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Streit führt zu TWiki-Spaltung

05 November 2008 | Beat Döbeli Honegger | Wiki
Ende Oktober 2008 hat praktische die gesamte Entwickler-Community von TWiki das Projekt verlassen und eine Abspaltung unter dem provisorischen Namen NextWiki gegründet.

heise.de berichtet:

Grund für diesen Schritt war ein Release-Meeting, bei dem bekannt gegeben wurde, dass die Firma Twiki.net des Projektgründers und Inhabers der Marke "Twiki", Peter Thoeny, nun die alleinige Leitung des Open-Source-Projekts Twiki überehmen werde. Das untermauerte Thoeny, der die Projekt-Server betreibt, mit der Sperrung der Accounts aller Hauptentwickler. Nur jene, welche den neuen Regeln zustimmen, sollten Zugriff auf den Code erhalten.

Der Streit zwischen der Community und Peter Thoeny schwelt schon länger: Wurde die Firmengründung von Twiki.net vor ungefähr einem Jahr noch begrüßt, kam es danach schnell zu Mißtönen. Die Community war frustriert darüber, dass Twiki.net sich die Erfolge der freien Entwickler selbst zuschrieb und sie keine rechtlich verbindliche Erlaubnis erhielt, die Marke Twiki zu nutzen.

Praktisch alle Quellen berichten derzeit, dass diese Abspaltung die Stabilität und die Zukunftsaussichten der weit verbreiteten Wikiengine nicht gefährden würden, im Gegenteil: Jetzt, da der in letzter Zeit eher bremsend wirkend Initiator Neuerung nicht mehr verhindern könne, sei mit einer rascheren Weiterentwicklung zu rechnen. Da praktisch alle Entwickler zu NextWiki gewechselt hätten, sei auch kein Know-how-Verlust zu verzeichnen.

Weiterführende Infos:

Cyberatlas frei verfügbar

03 November 2008 | Beat Döbeli Honegger | Visualisierung
Wer zu spät bloggt, wird von anderen überholt. Eigentlich hätte ich in eigenen Worten darüber berichten wollen, aber praktisch meine Worte bereits im Konzeptblog von Joachim Wedekind gefunden. Obwohl es so ein reiner me-too-Beitrag wird, ist's doch einen Hinweis wert. Joachim Wedekind schreibt also:

Ich bin ein großer Fan gelungener Visualisierungen. Dazu zähle ich den Atlas of Cyberspace, der schon 2001 von Martin Dodge and Rob Kitchin vorgelegt wurde und in dem sie mehr als 100 Karten zusammen getragen haben. Die Karten sollen Informations-landschaften erschließen, die zu groß und zu komplex sind, als dass sie direkt beobachtbar wären. Es finden sich Karten zu Infrastrukturen des Internet, Informationsflüsse, Online-Kommunikation sowie Cyberspace-Darstellungen in Kunst, Literatur und Film.

Ab sofort ist das Buch frei erhältlich. Zum Buch gehörte auch eine Website, die ebenfalls noch als Archiv erreichbar ist. Sehr empfehlenswert!

Meine zwei Cents: Biblionetz:b03461

Informationsgesellschaft erfordert Vertrauen

03 November 2008 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Am Samstag vor einer Woche (25.10.2008) durfte Prof. Carl August Zehnder (Biblionetz:p00186) den diesjährigen, mit 200'000 Franken dotierten Preis der Brandenberger-Stiftung für sein Lebenswerk entgegennehmen. Carl August Zehnder wird von der Stiftung gewürdigt

in Anerkennung seines unermüdlichen Einsatzes für den Aufbau der akademischen Informatik in der Schweiz, in Würdigung seiner bildungspolitischen Anstrengungen, die Informatik der Schweizer Jugend näher zu bringen, sowie für seinen Beitrag zum besseren Verständnis für die Informatik und ihre Anwendungen in Gesellschaft und Politik.
Quelle: (Brandenberger Stiftung)

In seiner Dankesrede stellte Zehnder das Thema Vertrauen (Biblionetz:w00321) ins Zentrum. Die aktuelle Finanzkrise zeige, wie wichtig Vertrauen sei. Eine bemerkenswerte Parallele zwischen dem weltweiten Finanzsystem und der Informatik bestehe darin, dass sowohl Objekte (das Geld) als auch Methoden und Werkzeuge rein virtuelle, informationstechnische Gebilde seien. Der aktuelle Vertrauensverlust in der Finanzwelt sei unter anderem auf die grosse Komplexität der Systeme zurückzuführen, die niemand mehr durchschaue. Eine ähnliche Gefahr drohe auch der Informatik.

