Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Tech Support Super Password

14 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Annoyance, Geek
tech_support.gif

Quelle: xkcd

Ja, seit die damalige PTT mich vor 20 Jahren gefragt hat, ob ich die Schnur des Telefons denn eingesteckt habe, träume ich von sowas. In den letzten Tagen wieder mal besonders...

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Unter Medienpädagogen

13 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Veranstaltung
Am vergangenen Donnerstag / Freitag war ich an der Herbsttagung 2010 der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE).

Es sind mehrere Gründe, die mich dazu bewogen haben, erstmals eine Tagung von Medienpädagogen zu besuchen:
  • Ich werde in jüngerer Vergangenheit immer wieder in der Öffentlichkeit als Medienpädagoge bezeichnet
  • Als Mitglied der Arbeitsgruppe Medien und ICT des Lehrplans 21 stehe ich aktuell vor der Herausforderung einer lehrplanmässigen Ausformulierung des Themengebiets Medienbildung / Medienkompetenz
  • Die Tagung fand praktisch vor meiner Haustüre statt

Es waren spannende Tage für mich als Dipl.-Informatik-Ing. ETH sozialisierter Mensch unter Medienpädagogen die mehrfach zwischen einer Kommunikation gegen aussen und einer internen Kommunikation unter ihresgleichen unterschieden. War ich nun einer von ihnen? Oder war ich einer von aussen, der sich unter dem Deckmantel Medienpädagoge in einen inneren Zirkel eingeschlichen hatte?

Hmm, den Technikern sagt man ja des öftern nach, eine für Aussenstehende unverständliche Sprache mit vielen Fremdwörtern zu pflegen. Medienpädagogen können das mindestens ebenso gut, mindestens wenn sie interne Kommunikation pflegen! Es war sehr spannend, die hochstehenden Formulierung sich entfalten zu hören und von Zeit zu Zeit mir unbekannte oder nur halb bekannte Fachbegriffe aufzuschnappen (z.B. die Re-Gouvernementalität oder die Exzentrische Positionalität)

Inhaltlich stand die Tagung unter dem Motto Medienbildung im Spannungsfeld medienpädagogischer Leitbegriffe, Ziel der Tagung war die "Schärfung zentraler Begriffe von Medienpädagogik / Medienbildung."

Dabei standen insbesondere folgende Begriffe im Fokus der Diskussionen:

Die einzelnen Beiträge sind derzeit (noch) auf der Tagungshomepage abrufbar und auch im Biblionetz verschlagwortet (Biblionetz:b04198).

Inhaltlich kann ich weder eine Zusammenfassung noch eine Würdigung und schon gar keine Gewichtung der Beiträge vornehmen, ich habe dafür zu wenig Hintergrundwissen und überlasse dies gerne anderen:

Da ich inhaltlich bei den Diskussionen nicht mithalten konnte, hatte ich dafür umso mehr Zeit zur Beobachtung dieser Community als quasi aussen Stehender. So ist es für mich beispielsweise erstaunlich, wie Medienpädagogen in hoher theoretischer Flughöhe über Begriffshierarchien und Begriffsnetzwerke diskutieren, dabei auch von Bildkompetenz und erweitertem Textbegriff sprechen können, aber in ihren Beiträgen praktisch keine Bilder und schon gar keine visualisierten Begriffsnetzwerke verwenden.

Die beiden Tage waren auf eine seltsame Art anregend für mich, eine konkrete Folge konnte ich aber selbst für die aus meiner Perspektive eher theoretische Lehrplanarbeit bisher nicht herauskristallisieren, so dass ich mich der auf der Tagung ebenfalls unterstützten Aussage von Gabi Reinmann (Biblionetz:p01980) aus dem Jahr 2005 anschliesse:

Ob man nun statt "Medienkompetenz" "Medienbildung" sagt und damit neue medienpädagogische Fragen stellt, interessiert ausserhalb von erziehungswissenschaftlichen Fächern wohl kaum jemanden.
Quelle: Wissensmanagement Medienbildung (Biblionetz:t04896)

Und wenn man in Zukunft fragt, ob man mich als Medienpädagogen bezeichnen kann, so weiss ich die Antwort: Nein.

