:w02093) wieder mal besonders Spass gemacht. Heftiges Schneetreiben in der Stadt, Schneematsch auf den Strassen. In der Schlyfi blieb der 34er-Bus im Schnee stecken, bzw. konnte die Steigung nicht mehr bewältigen. In solchen Situationen ist es dann eine Freude, den Blinker rauszutun und mit dem Elektromobil am stehen gebliebenen Bus vorbeizufahren (Bei der Heimfahrt habe ich gar ein SUV überholt - mache ich ja sonst nicht oft, aber 19km/h auf gerader Strecke war mir dann doch zu langsam...)

w02093.jpg

Heute habe ich nun im Tages anzeiger über die Pionierzeit der Zürcher Automobilindustrie gelesen (Biblionetz:t17371), insbesondere über die dreirädrigen Elektromobile (Biblionetz:w02092) der Tribelhorn AG :

tribelhorn.jpg

Eine besondere Stellung unter den Zürcher Autofabriken nimmt Tribelhorn ein. Der Elektrotechniker Johann Albert Tribelhorn beginnt 1902 mit dem Bau elektrisch betriebener Personenwagen und Nutzfahrzeuge. Das Problem der geringen Reichweite von Akkumulatoren-versorgten Elektrofahrzeugen versucht der gebürtige Zürcher mit einem Netz von Aufladestationen zu lösen. 1912 stehen 24 Stationen in der Deutschschweiz zur Verfügung, eine davon befindet sich direkt beim Elektrizitätswerk Selnau.

[...]

Neben den sehr populären zweiplätzigen Ärzteautos, die rund 9500 Franken kosten, stellt Tribelhorn auch Luxuswagen her. Vor allem Vertreter des Grossbürgertums, wie Sprüngli in Kilchberg oder Sulzer-Seifert in Winterthur, fahren diese Karossen. Je nach Typ sind die Autos für Selbstfahrer oder Chauffeure gebaut. Letztere sind Gefährte, die Kutschen ähneln. Für die Chauffeure offeriert Tribelhorn drei- bis viertägige kostenlose Fahrkurse. Die Chauffeure müssen sich auch mit der Technik des Fahrzeugs vertraut machen. Sind die Leistungen der angehenden Berufsfahrer genügend, erhalten sie ein Zeugnis als «Elektromobilführer» ausgestellt.

IsaTwike

Kurs: Persönliches Wissensmanagement mit digitalen Werkzeugen

16 December 2014 | Beat Döbeli Honegger
Seit einigen Jahren leite ich jeweils im Januar einen Weiterbildungskurs an der PHSZ:

Persönliches Wissensmanagement mit digitalen Werkzeugen

Kursziel
Lehrpersonen sind Knowledge-Worker. Sie benötigen Strategien und Werkzeuge, um die zunehmende Informationsfülle bewältigen und sich selbst à jour halten zu können. Der Kurs bietet Gelegenheit, die eigenen Wissensmanagementstrategien zu überdenken sowie digitale Werkzeuge für das eigene Wissensmanagement kennen und besser nutzen zu lernen.

Kursinhalt
So wenig Theorie wie nötig, dafür Erfahrungsaustausch und praktische Arbeit am eigenen Computer sollen den Kurs prägen, der aber auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen möchte.

Mögliche Themen:

  • Wenn ich wüsste, was ich weiss!
  • Dokumentenmanagement auf den eigenen digitalen Geräten (Notebook, Tablet, Smartphone).
  • Mit der Mailflut umgehen.
  • Suchen und Recherchieren im Internet.
  • Präzis informiert bleiben mit RSS & Co.
  • Visualisieren und strukturieren mit Papier und Notebook (Mind Maps/Concept Maps)

Der Kurs lässt sich schlecht vorbereiten, denn ich will auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingehen und diese ändern sich auf der konkret technischen Ebene praktisch jedes Jahr. War es vor wenigen Jahren noch ein Thema, den USB-Stick durch einen Cloudspeicher abzulösen, so war letztes Jahr unter anderem das Thema der Datensynchronisation im eigenen Gerätezoo relevant. Der Kurs liefert somit nicht primär vorbereitete Inputs, sondern Zeit um sich mit der eigenen Arbeitsweise zu beschäftigen und neue (digitale) Werkezuge zu diskutieren und auszuprobieren.

