Und wieder einmal eine finnische Studie…
Wieder einmal macht eine Bildungsstudie die Runde durch die sozialen Medien. DAss es eine finnische ist, macht die Geschichte besonders attraktiv.
Finlands digital-based curriculum impedes learning, researcher finds lautet der Titel einer Newsmeldung vom 19.11.2018 und die Zusammenfassung lautet
"A Helsinki University researcher says Finland's current digital and 'phenomenon-based' learning methods used in schools may not be suitable for all students."
Bereits diese Zusammenfassung lässt aufhorchen: Eine Forscherin findet gleich zwei Gründe, warum die Schulleistungen finnischer Schülerinnen und Schüler sinken sollen:
- Der Einsatz digitaler Medien
- Der phänomenbasierte Unterricht (was von einigen als totale Abschaffung der Fächer missverstanden wird)
Erstaunlich, wie diese Studie in der Lage sein soll, gleich zwei Faktoren zu identifizieren.
Doch wenn man dieser Frage nachgeht, wird es noch etwas komplizierter. Gemäss
diesem Artikel auf der Seite Helsingin Sanomat hat die finnische Wissenschaftlerin
Aino Saarinen die Daten der PISA-Untersuchung von 2012 und 2015 ausgewertet, während der phänomenbasierte Unterricht erst nach 2015 eingeführt worden ist.
Auch der folgende Abschnitt geht chronologisch schlicht nicht auf:
In 2016 the education ministry announced plans to put an extra 50 million euros towards helping teachers learn to use electronic devices in their work.
But, according to Saarinen those efforts and investments do not appear to have paid off.
Einmal mehr zeigt sich, dass man vorsichtig sein muss mit der Aussage
"Eine Studie hat gezeigt..."
P.S.: Mit diesen Hinweisen ist nichts über die Qualität der Studie von Aino Saarinen gesagt - es geht erst einmal nur um die irreführende Zitation der Studie.
P.S. II: Bisher ist es mir nicht gelungen, die zitierte Studie im Original oder schon nur ihre Existenz bestätigt zu finden.
P.S. III: Ich weiss unterdessen, warum ich die Studie nicht finde: Sie ist noch gar nicht veröffentlicht, sondern noch im Peer-Review-Prozess.
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