Dies ist der private Weblog von Beat Döbeli Honegger

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Zum Welttag des Buches ;=)

23 April 2016 | Beat Döbeli Honegger
Vorsicht Werbung!

Der heutige 23. April ist der Welttag des Buches. Wikipedia meint dazu: "Das Datum des 23. April geht zurück auf den Georgstag. Es bezieht sich auf die katalanische Tradition, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken."

Das finde ich eine gute Idee und ich hätte auch gleich zwei Vorschläge für Leserinnen und Leser dieses Weblogs wink

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Mehr als 0 und 1 (Biblionetz:b06000) und Digitale Kompetenz (Biblionetz:b06006) sind nämlich zwei Bücher, die sich nicht primär an Personen richten, die sich bereits in digitalen Informationsquellen zu digitalen Themen wie dieser hier tummeln. Beide Bücher richten sich an Leserinnen und Leser im Bildungswesen, die sich primär an Gedrucktem orientieren und sich bisher nicht vertieft mit dem Digitalen in der Bildung beschäftigt haben - dies aber eigentlich in ihrer Funktion als Mitglieder von Schulleitungen und Schulräten oder als Mitarbeitende in Bildungsbehörden tun sollten.

Beide Bücher versuchen möglichst knapp und einfach verständlich einen Überblick zu den Herausforderungen der Digitalisierung im Bildungswesen zu geben - ohne aktuelle Hypes oder ausufernde Detailbeschreibungen. Damit sind beide Bücher je in einem Wochenende oder in einer Urlaubswoche lesbar und regen zum Nachdenken an, was im eigenen Bildungsumfeld vielleicht geschehen sollte.

Klar, ich will Leserinnen und Leser dieses Weblogs keinesfalls von der Lektüre dieser beiden Bücher abhalten. Sie finden darin strukturierte Zusammenfassungen von vielem, was sie bereits wissen. Dies hilft in Diskussionen und beim Verfassen eigener Text oder planen eigener Aktionen. Aus meiner Sicht könnte der wahre Wert dieser beiden Bücher aber darin liegen, sie der oben beschriebenen Zielgruppe ans Herz zu legen oder eben gerade zu schenken: "Wenn du wissen willst, warum ich immer von dieser Digitalisierung rede, dann lies doch mal das hier!"

Don't preach to the converted: Wir bringen die Schule nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig von der Wichtigkeit des Themas zu überzeugen versuchen. Wir sind es ja bereits. Darum: Wer im eigenen Bekanntenkreis müsste sich eigentlich mit dem Thema beschäftigen und wäre vielleicht sogar froh, das Wesentliche zwischen zwei Buchdeckeln zu erhalten, statt dieser Informationsflut des Internets ausgesetzt zu sein? wink

Darum zum Welttag des Buches: Verschenken Sie diese beiden Bücher an jemanden in ihrem Bekanntenkreis!

P.S: Auch ich habe mir zum Welttag des Buches eines gekauft:

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Daniel Häni & Philip Kovce (2106) Was fehlt, wenn alles da ist? Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt (Biblionetz:b06209)

Wir haben 2016, nicht 1984

05 April 2016 | Beat Döbeli Honegger
Ich bin grad leicht schockiert und weiss eigentlich gar noch nicht wo anfangen mit reagieren. Titelstory in der heutigen Sonntagszeitung sind die 21'000 in der Schweiz vorhandenen staatlichen Überwachungskameras. Auf einer Doppelseite wird über die Zunahme an Kameras, aber auch über die Zweifel an der Wirksamkeit und die mit den Kameras verbundenen Gefahren berichtet.

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In einem Kommentar meldet sich der Redaktionsleiter unter dem Titel Wir haben 2016, nicht «1984» (Biblionetz:t18593) zu Wort.

Was ich da lese, scheint mir an Naivität nicht zu überbieten:

Denn tatsächlich haben die heutigen Überwachungsmassnahmen nichts mit Orwells Schreckensvision gemein. Wenn der Staat im öffentlichen Raum Kameras aufstellt, tut er dies nicht wie in «1984» um seiner selbst willen – sondern um die Bürger zu beschützen: vor Terroristen, Räubern, Pädophilen oder Hooligans.

Wie praktisch und effizient das Vorgehen ist, zeigen die vielen Fahndungserfolge: Die Schläger von Kreuzlingen, der Kinderschänder in Zürich oder auch die Attentäter von Boston – sie alle wurden gefasst, weil sie gefilmt worden waren. Kein Wunder, ist die Akzeptanz in der Bevölkerung gross. Eine deutliche Mehrheit befürwortet den Einsatz von Überwachungskameras mit der einleuchtenden Begründung, dass nur Kriminelle davor etwas zu befürchten hätten. Und dass die Daten ohnehin nur mit richterlicher Befugnis verwendet werden dürfen.

