Schul-ICT

Handyverbote

16 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Schul-ICT
Da ich weder auf den Webseiten des Schul- und Sportdepartements noch denjenigen des Volksschulamtes der Stadt Zürich irgendwelche Informationen gefunden habe, hier der entsprechende Artikel aus der NZZ:

Keine MP3-Player mehr auf dem Pausenplatz

Stadt Zürich verbietet in den Schulen alle elektronischen Geräte

Ab kommendem Sommer gilt an den Schulen in der Stadt Zürich eine neue Hausordnung: Neu sind in Schulhäusern und auf Pausenplätzen nicht nur Mobiltelefone verboten, sondern auch alle anderen elektronischen Geräte wie MP3-Player.

(sda) Die neue Hausordnung verbietet in den Stadtzürcher Schulen ab Sommer alle elektronischen Geräte. Grund für diese Ergänzung ist, dass sich die Geräte optisch immer ähnlicher werden, ein MP3-Player heute also wie ein Mobiltelefon aussieht.

Es sei für die Lehrer sehr mühsam, wenn sie bei jedem Schüler kontrollieren müssten, welches Gerät dieser gerade benutze, sagte Marc Caprez, Sprecher des Zürcher Schul- und Sportdepartementes, auf Anfrage. Er bestätigte einen entsprechenden Artikel der «Zürcher Landzeitung» vom Freitag, wonach die Hausordnung der Zürcher Volksschulen um ein Verbot jeglicher elektronischer Geräte ergänzt wird.

Man wolle den Pausenplatz als sozialen Ort erhalten. «Die Kinder sollen miteinander reden, sich entspannen», sagte Caprez weiter. Elektronische Geräte seien dabei nicht förderlich. «Es besteht zudem die Gefahr des Mobbings, vor allem, wenn die Geräte eine Kamera integriert haben.»

Es komme oft vor, dass durch das Versenden von Fotos oder Filmen Mitschüler blossgestellt würden. Was die Durchsetzung des Verbots betrifft, sieht das Schuldepartement keine Probleme. Das Handy-Verbot sei von den Schülern mittlerweile auch gut akzeptiert und kein Thema mehr.

Dazu ein Zitat aus der Broschüre Handy im Schulfeld PDF-Dokument (Biblionetz:t10694) von Rolf Deubelbeiss und Peter Holzwarth von der PH Zürich:

Ein Handyverbot kann zwar als kurzfristige Massnahme sinnvoll sein, um eine schwierige Situation in einem Schulhaus zu entschärfen. Der Trend zu mobilen Kleincomputern ist allerdings gesellschaftlich so breit und ausgeprägt, dass die Schule mittelfristig nicht darum herumkommt, deren Besitz und Nutzung in einem medienpädagogischen Konzept zu integrieren, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren.

Beschränkt sich jedoch die schulische Auseinandersetzung mit Handys auf ein blosses Verbannen und Verbieten, dann könnte dies als pädagogische Bankrott-Erklärung verstanden werden.
,

Wer treibt wen & was hält wen ab?

05 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Schul-ICT
So, seit nun bald einer Woche läuft die von mir moderierte Diskussion Technologie und Bildung: Wer treibt wen? im Rahmen des EducationalTrendspotting - Prozesses für die SFEM-Tagung 2010.

Die Diskussion gewinnt langsam an Schwung. Es geht um die Frage, welche Strategien des Change Managements sich für die Bildung eignen würden, ob es sich um verfehlten Technikdeterminismus (Biblionetz:w02180) handelt, wenn man von Technologie als Trendtreiber spricht und ob die Frage des Verhältnisses von Technologie und Bildung überhaupt relevant sei in der heutigen Zeit und nicht eher emotionale Bildung notwendig sei.

In verschiedenen Diskussionssträngen habe ich festgestellt, dass die Ausgangsthese "Die Technologie ist Trendtreiber - Das Bildungswesen hinkt nach" zu schwammig bzw. mehrdeutig formuliert ist und für eine Diskussion der Präzisierung bedarf. Ich habe dies heute mit folgendem Diagramm versucht:

wer-treibt-wen.jpg

Die Einflüsse (1) und (2) betreffen die beiden Gebiete ICT und Bildung insgesamt, während die Einflüsse (3) und (4) jeweils den Einfluss des einen Gebiets auf den gemeinsamen Schnittpunkt betreffen. So lässt sich nun fragen, ob ICT die Bildung stärker beeinflusst oder umgekehrt die Bildung stärker ICT. Evtl. einfacher zu beantworten (wenn überhaupt) scheint mir der gemeinsame Bereich von ICT und Bildung. Wie sieht es hier aus? Welche Impulse, Ziele und Methoden kommen von Seiten der ICT und welche von der Bildungsseite?

Was hält wen ab?

Soviel zum Inhaltlichen. Daneben möchte ich auf einer Metaebene auch noch einen Blick auf den Prozess als solches werfen. Bis jetzt sind 41 Beiträge gepostet worden von 7 verschiedenen Personen. Das ist nicht gerade viel. Woran könnte das liegen?

