Schweizer Jahr der Informatik gestartet

Gestern Abend war ich an der Eröffnungsveranstaltung des Schweizer Jahres der Informatik (informatica08). Unter der witzigen Moderation von Fernsehmoderator Stephan Klapproth referierten und diskutierten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Die beiden Keynotes hielten Bundesrätin Doris Leuthard und der Senior Vice President von Google, Urs Hölzle.

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Doris Leuthard betonte in ihrer Rede (Biblionetz:t08214) die Bedeutung der Informatik für den Wirtschaftsstandort Schweiz:

Die gesamte ICT-Branche mit über 120'000 Beschäftigten ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und ein sehr innovativer Bereich mit interessanten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. ICT ist zu einem eigentlichen Wachstumsmotor für unsere Wirtschaft geworden.

Angesichts der enormen Möglichkeiten der Informatik sei es erstaunlich, dass immer weniger junge Leute eine Berufslehre oder ein Studium im Bereich Informatik beginnen würden. Es sei nun dringend an der Zeit zu handeln:

Wirtschaft und Politik müssen die Bedeutung des gesamten Informatik-Bereichs als grosser, wichtiger und rentabler Wirtschaftsfaktor für die Schweiz herausstreichen. Nur Gutes zu tun genügt nicht. Es muss uns gelingen, bewusst zu machen, dass ohne Informatik in der Schweiz - fast - nichts mehr läuft!

Doris Leuthard fordert deshalb:

  • Stärken wir die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer in Berufsmatura und Gymnasium.
  • Sorgen wir dafür, dass Informatik-Grundwissen stufengerecht von der obligatorischen Schule bis zu den Gymnasien vermittelt wird; Computer aufstellen und darauf schreiben und surfen genügt nicht.
  • Investieren wir in die Ausbildung von Informatikern und Informatikerinnen - dass der Frauenanteil an den ICT-Abschlüssen nur bei 10,4% liegt, genügt mir nicht.
  • Machen wir diesen anspruchsvollen Ausbildungsweg für junge Menschen mit Schlüssel- und Erfolgserlebnissen attraktiver.
  • Mobilisieren wir die Vorbilder aus der Branche als Botschafter und Botschafterinnen – beispielsweise unsere Berufsweltmeister.
  • Zeigen wir auf, dass Informatik-Arbeitsplätze nicht in erster Linie ins Ausland verschoben werden, weil dort die Arbeitskräfte für weniger Lohn zu haben sind, sondern weil es in der Schweiz zuwenig Informatiker gibt.

Insbesondere die gelb markierte Forderung hat mich natürlich gefreut und entspricht exakt den Folien Mythos 7: Anwendungswissen und Medienkompetenz reicht und Informatik nicht nur nutzen, sondern gestalten aus meinem Referat vom vergangenen Samstag.

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Urs Hölzle von Google zeichnete ein düsteres Bild der Informatikausbildung in der Schweiz. Während bereits heute aufgrund aktueller Studierendenzahlen abschätzbar sei, dass im Jahr 2012 ganze 70 (!) Studierende ihr Informatik-Studium an der ETH Zürich abschliessen würden, würden in der bezüglich Fläche und Einwohnerzahl mit der Schweiz vergleichbaren Bay-Area bereits an den beiden Top-Universitäten Berkeley und Stanford jährlich 600 Diplome erteilt und 150 Studierende doktorieren. Hölzle zeigte sich auch skeptisch, ob das Jahr der Informatik viel bewirken werde, denn immerhin sei schon der 28. Januar und es sei noch nichts geschehen ...

Mit zu den Projekten, von denen bisher noch nichts zu sehen ist, gehört auch das von der Hasler Stiftung unterstützte Projekt iLearnIT.ch, das wir am Institut für Medien und Schule (IMS) der PHZ mit Hochdruck am erarbeiten sind. Mehr ab April 2008 ...


 
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