Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Fachchinesisch!

22 February 2014 | Beat Döbeli Honegger | Wiki
Wer mir schon immer mal vorwerfen wollte, ich würde Fachchineisch produzieren: Ab sofort ist das erlaubt, das Produkt liegt auf dem Tisch:

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Unser vergangenen Herbst auf deutsch erschienene Buch Der Wiki-Weg des Lernens ist unterdessen auch auf chinesisch verfügbar, ergänzt mit zwei weiteren Fallbeispielen smile

Und so wie es die deutschsprachige Version sowohl zu kaufen als auch online zu lesen gibt, gilt das gleiche auch für die chinesische Übersetzung: Unter http://tcn.wikiway.ch kann die chinesische Version online gelesen und kommentiert werden:

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Das Buch wurde auch bereits verschiedentlich von Michele Notari in China vorgestellt, wie dieses Video beweist:

Gleichungen lösen im Kindergarten

14 February 2014 | Beat Döbeli Honegger

%STARTBLOG% Von verschiedener Seite wurde ich in den letzten Monaten auf die Mathe-Apps DragonBox Algebra 5+ und Dragon Box Algebra 12+ aufmerksam gemacht. Sie ermögliche spielerisches Lernen von Algebra bereits im Kindergarten-Alter und machen süchtig, wurde gemunkelt.

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DragonBox Algebra 5+ - The educational game that secretly teaches young kids the basics of algebra.

Heimlich beibringen! spielerisch lernen, ein altes Versprechen, derzeit verpackt in die Hypebegriffe serious games (Biblionetz:w02219) und game-based learning (Biblionetz:w01978).

Eine gute Ausgangslage für eine familiäres n=1-Experiment, zu dem der sechsjährige Caspar sofort bereit war ("Willst Du ein neues Spiel-App ausprobieren?").

(Die beiden Spiele sind mit CHF 6.- und CHF 10.- vergleichsweise teuer, aber a) was tut man nicht alles für den eigenen Nachwuchs, vorallem wenn man die Ausgaben zumindest theoretisch b) auch als Berufsauslagen deklarieren kann wink )

Wie funktioniert das Spiel? Die Spielfläche ist in zwei Hälften geteilt, in der einen Hälfte befindet sich eine Kiste, neben anderem Gerümpel. Ziel des Spiels ist es jeweils, die Kiste alleine in einer Spielhälfte zu haben und alle anderen Elemente irgendwie in die andere Hälfte des Spielfelds zu bugsieren. Dies kann mittels verschiedener Techniken, die im Laufe des Spiels eingeführt werden, bewerkstelligt werden. So können grüne Wirbel durch Antippen zum Verschwinden gebracht werden, Elemente durch Gegenelemente eliminiert werden (wobei jedes Gegenelement auch auf anderen Spielfeldseite platziert werden muss) etc.

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Unverständlich? Ja, für die meisten Erwachsenen klingt dies als erstes unverständlich. Die erste Beobachtung: Für Kinder überhaupt nicht. Die sind es sich gewöhnt, krude Spielregeln zu akzeptieren und entsprechend zu handeln. Egal wie die Regeln sind, ob sie Sinn ergeben oder nicht, so lange sie konsistent sind werden sie akzeptiert und flink angewandt.

Mit dem Spielverlauf werden aus den bunten Icons langsam Würfel mit den Zahlen 1-6 und in höheren Spiellevels Buchstaben. Langsam begreifen auch Erwachsene, was da eigentlich gespielt wird. Und plötzich sieht man das eigene Kindergartenkind voller Freude lineare Gleichungen vereinfachen und nach x auflösen. Vom mathematischen Hintergrund hat das Kind zwar keine Ahnung, aber das Spiel fasziniert. Innert kurzer Zeit ist das gesamte Spiel durchgespielt, ein neuer Avatar wird angelegt um das Spiel nochmals spielen zu können.