Ein anderes Resultat hätte im Zeitalter von Facebook auch überrascht. Wer Fotos und intimste Details aus seinem Privatleben freiwillig online stellt, kann nicht ernsthaft dagegen sein, beim Einkaufen gefilmt zu werden. Und wer einer privaten US-Firma vertraut – bei der niemand weiss, was sie mit den gesammelten Daten anstellt –, darf sich auch vor dem Schweizer Staat nicht fürchten.

Wir haben tatsächlich nicht 1984, sondern 2016. Die Schweiz hatte ihren Fichenskandal und 2013 gab es die NSA-Enthüllungen von Edward Snowden (Biblionetz:p13594). Wie kann man da noch ernsthaft behaupten, heutige Überwachung geschehe nur um die Bürger zu beschützen und die Daten würden nur mit richterlicher Befugnis verwendet? Als wüssten wir nicht besser, dass Daten aufgrund von technischen Pannen oder politischen Intrigen des öftern in falsche Hände geraten.

Wie kann man so unhinterfragt behaupten, es sei unbedenklich alle ungefragt dauernd zu überwachen, weil sich die meisten sowieso freiwillig in sozialen Netzen entblössen würden (Biblionetz:a01270) und wer nichts zu verbergen hätte, der hätte auch nichts zu berfürchten? (Biblionetz:a00840)

Gipfel der Naivität ist jedoch der Schluss des Meinungsartikels, in welchem Kunz empfiehlt, Orwells Roman 1984 (Biblionetz:b00221) nicht mehr in der Schule zu lesen:

Sinnvoller wäre die Forderung, «1984» als Lektüre an den Schulen abzuschaffen. Das Buch, erschienen 1949, war eine Anspielung auf den Überwachungswahnsinn in den mittlerweile längst implodierten kommunistischen Diktaturen. Wer Orwell heute noch anführt und laut «Big Brother» schreit, sobald irgendwo eine Kamera aufgestellt wird, hat das Buch nicht verstanden und verunglimpft die erfolgreichen Bemühungen demokratischer Staaten zum Schutze seiner Bürger.

Im Gegenteil ist es höchst dringlich und gehört zur Allgemeinbildung in einer digitalisierten Welt, die technischen Möglichkeiten und die gesellschaftlichen Konsequenzen einer immer stärkeren Überwachung aller Lebensbereiche zu diskutieren, damit man dem Thema nicht derart naiv gegenübertritt wie dieser Artikel in der heutigen Sonntagzeitung!

Erste Reaktionen im Netz:

Gewisse Dinge haben nicht in einem Tweet Platz. Sorry.

Seit vor einigen Wochen das Dagstuhl-Dreieck (Biblionetz:w02886) erarbeitet und publiziert worden ist, habe ich online und offline zahlreiche Diskussionen geführt und wurde oft mit dem Schlagwort #PflichtfachInformatik konfrontiert. Obwohl ich die dahinter stehende Forderung nach mehr verbindlichen Informatikinhalten in der Schule vorbehaltslos unterstütze (was mache ich denn die letzten Jahre anderes?), ist die Forderung #PflichtfachInformatik aus meiner Sicht bildungspolitisch aus mehreren Gründen problematisch.

Nochmals, bevor ich mit den Gründen anfange in aller Deutlichkeit: Es geht mir um die Begrifflichkeit, nicht um den Inhalt der Forderung.

Mehr als 0 und 1 - Schule in einer digitalisierten Welt

20 March 2016 | Beat Döbeli Honegger

Es hat einiges länger gedauert als geplant, aber nun ist es da:

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Ich habe versucht in diesem Buch möglichst kompakt und verständlich die Herausforderungen rund um den digitalen Leitmedienwechsel und die Schule zu beschreiben - als Einstieg und Entscheidungshilfe für neu ins Thema einsteigende Leserinnen und Leser und als strukturierte Denk- und Argumentationshilfe für mit dem Thema bereits Vertraute.

Worum geht es?

Mehr als 0 und 1 ist in drei Teile und zehn thematische Kapitel gegliedert. Es beginnt bei den grossen und langfristigen Entwicklungen und wird von Kapitel zu Kapitel konkreter.