Die zwei Tage haben aber mit dazu beigetragen, dass ich eine bereits seit längerem geplante Erweiterung des Biblionetzes endlich umgesetzt habe: Die Sortierung von Definitionen und Bemerkungen im Biblionetz nach verschiedenen Kriterien und dabei sowohl meine Rolle als Informatiker in der Begriffsdiskussion als auch mein Kompetenzerleben wieder gefunden habe wink Nein, so ein Jammer. Da kenne ich das Biblionetz seit Ewigkeiten und erkenne Sie auf der Tagung nicht. Sehr schade. Zu wenig Fotos von Ihnen auf der Plattform hier. wink

-- Main.BenjaminJoerissen - 09 Nov 2010 Hmm, ich werde mich wieder mal unter Medienpädagogen wagen und mich dann zu erkennen geben wink

-- Main.BeatDoebeli - 10 Nov 2010

Lieber Beat Erfrischend und ehrlich dein Beitrag. Vielen Dank! Benjamin Jörissen meinte ja auch in seinem Referat: «Mir ist es egal, ob die das Medienbildung oder Medienkompetenz nennen, solange die das fördern!» Und mit der Berufsbezeichnung «Medienpädagoge» ist wohl wie mit derjenigen des «Architekten» …

-- Main.JuergFraefel - 13 Nov 2010

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Baustellenführung auf der i-factory

12 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Seit kurzem habe ich einen weiteren Hut: Im Rahmen der kommende Woche eröffnenden Informatikausstellung i-factory bin ich als externer Mitarbeiter des Verkehrshauses Luzern etikettiert worden:

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In dieser Funktion habe ich diesen Mittwoch im Rahmen des Teachers Day etwa 100 interessierte Lehrpersonen durch die fast fertige Ausstellung geführt. Es war ein gutes Gefühl, nun erstmals an realen Ausstellungsobjekten die Überlegungen zu demonstrieren, die wir vor langer Zeit bei der Konzeptionierung der Ausstellung angestellt haben.

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So existiert nun die von uns für den Computer Science unplugged - Teil des iLearnIT.ch-Moduls Wie denken Computer? entwickelte Kleinstprogrammiersprache in Form von Magnetbausteinen, mit denen sich Besucherinnen und Besucher gegenseitig programmieren können:

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Die dazugehörige Magnettafel ist vermutlich noch zu klein, aber das sind kleine Details, welche auch noch vor Ausstellungseröffnung oder nach den ersten Erfahrungen geändert werden können:

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Im Grossen und Ganzen verläuft aber bisher alles nach Plan und die ersten Rückmeldungen der Lehrpersonen sind positiv: Das Interesse daran, die Ausstellung mit der Klasse zu besuchen ist da! smile

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Sortieren begreifbar machen: Nach Gewicht sortieren mit einer Balkenwaage

Kommenden Donnerstagabend wird die Ausstellung im Rahmen der i-days offiziell eröffnet. Danach können wir von der PHZ Schwyz anfangen, Unterrichtsmaterial zur Vor- und Nachbereitung von Schulbesuchen zu erarbeiten, damit diese im April 2011 in der Praxis getestet zur Verfügung stehen. Es wartet viel spannende Arbeit auf uns...

(Das ist auch der Grund für meine Mitarbeiterkarte: Ich werde vermutlich in den kommenden Monaten öfters in der Ausstellung anzutreffen sein, um vor Ort sicherzustellen, dass unsere Unterlagen auch wirklich zur Ausstellung passen....)

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Die i-friends genannten Spielsteine warten schon auf BesucherInnen
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Lehrplan 21 ohne Informatik

10 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Heute beginnt gemäss einer Medienmitteilung offiziell die Erarbeitung des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172) in einzelnen Fachbereichteams.

Mir ist unverständlich, wie man im 21. Jahrhundert bei allgegenwärtiger Informations- und Kommunikationstechnologie zwar Grundkompetenzen im Bereich Physik, Chemie und Biologie vorsieht, nicht aber in der ICT zugrunde liegenden Fachdisziplin Informatik. So werden im Überblicksdiagramm der Fachbereiche im Lehrplan 21 im dritten Zyklus (=Sekundarstufe I) im Fachbereich Natur und Technik die Disziplinen Physik, Chemie, Biologie aufgeführt, Informatik hingegen fehlt:

w02172.jpg
Quelle: Grundlagen für den Lehrplan 21 (Biblionetz:t11540 )

Die Bildungskommission des Branchendachverbandes ICTswitzerland fordert deshalb in einem von mir mitverfassten Positionspapier PDF-Dokument (Biblionetz:t12300):

*Im Lehrplan 21 müssen neben Konzepten und Verfahren der Physik, Chemie und Biologie auch solche der Informatik zu finden sein.*

Die Kürzestbegründung dafür lautet:

