Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Das Beat-Loch erklären

27 April 2013 | Beat Döbeli Honegger

Joachim Wedekind (Biblionetz:p02497) hat mich in seinem Blogposting das Blog-Twitterstöckchen … wie ich Twitter nutze mit dem Zuwerfen eines Stöckchens aufgefordert, ich solle nochmals das Beat-Loch erklären und Auskunft über meine Twittergewohnheiten geben. (Hier zur Geschichte des Begriffs Beat-loch)

Hmm, Kettenbriefe mag ich eigentlich ähnlich gerne wie das followen auf Twitter, aber ich springe jetzt mal über meinen Schatten und versuche das zu erklären, obwohl doch twtrland.com bereits alles sagt, oder nicht?

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1.) Wer bist Du auf Twitter? Seit wann bist Du auf Twitter? Nutzt Du Twitter vorwiegend privat und/ oder beruflich?

Ich bin seit dem 18. April 2009 (sagt twtrland.com) bei Twitter unter dem phantasielosen Namen @beatdoebeli zu finden und nutze Twitter praktisch ausschliesslich beruflich. Twitter hat für mich drei Hauptfunktionen:

  • Es ist ein Bekanntmachungskanal für Aktivitäten anderswo. In den letzten zwei Jahren meine ich festgestellt zu haben, dass die Zahl der RSS-Nutzenden abgenommen hat. Poste ich etwas im Weblog, dann wird das irgendwie gelesen. Mache ich jedoch zusätzlich bei Google+ (Biblionetz:w02262) und bei Twitter (Biblionetz:w02116) einen Hinweis auf das Blogposting, nimmt die Zahl der Zugriffe auf das Posting stark zu (und zwar nicht nur von automatisierten bots).

  • Es ist ein Werkzeug für meine periphere Aufmerksamkeit. Twitter dient mir dazu, gewisse Themen und vor allem auch Tagungen am Rande im Blick zu haben und zu merken, wenn sich etwas spannendes tut. Ich habe darum zahlreiche Suchabfragen auf Hashtags und sonstige Begriffe eingerichtet, so dass ich mitbekomme, wenn jemand dazu etwas twittert.

  • Es ist ein öffentlicher Backchannel bei Tagungen und Konferenzen. Angefangen hat es bei einer Tagung 2009, als ich merken musste, dass die interessanten Gespräche nicht primäre vorne am Rednerpult, sondern eben bei Twitter liefen. Aus meiner Sicht müsste es nicht Twitter sein, in der Schweiz bevorzuge ich Skype-Chat als Tagungsbackchannel - denn eigentlich muss ein solcher Backchannel nicht weltöffentlich sein. Aber gemäss Metcalfe's law (Biblionetz:w00861) muss es halt eine Plattform sein, bei der möglichst viele dabei sind...

2.) Zu welchen Themen veröffentlichst Du Deine Tweets?

Zu meinen beruflichen Themen ;-), also zu verschiedensten Aspekten des Zusammentreffens von Digitalem und Bildung. Twitrland meint:

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3.) Wie viel Zeit pro Woche nimmst Du Dir für Twitter?

Wenn ich nicht grad aufgrund eines Tweets ein Blogposting schreiben muss, das mich eine halbe Stunde kostet, vermutlich eine halbe Stunde pro Woche. Und damit das nicht mehr wird, followe ich niemandem. Ich weiss, dass mir dadurch sicher viele spannende Anregungen entgehen. Aber ich will mir schlicht nicht die Zeit nehmen, auch alle Tweets zu überfliegen, die mich nicht interessieren und die vom Essen, Schlafen, Katze streicheln der potenziellen Follower handeln. Eine Frage von Signal-Noise bzw. der Aufmerksamkeitsökonomie (Biblionetz:w00502).

4.) Auf welchen weiteren Social Media-Kanälen bist Du aktiv?

Am meisten Zeit verbringe ich derzeit vermutlich auf Google+, weil sich dort aus meiner Sicht für meine Themen derzeit die interessantesten Diskussionen entwickeln und ich auch das Interface schätze. Bei Facebook (Biblionetz:w02039) bin ich zwar dabei, aber eher lustlos. Daneben betreibe ich noch dieses Weblog (Biblionetz:w01272).

5.) Welche Position nimmt Twitter für Deine Kommunikation in all Deinen Social Media-Kanälen ein?

