12 February 2013
| Beat Döbeli Honegger
|Biblionetz
Bereits seit längerem versuchen Suchmaschinenanbieter (Biblionetz:w00718) Bing (Microsoft), Google, Yahoo! und sitemaps.org und social media provider beim Durchsuchen von Webseiten semantische Informationen (Biblionetz:w01364) zu extrahieren und diese Informationen bei der Resultatesuche und -anzeige entsprechend zu präsentieren (siehe das Posting Web 3.0 dank schema.org? vom Juni 2011).
Google wertet mit seinen jüngesten Aktivitäten den oder die AutorIn von Inhalten im Web massiv auf. Einerseits durch den Aufbau von google+ und den Einbau entsprechender Fundstellen in die Google-Ergebnisse, andererseits aber auch durch den Versuch, menschliche Inhaltsanbieter zur maschinenlesbaren Kennzeichnung ihrer Beiträge im Netz zu animieren.
Unter der Bezeichnug Google Authorship können Menschen ihre Beiträge mit ihrem Google+-Konto gegenseitig so verlinken, dass Google die +AutorInnenschaft erkennt und akzeptiert. Dafür werden Suchresultate unter Umständen mit Profilfoto angezeigt und die AutorInnen (Biblionetz:w02194) können bei Google Statistiken zur Nutzung eigener Inhalte abrufen.
Natürlich stellen sich hier die üblichen Datenschutzfragen (Biblionetz:w00714). Für Inhalte, die aber mit Absicht unter dem eigenen Namen publiziert werden, hat dies ebenfalls Konsequenzen: Die Zahl der Google-Kreise, in die man aufgenommen wurde, wird prominent bei den Suchresultaten angezeigt: Eine Aufwertung für google+ (Biblionetz:w02262) und eine Quantifizierung im digitalen Reputationsmanagement (Biblionetz:w01821). Damit wird die seit 7 Jahren nicht mehr angerührte Aussage Realnames können Reputation fördern im Biblionetz bestätigt (Biblionetz:a00654). Die Aufmerksamkeitsökonomie (Biblionetz:w00502) lässt grüssen.
In kleinerem Rahmen passiert im akademischen Sektor von Google, bei Google Scholar etwas ähnliches. Auch dort ist es unterdessen möglich, sich als AutorIn zu registrieren und die AutorInnenschaft von bei Google Scholar erfassten Inhalten zu reklamieren. Ergebnis ist dafür eine persönliche Seite bei google Scholar, die brav Zitationsstatistiken liefert:
Somit auch hier Reputationsmanagement, Omnimetrie (Biblionetz:w01810) und Aufmerksamkeitsökonomie.
Und: Ein weiterer Schritt zur Überflüssigmachung des Biblionetzes...
09 February 2013
| Beat Döbeli Honegger
|Schul-ICT
Angefangen habe ich vor anderthalb Jahren. Nach mehr als einem Jahrzehnt im Bereich "digitale Medien und Bildung" hatte ich einerseits gebetsmühlenartig versucht die Potenziale von digitalen Medien in der Schule zu präsentieren und habe andererseits während mehr als zehn Jahren immer wieder die gleichen Vorbehalte ICT in der Schule gehört und durchdiskutiert. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es mehrere systematische Auflistungen der Potenziale gab, ich aber keine seriöse Sammlung von Argumenten gegen ICT und 1:1-Ausstattungen im Speziellen finden konnte.
Einerseits war ich des ewigen Argumentierens (vor allem in digital geführten) Diskussionen müde und hätte mir eine Sammlung gewünscht, auf die im Bedarfsfall verwiesen werden kann: "Aha, das 'Aus mir wurd auch etwas'-Argument. Ok, das wird hier abgehandelt: http://blahfasel.org/AusMirWurdeAuchWasArgument" Andererseits dachte ich an das *Crossing the Chasm*-Konzept aus dem gleichnamigen Buch (Biblionetz:b02352) von Gordon Moore.
