Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Das Genom debuggen

25 July 2013 | Beat Döbeli Honegger
Zusammenfassung: Wie die Genom-Analyse-Firma 23andme Ausgang einer spannenden interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Thema Informationsverarbeitung im Gymnasium sein könnte.

Im aktuellen Entwurf des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172) steht im Teillehrplan ICT und Medien (Biblionetz:t15600) als Kompetenzbeschreibung unter anderem:

ICT/M.1.3 Die Schülerinnen und Schüler verstehen Aufbau und Funktionsweise von informationsverarbeitenden Systemen.

Als Kompetenzstufe für den 2. Zyklus (=3.-6. Klasse) formuliert heisst es unter anderem:

ICT/M.1.3a erkennen informationsverarbeitende Systeme (Computer, Automaten, Lebewesen).

und im dritten Zyklus (=Sekundarstufe I) wird dies ausgedeutscht als Kompetenzstufe u.a. zu

ICT/M.1.3e (Schülerinnen und Schüler) können die wesentlichen Eingabe-, Verarbeitungs- und Ausgabeelemente von informationsverarbeitenden Systemen benennen und erklären (Sensor, Prozessor, Aktor und Speicher von Computern und Lebewesen).

Was haben diese Lebewesen im ICT-Lehrplan nicht bereits für Irritation gesorgt! "Das ist doch ein ICT-Lehrplan und kein Biologielehrplan. Was haben da Lebewesen zu suchen!?"

Glücklicherweise konnte ich mich aber (bisher) in den Diskussionen durchsetzen. Lebewesen sind nicht nur stoffverarbeitende Systeme (Mein Biologielehrer im letzten Jahrhundert: "Stellen Sie sich Lebewesen als eine Art komplizierten Schlauch vor!" ). Lebewesen sind auch informationsverarbeitende Systeme! In einem Menschen sind mindestens folgende informationsverarbeitende Systeme am Werk:

  • Nervensystem
  • Hormonsystem
  • DNA

Nehmen wir den Anspruch der Allgemeinbildung ernst, dann ist Informationsverarbeitung relevant, unabhängig davon, mit welchen Sytemen diese Informationsverarbeitung geschieht!

Daran musste ich heute sofort denken, als ich das Blogposting 23andme: Wie ich für todkrank erklärt wurde und mich wieder gesund debuggte las. Lukas F. Hartmann (@mntnm) beschreibt darin seine Erfahrungen mit der Genom-Analyse-Firma 23andme.

todkrank.jpg

Lukas F. Hartmann beschreibt, wie er von 23andme sein Genom analysieren liess (wie die Firma das technisch macht!), wie die Firma einem über genetische Risiken informiert (big data!), wie er eines Tages plötzlich als todkrank diagnostiziert wird, das aber nicht glauben will und schlussendlich einen Softwarefehler findet:

Der fehlerhafte Code war also gar nicht in mir, sondern im Algorithmus. Im Gegensatz zu meinem genetischen Code kann ein Algorithmus aber leicht gefixed werden.

Es lohnt sich, das Originalposting zu lesen, man lernt einiges!

Boah! Wäre das nicht ein spannendes (grosses) Thema für die Sekundarstufe II (also nicht für den Lehrplan 21...): Genomanalyse! Da wäre Biologie, Informatik und Ethik drin! Und zwar alles. Darum ist das Thema ja so relevant.

Mehrere Access-Versionen parallel nutzen

25 July 2013 | Beat Döbeli Honegger | Annoyance, Software
Zusammenfassung: Sehr technisches Posting zur parallelen Nutzung mehrerer Access-Versionen. Vermutlich uninteressant, ausser man ist per Google-Suche drauf gestossen.

Microsoft hat es nicht so im Griff, mehrere Office-Versionen parallel auf dem gleichen Computer lauffähig zu halten. Der bisher grösste Ärger für mich war ja, dass dass die Installation von Office 2010 Outlook 2003 löscht, obwohl man das Gegenteil auswählen kann.

Ein kleinerer Ärgr besteht darin, dass jede Office-Version beim Installieren und Updaten so tut, als sei sie die einzige auf dem Computer. Alle Registry-Einträge etc. werden gnadenlos umgebogen und überschrieben. So auch, als ich gestern das Service-Pack 2 von Office 2010 installiert habe. Danach lief der Code von Access 2003 nicht mehr (und den brauche ich für das Biblionetz...). Weil das vermutlich immer mal wieder vorkommt, hier eine Notiz an mich, was zu tun ist:

This suggestion from Graham Mandeno (Access MVP) modifies the Windows Registry so that Access always runs with full permissions:

  1. Start RegEdit.
  2. Find the key: HKEY_CLASSES_ROOT\TypeLib\{4AFFC9A0-5F99-101B-AF4E-00AA003F0F07}\9.0
  3. Right-click it, and choose Permissions.
  4. In the Permissions dialog, select the Users group.
  5. Under Permissions for Users check the Allow box beside Full Control.