Ich lerne bei diesen Kursdurchführungen selbst auch relativ viel, z.B. wie unterschiedlich persönliche Arbeitsweisen und schulische Vorgaben und Ausstattungen bei Lehrpersonen sind. Weder im Kurs noch in einem Schulhaus lässt sich eine Lösung für alle verordnen - Persönliches Wissensmanagement ist eben persönlich wink

Alle Kursnotizen sind - welch Überraschung - in einem Wiki öffentlich zugänglich.

pwmdw2.jpg

Was ich auch lerne: Die Nachfrage nach diesem Kurs schwankt von Jahr zu Jahr. Während der Kurs manchmal doppelt geführt werden muss, fehlen in anderen Jahren die Anmeldungen. Dieses Jahr z.B. hat es noch freie Plätze (2x3h am 14. und 28. Januar 2015 in Goldau)...

Projektschule für einmal auf Französisch

16 December 2014 | Beat Döbeli Honegger
Normalerweise freuen sich nichtschweizerische Besucherinnen und Besucher dieses Blogs, wenn ich wiedermal einen Radio- oder Fernsehbeitrag aus der Schweiz vermelde, in welchem Schweizerdeutsch gesprochen wird. Heute kann ich etwas anderes bieten:

Gestern Abend hat das Westschweizer Fernsehen in der Tagesschau einen Bericht zum Thema "Smartphones in der Schule" (Biblionetz:w01971) ausgestrahlt und dabei das Gymnase intercantonal de la Broye und die Projektschule Goldau (Biblionetz:w02462) besucht sowie den Leiter der Fachstelle http://www.fri-tic.ch, Nicolas Martignoni interviewt. Der Bericht ist selbstverständlich auf Französisch:

Fazit: Lieber das Gerät auf als unter dem Tisch! IsaProjektschule

Mister Statistik

15 December 2014 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht
Hans Rosling kannte ich bereits seit längerem. Er ist der etwas langweilig aussehende Professor, der in einem berühmten TED-Talk die staubtrockensten Statistiken zu Lebenserwartung und Kinderanzahl mit information visualization (Biblionetz:w01834) in eine spannenden Sportreportage verwandelt und damit ernsthafte Themen verständlich und attraktiv präsentiert:

mister-statistik-01.jpg

Diese 20 Minuten lohnen sich, denn sie zeigen, wie statistische Daten im digitalen Zeitalter zu Leben erwachen können und nicht mehr statisch auf Papier kleben müssen. Bemerkenswert ist auch Roslings Aussage "Durchschnittswerte verbergen die wahren Verteilungen." (Hattie, ich hör Dich trappsen)

Ich fand Hans Rosling somit schon bisher cool. Ich habe ihn mir jedoch als relativ theoretischen Büromenschen vorgestellt. Ein Artikel in der gestrigen Sonntagszeitung (Biblionetz:t17354) (den es leider nicht online gibt), berichtet nun jedoch, dass Hans Rosling früher Epidemologe in Moçambique war und jetzt nach seiner Emeritierung in Liberia vor Ort versuchen will, mit statistischen Methoden die Verbreitung von Ebola einzudämmen. Sehr eindrücklich!

P.S.: Die *Gapminder-Software gibt es jetzt auch als offline-Version

Wenn Tastaturschreiben der Handschrift gleichgestellt wird

05 December 2014 | Beat Döbeli Honegger
Derzeit macht grad die Nachricht die Runde, dass im finnischen Lehrplan das Tastaturschreiben die Handschrift ersetzt, ablöst, verdrängt, ergänzt. !? Was jetzt genau?

Gar nicht so einfach das herauszufinden. silicon.de berichtet:

Finnland verabschiedet sich von der Handschrift

01.12.2014 13:57 Uhr von Martin Schindler

Maschinenschreiben und Texting wird ab 2016 auf dem Lehrplan finnischer Grundschulen das Schreiben mit der Hand ablösen.

Finnland will Handschrift aus dem Curriculum streichen. (Bild: Shutterstock) Flüssiges Maschinenschreiben ist eine wichtige Kultur-Technik, die jedes Kind beherrschen sollte. Diese Ansicht vertritt Minna Harmanen, Mitarbeiterin im finnischen Kultusministerium. Daher wird in dem Lehrplan für finnische Grundschulen ab Herbst 2016 “Handschrift” nicht mehr zwingend vorgeschrieben sein.