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Im ersten Kapitel wird erklärt, warum und wie Computer und das Internet die Gesellschaft so grundlegend verändern, dass von einem Leitmedienwechsel gesprochen wird. Es gibt verschiedene Ansichten, inwiefern dieser Leitmedienwechsel die Schule betrifft. Das zweite Kapitel präsentiert das gesamte Spektrum an Reaktionsweisen, die der Schule vorgeschlagen werden. Es reicht von »Ignorieren« bis zur Forderung, die Schule abzuschaffen oder angesichts der kommenden Fähigkeiten der Computer gleich gänzlich auf menschliche Bildung zu verzichten. Im dritten Kapitel wird ein pragmatischer Mittelweg zwischen diesen Extremen eingeschlagen und gefragt, welche Kompetenzen angesichts des Leitmedienwechsels an Bedeutung gewinnen.

Im zweiten Teil des Buches geht es um die Bedeutung und die Rollen des Digitalen in der Schule. Das vierte Kapitel liefert vier Argumente, warum digitale Medien zwingend in die Schule gehören. Das fünfte Kapitel widmet sich den beiden Rollen digitaler Medien als Werkzeug und als Thema und stellt die drei thematischen Aspekte »Anwendungskompetenzen«, »Medien« und »Informatik« vor. Da Informatik als Thema in der Schule über fast keine Tradition verfügt, widmet sich das sechste Kapitel ganz der »Informatik in der Schule« und liefert dafür sowohl bildungspolitische Gründe als auch einen Überblick möglicher Themen sowie methodische Hinweise. Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie das Digitale in der Schule verankert werden kann und welche Herausforderungen dabei zu überwinden sind.

Im dritten Teil des Buches geht es schliesslich konkret um Hard- und Software in die Schule. Das achte Kapitel gibt Antworten darauf, welche digitale Infrastruktur die Schule benötigt, und Kapitel neun fragt, was mit Schulbüchern passiert, wenn das Buch als Leitmedium durch den Computer ersetzt wird.

Der Wert eines Verlages, der sich kümmert

Bereits das Schreiben des Buches war eine interessante Erfahrung. Meist habe ich alleine im stillen Kämmerlein geschrieben, sobald von einem Kapitel aber eine erste Rohfassaung stand verlegte ich den Text ins Internet, wo zahlreiche interessierte Gegenleserinnen und Gegenleser sich Zeit nahmen, den Text inhaltlich und sprachlich zu kritisieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. Ich habe es sehr genossen (naja, vielleicht nicht ganz immer ;-)), zwar physisch alleine vor dem Text zu sitzen, aber trotzdem im Austausch mit mir wohl gesinnten Menschen zu sein, die mir halfen, den Text besser zu machen. Diese Auseinandersetzungen waren nicht nur sehr motivierend und bereichernd, sie haben auch die These des veränderten Arbeitens im digitalen Raum beispielhaft gestützt.

Diese Aufmerksamkeit habe ich in der Endphase der Buchproduktion auch vom Verlag gespürt und sehr geschätzt. Nachdem im wissenschaftlichen Bereich nach einem erfolgreichen Review sich eigentlich niemand mehr für die Details der Publikation interessiert und man als Autor meist auch Layout, Lektorat und Korrektorat selbst erledigen oder organisieren muss, war es für mich wohltuend, das Buch in einem Verlag publizieren zu können, der sich ernsthaft und intensiv um den Text, die Grafiken und das Layout des Buches gekümmert hat. Aus meiner Sicht hat das Buch dadurch einiges an Qualität gewonnen und ich hatte wieder das gute Gefühl eines interessierten Gegenübers. Es hat mich in meiner Haltung bestätigt, dass trotz neuer technischer Publikationsmöglichkeiten die Arbeit eines Verlags, der seine Aufgaben ernst nimmt, auch in Zeiten von OER und Selfpublishing weiterhin wichtig bleibt.

Biblionetz: Verweise in die Zukunft

Glücklich war ich auch über die Möglichkeit, im Buch statt traditioneller Literaturverweise Links ins Biblionetz setzen zu können. Einerseits hat das meine Art des Denkens und Schreibens unterstützt und andererseits konnte ich dadurch auch ein Zeichen setzen, dass sich in einer digital vernetzten Welt auch die Art und Weise des Referenzierens weiter entwickelt. Wenn ich im Buch nicht auf einen einzelnen Text oder einzelnes Buch verweise sondern auf einen Begriff, eine Frage oder eine These, dann sind das für mich auch Verweise in die Zukunft. Klassische Literaturverzeichnisse, Fuss- und Endnoten sind immer Verweise in die Vergangenheit, Hinweise auf bereits Gesagtes oder Geschriebenes. Das hat durchaus seine Berechtigung: Sie sind einerseits Ehrerbietung für Autorinnen und Autoren, welche die erwähnten Ideen und Gedanken bereits vor einem hatten. Sie sind andererseits aber auch Recherchehilfen für besonders Interessierte. Solche Referenzen weisen darauf hin, wo noch mehr zum Thema zu finden ist. Angesichts der Möglichkeiten der Digitalisierung ist es aber schade, dass in gedruckten Büchern immer nur auf Ideen und Werke hingewiesen werden kann, die es zum Zeitpunkt der Drucklegung bereits gab. Mit den Biblionetzverweisen konnte ich im Buch nun aber auf Literaturlisten und Zitatsammlungen hinweisen, die vermutlich in Zukunft noch wachsen werden.