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Als professionell Deformierter (aka Mediendidaktiker) reibt man sich die Augen. Zwar nicht komplett verwundert - schliesslich kennt man diese Phänome seit Jahren aus der Lektüre entsprechender Theorie - aber nun passiert das auf dem eigenen Familiensofa. Da löst ein Dreikäsehoch lineare Gleichung - noch dazu mit Spass - aber ohne dass er weiss, was da mathematisch geschieht. Da stellen sich dem professionell Deformierten doch einige Fragen, die er nächste Woche in seinem beruflichen Umfeld diskutieren will:

  • Ist das Lösen von linearen Gleichungen ein Spiel?
  • Muss man begriffen haben, was mathematisch geschieht, wenn man Gleichungen umformt
    • a) um derzeit in der Schule gute Noten zu machen?
    • b) um die Mathematik zu begreifen?
  • Wie wird sich Unterricht verändern, wenn die Kids dem verdutzten Mathelehrer in der 7./8. Klasse sagen "Ach, sowas habe ich doch schon im Kindergarten als App gespielt..."
  • Die allgemeine Frage bei Game Based Learning: Gehört zum Lernen auch die Erfahrung, dass Lernen nicht immer ein Spiel, sondern manchmal auch anstrengend ist?
Zugegeben, bei diesem Spiel lernt man nicht alle Schritte, diezum Umformen von linearen Gleichungen notwendig sind. Das Spiel übrnimmt es jeweils, einen daran zu erinnern, dass alle Schritte auf beiden Seiten des Spielfelds (sprich dem Gleichheitszeichen) vorzunehmen sind und wie dies zu geschehen hat. Aber erstaunlich ist doch, wie weit man kommt.

Erste ernsthaftere Recherchen haben ergeben, dass die beiden Programme in norwegischen Schulen eingesetzt werden und dass (verständlicherweise) erst wenig wissenschaftliche Literatur dazu verfügbar ist (z.B. Biblionetz:t15930). Aber offiziell fange ich ja erst morgen mit Arbeiten an...

Ich bin versucht, das n=1-Experiment mit dem Spiel Dragon Box Algebra 12+ fortzuführen. Caspar wäre sofort dabei.


Birgit Lachner hat auf Google+ kommentiert und unter anderem darauf hingewiesen, dass DragonBox 12+ die Levels der DragonBox 5+ enthält (warum sagt einem das niemand vor dem Kauf?).

-- Main.BeatDoebeli - 05 Jan 2014

Persönliche Beobachtungen und Gedanken zu Dragon Box 12+, nach 4-stündigem Spiel:
  1. Dragon Box 12+ ist ein echt cooles Spiel, das mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist.
  2. Das Interessant ist, dass mein Mind stockt, sobald +,*,= Symbole erscheinen, obwohl die Spielaufgabe noch die Selbe ist wie zuvor. Es gibt dabei so ein Gefühl von "Panik". Diese Symbole sind bei mir mit einem negativen Gefühl von Stress konditioniert und es gibt eine innere Fluchtbewegung des Geistes. So interessant. Solche Beobachtungen sind der Grund, weshalb ich denke, dass Schule wie sie heute funktioniert, für viele Schüler nicht funktioniert. (PS: ich war gut in Mathe).
  3. Mein zweiter Gedanke war, dass es keinen Grund mehr gibt, weshalb sich noch irgendjemand die Regeln von Linalg aneignen soll, wenn es jedes Smartphone einfacher und schneller erledigen kann. Unserer Gesellschaft wird wohl nur noch eine kleine Anzahl Menschen benötigen, die genau dieses Art der Zeichenmanipulation selbst beherrschen. Computer sind um Faktoren effizienter für diese Aufgabe, so wird es in Zukunft nicht mehr im Brain berechnet. Ist Dragon Box "nur noch" ein Bedienen eines nicht mehr zeitgemässen Lehrplans? Resp. ist Linalg "nur noch" ein Spiel - eine zwecklose Beschäftigung, die unglaublich Spass macht?
-- Main.MarcPilloud - 14 Feb 2014

Call for Papers GMW 2014.