Darin nimmt Moore die unterschiedlichen Diffusionsphasen von Innovationen von E. M. Rogers (Diffusions of Innovation, Biblionetz:b03045) zum Anlass, auf den Graben (Chasm) zwischen Early Adopters und Early Majority hinzuweisen. Diese unterschiedlichen Gruppen müssen unterschiedlich angesprochen und überzeugt werden. Ähnliche Gräben lassen sich in diesem Innovationsmodell auch zwischen Early und Late Marjory und zwischen Late Majority und Laggards postulieren. Bei jedem Übergang sind andere Überzeugungsstrategien notwendig. Gut, und dies gilt aus meiner Sicht auch bei der Haltung zu digitalen Medien in der Schule. Geht man davon aus, dass die Hälfte der Bildungspolitiker, Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern den Einsatz von ICT befürworten, müsste man sich jetzt auf die zweite Hälfte konzentrieren. Und dazu - langer Rede, kurzer Sinn - gehört eben auch das Ernstnehmen und im besten Fall Widerlegen der Argumente gegen ICT in der Schule. (Redet man immer nur vor Befürwortern über die Vorteile, so ist das preaching to the converted und hilft in der Sache nicht viel weiter).
Im September 2011 hatte ich die ersten 20 Argumente formuliert (siehe Version 1 der Liste) und die Liste danach liegenlassen. Verschiedene Erlebnisse in jüngster Vergangenheit haben nun dazu geführt, dass ich diese Woche die Liste massiv erweitert habe. Derzeit sind dort 57 Argumente zu finden, gruppiert in vier Ablehnungsstärken:
A. Es schadet!
B. Es lohnt sich nicht.
C. Es geht nicht.
D. Schon, aber nicht so.
Etwas feingranularer lassen sich folgende nicht ganz trennscharfe Gruppen unterscheiden:
"Es geht etwas verloren"-Argumente
"Es ist zu früh"-Argumente
"Falsche Anreize"-Argumente
"Macht dumm"-Argumente
Gesundheits-Argumente
Jugendschutz-Argumente
Umwelt-Argumente
"Bisher ging es auch ohne"-Argumente
"Didaktischer Mehrwert"-Argumente
Finanzielle Argumente
Schüler-Argumente
Lehrpersonen-Argumente
Schulsystem-Argumente
Technische Argumente
Ad hominem Argumente
Unsortierte Argumente
Für jedes der Argumente sollte es eine prototypische Beschreibung, konkrete, zitierbare Beispiele und danach natürlich Gegenargumente geben. Denn um die late majority zu überzeugen, müsste man ja alle oder mindestens die meisten dieser Argumente widerlegen können. Da wartet noch einiges an Arbeit...
Seit gestern kann man die 57 Argumente bewerten, ohne dass man im Wiki angemeldet sein muss. Mich interessiert, wie ernst zu nehmen das Argument scheint und wie oft man es hört.
Gerne nehme ich Anregungen, Kritik und Erweiterungsvorschläge auf: Entweder direkt im Wiki oder dann per Mail an beat@doebe.li
eLearning zwischen Vision und Zukunft zum Stand der Dinge
Ziele der GMW 2013 sind einerseits eine Bestandserhebung der heutigen Integration digitaler Medien in den Hochschulalltag, in die Lehre, in die Forschung wie auch in Verwaltungsprozesse und andererseits zukünftige Trends aufzuspüren sowie deren Potentiale und erste Umsetzungen zu betrachten.
Welche Produkte, Technologien und Konzepte haben sich in den vergangenen 3 bis 5 Jahren etabliert?
Was hat sich inzwischen etabliert und wo wurden lernförderlichen Änderungen angestoßen und nachhaltig umgesetzt?
Wo geht die Reise hin? Welche Trends werden Bedeutung erlangen? Welche Rolle spielen z.B. folgende Phänomene in unserem gegenwärtigen und zukünftigen Hochschulalltag: Serious Games, mobiles Lernen, gestenbasiertes Lernen, Learning Analytics (und weitere technologisch gestützte Neuerungen)? Welche dieser Trends könnten sich in Zukunft (aus welchen Gründen) durchsetzen?
Welche Entwicklungen zeichnen sich hinsichtlich der Rolle von Medien im Prozess der Forschung ab?
Basis der Betrachtungen ist der didaktisch motivierte und begründete Einsatz neuer Medien und dessen kritische Reflexion.