Ich habe relativ viel Werbung gemacht für diese Diskussion: Ich habe gebloggt, getwittert, meine Skype-Meldung eine Zeit lang entsprechend gesetzt, entsprechende Hinweise vermailt und face-to-face™ geworben. Auch die SFEM hat recht eifrig die Werbetrommel gerührt. Resultat sind sieben diskutierende Personen. Für mich Ausdruck der heute herrschenden Informationsflut (Biblionetz:w00430) und der daraus resultierenden Aufmerksamkeitsökonomie (Biblionetz:w00502). Es bestätigt die bekannte Tatsache, dass heute niemand mehr auf eine Diskussionsmöglichkeit im Internet wartet, im Gegenteil. Es hat zu viele davon.

Etwas hätte man aber besser machen können. Die Diskussion findet - obwohl alle eingeladen sind - hinter verschlossenen Türen statt. Bereits um die bisherige Debatte lesen zu können, muss man sich mit E-Mail-Adresse registrieren, die Bestätigungsmail abwarten und bestätigen und danach noch ein zweites Passwort eintippen. Diese Hürden sind unnötig und halten meiner Ansicht nach gewisse Leute ab, sich die Diskussion mindestens einmal anzuschauen!

Dank meines Weblogs habe ich Zahlen, welche meine Aussage stützen: In der vergangenen Woche wurde mein Posting Technologie und Bildung: Wer treibt wen? 640 mal abgerufen. Dank feejit.com weiss ich, dass anschliessend oft auf einen Link zur Diskussion geklickt wurde. Dies bedeutet, dass jemand das Interesse hatte, in die Diskussion hineinzuschauen. In der vergangenen Woche haben sich aber maximal fünf Personen aufgrund meines Blogpostings bei der Diskussionsplattform registriert. Dies ergibt eine Konversionsrate von weniger als einem Prozent!

Liebe Veranstalter von öffentlichen Diskussionen: Baut keine unnötigen technisch-organisatorischen Hürden ein!


Update: Unterdessen wurde ich von mehreren LeserInnen zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja selbst nicht einhalte, was ich hier verlange: Auch mein Weblog würde ja zum kommentieren eine Registration verlangen. Ja, das stimmt natürlich. Aber mindestens lesen kann man mein Weblog ohne Registration wink

-- Main.BeatDoebeli - 05 Feb 2010

,

Third Space

02 February 2010 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT, Veranstaltung
Am 27./28.01.2010 hat das eduhub days genannte zweite Jahres-Treffen der Schweizer eLearning-Community stattgefunden. An dieser Veranstaltung hat wieder einmal alles gestimmt: Inhalt, Methode und Umgebung.

Zuerst zur Umgebung: Aufgrund einer unglücklichen Renovationsverzögerung im ursprünglich geplanten Konferenzhotel mussten die eduhub days in Hotel Montreux Palace umziehen: Tagen im Fünf-Stern-Hotel mit hohen Stuckatur-Säälen, Marmorsäulen und edler Bedienung gereicht einer Tagung nicht zum Nachteil wink

Zur Methode: Endlich wurde wieder einmal die wichtige eLearning-Aussage "Wir müssen die rare Präsenzzeit sinnvoll nutzen" ernst genommen und den Diskussionen der nötige Platz eingeräumt: Es gab nur zwei Keynote-Präsentationen zu Beginn und zum Schluss der Tagung, dazwischen Diskussionstische, moderierte Case Studies und ausgedehnte Kaffee-Pausen. So muss es doch sein! Vorträge hören und Paper lesen kann ich auch alleine, diskutieren jedoch nicht.

Zum Inhalt: Die Tagung hatte vermutlich für alle etwas zu bieten. Dies lag zum einen daran, dass mehrere Diskussionstische parallel geführt wurden, so dass man sicher etwas Interessantes fand und das bereits Bekannte beiseite lassen konnte und andererseits daran, dass die beiden Keynotes sehr unterschiedliche Aspekte von eLearning aufnahm. Während sich die erste Keynote mit institutionellen, strategischen und Change Management-Aspekten befasste, brachte die Schluss-Keynote einen Ausblick auf Bücher, Tische und Lampen - oder wie diese in einer high-tech-Welt sinnvoll gestaltet sein sollten, um das Lernen zu fördern.

Programm, Fotogalerie und Videoaufnahmen sind online verfügbar.

Eröffnet wurden die eduhub days 2010 von Celia Whitchurch mit einem Vortrag zum Thema Professional Identities in Higher Education (Folien, Video). Sie beschrieb die traditionelle Aufteilung der Mitarbeitenden an Hochschulen in academic staff auf der einen und specialist professionals auf der einen Seite. Während früher die Rollenverteilung und das Selbstverständnis dieser beiden Gruppen ganz klar gewesen sei, sei in letzter Zeit ein Third Space (Biblionetz:w02179) zwischen diesen Gruppen entstanden, der immer mehr Mitarbeitende umfasse. Angepasst an das Publikum zeigte sie dies anhand von eLearning-!SpezialistInnen:

third-space-01.jpg

In der Folge ging die Referentin darauf ein, wie sich das Selbstverständnis der Third-Space-Mitarbeitenden entwickle ("contestation phase, reconsiliation phase, reconstruction phase") (wobei ich noch eine vierte Phase des Nichtbewusstseins voranstellen würde...) und wie Hochschulen derzeit institutionell diesem third space und dem ihm innewohnenden Potenzial nicht bewusst seien und deshalb auch keine Strategien zu seiner Stützung hätten. (Dies zumindest mal meine Zusammenfassung aufgrund der Live-Präsentation, ich bin noch nicht dazu gekommen, das Referat ein zweites Mal anzuhören).