Es ist vermutlich zu spüren, dass mir das Schreiben des Buches mehrheitlich Spass gemacht hat und ich mit dem Ergebnis auch zufrieden bin. Nun entlasse ich das Buch in die Freiheit und bin gespannt, was Leserinnen und Leser damit anfangen - ob es die eingangs beschriebenen Ziele erfüllt und ob ausser mir noch jemand Freude an den Biblionetzwerverweisen hat wink

Mehr zum Buch: http://mehrals0und1.ch

P.S.: Digital oder gedruckt kaufen? Diese Frage wurde mir in den letzten Tagen mehrfach gestellt. Aufgrund des Leinen-Einbands und der Leuchtstift-Rosa im Buch, das sich auf Bildschirmen gar nicht darstellen lässt, hat das gedruckte Buch seine eigene haptische und optische Präsenz - allerdings ist das digitale Buch leichter, im Volltext durchsuchbar und alle Biblionetz-Links sind auf einen Klick oder Tipp abrufbar.
In der Tat, eine schwierige Entscheidung. Mein unverbindlicher Rat: Wer diesen Text liest, ist vielleicht mit der digitalen Version besser bedient - aber fürs Lehrerzimmer und bei Diskussionen eignet sich die gedruckte Version besser wink

P.S.2: Digital ist das Buch bereits überall erhältlich, gedruckt letzte Woche erst in der Schweiz, kommende Woche aber sicherlich auch in Deutschland und Österreich.

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Biblionetz:b06000

Update: PDF mit 10 Projektideen downloadbar unter http://iLearnIT.ch/ozobot

Informatik in der Primarschule (Biblionetz:w02861) ist nicht nur während der aktuellen Hour of Code ein aktuelles Thema. In zahlreichen Ländern - so mit dem Teillehrplan *Medien und Informatik (Biblionetz:t17600) auch in der Schweiz - steht Informatik plötzlich im Stundenplan der Primarschule.

Es sind primarschulgerechte Unterrichtsideen und Werkzeuge gefragt - Informatik in der Primarschule (Biblionetz:w02861) muss konkret und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar sein. Computer science unplugged (Biblionetz:w02379) bietet sich da aus verschiedenen Gründen an. Doch mit computer science unplugged alleine vergibt man sich wichtige Erfahrungen der Informatik: Sowohl das Gefühl der Selbstwirksamkeit, wenn ein digitales Artefakt genau das tut, was man ihm befohlen hat als auch umgekehrt die Erfahrung, dass digitale Artefakte eben genau das tun, was man ihnen befiehlt - eigene Fehler äussern sich unter Umständen in entsprechendem Fehlverhalten.

Derzeit erscheint in meiner Wahrnehmung jede Woche irgend ein Gadget, das sich als Wunderlösung für den Primarschulinformatikunterricht anpreist. Etablierte Kinderspielzeughersteller drängen in diesen scheinbar lukrativen Markt genauso wie innovative Crowdfunding-Projekte. Einerseits ist dies ja erfreulich: Endlich tut sich etwas in diesem Bereich. Doch für Lehrerinnen und Lehrer ist es schwer, die Übersicht zu behalten: Was taugt etwas und wie passe ich es für meinen Unterricht an? Die meisten innovativen Projekte enstehen im US-amerikanischen Umfeld, die Unterlagen sind damit meist auf Englisch und oft lassen sich die Gadgets auch nur mühselig im Ausland bestellen.

Ich sehe es deshalb als eine unserer (sehr geschätzten...;-) ) Aufgaben im Bereich der Primarschul-Informatik-Didaktik an, solche Gadgets zu testen und auf "Schultauglichkeit" im deutschen Sprachraum zu überprüfen:

  • Steckt mehr dahinter als rasch verfliegende Freude am technischen Spielzeug?
  • Lohnt sich die Anschaffung mit Blick auf das Verwendungspotenzial?
  • Ist es auch in der Breite bezahlbar?
  • Lässt es sich auch in einer Primarschulumgebung ohne viele IT-Ressourcen betreiben?
  • Besteht die Hoffnung, dass die Produktfamilie so lange verfügbar sein wird, dass sich das Erstellen von Unterrichtsmaterial lohnt?
  • etc...