Themenschwerpunkte
sind empirische Untersuchungsergebnisse, theoriegeleitete Ansätze, Beispiele und Erfahrungs-berichte zur Umsetzung und Integration didaktischer und technologischer Trends in der Hochschullehre und der Forschung, Beschreibung von Veränderungsprozessen, der Organisationsentwicklung und strategischen Ausrichtung von Hochschule im Hinblick auf digitale Medien sowie OpenScience und die Nutzung von neuen Medien für Forschungszwecke.
Termine
15.04.2013
Einreichung der Full und Short Papers (Praxisreports und Poster)
"Das Barcamp der diesjährigen GMW-Jahrestagung wird in die Mitte der Tagung platziert (Mittwochnachmittag, 18.09.2013), da zu diesem Zeitpunkt die meisten Teilnehmenden schon Vorträge gehört und Impulse aus den ersten beiden Konferenztagen aufgenommen haben."
"Der Tagungsband wird den Teilnehmenden vor der Tagung digital zur Verfügung stehen."
bei einem Mittagessen mit Peter Suter (PHZH, Biblionetz:p01637) haben wir aufgrund der grossen Verbreitung von netzwerkfähigen Endgeräten unter den Studierenden (Notebook, Netbooks, Tablets, Smartphones) und dem Trend zu einfachen eLearning-Tools (wie z.B. Etherpad) überlegt, ob in der Schweiz die Zeit für ein
schweizweites Classroom Response System
reif wäre, angeboten z.B. durch Switch.
Die Dozentin will in einer Veranstaltung eine Frage stellen (offen, multiple choice etc.).
Sie hat dafür auf einer einfachen Weboberfläche (à la doodle.com) die Frage sowie die Antwortmöglichkeiten eingegeben.
Sie präsentiert auf dem Beamer den Code den Umfrage-Code (dr2fdg) (max. sechsstellige Buchstabenkombination)
Die Studierenden senden entweder die Antwort zusammen mit dem Code an eine SMS-Nummer oder gehen auf http://poll.switch.ch/dr2fdg und beantworten die Frage dort.
Die Dozentin kann die Antworten (oder Teile davon) entweder im Webinterface oder direkt in Powerpoint oder Keynote zeigen.
Natürlich kann man sich fragen, ob es Classroom Response Systems überhaupt braucht, oder ob man nicht einfach die Studierenden mündlich im Hörsaal befragen kann. Obwohl ich selbst bisher den Bedarf für ein CRS nie verspürt habe, sehe ich durchaus Potenziale/Mehrwerte für CRS:
Antworten sind anonym
Automatisierte Auszählung
Automatisierte sinnvolle Aufbereitung der Ergebnisse
Effizienteres Einsammeln von Antworten auf offene Fragen
Verstärkte Aktivierung der Lernenden
…
Vor allem aber verkaufen sich derartige Systeme derzeit als proprietäre Hardware-Lösungen. Angesichts der heutigen Technologie-Konvergenz und der zunehmend flächendeckenden Verbreitung von netzwerkfähigen Kleincomputern scheint es mir widersinnig, wenn einzelne Institutionen spezifische CRS-Hardware-Lösungen einkaufen, aber auch einzeln CRS-Lösungen implementieren. Wenn der Bedarf existiert, dann müsste der doch gesamtschweizerisch gelöst werden.
Zur weiteren Diskussion habe ich ein Etherpad eröffnet:
http://www.edupad.ch/classroom-response-system-switzerland
Siehe auch das entsprechende Blogposting von Peter Suter.
Wir arbeiten im PINGO Projekt (Peer Instruction for very large groups) an der Universität Paderborn gerade an genau solch einer Software. Wir befinden uns gerade in den Betatests in Veranstaltungen der Wirtschaftsinformatik mit etwa 500 bis 800 Teilnehmern pro Veranstaltung und haben bisher sehr positives Feedback bekommen.
Die Software wird im Sommer fertig implementiert sein und ich würde mich freuen, wenn Sie und Herr Suter diese dann mal testen würden.