Faszinierend war, wie sich ein Grossteil des Publikums durch die Idee eines Third Space angesprochen fühlte. Der Begriff wurde prägend für die restliche Tagung, sowohl in gewissen Diskussionstischen als auch in den informellen Gesprächen. Ich war anschliessend in einer sehr interessanten Diskussionsrunde zum Selbstverständnis von Mitgliedern des Third Space und den Motivationen, in diesen Bereich zu wechseln.

Ob der Begriff die Tagung in der Communnity die Tagung überlebt und ob alle ähnliches darunter verstehen, wird sich noch weisen müssen; doch Franziska Zellweger Moser (Biblionetz:p04128) und Gudrun Bachmann (Biblionetz:p01476) ist es gelungen, den Nerv zu treffen und eine notwendige Diskussion zu lancieren: Herzlichen Dank!

Der EPFL-Professor Fréderic Kaplan nahm sich die typischen Gegenstände einer Universitätsbibliothek (Bücher, Tische und Lampen) zum Anlass, um innovative EPFL-Projekte im Bereich des technology enhanced learning vorzustellen. Gewisse Projekte kannte ich schon (ComputerloseComputerInterfaces), neu war mir das Projekt Lantern

third-space-02.jpg

Diese Lampen werden bei Gruppenarbeiten verwendet, bei der die Gruppen verschiedene Aufgaben lösen müssen. Die Farbe zeigt dabei an, an welcher Aufgabe die Gruppe grad ist, die Leuchtintensität, wie lange sie schon daran arbeiten. Beim Wechsel der Aufgabe teilt die Gruppe dies der Lampe (durch Knopfdruck?) mit und die Lampe wechselt die Farbe. Somit ist mit einem Blick ins Klassenzimmer ersichtlich, bei welcher Aufgabe welche Gruppe gerade ist.

Hat die Gruppe eine Frage, drückt sie einen anderen Knopf der Lampe (?) und die Lampe beginnt zu blinken, zuerst langsam, dann immer schneller. Somit ist sofort ersichtlich, welche Gruppe eine Frage hat und wie lange welche Gruppe schon auf Hilfe wartet. Aufstrecken ist nicht mehr notwendig.

Wie zu erwarten, hilft das Blinken der Lehrperson. Sie sieht rasch, welcher Gruppe sie als nächstes helfen sollte. Praktische Erfahrungen zeigen aber, dass auch die Gruppen untereinander einander zu helfen beginnen, da sie ja sehen, dass eine andere Gruppe bei der gleichen Aufgabe auch eine Frage hat.
third-space-03.jpg

Was mir an dieser Laterne so gefällt: Kein-Bluetooth-Netzwerk-System mit lehrerzentriertem, teurem Kontrollserver, sondern verteilte, vermutlich 10$ teuren smart high-tech gadgets, die wenig Einarbeitung und vermutlich keinen Support benötigen. So müssen learning tools doch sein. Kein Vergleich zu den derzeit propagierten classroom response systems (Biblionetz:w02112). ,

One-to-One-Computing

20 January 2010 | Beat Döbeli Honegger | Biblionetz, Schul-ICT
Nachtrag zum AppPhone-Posting: Ja, ich bin nicht der erste, der Charakterisierungen von Schul-ICT-Projekten längerfristig aufgrund der verwendeten Gerätetypen als nicht zielführend betrachtet (Quellen folgen vielleicht bei Gelegenheit). Die Gerätetypen ändern einfach zu rasch, als dass solche Klassifizierungen sinnvoll wären (Notebook, Handheld, PDA, Netbook, Smartbook, etc.).

Was mir aber klar zu sein scheint:

Im Jahr 2020 hat jedes Schulkind ein persönliches, mobiles, multimediales und allzeitvernetztes Gerät zur Verfügung.

Zumindest zuhause.

Das ist die Ausgangslage. Alles andere sind nur Übergangsphänomene.

Ich habe darum beschlossen, nur noch von dieser Voraussetzung auszugehen und weiterdenken zu wollen. Persönliche Geräte schaffen andere Voraussetzungen. Das ist bei Bleistift und Papier so, dass ist bei Büchern so, das ist auch beim dynabook (Biblionetz:w01608) so.

Darum gibt es jetzt unter anderem im Biblionetz neu den Begriff One-to-One-Computing (Biblionetz:w02173).

,

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
This page was cached on 21 Jul 2025 - 01:24.