Auf dem Desktop ist immer ein Twitterfenster offen (für irgendwas hat man ja drei Bildschirm...), auf den mobilen Geräten nutze ich Twitter praktisch nie.

6.) Organisierst Du Tweetups bzw. nimmst Du daran teil?

Wasndas? Nö, keine Ahnung, weiss nicht mal was das ist. (Mit dieser Aussage lande ich vermutlich im Topf mit der deutschen Justizministerin, die 2005 gefragt hat, was denn ein Browser sei. Bin trotzdem zu faul, um den Begriff nachzuschlagen)

7.) Wofür verwendest Du Twitter vorwiegend?

Siehe 1.)

8.) Welche Gesamtnote von 1 – 6 würdest Du Twitter geben und wieso?

Eine 5 (Vorsicht Schweizer Notenskala). Warum keine 6? Weil ich es trotz allem leicht problematisch finde, dass für diesen Dienst ein kommerzielles Unternehmen den de-facto-Standard hält und kein offenes, von einem einzelnen Unternehmen unabhängiges Protokoll. Gatekeeper (Biblionetz:w02191) und so...

9.) Welche Tools nutzt Du mit welcher Hardware für Deine Aktivitäten auf Twitter?

janetter unter Windows 7 auf einem Tablet-PC. So, hätte ich das nun hinter mich gebracht. Nun noch der unangenehmste Teil: Ich sollte noch andere verknurren, diese Fragen auch zu beantworten. Tja, dann frage ich doch mal bei Marc Pilloud (@nextmene) und bei Padi Bernhard (@PadiBernhard) an. Sorry wink

Ich nehme hiermit das Blog-Twitterstöckchen auf: Ich Twittere nicht, ich blogge nicht, ich poste ganz selten und like kaum. Obwohl ich vielerorts (Twitter, Google+, Facebook, etc.) einen Account besitze. Ich followe, readere, etc. und bin dort meist als stiller Konsument unterwegs - fast gegenteilig zu Beat (@beatdoebeli).

-- Main.MarcPilloud - 27 Apr 2013

Gemeinsam Texte kommentieren - aber wie konkret?

23 April 2013 | Beat Döbeli Honegger
Der Computer vereinfacht das gemeinsame Erarbeiten von Texten, so sagt man wink (Biblionetz:a01169). Insbesondere Wiki wird dieses Potential nachgesagt (Biblionetz:a00889). In der Tat: Wikipedia (Biblionetz:w01269) ist das prominenteste Beispiel dafür, dass kollaboratives Schreiben (Biblionetz:w02023) funktionieren kann und sogar brauchbare Ergebnisse dabei herauskommen.

Wikis (Biblionetz:w01268) sind bezüglich Strukturlosigkeit extrem: Ein leeres Blatt Papier, bzw. eben ein leeres Formularfeld ist alles, was ein klassisches Wiki an Struktur mitbringt. Selbst bei Wikipedia sind nicht viel mehr technische Strukturen hinzugekommen im Laufe der Jahre: Seiten lassen sich unterdessen abschnittweise bearbeiten und Lexikonartikel werden von der zugehörigen Diskussion getrennt. Mehr ist da aber nicht. Es ist erstaunlich, dass selbst bei Wikipedia keine technische Möglichkeit besteht, sich bei der Diskussion einen bestimmten Textausschnitt des Artikels zu referenzieren. Entweder der Bedarf dafür besteht nicht oder aber die Artikel sind so fluid, dass sich Referenzen gar nicht zuverlässig herstellen liessen.

Ich suche derzeit technische Umsetzungen, um im Internet gemeinsam Texte kommentieren zu können. Dabei soll es eine klare Zweiteilung zwischen Grundtext und Kommentaren geben. Theoretisch ganz einfach - doch welche konkreten Lösungen existieren derzeit im Netz?

Google Docs

Eine attraktive Variante stellt Google Docs dar. Man stellt das Dokument in Google Docs, gibt den gewünschten Personen (bis zu anonym weltweit) Lese- und Kommentarrechte und schon können beliebige Textabschnitte markiert und kommentiert werden.