Ein Gadget, das meiner Ansicht nach diesen Anforderungen entspricht, ist das schon mehrfach im Blog angesprochene MaKey-MaKey-Board (Biblionetz:w02476). Konsequenterweise haben wir das Board dank der Hasler Stiftung auch allen Teilnehmenden überreichen und in einem Workshop durch Kinder der Projektschule Goldau erklären lassen können (Bibliothek:t17873). Bei dieser Gelegenheit ist auch eine kostenlose Broschüre mit 10 Unterrichtsideen (Biblionetz:t18300) entstanden.

Ein MaKey MaKey erfordert jedoch immer einen Computer mit USB-Anschluss. Im Zeitalter von Smartphones und Tablets ist dies jedoch nicht immer in genügender Zahl vorhanden und führt auch dazu, dass die entsprechenden Projekte gewichtiger und umfangreicher werden.

Vor einigen Monaten sind wir nun auf ein Gadget aufmerksam geworden, dass uns nach erstem Ausprobieren eine vertieftere Analyse wert war: Ozobots (Biblionetz:w02862).

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Ein Ozobot ist ein etwa golfballgrosser Roboter, der mit Hilfe von Sensoren an seiner Unterseite und zwei Motoren farbigen Linien auf ebenen Flächen entlangfahren und mit Farbcodes in diesen Linien gesteuert/programmiert werden kann. Diese Codes erlauben Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen an Kreuzung sowie Timer und Zähler.

Die putzigen Roboter begeistern kleine Kinder und Animieren sie zum Malen von endlosen Wegen und Labyrinthen. Mit älteren Kindern scheint dann ein Einstieg ins Programmieren möglich. Das wollten wir ausprobieren. Am vergangenen Zukunftstag haben wir einen Vormittag mit 16 Sechstklässlerinnen und einem Sechstklässler mit Ozobots experimentiert.

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Als Erstes durften die Ozobots individuell verziert werden.

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Danach konnten die Möglichkeiten der Ozobots frei erkundet werden.

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Wie bei den MaKey-MaKeys haben wir auch wieder eine Broschüre mit Ideen/Aufgaben erstellt. Nach diesem Vormittag wissen wir nun bereits, was nicht funktioniert und wir können die Broschüre entsprechend überarbeiten.

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Die 6. Klässlerinnen waren den ganzen Vormittag eifrig bei der Sache und haben viel experimentiert.


Zum Schluss liess die Gruppe alle Ozobots gemeinsam auf den von ihnen gezeichneten Wegkarten fahren.

Dass die Schülerinnen Spass mit den Robotern haben würden, haben wir erwartet. Dass jedoch alle 16 Mädchen nach dem Vormittag den Wunsch geäussert haben, einen solchen Ozobot zu kaufen, hat uns doch überrascht. Noch mehr, dass am nächsten Morgen alle 16 tatsächlich 25 Franken* mitbrachten und einen Ozobot mit nach Hause nahmen. Noch wissen wir nicht, was sie damit seither zu Hause gemacht haben. Dass aber alle 16 Mädchen dafür Taschengeld gebraucht oder einen Weihnachtswunsch dafür gebraucht haben, spricht für sich. Auf der Suche nach solchen Unterrichtswerkzeugen sind wir doch: So begeisternd, dass sie auch zu Hause noch verwendet werden wink

Was mir an den Ozobots gefällt: Ozobots sind zwar nicht computer science unplugged, aber es ist enaktive Beschäftigung mit Informatik ohne dass ein Bildschirm benutzt werden muss. Das wirkt attraktiv und einladend. Die kleinen Roboter animieren zum Spielen und Ausprobieren im Team (eher als Programmierarbeiten, wo immer nur jemand vor der Tastatur sitzen kann). Die Einstiegshürde ist gering

* Aktuell kosten Ozobots ca. 50$. Da jedoch eine neue Version auf den Markt gekommen ist, die sich noch weiter programmieren lässt, wird die alte Version 1.0 derzeit in der Schweiz zum halben Preis verkauft. Derzeit sind wir der Meinung, dass die zusätzlichen Programmierfähigkeiten für die Primarschule nicht notwendig sind.

Wir sind nun daran, unsere Projektideen zu überarbeiten und Ausleihboxen vorzubereiten:

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48 Ozobots warten auf die Einteilung in zwei Klassensätze...
Update vom 09.03.2016: Unsere 10 Projektideen sind als PDF downloadbar unter http://iLearnIT.ch/ozobot