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Publikumsjoker

05 June 2006 | Beat Döbeli Honegger
Heute beim Bloglesen einen neuen Trend entdeckt: Der Publikumsjoker. Man ist auf einem Panel als Diskussionsteilnehmer oder an einer Konferenz als Redner eingeladen, weiss aber nicht was sagen, möchte seine eigenen Aussagen in der community diskutieren und schärfen. Also fragt man seine Blog-Leserschaft, was man denn sagen soll.

Das tönt dann beispielsweise so:

I'm looking forward to participating in The Hyperlinked Society. I'm inspired (and awed) by my fellow panelists, …

[...]

Unfortunately, I have no clue what I'm going to say. That's where you come in. How would you address these topics? What questions aren't being asked? Who isn't being included? And what should I read to get ready? Thanks!
Quelle: www.findability.org (Peter Morville, Autor von Ambient Findability (Biblionetz:b02533)

oder

Ich weiß, ich bin spät dran: Nächsten Donnerstag muss ich auf der microlearning conference 2006 Stellung beziehen. Die "stagnation of corporate e-learning" ist mein/ unser Thema. Es soll darum gehen, warum wir so fleißig über "web 2.0" und "e-Learning 2.0" diskutieren, wo doch in vielen Unternehmen gerade "e-Learning 1.0" angekommen ist (Im Programm steht sogar "Corporate Learning between e-Learning versions 1.0 und 2.0" unter meinem Namen!).

[...]

Kurz: Wer hat Lust und Zeit, mir kurzfristig seine Ideen und Stichworte zuzurufen? Oder kann mir von eigenen Erfahrungen berichten? Es muss nichts Großes sein, jeder Hinweis ist willkommen!
Quelle: weiterbildungsblog.de Jochen Robes

Es sind keine Leichtgewichte in der jeweiligen Szene, die behaupten, nichts zu sagen zu haben. Ihre jeweiligen Aussagen sind somit eher als Understatement zu verstehen.

Es ist spannend zu beobachten, wie die Gesprächsvorbreitungen für Konferenzen nun teilweise in der Öffentlichkeit abgehalten werden. Da soll noch jemand sagen, es ändere sich nichts! Ein weiteres Kapitel zum Thema SocialSoftwareEnhancedConference.

-- Main.BeatDoebeli - 05 Jun 2006

Google setzt TWiki ein

05 June 2006 | Beat Döbeli Honegger | Wiki

Es ist ein Zeichen der Zeit, dass ich mit einer Verspätung von einem halben Jahr im Web lese, dass Google an der WikiSym vom Oktober 2005 gesagt hat: "This company runs on wikis" (Shashi Seth, Sr. Product Manager at Google)

Ein Blick ins interne Wiki von Google:

goowiki.jpg

Lieber Arbeitgeber, dies ist kein Argument gegen Konferenzbesuche, aber ein Zeichen dafür, dass mit der physischen Präsenz nur ein Teil des Konferenzpotenzials abgedeckt werden kann. Dies wiederum ist nichts Neues, sondern eine Wiederholung der Aussagen in SocialSoftwareEnhancedConference.

Wie kann ich mein Wissen verwalten?

04 June 2006 | Beat Döbeli Honegger
Heute habe ich folgende Anfrage erhalten:

Ich möchte das, was ich Tag für Tag an Informationen aufnehme in strukturierter Art und Weise im Computer speichern, um dann später Unterricht zu planen, Artikel zu schreiben oder Zusammenhänge erklären. Ich möchte also ein persönliches semantisches Netz aufbauen, an das ich dann später eine Anfrage stellen kann. Beispielsweise, welche Definitionen und Sichtweisen gibt es über den Lernbegriff. Von hier aus müsste man sich dann entsprechend seiner Bedürfnislage durch das Netz "hanglen" können.

[...]

Das Cmap Programm (Biblionetz:w01642) ist für kleinere Netze durchaus zu gebrauchen (ähnliches gilt für Inspiration etc.). Ein Suchen nach relevanten Begriffen dauert aber viel zu lange. Was ich aber brauche ist eine DATENBANK, in der ich hunderttausende von Topics mit eben so vielen Relationen verbinden kann. Hierbei muss gewährleistet sein, dass ich ein einzelnes Topic schnell finden kann. Weiterhin ist natürlich abzusehen, dass die Vernetzung quasi exponentiell fortschreitet. Ich würde jetzt beispielsweise bei "Piaget" andocken oder andere Sichtweisen von "Wissen" ergänzen etc.