Die Kinder müssen dann nicht mehr zwingend Kalligraphieübungen absolvieren und auch keine zusammenhängende Handschrift mehr erlernen.

Statt dessen sollen die finnischen Kinder in der Verwendung von Tastaturen und im ‘Texting’ geschult werden, wie das finnische Blatt Savon Sanomat berichtet. Damit sollen auch diejenigen Kinder diese Fertigkeit erlernen können, die im Elternhaus keinen Zugriff auf solche Geräte hätten.

Interessant, aber nun soll man sich ja nie auf nur eine Quelle verlassen, bevor man eine Nachricht weitergibt. Da müssten doch schon andere Medien darüber berichtet haben. Bisher auf deutsch: Fehlanzeige. Und silicon.de ist mir bisher noch nie begegnet, eignet sich also nicht als einzige Quelle des Vertrauens. Also rufen wir den finnischen Originalbericht auf.

Dumm nur, dass der finnisch ist. Google Translate hilft auch nur beschränkt weiter:

handschrift01.jpg

Social media und native speakern sei dank (Danke!) meine ich nun, folgendes herausgefunden zu haben:

Im Lehrplan der finnischen Primarschule/Grundschule wird ab Herbst 2016 das Obligatorium für die zusammenhängende Handschrift ("Schnüerlischrift") abgeschafft, die Basisschrift wird weiterhin erwähnt, daneben aber die zunehmende Bedeutung des Schreibens mit dem Computer betont. Letztendlich - wie meistens in Finnland - entscheiden die Lehrpersonen, was genau im Unterricht geschieht.

Hoho, ein mutiger Schritt denken nun wahrscheinlich viele und sind unterschiedlicher Meinung ob das mutig nun weise oder dumm bedeutet. Aber typisch finnisch, denn seit PISA muss man ja nach Finnland gucken um zu wissen, was gute Schule ist...

Für einmal muss man jedoch nicht nach Finnland gehen, um solche Veränderungen zu finden. Es reicht ein Blick in den Kanton Schwyz. Dort hat der Erziehungsrat...

… anlässlich seiner Sitzung vom 30. November 2012 beschlossen, das Tastaturschreiben ab der 4. Klasse der Primarstufe einzuführen (ERB vom 30. Nov. 2012 PDF). Das Tastaturschreiben (10-Finger-System) soll künftig im Sinne eines individuellen Lehrgangs im Rahmen von offenen Unterrichtsformen mittels geeigneter Tastaturschreib-Lernprogramme systematisch gelernt werden. Fürs Erlernen des Tastaturschreibens wird also kein eigenes Fach konzipiert, sondern Zeitgefässe (ca. 10-15 Min. pro Woche) in anderen Fächern, insbesondere im Deutschunterricht, zur Verfügung gestellt. Zusätzlich haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Tastaturschreiben auch zuhause am Computer zu üben. Zugleich soll den Schülerinnen und Schülern vermehrt die Möglichkeit gegeben werden, Texte (z.B. im Deutschunterricht) am Computer zu schreiben, um das Zehnfinger-Tastaturschreiben anwenden zu können.
Am Ende der 6. Klasse sollen die Schülerinnen und Schüler fähig sein, einen unbekannten zusammenhängenden Text mit mindestens 500 Anschlägen (50 Anschläge pro Minute) in 10 Minuten am Computer einzugeben und auszudrucken, ohne dabei mehr als drei Fehler zu machen.
Quelle: www.sz.ch

An seiner Sitzung vom 10.06.2014 hat der Schwyzer Erziehungsrat nun auch die Umsetzung beschlossen. Dort steht:

Aufgrund der Empfehlungen aus dem Schulversuch von 2007-2009 werden die Leistungen im Tastaturschreiben benotet und mit 50% in die Schriftnote eingerechnet.
Quelle: www.sz.ch

Mindestens notenmässig ist damit die *Handschrift (Biblionetz:w02259) dem Schreiben mit dem Computer (Biblionetz:w01911) gleichgestellt.*

Das wird noch hohe Wellen werfen, denn gemäss meiner Erfahrung ist die Handschrift ein hoch emotionales Thema.

Ich bin innerlich gespalten, ob ich das Vorgehen des Kantons Schwyz positiv oder negativ sehe (obwohl ich am Entscheid nicht unbeteiligt war als Mitautor der ICT-Strategie des Kantons Schwyz (Biblionetz:t14412)).

