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Dropbox ohne LMS

15 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Scott Wilson macht auf den neuen Webdienst drop.io aufmerksam, der das einfache Austauschen von Dateien ermöglicht:

Drop.io enables you to create simple private exchange points called "drops."

The service has no email signup and no "accounts." Each drop is private, and only as accessible as you choose to deliberately make it. Create multiple drops, add any type of media, and share or subscribe as you want. To make a drop just click the big red button that says 'drop it' (more)

Add to each drop via:

  • web (drop.io/thedropname)
  • email (thedropname@drop.io)
  • phone (646-XXX-XXXX ext. XXXXX)
  • widget embeddable in other pages

"no email signup and no accounts." Cool: So einfach wie doodle wink

Wer's ausprobieren will:
drop.io: simple private sharing

Die Url der Dropbox lautet http://drop.io/beatstestdrop und es gibt einen RSS-Feed dazu

Scott Wilson und andere weisen auf die Einsatzmöglichkeit im Bildungsbereich hin (wobei Stephen Downes es zuerst entdeckt hat): Will man sich vom monolithischen LMS lösen, so ist drop.io ein schöner Ersatz, um Arbeiten und Leistungsnachweise einzusammeln oder (wenn man anderen den Zugriff erlaubt) Dokumente auszutauschen.

Was heisst da "schöner Ersatz"? drop.io bietet sowohl mehr Möglichkeiten als auch eine bessere Usability als die mir bekannte Drop-Box-Funktion in Blackboard:
  • Daten kann ich per Web, Mail, Fax (!), Telefon (!!) deponieren
  • Die Dropbox lässt sich einfach in andere Webseiten integrieren (auch in Blackboard wink )
  • Über Neueingänge kann ich mich per Mail oder RSS informieren lassen
  • Dateien kann ich einzeln oder als gezipptes Gesamtpaket abholen

Fazit: LMS: drop it.

Großartig, vielen Dank für den Tipp! Auch die Möglichkeit, die Dateien direkt abzuspielen oder anzusehen, ist sehr professionell. Jetzt fehlt nur noch eine bessere Netzanbindung für drop.io. Mein Upload war gerade 30kbit/s langsam... Der Download war allerdings sehr viel besser. (Nein, es lag nicht am DSL-Zugang, der hatte noch große Reserven...) -- Main.TorstenOtto - 15 Mar 2008

Verwirrende Google-Ranking-Unterschiede

15 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung
Als ich soeben mit Firefox und aktiviertem Google-Konto nach Gabi Reinmann (Biblionetz:p01980) gegooglet habe, staunte ich nicht schlecht. Lauter unbekannte und zum Teil veraltete Links auf den ersten Plätzen: Wichtige Adressen wie das e-denkarium taucht nicht unter den ersten 50 Fundstellen auf, der erste Biblionetzeintrag von Gabi Reinmann erscheint auf Position 32. wtf??

Haben die Zoogler (wie sich Zürcher Googler betont cool nennen) bei der Eröffnung der Zürcher Niederlassung diese Woche zu viel Champagner getrunken und nun ist das Ranking zunderopsi? (wie wir Schweizer sagen)

google-ranking1.jpg

Ausloggen aus Google hat keine Veränderung gebracht. Die gleiche Suche mit Opera liefert fast komplett andere Ergebnisse auf den ersten 10 Plätzen, ein einziger Eintrag ist gleich. Diesmal landet das e-denkarium auf Platz 2, der erste Biblionetzeintrag auf Platz 4.

google-ranking2.jpg

Ob Google was am Ausprobieren ist, oder es sich um unterschiedliche Gewichtungen aufgrund unterschiedlicher Länderseiten ( .ch .de .com ) oder meiner Präferenzen aufgrund der Google-Desktop-Ergebnisse handelt?

Keine Ahnung, aber wieder mal eine Mahnung, wie gefährlich die Stellung von Google (Biblionetz:w02040) als Gatekeeper zu Information ist: Die Karte ist nicht das Territorium (Biblionetz:a00009) und Google liefert nicht die Wirklichkeit...

Update 11.3.08: Ich habe es heute nochmals ausprobiert:

liefert heute das gleiche Resultat. Ich als Informatiker bin mir bewusst, dass Google nicht zwingend auf die abgerufene URL (.com, .de, .ch usw.) achtet, sondern aufgrund der IP-Adresse des Users den User geografisch zu lokalisieren versucht und ihm dann andere Ergebnisse liefert.

Ich vermute aber, dass die Mehrheit der Google-Nutzenden, die ja nicht einmal weiss, wie Google funktioniert, sich nicht bewusst ist, dass Google je nach Herkunft der Frage andere Antworten liefert. Dieses Bewusstsein gilt es zu schaffen.

Google selbst ist hier nicht sehr hilfreich, weil man keinen direkten Hinweis kriegt, welchen Index und welche geografisch bedingten Rankingregeln zur Ergebnisanzeige verwendet worden sind. Im Gegenteil, nicht einmal die URL der Suche hilft.

Spätestens wenn Google personalisierte Ergebnisse aufgrund der bisherigen Aktivitäten auf Google liefert, wird die Verwirrung noch grösser werden: Vermutlich werden keine zwei Suchabfragen trotz identischer Suchbegriffe mehr die gleichen Ergebnisse liefern. Wenn die Lehrperson also der Klasse sagt: "Sucht in Google mal nach Elefant und Afrika" dann erhalten alle Schülerinnen und Schüler andere Resultate...

Blackboard-Dropbox-Usability

15 March 2008 | Beat Döbeli Honegger
Sorry, das Blackboard-Bashing geht weiter, aber die Usability der Blackboard-Dropbox ist ja wirklich zum Schreien:

Als Student habe ich die Aufgabe, eine Datei abzugeben. Ich wähle also die digitale Dropbox in Blackboard und sehe folgenden Bildschirm:

dropbox03.jpg

Tja, ich wähle den Knopf Datei hinzufügen

dropbox04.jpg

.. fülle das Formular aus und klicke auf Senden. Es erscheint folgende Meldung:

dropbox05.jpg

Aha, ich habe auf den Knopf Senden geklickt und Blackboard teilt mir mit, dass die Datei nun aber nicht gesendet worden sei, sondern nur hinzugefügt. So. Und was bedeutet das? Dass ich den Brief nur auf den Briefkasten gelegt, nicht aber eingeworfen habe.

briefkasten.jpg

Usability-Fehler 1: Liebes Blackboard, die Möglichkeit, Dateien der digitalten Drop hinzuzufügen, aber nicht einzuwerfen ist überflüssig und verwirrt die Nutzenden nur (weiss ich aus eigener Praxiserfahrung). Ein Briefkasten hat eine einzige Funktion und die heisst Brief einwerfen. Punkt und Fertig. Es braucht weder "Brief auf Briefkasten legen" noch "An den Briefkasten klopfen"

Usability-Fehler 2: Liebes Blackboard, wenn Du schon zwischen Hinzufügen und Senden unterscheiden willst, dann nenn bitte den Knopf zum Hinzufügen nicht Senden. Bitte, bitte nicht.

Usability-Fehler 3: Liebes Blackboard, wenn man ein Formular ausgefüllt hat, dann will man diesen Vorgang abschliessen. Dazu genügt ein einziger Knopf, der mit Weiter oder so beschriftet ist. Du musst nicht mehrere Knöpfe anbieten, und dazu einen Titel und eine Erklärung:
dropbox06.jpg

Das war jetzt mal die Studierendenseite. Wie sieht es für Dozierende aus?

Will ich als Dozent eines Kurses die Dropbox anschauen, wähle ich den Menupunkt Tools und dann Digitale Dropbox. Logisch, oder?

dropbox01.jpg

Nein, anscheinend nicht:

dropbox02.jpg

Usability-Fehler 4: Liebes Blackboard, es würde die Orientierung für Dozierende erleichtern, wenn die Dropbox für Dozierende am gleichen Ort abrufbar wäre wie für Studierende.

Usability-Fehler 5: Liebes Blackboard, wenn Du ja weisst, was ich tun muss, warum tust Du es dann nicht gleich für mich, statt mich mit einer Fehlermeldung zu ärgern?

Usability-Fehler 6: Liebes Blackboard, es wäre hilfreich, wenn Du konsistente Begriffe für Dein User-Interface verwenden würdest. Es kann verwirrend sein, wenn Du verlangst, dass man die Systemsteuerung öffnen soll, der entsprechende Menupunkt (linke Spalte) aber Steuerungsfenster heisst.

Tja, Blackboard (Biblionetz:w01598) könnte sich bezüglich Usability (Biblionetz:w00513) ja ein Beispiel an Apple (Biblionetz:w00244) oder Google (Biblionetz:w02040) nehmen: Einfachheit (Biblionetz:w01881) ist Trumpf!

simplicity.png

(Quelle via Stewart Mader)

Mit Recht fragt sich der erste Kommentator des Blackboard-Patentstreits auf slashdot:

….why the hell would anybody want to infringe on their patents? It's a really horrible design and interface.

Muss es OLPC-Hardware sein?

14 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Die Frage wird auf der ganzen Welt gestellt: "Muss es wirklich der Original-100$-Laptop sein?" In den Entwicklungsländern buhlen auch böse Konkurrenten des OLPC-Projekts um Marktanteile in bisher marktmässig unerschlossenen Gebieten der Erde, in entwickelten Ländern ist der 100$-Laptop einerseits schwer zu bekommen, andererseits existieren teurere, aber vielleicht leistungsfähigere Alternativen. Muss es also wirklich der 100$-Notebook sein?

olpc-logo.jpg

Ich sehe mehrere Gründe, welche für XO-Hardware sprechen:
  • Technisch: Beim XO handelt es sich nicht einfach um einen Billiglaptop, sondern um den ersten, in grossen Stückzahlen verfügbaren Computer, der von Anfang an auf die Bedürfnisse von Kindern und Schulen ausgelegt worden ist. Dazu verfügt er über technische Eigenschaften, die zwar mit der Zeit auch in anderen Geräten zu finden sein werden, aber bisher einzigartig sind (in der prallen Sonne lesbarer Bildschirm, leistungsfähiges Funknetzwerk, absolut geräuschlos). Zudem ist er bis auf weiteres ungeschlagen hinsichtlich Nachhaltigkeit, sowohl durch seinen niedrigen Stromverbrauch (2 Watt), seine langlebige Bauweise, einfache Repariermöglichkeit und den weitgehenden Verzicht auf schädigende Stoffe wie Blei, Cadmium, PVC usw. (siehe Technische Innovationen im OLPC XO).
  • Organisatorisch: Was bei jedem Schul-Laptop-Projekt gilt, trifft hier im besonderen zu: Einheitliche Hardware erleichtert Schulung, Support und Reparatur. Dies gilt nicht nur auf der Ebene einer einzelnen Klasse oder Schule, sondern ebenso sehr auf der Ebene eines Dorfes, einer Region oder gar eines (Entwicklungs-)Landes.
  • Ökonomisch: Der eben erwähnte organisatorische Skaleneffekt betrifft nicht nur Nutzung und Betrieb, sondern beginnt bereits bei der Entwicklung und Produktion des Geräts und hat massive ökonomische Auswirkungen, wie Chef-Entwicklerin Mary Lou Jepsen in ihrem Referat (Biblionetz:t08256) darlegt. Somit ist die Beteiligung am OLPC-Projekt auch ein Akt der Solidarität, weil damit für alle die Kosten pro Stück sinken.
  • Visionsunterstützend: Zu guter Letzt unterstützt man mit dem Einsatz auch ideell die Vision von OLPC.

Technische Innovationen im OLPC XO

14 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Selbstverständlich, beim One Laptop per Child Projekt (OLPC) handelt es sich um ein Bildungs- und nicht um ein Laptop-Projekt! Selbst Ungeeks und sogar Nichttechniker sind aber beeindruckt über die technischen Innovationen, die in diesem knubbeligen kleinen Ding stecken. Um nur einige zu nennen:

  • Ein Bildschirm, der in der prallen Sonne lesbar ist
  • Ein Funknetzwerk, das die XO's automatisch untereinander und mit dem Internet verbindet
  • Ein Stromverbrauch von 2 Watt! (das entspricht 5%-10% des Stromverbrauchs aktueller Notebooks)
  • Eine CPU, die sich bei Nichtbedarf bis zu 100x in der Sekunde abschalten kann
  • Eine Batterie, die zur Entsorgung Bakterien zum Frass vorgeworfen werden kann und zu Dünger wird
  • Anwendungen, die mit einem Klick gemeinsam genutzt werden können

Entsprechend ambivalent reagiere ich deshalb, wenn ich mit dem Gerät unterwegs bin und gefragt werde: "Ist das jetzt dieser Billignotebook?", denn eigentlich müsste man ergänzen: "Ja, mit technischen Innovationen, die sonst bisher nicht mal bei den teuersten Modellen verfügbar sind!"

olpc-design.jpg

Mir scheint noch nicht klar, ob OLPC die Bildungslandschaft verändern wird. Bereits jetzt ist aber klar, dass der XO die Notebooklandschaft verändern wird. Die Chefentwicklerin des Geräts, Mary Lou Jepsen, hat das OLPC-Projekt vor kurzem verlassen und eine eigene Firma gegründet, um die technischen Innovationen des XO nun auch in kommerziellen Notebooks verfügbar zu machen. Sinnvoll und konsequent, denn ich werde immer wieder gefragt: "Und warum kann meine teure Kiste all das nicht?"

Damit ich nicht alle technischen Innovationen aufzählen und erklären muss, hier zwei Hinweise auf zwei sehenswerte Publikationen zum Thema: A Conversation with Mary Lou Jepsen (Biblionetz:t08209) ist ein kurzes Interview, das auf technische Überlegungen bei der Entwicklung des XO hinweist.

Zeitaufwändiger, aber wirklich sehenswert ist die Videoaufzeichnung einer Präsentation (Biblionetz:t08256), die Mary Lou Jepsen an der Greener Gadgets 2008 Conference gehalten hat. