Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

Archive

Wozu noch Ordner?

04 April 2021 | Beat Döbeli Honegger

Derzeit wird aufgrund eines Vortrags von Axel Krommer (Biblionetz:p15242) auf Twitter diskutiert, ob man zum Ablegen von Dokumenten noch Ordner benötigt oder ob dank Volltextsuche Ordner heute überflüssig seien.

Wie immer, ist das Thema natürlich älter und geht unter anderem auf das 2007 erschienene Buch Everything is Miscellaneous (Biblionetz:b03258) von David Weinberger (Biblionetz:p01471) zurück, das auf Deutsch mit dem Titel Das Ende der Schublade erschienen ist. :

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Ich kenne diese Überlegungen somit sehr wohl. Trotzdem gibt es in meinem Alltag mehrere Gründe, warum ich mich bisher nicht von Ordnern verabschiedet habe, sowohl in meiner eigenen Dateiablage als auch bei der Zusammenarbeit mit anderen.

Pseudo-Neuro-Bullshit

07 February 2021 | Beat Döbeli Honegger | Annoyance

Ich weiss, ich sollte dieses Weblog eigentlich nicht mit Kritik an Digitalkritik füllen, sondern mich mit Relevanterem beschäftigen, statt nur zu lästern. Weil ich aber in jüngerer Vergangenheit mehrfach auf die Texte von Prof. Getraud Teuchert-Noodt (Biblionetz:p15652) hingewiesen worden bin, die ich doch bitte beachten möge, hier meine Antwort darauf.

Frau Prof. Getraud Teuchert-Noodt ("Neurobiologin, ehem. Universität Bielefeld. Leitung des Bereichs Neuroanatomie an der Fakultät für Biologie von 1979 – 2006") tritt in letzter Zeit an verschiedenen Orten im Internet in Erscheinung, teilweise mit eigenen Texten, teilweise in Interviews. Bei mindestens zwei Interviews scheint es sich dabei um identische Texte zu handeln, bei denen einfach die Reihenfolge der Fragen vertauscht worden ist (Quelle 1 und Quelle 2).

Ob und wie - revisited (Folge 137)

06 November 2020 | Beat Döbeli Honegger | Modelle, Schul-ICT

1986 schrieb Heinz Moser (Biblionetz:p00885) im Buch Der Computer vor der Schultür (Biblionetz:b01568)

Anpassung oder Widerstand, das ist heute eine überholte und verfehlte Frage. Weigern sich Lehrer, Eltern oder Schulbehörden, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, dann geben sie lediglich ihr Mitspracherecht sang- und klanglos preis. Denn die Computer sind schon da, mitten in unserer Gesellschaft - nur manche haben dies noch nicht gemerkt.

Über 30 Jahre ist das her - und noch immer wird an gewissen Orten über Anpassung und Widerstand gestritten. Mit der zunehmenden Verbreitung des Digitalen in der Schule zeigt sich aber vor allem, dass das wie noch lange nicht ausdiskutiert worden ist.

Lisa Rosa hat 2016 eindrücklich betont (Biblionetz:t19215), dass wir uns auf das wie konzentrieren und die ewige Diskussion um das ob hinter uns lassen sollten:

Wenn wir glauben, dass unsere Hauptaufgabe immer noch darin bestünde, die zu überzeugen, die weiterhin ihre „Finger in die Ohren stecken und lalala rufen“, verpulvern wir unsere Kräfte in einem historisch längst entschiedenen Kampf, während wir die Auseinandersetzung, die noch zur Entscheidung steht, verpassen bzw. das Feld denen überlassen, die sie zum Schlechteren entscheiden.

DPCK statt TPCK

23 September 2020 | Beat Döbeli Honegger | Modelle

Dieser Beitrag stammt vom September 2020. Aktuelle Informationen zum DPACK-Modell sind unter https://mia.phsz.ch/DPACK zu finden.

Am 23. September 2020 durfte ich zusammen mit Ralf Romeike (Biblionetz:p05089) einen Hauptvortrag an der Jahrestagung der Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) halten, die dieses Jahr unter dem Motto Fachliche Bildung und digitale Transformation - Fachdidaktische Forschung und Diskurse steht.

Zur Behandlung dieses Themas habe ich im Referat u.a. das DPCK-Modell (Biblionetz:w02900) vorgestellt, eine Erweiterung des bekannten TPCK-Modells (Biblionetz:w02257) um die drei Dimensionen des Dagstuhl-Dreiecks. In der Vorbereitung ist mir aufgefallen, dass ich diese Überlegungen seit Juni 2018 bereits mehrfach in Vorträgen diskutiert (siehe Biblionetz:w02900), aber bisher nicht schriftlich festgehalten habe. Weil danach u.a. auch in der Diskussion gefragt worden ist, möchte ich dies möchte ich dies im Folgenden in einem ersten Entwurf schnellstmöglich nachholen.

Der grosse Wandel besteht aus vielen kleinen Wandeln

20 September 2020 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT

Philipp Wampfler hat meine gestrige Grafik aufgenommen und begründet, warum er dafür plädiert, die digitale Entwicklung für abgeschlossen zu betrachten und deshalb von Digitalität und nicht mehr von Digitalisierung zu sprechen.

Ich verstehe seine Haltung für seinen aktuellen Kontext ("grösseres Konzept") absolut. Zu Recht wurde meine Grafik kritisiert als abstraktes Philosophieren, das die konkrete Arbeit im Schulalltag nicht wesentlich weiterbringe. In konkreten Projekten geht es darum, den aktuellen Zustand anzugehen und nicht eine schwammige, scheinbare ferne Zukunft zu diskutieren. Gewisse Aspekte des digitalen Wandels sind schlicht und einfach da - und das zum Teil seit Jahren. In diese Richtung geht auch meine Folie vom digitalen Besenwagen, die ich diese Woche erstmals gezeigt habe:

Quelle: Vortrag Digitalisieren Sie noch?

Es gilt zu akzeptieren, dass wir über gewisse Gegebenheiten nicht mehr diskutieren sollten: Eine Lehrperson, der basalste Kenntnisse des Umgangs mit digitalen Werkzeugen fehlt ("Wie erstellt man einen Ordner?", "Wie mache ich ein Fenster grösser?") ist nicht mehr in der Lage, Schülerinnen und Schüler auf die Welt von heute und morgen vorzubereiten! (Dabei geht es nicht nur um das fehlende Handling von Alltagswerkzeugen, sondern auch um das damit einhergehende Vermögen sich vorzustellen, was mit diesen Werkzeugen alles möglich ist und täglich gemacht wird).

Nicht einverstanden bin ich jedoch mit Wampflers Aussage, dass aus Sicht der Bildung der Leitmedienwechsel bereits abgeschlossen sei: