Open Access plötzlich konkret
Seit längerem interessiere ich mich für das Thema
Open Access (
Biblionetz:w01889), den entsprechenden Biblionetz-Eintrag gibt es seit März 2006. Bis vor kurzem war mein Interesse eher akademisch und gesellschaftspolitisch. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Nationalfondsstudie zu
Lernplattformen an Schulen (
Biblionetz:b03672) bei uns am Institut hat die Open-Access-Diskussion nun plötzlich konkret werden lassen. Mein
entsprechender Publikationshinweis hier im Blog hat zahlreiche Leserinnen und Leser auf die entsprechende Biblionetzseite geführt. Dort wieder sind dann einige auf den Abschnitt
Fulltext dieses Dokuments gestossen und haben vergeblich versucht, die entsprechenden PDF-Dokumente herunterzuladen:
Dies ist jedoch nicht möglich, die entsprechenden PDF-Dateien stehen nur mir selbst zur Verfügung, da es mir aus urheberrechtlichen nicht erlaubt ist, diese Daten zum Download anzubieten. Dies habe ich auch denjenigen geantwortet, die eine technische Ursache hinter den Downloadproblemen vermutet haben. In der Folge wurde ich dann mehrfach gefragt, warum denn die Ergebnisse einer Nationalsfondsstudie nicht kostenlos im Internet abrufbar sind, schliesslich seien diese Ergebnisse ja mit Steuergeldern finanziert worden. Jemand mailte mir, dass sein Arbeitgeber selbstverständlich die Beschaffung des Buches unterstütze und finanziere, aber der administrative Aufwand zur Bestellung und Abrechnung doch mühsam sei im Vergleich zum Download eines PDFs.
Hoppla! Ja, warum eigentlich nicht? Die Ergebnisse sind vor allem in den nächsten fünf Jahren relevant, somit wäre eine rasche und problemlose Verbreitung wünschenswert. Warum werden diese Ergebnisse nicht kostenlos online verfügbar gemacht (z.B. längerfristig auf dem Webserver des Nationalfonds)? Geld verdient man ja nicht mit solchen Publikationen, im Gegenteil. Zudem belegen bereits
zahlreiche Untersuchungen, dass Open Access den Impact von Publikationen erhöhen kann, diese also häufiger zitiert werden als non-OA-Publikationen. Somit müssen wir uns tatsächlich fragen, warum diese Ergebnisse in Buchform und nicht digital und frei verfügbar veröffentlicht worden sind.
Mir ist schon bewusst, dass ich damit tradierte wissenschaftliche Verhaltensweisen in Frage stelle. Aber sind wir nicht in einem Themengebiet tätig, wo wir aufgrund der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung auch gewisse tradierte Verhaltensweisen in Frage stellen?
Ich bin gespannt auf die Diskussion!
Update (30.04.2010): Dominik Petko (Herausgeber des Buches)
hat geantwortet.
Update II (14.05.2010): Teile des Buches sind unterdessen bei
Google Books abrufbar.
Auch ich habe immer wieder mit dieser Thematik zu tun. Ich bin voll Beat's Meinung, auch wenn ich Dominik Petko verstehe. Früher war "Selbstpublikation" etwas anrüchiges. Heute muss sich der Autor oder die Autorin aber fragen: will man von vielen gelesen oder beachtet werden, oder nur von denen, die sich die Publikation kaufen? Will man seine Online-Versionen selber kontrollieren oder es Akteuren wie Google Books überlassen? Interessant, dass beim hier vorliegenden Fall ausgerechnet Beat's Text
nicht auf Google Books erhältlich ist, dafür aber die meisten von Dominik Petko! Wird sich der Leser von einem solchen Google Book nicht gegängelt vorkommen, da immer wieder Seiten fehlen, und Textstellen zu kopieren nur als Bildschirmphoto geht? Wird er dann in den nächsten Buchladen rennen oder eher denken "Ihr könnt mich mal!"?
Ich kann sagen, was ich als Leser will. Das Google Book Modell wäre gut, wenn die Seiten nicht fehlen würden. Dazu sollte es aber möglich sein ein PDF oder eBuch zu kaufen, aber zu einem günstigen Preis und elektronisch einfach abrechenbar. Ich weiss, dass das für die traditionellen Verlage nicht aufgeht, aber zur Zeit wiederholen sie die Fehler der Musikindustrie.
Als Autor möchte ich einerseits die Rechte behalten, meine eigenen Texte zu verbreiten, und anderseits wissen, dass der Verlag sich fortschritllich verhält und weder das Buch in kürzester Zeit einstampfen lässt noch versucht es zu überhöhten Preisen in einem DRM-gegängelten proprietären Format zu verkaufen. Dann noch lieber bei Google.
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TheoSchmidt - 19 May 2010
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