Machen Sie den Bücher-Check - Folge 327
Es ist keine Woche her, seit die Kolumne
Machen Sie den Bücher-Check publiziert worden ist, da lese ich in der Süddeutschen Zeitung den Gastkommentar von Sandra Richter, Leiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Unter dem Titel
Blättern und Wischen (
Biblionetz:t24185) schreibt sie:
Textdeutungen auf Knopfdruck können Computer bislang nicht liefern. Vielleicht
ist die Interpretation, das Gespräch zwischen Autor, Text und Leser, ja eine
spezifisch menschliche Gabe? Dem Computer sind Sinn und Bedeutung
gleichgültig. Sinnerfüllte und historisch informierte Textdeutungen lassen sich
ebenso wenig maschinell erzeugen wie zwischenmenschliche Erfahrungen und
ausgewogene Urteile. Algorithmen für Einordungsvermögen, ästhetischen Sinn
und textsensible Deutung sind nicht in Aussicht. Als Lehrer, Vorbild oder
Meisterinterpret taugt der PC nicht.
Ersetzen wir nun in diesem Abschnitt den Begriff
Computer durch den Begriff
Buch, so sieht der Abschnitt folgendermassen aus:
Textdeutungen auf Knopfdruck können Bücher bislang nicht liefern. Vielleicht ist die Interpretation, das Gespräch zwischen Autor, Text und Leser, ja eine spezifisch menschliche Gabe? Dem Buch sind Sinn und Bedeutung gleichgültig. Sinnerfüllte und historisch informierte Textdeutungen lassen sich ebenso wenig durch Druckerpressen erzeugen wie zwischenmenschliche Erfahrungen und ausgewogene Urteile. Algorithmen für Einordungsvermögen, ästhetischen Sinn und textsensible Deutung sind nicht in Aussicht. Als Lehrer, Vorbild oder Meisterinterpret taugt das Buch nicht.
Damit wird deutlich, dass im ursprünglichen Abschnitt etwas von Computern verlangt wird, was Bücher auch nicht können - der Vergleich ist somit sinnlos und ähnelt einem Strohmann-Argument. Allen ist klar, dass nicht das Medium (egal ob Buch oder Computer), Sinn und Bedeutung liefern, sondern Menschen, die darüber nachdenken und diskutieren.
Es ist echt bemühend, 2019 immer noch auf diesem Niveau diskutieren zu müssen...
Super! Bitte mehr davon!
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WikiGuest - 23 Apr 2019
Ich bewundere deine Ausdauer. Aber du hast Recht: Es muss immer wieder am aktuellen Beispiel exerziert werden: Medien sind mehr als das Alltagsverständnis wahr haben will (mehr als bloss Mittel) und viel weniger als das
Alltagsverständnis wahrhaben will (keine Zaubermittel).
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WikiGuest - 22 May 2019
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