Rückblick auf die Fachtagung "PLE in der Schule"
Wie man meinen letzten paar Postings anmerken kann, ist die Fachtagung "Personal Learning Environments in der Schule" Geschichte. Nun wieder erholt und ausgeschlafen, kann ich einen ersten Rückblick auf die Tagung wagen.
Im Grossen und Ganzen bin ich mit der Tagung zufrieden, auch wenn wir bereits wissen, was bei einem nächsten Mal besser - oder zumindest anders - machen würden. Was mich als erstes gefreut hat, war das grosse Interesse an der Tagung, und das anspruchsvolle Publikum: Von den etwas über 150 Angemeldeten beschäftigen sich über zwei Drittel beruflich mit dem Thema ICT und Schule, sei dies an einer pädagogischen Hochschule, einer kantonalen Fachstelle, einer Schule oder Uni.
Zwar wohlwollend, aber auch entsprechend kritisch waren z.T. die Reaktionen (Weiter so, konstruktive Kritik ist immer willkommen!). So
bemerkt z.B. Thomas Stierli, dass die Keynotes von
Michael Kerres und
Rolf Schulmeister (
Biblionetz:p00317) eher auf die Hochschule und weniger auf die Schule ausgerichtet gewesen seien und gewisse Workshop-Aktivitäten seiner Ansicht nach wenig mit
Personal Learning Environments (
Biblionetz:w01997) zu tun gehabt hätten. Diese Kritik scheint mir nicht ganz unberechtigt und wurde sowohl vor und nach der Tagung auch im Team des IMS mehrfach diskutiert. Insbesondere bei den Workshops standen wir als Veranstaltende vor einem Dilemma: Wir wollten ein "neues" Thema lancieren, das unserer Meinung nach in nächster Zeit wichtig werden und grössere Beachtung finden wird. Neue Themen zeichnen sich aber gerade dadurch aus, dass Praxisbeispiele noch nicht wie Sand am Meer zu finden sind und es darum schwierig sein kann, thematisch absolut passende, stufengerechte Beispiele aus dem näheren deutschsprachigen Raum zu finden. Bei der Programmauswahl haben wir aber eigentlich darauf zu achten versucht, dass der Aspekt
"personal" (was immer der gemäss Kritik von Rolf Schulmeister auch bedeuten soll…) sichtbar wird und es sich nicht um reine "Web 2.0 in der Schule"-Präsentationen gehandelt hat.
Auch wenn man sich das wünschen würde, weiss ich auch aus eigener Biblionetz-Erfahrung, dass sich Konzepte nicht trennscharf auseinanderhalten lassen. Das Thema PLE ist mit dem Thema Web 2.0 mindestens verwandt. Somit kollidiert der Wunsch der Veranstalter, ein Thema schön abzugrenzen und zu präsentieren mit der eben vielfältigeren Wirklichkeit.
Wenn ich mir aber die realen Gespräche während und die virtuellen Gespräche nach der Fachtagung anhöre, dann bewahrheitet sich die Erkenntnis einmal mehr, dass Konferenzen nicht nur aus dem offiziellen Programm bestehen, sondern dass die Pausengespräche der Teilnehmenden eine wichtige Rolle einnehmen.
Unsere Tagung hat das Thema sicher nicht erschöpfend behandelt, sondern hoffentlich neue Diskussionen angestossen, wie die Schule darauf reagiert, dass Lernende nun auch bei digitalen Werkzeugen zunehmend nicht mehr davon abhängig sind, was ihnen die Schule anbietet.
In diesem Sinne weiss ich nun nach der Tagung auch, was ich in meiner Einführung zur Tagung noch hätte sagen, bzw. welche Gewichte ich hätte anders setzen wollen
Bisher erschienene Blog-Reaktionen:
Wir planen, die Präsentionen noch diese Woche auf der
Website der Fachtagung veröffentlichen zu können. Dann habe auch ich selbst die Gelegenheit, das Gebotene nochmals in Ruhe anzuschauen.
Martin Hofmann schreibt:
Hallo Beat
Ich fand die Fachtagung zu PLE in der Schule doch sehr ansprechend; auch wenn ich durch meine "Spontan-Einsätze" nicht die anderen Workshops geniessen konnte. Danke für den tollen USB-Stick - endlich habe auch ich ein richtiges Taschenmesser im Hosensack. Die Keynotes waren mit einer Ausnahme sehr fruchtbar. Deine Einführung wie gewohnt innovativ und klug. Die Organsiation perfekt. Das Publikum vielleicht etwas zu heterogen.