06 February 2014 | Beat Döbeli Honegger | Veranstaltung
Vom 1. bis zum 4. September findet an der Pädagogischen Hochschule Zürich die diesjährige Jahrestagung der Geselleschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) statt. Das Motto der diesjährigen Tagung lautet:

GMW14-Animation.gif

Mich freut dies aus verschiedensten Gründen: Mir gefällt das Thema, die Tagung findet praktisch vor meiner Haustüre statt (was Vor- und Nachteile hat) und die Tagung findet zum ersten Mal an einer Pädagogischen Hochschule statt, was durchaus auch als inhaltliche Aussage zur Bedeutung digitaler Medien im Bereich der Lehrerinnen- und Lehrerbildung verstanden werden darf.

Ich möchte somit alle Interessierten ermuntern, einen Beitrag zur diesjährigen GMW-Tagung einzureichen, auf dass sich der Besuch der Tagung nicht nur aus touristischen Gründen lohnt wink

Einreichungsfrist: 28.03.2014

Das Thema der diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft #GMW14 ist die Gestaltung von Lernräumen. Die darin enthaltenen jeweils komplexen Begriffe «Lernen», «Räume» und «Gestaltung» eröffnen vielschichtige Lesarten und Verbindungen. Raummetaphern haben im Bereich des Lernens mit (digitalen) Medien Tradition: bereits zu Anfangzeiten digitaler Plattformen sprach man von Räumen, von Umgebungen, von Portalen, und schon zuvor beim Aufkommen des Internet wurden die verschiedensten Raummetaphern beigezogen, um das Lernen und Lehren in virtuellen Räumen mit vertrauten, anschaulichen Begriffen zu beschreiben. Lernende und Lehrende gestalten ihre Räume gemeinsam und der Begriff der Lernräume rückt die didaktische Gestaltung der Orte und Umgebungen des Lernens in den Mittelpunkt, mit denen und in denen sich Lernende und Lehrende gemeinsam auseinandersetzen.

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mehr... PDF-Dokument

Free Trees - oder warum ich Facebook nicht verstehe

02 February 2014 | Beat Döbeli Honegger | Annoyance
OK, ich bin selbser schuld. Ich hätte nicht müssen. Aber ich habe eine gute Ausrede. Oder sogar zwei. Medis und Langeweile.

Am Mittwoch ist mein Leistenbruch ambulant operiert worden, soweit alles bestens. Donnerstag und Freitag habe ich praktisch nur geschlafen und auch am Samstag habe ich mich praktisch nicht bewegt, wie die quantified-self-App Moves feststellt:

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Am Samstag war der Kopf aber wieder einigermassen da, aber nicht wirklich für konzentriertes Arbeiten. Also spielt man mit seinen digitalen Gadgets herum, endlich eine Ausrede und Zeit:

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Doch irgendwann ist auch das Buchstaben-Jonglieren zu anstrengend und so weicht man aufs Gesichter-Buch (Biblionetz:w02039) aus und klickt hier und da. Und da muss es geschehen sein. Ein mir bekannter Berufskollege "hat einen Link geteilt":

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Erstaunlich, das Bild sehe ich nicht zum ersten Mal. Warum teilt das jemand aus meinem beruflichem Umfeld? Neugier. Klicken. Statt dass das Video startet, kommt eine Warnmeldung, dass man ein Captcha (Biblionetz:w01616) lösen müssen, um das Video anschauen zu können (bei mir stand "Free Trees"):

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So. Und hier hätte ich misstrauisch werden müssen. Warum sollte ich ein Captcha lösen, um ein Video schauen zu können? Doch ich tippte brav free trees ein und klickte auf Absenden. Tja, das war's dann. Ich war auf eine Clickjacking-Attacke reingefallen. Die Urheber der Website hatten einen unsichtbaren Facebook-Kommentier-Button über das Captcha gelegt, ich löste also kein Captcha, sondern gab einen FAcebook-Kommentar zu diesem Video ab (notabene ohne es gesehen zu haben...). Und diese Aktion wurde alle meinen Facebook-Freunden in deren Timeline angezeigt:

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Das merkte ich allerdings erst einen halben Tag später, als sich die besorgten Mails häuften...