Schreiben mit dem Computer bietet zahlreiche Potenziale:
  • Biblionetz:a00673 Der Computer kann das Lesen- und Schreibenlernen fördern.
  • Biblionetz:a00732 Schreiben am Computer erleichtert die Überarbeitung von Texten
  • Biblionetz:a00740 Schreiben am Computer erleichtert die Veröffentlichung der eigenen Arbeit
  • Biblionetz:a01138 Schülerinnen und Schüler schreiben am Computer längere Texte als von Hand
  • Biblionetz:a01139 Schreiben am Computer kann die Schreibmotivation fördern.
  • Biblionetz:a01169 Schreiben am Computer vereinfacht das gemeinsame Erarbeiten von Texten

Abgesehen von diesen Potenzialen geht es auch schlicht um die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern: Da ist das Schreiben am Computer zunehmend relevant und das Schreiben von Hand verliert an Bedeutung. (Man beachte: "verliert an Bedeutung" und nicht "ist unwichtig". Weder Finnland noch der Kanton Schwyz schafft die Handschrift ab. Also bitte nicht in Weltuntergangsstimmung verfallen...

Beim Erlernen des 10-Fingersystems auf heutigen Tastaturen frage ich mich jedoch, ob wir nicht gleich wieder einen Murks produzieren. Seymour Papert (Biblionetz:p00192) spricht 1982 in seinem Buch Mindstorms (Biblionetz:b00130) explizit vom QUERTZ-Phänomen:

Das erste brauchbare, wenn auch noch primitive Produkt einer neuen Technologie hat die Tendenz, sich ferstzusetzen. Ich habe dieses Phänomen das QWERTZ-Phänomen genannt.
Die oberste Reihe einer Standardschreibmaschine zeigt die Buchstabenfolge QWERTZ. Für mich ist dies ein Symbol dafür, dafi die Technik allzuoft nicht dem Fortschritt dient, sondern dafür sorgt, das an Altem festgehalten wird. Fur die QWERTZ-Anordnung gibt es keine rationale Erklärung, lediglich eine historische. Sie wurde als Lösung eines Problems aus der ersten Zeit der Schreibmaschine eingeführt: Die Tasten verklemmten sich des öfteren. Dieses Problem sollte dadurch minimalisiert werden, dass die Tasten, die häufig nacheinander gebraucht werden, getrennt wurden. Ein paar Jahre später beseitigte der allgemeine Fortschritt in der Technik das Problem des Verklemmens, aber QWERTZ blieb. Einmal angenommen, zog die Anordnung Millionen von Schreibmaschinen und eine Methode (sogar ein Curriculum) des Tippenlernens nach sich. Die sozialen Kosten einer Veränderung (z. B. eine Anordnung, bei der die meistbenutzten Tasten auf der Tastatur zusammen liegen) stiegen mit dem persönlichen Interesse an der alten Anordnung, das entstand, weil immer mehr Finger gelernt hatten, der QWERTZ-Tastatur zu folgen. QWERTZ ist geblieben, obwohl es andere, «vernünftigere» Systeme gibt.
Biblionetz:t17008

Klar, bereits 1982 sagte Klaus Haefner (Biblionetz:p00188) das baldige Ende der Tastatur aufgrund von Spracherkennung (Biblionetz:w02442) voraus und bis heute ist noch nicht viel davon zu sehen. Aber trotzdem: Ist es zukunftsgerichtet, die QUERTZ-Anordnung in die Lehrpläne aufzunehmen? Schreiben am Computer ist ja nicht das Gleiche wie Tastaturschreiben.

Ich finde es begrüssenswert, dass neben der Handschrift noch andere Arten des Schreibens Eingang in den Lehrplan finden. Ob das 10-Fingersystem die richtige Antwort ist, bezweifle ich wie die Strategie des Schweizer Buchzentrums, aufgrund des Umsatzrückgangs bei Büchern nun vermehrt auf den Verkauf von DVDs zu setzen (Biblionetz:t17344).

Ach seufz, dieser Leitmedienwechsel (Biblionetz:w02306).

P.S. Nochmals der Hinweis für Kulturpessimisten: Weder in Finnland noch im Kanton Schwyz soll die Handschrift abgeschafft werden.

P.S.2: Für die deutsche Sprache gibt es mindestens zwei optimierte Tastaturlayouts:

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