Mehr Informationen zum PINGO-Projekt und dem Peer Instruction Ansatz gibt es auf http://wiwi.uni-paderborn.de/dep3/winfo2/forschung/projekte/peer-instruction-for-very-large-groups/
-- Main.WolfgangReinhardt - 03 Apr 2012
Update vom Jaunuar 2013: An den eduhub days 2013 zieht jede zweite Hochschule (naja fast jede zweite...) ein CRS-Projekt aus dem Hut. Bisher wenig Koodination...
-- Main.BeatDoebeli - 31 Jan 2013
Seit ein paar Tagen ist das neueste Buch von Gunter Dueck (Biblionetz:p01183) erhältlich. Es trägt den Titel
Das Neue und seine Feinde Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Biblionetz:b05093
und beschäftigt sich mit dem Thema Innovationsmanagement aus Sicht des Innovators.
Im ersten Teil des Buches rekapituliert Dueck die Klassiker des Innovationsmanagements, angefangen bei Everett M. Rogers Diffusion of Innovations (Biblionetz:b03045), über Clayton Christensens The Innovator's Dilemma (Biblionetz:b05094) und Geoffrey A. Moores Crossing the Chasm (Biblionetz:b02352) bis zum Tipping Point (Biblionetz:b00928) von Malcom Gladwell.
Wie öfters in Dueck-Büchern werden Menschen in Gruppen eingeteilt, diesmal sind es die Innovationadopterkategorien von Rogers, die Dueck anders benennt:
"die das Neue aktiv bekämpfen ('Unsicher! Gefährlich! Unmoralisch!')"
Obwohl ich diese Kategorisierung und die zugrunde liegenden Werke bereits kannte, fand ich den ersten Teil des Buches bereichernd. Nicht nur weil es für mich als Wanderprediger von neuen Ideen immer wieder tröstend ist, wenn einem andere bestätigen, dass das Vorwärtsbringen neuer Ideen nicht immer ein Zuckerschlecken ist, sondern auch weil es mir auch neue Einsichten gebracht hat. Während ich nämlich aus Geoffrey A. Moores Buch vor allem den ersten Graben (Chasm), den zwischen Early Adopter und Early Majority mitgenommen habe, weist Dueck auf die nächsten beiden Gräben zwischen Early Majority und Late Majority sowie zwischen Late Majority und Laggards hin. Insbesondere der letzten Graben wurde mir beim Lesen aktiver bewusst, der Graben, der sich auftut, wenn man die letzten 10 Prozent überzeugen oder schliesslich zwingen will. Ein Graben, der sich z.B. auftut, wenn man 1:1-computing verbindlich einführen will oder der sich zeigt, wenn gewisse Leute aus lauter Angst vor digitalen Medien dement werden...
Im zweiten Teil des Buches führt Dueck seine Einteilung von Menschen in Gruppen fort, in dem er Gesetzmässigkeiten von Innovationen bei verschiedenen Berufsgruppen aufzeichnet: Wie reagieren Wissenschafter auf Innovation, wie der Verkauf und wie das Marketing? Wenn auch vereinfach, so nickt man doch ab und zu und kann Duecks Schilderungen eigene Erlebenisse beifügen, die sich weitgehend decken. Clichées haben eben schon etwas für sich
Was der dritte Teil bringen wird, weiss ich noch nicht, bin noch nicht so weit mit Lesen Trotzdem habe ich das Buch bereits (erfolgreich) weiter empfohlen. Es wirkt sicher tröstend, vielleicht aber auch weiter...
Wer das Buch (noch) nicht hat, kann sich gewisse Ideen auch in folgendem beiden Vortrags-Videos von Dueck anschauen:
Businesskontext (15 Minuten):Bildungskontext (64 Minuten):
Hm, habe mich beim Schauen sehr als "ja, ABER"-Typ wieder erkannt... Hat (trotzdem oder erst recht) gut getan. Als quasi "noch-Feindin" sage ich nur: bitte unbedingt weiter predigen, man erreicht mich wahrscheinlich bald ennet dem Graben
-- Main.IreneSchuler - 22 Jan 2013
Die Videos haben mir sehr gefallen, wie das meiste was Herr Dück (eu=ü das ist innovativ erzählt. Ich mag seinen Humor und wie er über die Digitale Demenz spitz herzieht. Habe mich auch als "ja aber...." Typ klassifiziert.
-- Main.MudiKubba - 22 Jan 2013