Praktisches Beispiel: Das Whitepaper Open Educational Resources (OER) für Schulen in Deutschland unter http://goo.gl/pnJ4o

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Nachteile:
  • Google Docs bietet keine semantischen Navigationsmöglichkeiten in den Dokumenten, d.h. ich kann z.B. keine Kapitelstruktur immer links im Fenster anzeigen lassen oder einfach zum nächsten Kapitel verlinken.
  • Wie lange Google diesen Dienst zu welchen Konditionen anbieten wird, ist unklar.

CommentPress Core

CommentPress Core ist ein Plugin zu Wordpress, welches das absatzweise Kommentieren von Texten (Pages oder Postings) ermöglicht. Dabei wird in einer Spalte die Struktur des Textes (Kapitel o.ä.) oder die Kommentare zum akutellen Textteil angezeigt. Ausprobieren kann man das z.B. hier:

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Digress.it

Eine Weiterentwicklung von CommentPress stellt Digress.it dar. Es wurde von Eddie Tejeda, dem ehemaligen Entwickler von CommentPress aufgrund seiner Erfahrungen neu entwickelt. Mir sind die Unterschiede noch nicht so klar, gewisse Erklärungen findet man hier: http://cowriting.trincoll.edu/alternative/

Ausprobieren kann man es z.B. hier: http://digress.it/examples/

Highlighter

Das Wordpress-Plugin Highlighterwird seit November 2010 nicht mehr weiter entwickelt.

Weitere Tools?

Welche weiteren Tools müsste ich mir genauer anschauen? Vorschläge gerne als Kommentar:


Wenn der Computer Aufsätze korrigiert

15 April 2013 | Beat Döbeli Honegger | Informatik, Medienbericht
Erst vor kurzem hatte ich bereits ein Posting zur Frage, wie sich Digitalisierung und Automatisierung im Deutschunterricht thematisieren liesse (siehe Wie der Oberlehrer in der Schule helfen könnte).

Ein kürzlich erschienener Artikel in der New York Times führt nun verschiedentlich zu Diskussionen, wie weit sich Automatisierung in der Bildung durchsetzen könnte und was dies für Konsequenzen hätte. Eine jahrzehntealte Diskussion über künstliche Intelligenz (Biblionetz:w00039) und Co. in Zeiten von Internet und MOOCs (Biblionetz:w02343) neu aufgerollt...

Im Artikel Essay-Grading Software Offers Professors a Break (Biblionetz:t14856) beschreibt John Markoff das Projekt des MOOC-Anbieters EdX (Biblionetz:w02363), Aufsätze mit Hilfe von künstlicher Intelligenz automatisch korrigieren zu lassen. EdX will diesen Dienst einerseits selbst einsetzen, andererseits auch kostenlos auf dem Netz anbieten.

Der Vorteil einer solchen Lösung wäre doppelt: Einerseits wäre es natürlich sehr effizient, wenn Computer und nicht Menschen die Aufsätze bewerten würden und andererseits würden Lernende von unmittelbaren Rückmeldungen profitieren.

Selbstverständlich ist der Ansatz der automatisierten Aufsatzkorrektur nicht unumstritten, wie der Artikel dann erklärt. Es gibt auch schon Forscher die Aufsatzkorrekturprogramme mit Nonense-Aufsätzen gefüttert und trotzdem Bestnoten vom System erhalten haben.

Es geht hier um die alte Frage, wie stark Computer menschlichen Denk- und Entscheidungsprozesse übernehmen können. Kommen wir dem Singularity Point von Ray Kurzweil (Biblionetz:p00691) näher?

Und was macht der Schulpraktiker mit dieser (vorerst noch weitgehend) akademischen Diskussion? Zwei spannende Blogpostings von Urs Henning können Ideen liefern, wie sich die Diskussion im gymnasialen Sprachunterricht produktiv nutzen liesse. Unter

stellt Urs Henning folgende Werkzeuge zur Textanalyse vor:

Zu allen diesen Werkzeugen gibt es bereits eine vorbereitete Webquest-Umgebung. Zusammen mit der Informatikdidaktik-Perspektive liesse sich auch überlegen, solche Tools selbst zu planen und umzusetzen. Daraus ergibt sich dann die Medienbildungsperspektive, welche Bedeutung das menschliche Denken in Zeiten der automatisierten Informationsverarbeitung hat...

