Wissenschaft

Gaslaternen-Forschung

20 July 2022 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft

Die wachsende Bedeutung der digitalen Transformation für die Bildung aber auch die Corona-Pandemie führen dazu, dass in meiner Wahrnehmung derzeit wieder vermehrt Evaluationen der Nutzung digitaler Medien in der Schule durchgeführt werden. In den meisten Fällen werden dazu Fragebogen für Schüler:innen und Lehrpersonen zu deren Selbsteinschätzung von digitaler Kompetenz und Nutzung digitaler Medien zu Lehr- und Lernzwecken verwendet.

In jüngerer Vergangenheit sind mir dabei mehrere Fälle begegnet, bei denen in meiner Einschätzung veraltete Fragen und/oder Skalen verwendet worden sind. Zwei Beispiele.

Offenes Review-Verfahren bei iTeL

15 April 2014 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Soeben habe ich mein erstes Gutachten für einen eingereichten Artikel bei der neuen Zeitschrift iTeL abgegeben. Das besondere daran? Praktisch alles an dieser Zeitschrift ist offen: "iTeL ist eine Open Access-Zeitschrift. Alle eingereichten Beiträge durchlaufen zunächst eine Eingangsprüfung (Access Review) in der Redaktion, die von einem der HauptherausgeberInnen begleitet wird. Daran schliesst sich das Offene Begutachtungsverfahren an (vgl. Grafik). Mit der Einreichung erklären sich AutorInnen bereit, dass ihr Beitrag als Diskussionspapier namentlich oder anonymisiert online zugänglich gemacht wird und dort von FachgutachterInnen begutachtet sowie von interessierten Lesern gegebenenfalls kommentiert wird."

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Doch nicht nur die eingeladenen Gutachter können Rückmeldungen zu den bereits online verfügbaren Artikeln abgeben: Alle können das:

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Ich bin gespannt, wie sich das Open Review Verfahren anfühlen wird wink

Open Access plötzlich konkret

19 May 2010 | Beat Döbeli Honegger | PHSZ, Wissenschaft
Seit längerem interessiere ich mich für das Thema Open Access (Biblionetz:w01889), den entsprechenden Biblionetz-Eintrag gibt es seit März 2006. Bis vor kurzem war mein Interesse eher akademisch und gesellschaftspolitisch. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Nationalfondsstudie zu Lernplattformen an Schulen (Biblionetz:b03672) bei uns am Institut hat die Open-Access-Diskussion nun plötzlich konkret werden lassen. Mein entsprechender Publikationshinweis hier im Blog hat zahlreiche Leserinnen und Leser auf die entsprechende Biblionetzseite geführt. Dort wieder sind dann einige auf den Abschnitt Fulltext dieses Dokuments gestossen und haben vergeblich versucht, die entsprechenden PDF-Dokumente herunterzuladen:

openaccessploetzlichkonkret.jpg

Dies ist jedoch nicht möglich, die entsprechenden PDF-Dateien stehen nur mir selbst zur Verfügung, da es mir aus urheberrechtlichen nicht erlaubt ist, diese Daten zum Download anzubieten. Dies habe ich auch denjenigen geantwortet, die eine technische Ursache hinter den Downloadproblemen vermutet haben. In der Folge wurde ich dann mehrfach gefragt, warum denn die Ergebnisse einer Nationalsfondsstudie nicht kostenlos im Internet abrufbar sind, schliesslich seien diese Ergebnisse ja mit Steuergeldern finanziert worden. Jemand mailte mir, dass sein Arbeitgeber selbstverständlich die Beschaffung des Buches unterstütze und finanziere, aber der administrative Aufwand zur Bestellung und Abrechnung doch mühsam sei im Vergleich zum Download eines PDFs.

Hoppla! Ja, warum eigentlich nicht? Die Ergebnisse sind vor allem in den nächsten fünf Jahren relevant, somit wäre eine rasche und problemlose Verbreitung wünschenswert. Warum werden diese Ergebnisse nicht kostenlos online verfügbar gemacht (z.B. längerfristig auf dem Webserver des Nationalfonds)? Geld verdient man ja nicht mit solchen Publikationen, im Gegenteil. Zudem belegen bereits zahlreiche Untersuchungen, dass Open Access den Impact von Publikationen erhöhen kann, diese also häufiger zitiert werden als non-OA-Publikationen. Somit müssen wir uns tatsächlich fragen, warum diese Ergebnisse in Buchform und nicht digital und frei verfügbar veröffentlicht worden sind.

Mir ist schon bewusst, dass ich damit tradierte wissenschaftliche Verhaltensweisen in Frage stelle. Aber sind wir nicht in einem Themengebiet tätig, wo wir aufgrund der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung auch gewisse tradierte Verhaltensweisen in Frage stellen? wink

Ich bin gespannt auf die Diskussion!

Update (30.04.2010): Dominik Petko (Herausgeber des Buches) hat geantwortet.

Update II (14.05.2010): Teile des Buches sind unterdessen bei Google Books abrufbar.