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Prof. Carl August Zehnder anlässlich seiner Abschiedsvorlesung (2003)

Vertrauensbildung in die Informatik sei deshalb für die Informationsgesellschaft wesentlich, meinte Zehnder weiter. Das grundlegende Verständnis von informatischen Konzepten fördere dieses Vertrauen. Er führte dies in vier Punkten aus:
  • Virtuelle Welten: In der Schule sollten virtuelle Welten, also Modelle, thematisiert werden. Seit dem Aufkommen des Computers etabliere sich neben Theorie und Experiment die Simulation als drittes Standbein der (vornehmlich Natur- aber auch Geistes-)Wissenschaft. Computermodelle seien z.B. mit mehrtägigen Wetterprognosen längst in unserem Alltag integriert und insbesondere Jugendliche seien in virtuellen Welten zuhause. Hier sei wichtig, beurteilen zu können "Was ist 'wahr'?", "Was ist 'richtig'?" oder gar "Was ist wie wahrscheinlich?" Hier hinke die Schule der Realität hinterher, der Umgang mit Information werde in Schweizer Schulen bisher nicht adäquat vermittelt.
  • Automatische Prozesse: In der Informationsgesellschaft sind die Wirkungen von Computern nicht auf die virtuelle Welt beschränkt. Immer häufiger würden Computer auch die reale Welt steuern und Automatisieren. Die neue Metro in Lausanne ohne Wagenführer sei dafür ein aktuelles Beispiel. Für das Verständnis solcher Automatisierungen seien Grundkenntnisse der Programmierung und der Funktionsweise von Computern notwendig. Dies bedinge ein obligatorische Einführung in Grundkonzepte der Informatik, wie dies bei den etablierten Naturwissenschaften Physik, Chemie und Biologie bereits gegeben sei.
  • Komplexitätsreduktion: Nicht erst das Jahr-2000-Problem habe gezeigt, welche Probleme übermässige Komplexität heutiger vernetzter Informatiksysteme aufwerfe. Komplexe Systeme würden das Vertrauen in sie selbst dann gefährden, wenn sie fehlerlos arbeiten. Deshalb müssten in der Schule die Probleme der Komplexität vermittelt werden, z.B. in Form des Pareto-Prinzips (Biblionetz:w00951).
  • Konzeptwissen statt Produktwissen: Als letzten Punkt betonte Zehnder die Unterscheidung von langlebigem Konzeptwissen (Biblionetz:w00859) in der Informatik, dass es auf Kosten des kurzlebigen Produktwissens (Biblionetz:w00858) in der Schule zu fördern gelte. (Zu meinem grossen Erstaunen gab es im Publikum tatsächlich noch Leute, denen diese Unterscheidung absolut neu war).

Webauftritt von ICT-Fachstellen - ein Vergleich

03 November 2008 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung
Dieses Jahr sind zwei neue Webauftritte von pädagogischen Hochschulen im Bereich ICT/Medienbildung aufgeschaltet worden: Vor einem halben Jahr die Website imedias.ch der gleichnamigen Fachstelle der PH FHNW und medienbildung.ch der PH Zürich. Es reizt ein Vergleich.

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Der erste Eindruck von medienbildung.ch überzeugt: Attraktiv, aber geordnet: Links eine thematische Navigation, rechts (per RSS abonnierbare) aktuelle Meldungen und oben eine zielgruppenorientiere Navigation: Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitung und Behörden, Eltern und Fachstellen:

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medienbildung.ch bietet einen grossen Fundus an Informationen, Unterrichtsmaterial und weiterführenden Hinweisen. Die in eine Thema einführenden Texte sind mit Hyperlinks zu detaillierten Informationen gespickt, so dass man sowohl eine rasche Übersicht erhält, als auch in die Tiefe gehen kann.