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Die Wörter dieses Postings visualisiert mit wordle.net
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Literaturverweise in die Zukunft

11 April 2013 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz
Normalerweise sind Literaturverweise in wissenschaftlichen Artikeln Verweise auf die Vergangenheit. Man zitiert frühere Ideen und Werke, die man im eigenen Artikel verwendet. Einerseits als Ehrerbietung für die früheren Autorinnen und Autoren, welche die verwendeten Ideen und Gedanken (dummerweise) bereits vor einem hatten. Andererseits aber auch um besonders interessierten Leserinnen und Lesern die weitere Recherche zu erleichtern. Man weist darauf hin, wo noch mehr zum Thema zu finden ist. Bei dieser Hilfestellung für Leserinnen und Leser ist es ja aber schade, dass man nur auf Ideen und Werke hinweist, die es zum Zeitpunkt des Artikel-Verfassens bereits gab. Die Digitalisierung erweitert hier einmal mehr die Möglichkeiten. Ich kann auch auf Sammlungen hinweisen, die zukünftig noch erweitert werden, also Literaturverweise in die Zukunft machen. Konkret bin ich daran, in einem Artikel nicht nur traditionelle Verweise in die Vergangenheit einzufügen,

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sondern auch Verweise auf Aussagen im Biblionetz zu referenzieren. Diese Webseiten im Biblionetz enthalten zum heutigen Zeitpunkt bereits Referenzen auf heute existierende Publikationen. Die Seiten werden aber in Zukunft aktualisiert werden, so dass ein Leser in einem Jahr vielleicht auf einer dieser Seiten mehr Literaturhinweise finden wird als heute verfügbar sind. Literaturverweise in die Zukunft sozusagen. (Man könnte das auch als Meme-Verzeichnis statt als Literaturverzeichnis bezeichnen (Biblionetz:w01161)).

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Das kann ich aber auch nur machen, weil ich Mitherausgeber des Buches bin. Denn sonst ist das nicht sehr üblich und bei Literaturangaben ist man traditionellerweise sehr traditionell. wink

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How to Act in a World of Change

26 March 2013 | Beat Döbeli Honegger
In einem Wired-Interview im Juni 2012 wurde Joi Ito, aktueller Leiter des MIT Media Lab gefragt, wie man in der heutigen Welt handeln soll:

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Bild von Bruce Sterling

There are nine or so principles to work in a world like this:
  1. Resilience instead of strength, which means you want to yield and allow failure and you bounce back instead of trying to resist failure.
  2. You pull instead of push. That means you pull the resources from the network as you need them, as opposed to centrally stocking them and controlling them.
  3. You want to take risk instead of focusing on safety.
  4. You want to focus on the system instead of objects.
  5. You want to have good compasses not maps.
  6. You want to work on practice instead of theory. Because sometimes you don’t why it works, but what is important is that it is working, not that you have some theory around it.
  7. It disobedience instead of compliance. You don’t get a Nobel Prize for doing what you are told. Too much of school is about obedience, we should really be celebrating disobedience.
  8. It’s the crowd instead of experts.
  9. It’s a focus on learning instead of education.

Auf Deutsch übersetzt von Andrea Jonjic:

  1. Ausdauer statt Stärke, was bedeutet: Du willst lieber nachgeben, Fehler zulassen und wieder auf die Beine kommen anstatt versuchen, keine Fehler zu machen.
  2. Du ziehst anstatt zu drücken. Das heißt, du ziehst Resourcen aus dem Netzwerk, so wie du sie benötigst, anstatt sie zentral zu lagern und zu kontrollieren.
  3. Du willst lieber etwas riskieren, anstatt auf Sicherheit bedacht zu sein.
  4. Du willst das System fokussieren anstatt Objekte.
  5. Du willst gute Kompasse haben und keine Karten.
  6. Du willst praktisch arbeiten, nicht theoretisch. Manchmal weißt du nicht, wieso es funktioniert, aber es ist wichtig dass es funktioniert und nicht, dass du irgendeine Theorie dafür hast.
  7. Ungehorsamkeit statt Regelbefolgung. Du bekommst keinen Nobel-Preis dafür, zu tun, was dir gesagt wird. In der Schule geht es zu viel um Gehorsamkeit, wo wir doch eigentlich den Ungehorsam feiern sollten.
  8. Es ist die Crowd, nicht die Experten.
  9. Der Fokus liegt auf Lernen, nicht auf Bildung.

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
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  • E-mail: beat@doebe.li
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