Meine Frage nun:

Kennen Sie etwas, mit dem ich meine Idee realisieren kann. Oder kennen Sie irgendwen, den ich einmal fragen könnte?

Dieses Problem beschäftigt mich nun schon fast ein ganzes Jahr und ich bin immer noch zu keiner Lösung gekommen.

Hmm, da wird eine grosse Frage gelassen ausgesprochen. Ich beschäftige mich zwar mindestens seit zehn Jahren mit dieser Frage, bin aber weder zu einer wirklich zufriedenstellenden Lösung gekommen noch bin ich alleine mit dieser Suche. Mir scheint, es gibt da eine ganze Wissenschaft mit angehängter Industrie namens Wissensmanagement.

Da mich von Zeit zu Zeit ähnliche Fragen erreichen, hier aber trotzdem ein paar Hinweise:

  • Das Biblionetz (Biblionetz:index) ist ein Zeichen dafür, dass ich vor 10 Jahren kein Programm gefunden habe, das meine diesbezüglichen Wünsche erfüllen konnte. Also habe ich angefangen, selbst etwas zu entwickeln. (Hinweis: Bitte nicht ohne fundierte Informatikkenntnisse versuchen. Es ist komplizierter als es aussieht ).

  • Die bis heutige andauernde Weiterentwicklung des Biblionetzes zeigt verschiedenes:
    • Ich bin mit dem Vorhandenen noch nicht zufrieden
    • Es gibt noch immer kein anderes Programm, das meine Wünsche erfüllen würde.

  • Müsste ich heute nochmals anfangen, so sehe ich zwei Varianten:
    1. Entweder ich würde mein Wissen in einem Wiki verwalten, weil dessen Offen- und Unstrukturiertheit die grösste Freiheit ermöglicht und mich selten einschränkt.
    2. Oder aber ich würde auf XML, RDF oder topic maps setzen und damit eine Struktur aufzubauen versuchen.

Daneben kommen mir noch folgende Werkzeuge in den Sinn:

Vielleicht lohnt sich ein Blick auf die Seite Gibt es zur Idee des Biblionetzes verwandte Ansätze? (Biblionetz:f00057)

Biblionetzstatistik Mai 2006

03 June 2006 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz
Im Mai 2006 wurden 30 GByte Biblionetzdaten in Form von 650'000 Pages ausgeliefert für 158'000 Visits.

Was Martin Roell seinen Enkelkindern erzählt

03 June 2006 | Beat Döbeli Honegger | Geek

Martin Roell erzählt seinen Enkelkindern folgendes:

Wir werden unseren Kindern irgendwann mal erzählen, wie das war: Ohne Instant Messaging. Ohne virtuelle Präsenz. Mit Telefonen. Mit nur-E-Mail. (Ganz zu schweigen von: als wir Hotels noch angerufen haben, um sie zu buchen. Als wir zum Bahnhof gingen, um Fahrplanauskünfte zu erhalten. Als Auslandstelefonate teuer waren. Passkontrolle an der Grenze Luxemburg-Deutschland.)

Wir werden Statistiken auflegen über "Personenkilometer": wieviele Kilometer ein Mensch, der im Jahr 19/20xx geboren ist, im Schnitt in seinem Leben zurücklegt.

Wie wir arbeiten wird ganz anders als früher. Ich arbeite mit Leuten zusammen, die da draußen sind. Ich kann sie sehen - in Plazes, in Skype, im Instant Messaging. Ich weiß, wer sie sind, ich weiß, was sie machen. Ich weiß, worüber sie nachdenken und wie sie worüber was nachdenken. Ich weiß, in welchen Dingen sie sich besser auskennen, als ich und ich habe gewisse Ahnungen von den Dingen, über die sie Bescheid wissen, von denen ich gar nichts weiß.

Wenn ich sie brauche, kann ich schauen: Ich sehe sie im Instant Messaging. Haben sie Zeit? Ich kann nachfragen. Mit ihnen kann ich Dinge erarbeiten, die ich alleine nie erarbeiten könnte. Dabei müssen sie gar nicht unbedingt viel tun: Sie müssen nur da sein. Ich brauche sie - vielleicht für eine Frage, einen Tip, einen Link. Ich nutze ihre Weblogs und Bookmarksammlungen. Ich frage sie um Rat.