Soweit, so ungut. Selber dumm. Was mich jedoch beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich diesen Kommentar in Facebook gelöscht habe, mir jemand jedoch noch 24h später mit Uhrbeweis gezeigt hat, dass der Kommentar bei ihm in Facebook noch immer angezeigt werde:

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Einmal mehr gilt somit: "Was einmal ins Internet gestellt worden ist, wird man nicht mehr los."

Konkret kann ich mich gegen weiteres Likejacking (siehe Wikipedia) wehren, indem ich bei !AdBlock Plus die Regel http://www.facebook.com/plugins/like.php?* hinzufüge, aber das ist ja wohl nicht alltagstauglich. Darum bin ich ja froh, dass Facebook nächstens mal kurz abgeschaltet wird:

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wink

Christian Borowski hat mich vor kurzem auf die Broschüre Computing in the national curriculum - A Guide for primary teachers PDF-Dokument (Biblionetz:t15952) aufmerksam gemacht. Die Broschüre versucht Englands Primarlehrerinnen und Primarlehrern das neue Thema Computing schmackhaft zu machen zu erklären.

Doch selbst für mich als Informatiker wird dank dieser Broschüre verständlicher, in welche Richtung sich Englands digitale Ausbildungspläne bewegen sollen.

In der Broschüre werden drei Aspekte des Themas computing unterschieden:

The core of computing is computer science, in which pupils are taught the principles of information and computation, how digital systems work and how to put this knowledge to use through programming. Building on this knowledge and understanding, pupils are equipped to use information technology to create programs, systems and a range of content. Computing also ensures that pupils become digitally literate – able to use, and express themselves and develop their ideas through, information and communication technology – at a level suitable for the future workplace and as active participants in a digital world.
Aspekt Beschreibung
Computer Science (CS) [All pupils] can understand and apply the fundamental principles and concepts of computer science, including abstraction, logic, algorithms and data representation.
[All pupils] can analyse problems in computational terms, and have repeated practical experience of writing computer programs in order to solve such problems.
Information Technology (IT) [All pupils] can evaluate and apply information technology, including new or unfamiliar technologies, analytically to solve problems.
Digital Literacy (DL) [All pupils] are responsible, competent, confident and creative users of information and communication technology. (DL)

Mit einem gewissen Abstand betrachtet, passt das gar nicht schlecht zur aktuellen Einteilung im deutschsprachigen Raum:

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Folie 69 aus dem Referat Informatik ist mehr als Informatik

Und wenn dann in der Broschüre zu lesen steht: "The core of computing is computer science,...", dann ist man nicht mehr weit von dieser Darstellung entfernt:

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Folie 70 aus dem Referat Informatik ist mehr als Informatik

(Schaut man sich die Beschreibungen im Detail an, dann entspricht der Bereich digital literacy nicht ganz dem Bereich Medien bzw. Medienbildung im deutschsprachigen Raum, bzw. ist eher eine informatikperspektivische reduzierte Sichtweise der Medienbildung).

Ebenfalls bestätigt fühle ich mich durch die Aussage in der Broschüre, man könne zwar die drei Bereiche unterscheiden, die Kompetenzen würden jedoch nicht eindeutig diesen Kompetenzen zugeordnet werden, da dies gar nicht immer so einfach sei. Wichtiger als eine genaue Aufteilung sei sowieso ein ausgeglichener, stimulierender und kreativer Zugang. Im Original:

It should be noted that the statutory requirements are not labelled under these three headings in the programme of study, and the distinction between information technology and digital literacy is open to some interpretation. The important thing is to cover the content in a balanced, stimulating and creative way rather than being overly concerned about the specifics of terminology.

Für diejenigen, die entsprechende Lehrpläne erarbeiten wink , aber auch für alle anderen lohnt sich ein Blick in diese Publikation!

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