Die obligatorische Schule soll auf das Leben in der Informationsgesellschaft vorbereiten
Es gehört zum Auftrag der obligatorischen Schule, Schülerinnen und Schüler auf das Leben in der Informationsgesellschaft vorzubereiten. Dazu gehört gemäss HarmOS-Konkordat auch „eine Grundbildung, welche zur Anwendung von grundlegenden mathematischen Konzepten und Verfahren sowie zu Einsichten in naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge befähigt.“ (EDK 2007). Um die heutige Informationsgesellschaft zu verstehen und sich kompetent in ihr bewegen zu können, ist auch ein Verständnis grundlegender Konzepte und Verfahren der Informatik notwendig – genau so wie für das Verständnis der natürlichen Umwelt grundlegende Konzepte in Physik, Chemie und Biologie erforderlich sind.

(Informatik als Fachdisziplin darf dabei nicht mit ICT-Anwendungen oder Medienbildung verwechselt werden. Der Bereich Medienbildung ist im Lehrplan 21 als überfachliches Thema/Kompetenz ohne eigenes Zeitgefäss vorgesehen, siehe ICT im Lehrplan 21).

ICH BIN AUCH DIESER MEINUNG: +1 (Marc Pilloud, dipl. Informatik Ingenieur ETH)

Hallo Beat, hallo liebe Lehrplan 21 Gestalter/innen. Ich Unterstütze und Begrüsse das Positionspapier von ICTSwitzerland. -- Main.MarcPilloud - 28 Oct 2010

siehe auch: ChangingEducationParadigms

-- Main.MarcPilloud - 10 Nov 2010

Changing Education Paradigms

10 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Video
RSA Animate: Sir Ken Robinson - Changing Education Paradigms:

Wenn ein inhaltlich gehaltvoller Vortrag animiert wird: Ich bin hingerissen!!


Ergänzung von Marc Pilloud

Ein paradigmatisches Plädoyer zum Fächerdiskurs in Bezug zum Blogbeitrag "Lehrplan 21 ohne Informatik"

(siehe auch Lehrplan21OhneInformatik)

Der Strukturwandel der nächsten Gesellschaft betrifft auch die Schule

Der Strukturwandel durch die Digitalisierung, der bereits viele Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens erreicht hat, wird keinen Halt machen vor den Schulen. Zur Zeit ist dieser Strukturwandel sehr eindeutig bei der Medienbranche wahrzunehmen. Wenn auch mit Verzögerung, ist in den nächsten Jahrzehnten auch im Schulbereich mit einem grossen Strukturwandel zu rechnen. Zur Zeit besteht keine klare Vorstellung darüber wie dieser Strukturwandel aussieht und es ist zu erwarten, dass er die Schulen mit der selben Überraschung treffen wird, wie es in anderen Lebensbereichen bereits geschehen ist.

Das Fächerdenken ist Erhaltung des Status Quo.

Die Vermittlung von Wissen wird in der Bedeutung abnehmen zugunsten des Erlernens des Denkens, des bewussten Wahrnehmens, Verstehens, der kontextuellen Anwendung sowie auch sozio-emotionaler Kompetenzen. Wissen steht jederzeit instantan extern abrufbar zur Verfügung. Es ist zu erwarten, dass deshalb längerfristig die Strukturierung der Schule entlang der Fächer fallen wird und an deren Stelle möglicherweise die Strukturierung entlang von Entwicklungslinien und Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern organisiert wird. Aus dieser Perspektive ist der Ansatz des Lehrplan 21 grundsätzlich untauglich für das 21. Jahrhundert und in seinen Grundanlagen eher dem 18. Jahrhundert zuzuordnen.

Dies ist kein Plädoyer für eine technisierte und medialisierte Schule, sonder als Anregung für das Neudenken der Schule gedacht, indem fundamental darüber nachgedacht wird, was die grundlegenden Kompetenzen in der "nächsten Gesellschaft [1]" sein werden.

Als Beispiel: Ob ich dann "formal operatorisches Denken [2]" anhand von Informatik, Mathematik oder Philosophie lerne spielt im wesentlichen keine Rolle, zentral ist die Fähigkeit an und für sich. Gewählt würde das Anwendungsgebiet entweder entlang der Interessen/Motivationen der Schüler/innen oder/und dem Fachgebiet, dass diese Kapazität der Schüler/innen am besten fördert.

[1] siehe auch Buch mit diesem Titel von Dirk Baecker.

[2] siehe Piaget

-- Main.MarcPilloud - 10 Nov 2010

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