Wenn größere Dinge anstehen, können wir zusammen arbeiten. Ein paar von ihnen sind in meinem Intranet. Ein Wiki aufzusetzen dauert 5 Minuten. Wir tauschen Dokumente in E-Mail. Abstimmungen dauern nur noch Sekunden im Instant Messaging.

Wenn wir uns treffen, können wir unmittelbar zusammenarbeiten. Wir haben uns vielleicht nur zweimal vorher gesehen, aber wir kennen uns. Wir haben schon zusammen gearbeitet. Wir können einander einschätzen. Wir kennen dieselben Geschichten. Wir missverstehen uns wenig. Nur Körpersprache ist manchmal merkwürdig.

Fast egal wo ich bin, ich kann mich erreichbar machen. Ich bin oft erreichbar. Ich kann mitten in einer Konferenz sitzen und Reisen buchen, Verabredungen treffen, mit Kunden kommunizieren und ein Projekt starten.

Unsere Kinder werden sagen: "Ja, klar: Telepräsenz." Und auch: "Klar: Kollektive Intelligenz".

Heute begreifen wir das gerade mal bei Ameisen. Menschen sind uns zu kompliziert - oder das Phänomen bei ihnen zu esoterisch?

Es gibt das heute schon. Unsere Kinder werden damit groß werden. Sie werden sich die großen Sinnfragen nicht stellen: Es wird einfach da sein. Es wird normal sein, dass es das gibt. Immer zu wissen, wo die Freunde sind. Jeden immer fragen zu können. Auf gesammelte Erfahrungen anderer zugreifen zu können (Pagerank? Wer braucht Pagerank?).

Der Einstieg ist ganz einfach: Simple Präsenz, einfache Collaboration. Plazes installieren. Skype installieren. Lernen, Dokuwiki zu installieren. Rudimentäres Zeug. Aber schon heute hilft uns das, besser zu arbeiten. Mehr in weniger Zeit zu erreichen.

"Wettbewerbsvorteile" nennen das die, die gerne in "Wettbewerb" denken. "Effektivität" nennen es andere. Manche haben einfach nur mehr Spaß.

Ein paar haben quasi-religiöse Erfahrungen, wenn sie in einem Kollektiv etwas erreichen, das größer ist, als alle zusammen. Das gab es auch schon vor dem Internet. Aber solche Kollektive waren selten. Heute kommen sie öfter vor. Jedem sein eigenes Mini-Kollektiv.

Intelligenz, Fähigkeit wird sich am einzelnen gar nicht mehr messen lassen. Einstellungstests, bei denen man nicht aufs Internet zugreifen darf, werden bedeutungslos. "Was DU weißt" ist ohne Bedeutung. Wichtig ist, wozu man fähig ist - und ohne das Kollektiv werden wir manche, wahrscheinlich die wichtigsten, Sachen nicht und die meisten nur schlechter machen können, als mit.

Für die Kinder wird das normal sein. "Weißt Du? Früher haben die wirklich noch ganz alleine gearbeitet!" Es ist schon heute nicht logisch, dass wir Kindern "Problemlösekompetenz" beibringen wollen und Handys in den Schulen verbieten.

Das ist schon da. Die, die es zuerst verstehen und nutzen, werden die ersten sein, die davon profitieren - ob Einzelpersonen oder Unternehmen. Ein paar große Organisationen sind schon dabei (IBM. Microsoft (?). Google.). Aufregende Zeiten.

Muss ich dem noch was hinzufügen?

  • Vielleicht, dass meine "Kunden" mir selten sagen "Na klar!", sondern mich anschauen und verwundert bis mitleidig fragen: "Und das meinst Du ernst?"
    • Das war ein Tippfehler: Das sollte "Kinder" heißen ("Kunder" stand im Original dort). - MR
      • grins - Und ich dachte mir schon, Du habest Kunden, welche die Zeichen der Zeit zumindest ansatzweise erkannt hätten... -- BDH - 03 Jun 2006
  • Oder dass ich Martin bisher einmal gesehen habe.

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
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  • E-mail: beat@doebe.li
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