Auch ich habe immer wieder mit dieser Thematik zu tun. Ich bin voll Beat's Meinung, auch wenn ich Dominik Petko verstehe. Früher war "Selbstpublikation" etwas anrüchiges. Heute muss sich der Autor oder die Autorin aber fragen: will man von vielen gelesen oder beachtet werden, oder nur von denen, die sich die Publikation kaufen? Will man seine Online-Versionen selber kontrollieren oder es Akteuren wie Google Books überlassen? Interessant, dass beim hier vorliegenden Fall ausgerechnet Beat's Text nicht auf Google Books erhältlich ist, dafür aber die meisten von Dominik Petko! Wird sich der Leser von einem solchen Google Book nicht gegängelt vorkommen, da immer wieder Seiten fehlen, und Textstellen zu kopieren nur als Bildschirmphoto geht? Wird er dann in den nächsten Buchladen rennen oder eher denken "Ihr könnt mich mal!"? Ich kann sagen, was ich als Leser will. Das Google Book Modell wäre gut, wenn die Seiten nicht fehlen würden. Dazu sollte es aber möglich sein ein PDF oder eBuch zu kaufen, aber zu einem günstigen Preis und elektronisch einfach abrechenbar. Ich weiss, dass das für die traditionellen Verlage nicht aufgeht, aber zur Zeit wiederholen sie die Fehler der Musikindustrie. Als Autor möchte ich einerseits die Rechte behalten, meine eigenen Texte zu verbreiten, und anderseits wissen, dass der Verlag sich fortschritllich verhält und weder das Buch in kürzester Zeit einstampfen lässt noch versucht es zu überhöhten Preisen in einem DRM-gegängelten proprietären Format zu verkaufen. Dann noch lieber bei Google.

-- Main.TheoSchmidt - 19 May 2010

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Der Vernetzung ein Gesicht geben

05 December 2008 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz, Visualisierung, Wissenschaft
Kürzlich hat Michael Kerres (Biblionetz:p01222) das Biblionetz als Möglichkeit bezeichnet, "die Vernetzung von Wissenschaftler/innen zu untersuchen":

Einen anderen Weg, um die Vernetzung von Wissenschaftler/innen zu untersuchen, basiert auf "wirklichen" Publikationen, wie etwa bei Beat Döbelis Biblionet (nach unten scrollen! und klicken auf "Diese Grafik durch interaktives Java-Applet ersetzen"). Es bildet Beziehungen zwischen Wissenschaftler/innen über Zitierungen in Publikationen mithilfe eines interaktiven Java-Applets ab. Damit kann man sich durch eine großen Teil der E-Learning Szene und mehr durchklicken. Sehr interessant.

Diese Erwähnung freut mich natürlich und hat mich auch animiert, die Visualisierung der Vernetzung etwas weiter zu treiben. Der Update auf die neueste Version der Graphen-Layout-Bibliothek GraphViz (Biblionetz:w01582) erlaubt es mir nun unter anderem, Bilder in die SVG-Grafiken einzubinden. Ein gestern Nacht entwickelter Prototyp gefällt mir bereits nicht schlecht:

biblionetz_beziehungsnetze_mit_fotos.jpg

Bevor ich den aber aufs Biblionetz loslassen kann, sind noch ein bis zwei Nachtschichten fällig...

Interessant beim Blogposting von Michael Kerres finde ich die Formulierung "wirkliche" Publikationen. Was sind denn wirkliche Publikationen?

  • Solche die (auch) auf Papier verfügbar sind?
  • Solche die von einem Verlag herausgegeben worden sind?
  • Solche die durch einen Review-Prozess gegangen sind?
  • Solche die lektoriert worden sind?
  • Solche die von den Autor/innen als Publikationen bezeichnet werden?
  • Solche die eindeutig ihren Urhebern zugeordnet werden können?

Früher (wann immer früher war), war es noch einfach, eine Publikation zu definieren. Es gab Druckereien und die waren die Gatekeeper von Publikationen (liebe Historiker, verzeiht mir meine naive Weltsicht). Mit der Erfindung von Computer und Internet verschwinden auch hier die eindeutigen Grenzen. Für jede der obigen Definitionsversuche gibt es Beispiele, die man intuitiv als Publikation bezeichnen würde, die aber das entsprechende Definitionskriterium nicht erfüllen.

Als nächstes diskutieren wir dann "zitierfähige" Publikationen ;-)


Na, ist doch klar, was eine wirkliche Publikation ist: Eine, die im Biblionetz auftaucht!

-- Main.TorstenOtto - 05 Dec 2008 Oehm, auch zur dieser Definition kenne ich ein Gegenbeispiel wink

-- Main.BeatDoebeli - 05 Dec 2008

Neuoblahfasel überzeugt Laien

08 July 2008 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Via Joachim Wedekind bin ich auf einen NZZ-Artikel "Der betörende Nimbus der Neurowissenschaften" (Biblionetz:t08528) aufmerksam geworden, der wiederum einen Artikel im Journal of Cognitive Neuroscience "The Seductive Allure of Neuroscience Explanations" (Biblionetz:t08527) zusammenfasst: Bei Laien erhöht eine neurowissenschaftliche Erklärung die Glaubwürdigkeit einer Aussage, selbst wenn die Erklärung eigentlich erkennbar sinnlos oder zusammenhangslos ist (Biblionetz:a00961).

Also Vorsicht (auch) bei neurowissenschaftlichen Erklärungen...

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