Was ich mir noch von einer solchen Fachtagung wünschen würde: Genügend Zeit für den informellen Austausch unter den Teilnehmenden und Referenten. Es war spannend zu sehen, wie sich z.B. Schulmeisters PLE Zuhause über die Zeit entwickelt hat. Noch interessanter aber fand ich, wie wenig innovativ sich sein PLE an der Hochschule in Hamburg präsentierte; es waren lediglich einige öde PCs im Raum zu sehen. Ich habe mich dann mehrmals während Schulmeisters Referat gefragt, weshalb sein Hochschul-PLE so wenig LERN-motivierend ausgestattet ist. Dies, obwohl er uns auf seinen Folien mehrfach aufgezeigt hat, dass eine PLE aus viel mehr als nur Technik besteht. Darüber hätte ich mich gerne intensiv mit Schulmeister in einem Workshop ausgetauscht. Nach dem Referat war er zu müde; eine Frage im Plenum wäre wohl deplatziert gewesen. Zudem wünschte ich mir mehr Zeit an solchen Fachtagungen für das Bloggen und Twittern.
Herzlichst Martin
--
MartinHofmann - 16 Mar 2009
Lieber Martin,
wir haben bereits mehr Pausen als ursprünglich geplant eingebaut. Zuerst hatten wir drei Workshop-Slots geplant.
Auf Deine Frage, warum Hochschul-Lernumgebungen nicht immer sehr lernförderlich ausgestattet sind: Weil oft Didaktiker nicht gefragt werden, wenn Schulen gebaut und ausgestattet werden. Da hast Du als Experte für Lernumgebungen evtl. trotz Professorentitel nichts zu sagen. (Das eben Geschriebene bezieht sich übrigens nicht auf Hamburg, sondern auf die Schweiz)
--
BeatDoebeli - 16 Mar 2009
Andreas Röllinghoff schreibt:
Ich habe Stoff zum Nachdenken bekommen, interessante Praxisanregungen, Zeit
zum netzwerken und pausieren. Für mich war die Tagung ausgezeichnet, und für
andere wohl auch, wenn ich die zahlreichen RSS-feeds sehe, in denen sie
besprochen wird. Vielen Dank also für eine grossartige Arbeit. Bitte bleibt
auch das nächste Mal nicht zu eng am Thema, denn sonst verlieren die
Beiträge an Qualität. Die Referenten sind dann am Besten, wenn Sie das
mitteilen können, was ihnen am Herzen liegt.
Ganz herzlich
Andreas Röllinghoff
Stephan Brühlhart meint:
Herzlichen Dank für die gut organisierte und innovative Tagung. Zwei Themen waren für mich als Medienpädagoge nachhaltig:
Stimmt - Die private Infrastruktur ist zunehmend mobil und könnte auch in der Schule genutzt werden - nur - wollen das unsere Adoleszenten auch. Als Medienpädagoge scheint es mir wichtig auf die Mediensozialisation unserer Jugendlichen hinzuweisen. Welche Bedeutung haben den diese "Gadgets" im Alltag von Jugendlichen? Meist geht es um den eigenen ästhetischen Ausdruck, Identitätsfindung und Kommunikation in der Peer - also ganz privat - die Sek I Jugendlichen werden kaum Interesse daran haben diese Räume mit Schule teilen zu wollen - und das ist gut so! Darum ein Plädoyer für klare Abgrenzungen in den Systemen. Mit YouTube lassen sich Problemlos mehrere Systeme parallel betreiben - mit Facebook nicht - darum bin ich der Meinung Facebook soll privater Raum bleiben
Stimmt - wir haben heute eine unglaubliche Zunahme der Quantität - als Beispiel genannt wurde die Anzahl produzierter Filme auf YouTube. Diese Zahlen beeindrucken mich wenig - klar gibt es Perlen auf YouTube - aber zu wissen wo der Record Button ist bei einer Kamera macht noch keinen guten Film - eine Textverarbeitung noch keinen literarischen Text. Hier ein Plädoyer für den professionellen Umgang mit Kreativität - die Werkzeuge sind wunderbar - aber bleiben wir auf dem Schulmeisterlichen Teppich - ich bin auch ein Schiff sagt der Bus der VBZ - aber bin als Besitzer einer Videokamera auch schon Kameramann/frau? Darum: Wie lassen sich diese Möglichkeiten didaktisch sinnvoll nutzen? Welche neuen Herausforderungen kommen auf die Schule zu? Zum Beispiel in dem wir dem wir Filmanalyse betreiben, gute Texte lesen und diese gemeinsam mit den
SuS diskutieren oder guten Kunstunterricht betreiben
Stimmt - die Tagung bietet Referate, Präsentationen, Workshops und Zeit für gegenseitigen Austausch - darum freue ich mich auch schon auf die nächste Tagung in Goldau - weiter so und herzlichen Dank!
--
StephanBruelhart - 25 Mar 2009
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