Use The News - aber bitte nicht diese
Für guten Journalismus werben erfordert guten Journalismus

UseTheNews ist eine Initiative der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, der SRG SSR und dem Verlegerverband Schweizer Medien (VSM), welche die Nachrichtenkompetenz der Schweizer Jugendlichen fördern will. Im neusten Newsletter von UseTheNews wird das Angebot Bild der Woche beworben, bei dem Lehrpersonen jeden Freitag ein Pressebild samt didaktischem Kommentar zur freien Verwendung im Unterricht erhalten. Klingt vernünftig - der didaktische Kommentar zum aktuellen Wochenbild weckt aber bei mir gewisse Zweifel...

Im aktuellen Bild der Woche #32 geht es um die Importzölle der USA. zu sehen sind Arbeiterinnen aus Lesotho, die Jeans nähen. Man könnte darüber diskutieren, ob dies genügend nahe an der Lebenswelt von Schweizer Jugendlichen ist, um ihr Interesse zu wecken, oder wie viele Lehrpersonen in diesem Angebot einen Mehrwert für sich und ihren Unterricht sehen, aber darum geht es mir nicht. Gestolpert bin ich über den zweiten Satz im didaktischen Kommentar für Lehrpersonen PDF-Dokument:

Vereinfacht gesagt ist eine Zollabgabe ein Betrag, den z.B. ein Land einem anderen Land bezahlen muss, wenn es Waren in dieses Land einführt und dort verkaufen will.

Hmm, nein. Ein Zoll ist nicht etwas, was ein Land einem anderen Land bezahlen muss - auch nicht vereinfacht gesagt. Ein Importzoll ist eine Gebühr, die der Käufer oder die Firma bezahlen muss, wenn Waren aus dem Ausland in ein Land eingeführt werden.

(Detailliertere Einordnung: Das Thema eignet sich frühestens ab der Sekundarstufe I, darunter ist das nicht relevant oder verständlich für Kinder. Für die Sekundarstufe I ist der obige Satz aber eine zu starke Vereinfachung bzw. eine Falschaussage).

Warum ich das problematisch finde? Gemäss Eigendeklaration von UseTheNews bezweckt das Bild der Woche vier Ziele:

Was soll bei den Schüler:innenerreicht werden?
  1. Es wird das Interesse geweckt für einen (journalistischen) Nachrichtenstoff;
  2. Es findet eine Sensibilisierung statt für den Zusammenhang zwischen Sehen, Begreifen und Einordnen einer Nachricht (Kontextualisierung);
  3. Es wird ein reflektierter Umgang mit visuellen Informationsquellen gefördert;
  4. Es wird Verständnis geweckt für die Relevanz von Nachrichten und damit auch für den (Foto-) Journalismus

Ich zweifle stark daran, ob solche massiven Übervereinfachungen bzw. Falschaussagen tatsächlich dienlich sind, um die Relevanz von Nachrichten (und zwischen den Zeilen:) von Qualitätsjournalismus zu fördern, sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen.

Ich begrüsse Initiativen zur Förderung der Bekanntheit von Qualitätsjournalismus. Sie bedingen aber ein Mindestmass an Qualitätsjournalismus.

P.S.: Weitere inhaltliche Verkürzungen / Falschaussagen / Seltsamkeiten:
  • "Lesotho muss nun neu 15 Prozent Zoll bezahlen, was für eine solche Nähfabrik sehr viel ist."
  • Im Text steht: "Auch die Schweiz wird hart getroffen: Trump verlangt hier 39 Prozent." Auf dem Foto steht neben der Schweiz 31% (weil es sich um eine frühere Aufnahme handelt, als Trump noch 31% Importzoll für die Schweiz vorsah - was aber im Text nirgends erklärt wird).

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
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