Quelle: http://www.allenbrowne.com/bug-17.html ,

Tram und Bus in Echtzeit verfolgen

19 July 2013 | Beat Döbeli Honegger
Hihi, wieder mal ein FutureShockLevel-Erlebnis: 2007 waren es die Flugzeuge in Google Earth, 2013 sind es die Zürcher Trams und Busse in der iPad-Fahrplan-App der SBB. Die App bietet eine Livemap der Schweiz mit allen registrierten öffentlichen Verkehrsmitteln. In der Stadt Zürich kann das meditativ prokrastinierend wirken, all den Kreisen beim herumfloaten zuzugucken...

Jaja, konnte man auch bereits 2007 irgendwo. Aber jetzt ist es prominent und für alle verfügbar.

Gut geeignet als Einstieg in einen Vortrag, wenn man einem nicht internet-affinen Publikum rasch die Bedeutung von big data etc. aufzeigen will...

Zusammenfassung: Unwichtiges Tech-Posting, mehr eine Notiz an mich, die vielleicht anderen auch hilft, nicht das ganze Swisscom-Forum durchlesen zu müssen (mit Postings von Leuten, die den Unterschied von Java und Javascript nicht kennen).

Worum geht es? Mit einem iPad mit iOS 6 oder 6.01 lässt sich das Startfenster nicht öffnen, das zum Aktivieren der Internetverbindung beim Bluewin DSL-Start notwendig ist.

Wo liegt das Problem? Seit iOS 6 versucht Apple eine Verbindung zu http://apple.com aufzubauen um zu prüfen, ob die Internetverbindung vorhanden ist. Wenn das nicht geht, wird die WLAN-Verbindung wieder abgebrochen.

Das Problem wird in den Support-Coommunities von Swisscom bestätigt. Swisscom meint aber, keine Lösung dafür anbieten zu müssen:

ipad-bluewin.jpg

Hmm, die Begründung, es handle sich bei DSL um ein Einsteiger-Angebot und darum sei es nicht für mobile Geräte vorgesehen, will mir nicht recht einleuchten: Ist das iPad etwa kein Einsteiger-Gerät?

Im Januar 2013 (beim Schreiben dieses Postings also vor einem halben Jahr) wurde bei den Swisscom-Lab ein entsprechender Feature-Request entgegen genommen. Seither hat sich aber scheinbar nichts getan...

grummel

Ein Sommerrätsel: Aus welchem Jahr stammt der folgende Text und welchen Beruf hat der Verfasser?

Ziel Nr. 1: Informationelle Umwelt in ähnlicher Weise verstehen lernen wie die materielle Umwelt.

Weite Bereiche des Primarstufenunterrichts sind heute auf die Vermittlung von traditionellen «Kulturtechniken» (lesen, schreiben, rechnen, kommunizieren) und auf eine Einfühlung in das Verständnis materieller und biologischer Grundphänomene (Sachkunde-Unterricht) ausgerichtet. Diese Ziele haben bisher nicht ausreichend berücksichtigt, daß die Kommunikation mit der informationellen Umwelt des Kindes eben nicht mehr durch die Märchen erzählende Großmutter und das Lesen von Kinderbüchern, sondern viel stärker durch Fernsehen und elektronisches Spielzeug geprägt wird. Kulturtechniken in einer durch Informationstechniken bestimmten Umwelt müssen sich aber direkt auf diese beziehen.

Dies bedeutet konkret, daß das Kind erzogen wird zum verständnisvollen Umgang mit den Medien (den alten und den «neuen»), daß es lernt, warum welche Dinge in den Medien wie dargestellt werden und daß es einen ersten Einblick in die Komplexität unserer informationellen Umwelt bekommt, um nicht unreflektiert, trivialen Problemlösungen zu folgen, die ihm zufällig angeboten werden.

Hier liegt ein außerordentlich schwieriges Problem, dessen Lösung intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit in Pädagogik und Psychologie bedarf. Es ist eben sehr schwierig, eine 7jährige Schülerin damit vertraut zu machen, daß es verschiedene Meinungen zu einem Thema gibt, daß es in Zukunft weniger wichtig sein wird, arithmetisch richtig rechnen zu können, daß Tatsachen in verschiedenen Quellen verschieden dargestellt werden, daß es verschiedene Vorstellungen über die Zukunft gibt, etc. Verzichten wir jedoch auf den Versuch, diese Aspekte rechtzeitig anzusprechen, so entwickelt sich im Kind eine Begriffswelt, die nicht mit der übereinstimmt, in der die reale Welt der Erwachsenen organisiert ist. Dies aber führt später zu grundsätzlichen Fehlorientiemngen des heranwachsenden Jugendlichen, der dann Gefahr läuft, seine Welt und die Welt der Erwachsenen als verschieden und gegensätzlich anzusehen. Und dies nicht etwa, weil seine Welt etwa neu oder anders ist, sondern vielmehr, weil seine Welt die von gestern ist, weil diese Welt geprägt ist durch das Bildungswesen, welches ihn in der Primarstufe nicht in die Realität heutiger informationeller Umweltstrukturen, sondern in ein Idealbild von Wissen und Können eingeführt hat, welches nicht mehr existiert.

[...]

So wie der Sachkundeunterricht wichtige Prinzipien der matetiellen und biologischen Welt vermittelt, so müssen die Grundprinzipien der informationellen Welt in den Fächern der Primarstufe nicht nur implizit, sondern auch explizit erörtert werden.

Lösung: Biblionetz:b00127

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