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Alte, vergriffene Lehrmittel (z.B. Werkzeugekiste Computer) werden zweitverwertet, indem sich Beispiellektionen kostenlos als PDF von der Website herunterladen lassen:

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Die Seite Über uns / Impressum liefert übersichtlich Personen, eMails, Telefonnummern und telefonische Erreichbarkeit. So wünscht man sich das.

Fazit: Ein überzeugender, abgerundeter Webauftritt.

Anders der erste Eindruck des unterdessen halbjährigen Webauftritts von imedias.ch:

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Kein visueller Hinweis, worum es auf dieser Website gehen könnte, dafür eine Fülle von Menueinträgen:

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  • Unklare Vielfalt: Zwei Beispiele:
    • Was muss ich mir unter E-Learning vorstellen, wenn es zwischen den Einträgen Praxis und Bild, Ton, Text steht?
    • Auf der Suche nach Neuigkeiten finde ich drei Links namens Aktuell, daneben findet den Eintrag Termine sowie den Link edu-News. Hinter allen fünf Links vermutet man aktuelle Informationen, weiss aber nicht so recht, was wo zu finden ist. Zwei von drei Terminen tauchen denn auch bei Aktuell in der Spalte Weiterbildung auf.
  • Fehlende Metadaten: Weder die eduNews noch die Informationen unter den drei Aktuells sind datiert. RSS-Feeds scheinen keine zu existieren. Nur ja keine Hilfe anbieten, die ein effizientes Finden von Neuigkeiten fördern könnte scheint die Devise zu sein.
  • Leere Versprechen: Ein Klick auf E-Learning, Medienprojekte oder Tipps und Tricks liefert derzeit nur eine leere Seite.

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    Der Link Generelle und grundlegende Aspekte für ein wirksames Online Lernen ist so generell, dass er auf sich selbst zeigt, genau wie der Link Online-Lernprogramme.
  • Tippfehler und Stilblüten: Die Website würde ein Korrektorat vertragen, auch wenn "Tabiltatoren" und "Hier einige demnächst interessante Links." (müsste wohl: "Hier demnächst einige interessante Links" heissen, denn Links fehlen nämlich an der betreffenden Stelle) auch zum Schmunzeln anregen.
  • Seltsame Linklisten: Während man noch rätseln kann, ob Spracherkennung wirklich zu Projektmanagement gehört (dann stehts aber ganz schlimm um das Projekt...)
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    und ob Architronic wirklich der günstigste Händler der Schweiz ist,
    kann man sicher sagen, dass die (doppelt aufgeführte) Firma Senn-Multimedia seit ca 1.5 Jahren nicht mehr aktiv ist. Bitte Linklisten regelmässig prüfen. Sonst ist Google hilfreicher.
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  • Schwierige Kontaktaufnahme: Wüsste man nicht, wer hinter imedias.ch steckt, würde man auch nach intensiver Suche nicht schlauer.
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    Ausser Felix Gloor (der aber noch keine Videos hochgeladen hat !?) findet man keine Namen, Mailadressen oder gar Bilder der Mitarbeitenden. Kontaktformulare sind nicht mehr zeitgemäss und strahlen eher die Botschaft "Bitte nicht stören" aus.

Fazit: Mit dem derzeitigen Webauftritt verkauft sich imedias.ch deutlich unter ihrem Wert, denn eigentlich verbirgt sich hinter imedias.ch viel Know-how, Erfahrung und spannende Angebote. Dies wird aber auf der Website nicht sichtbar. Schade.

Natürlich sind Webauftritte nicht identisch mit den Angeboten und Leistungen der dahinter stehenden Organisationen. Aber sie sind im Internetzeitalter eine wichtige Visitenkarte und gerade für Medienfachstellen auch eine Referenz.

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
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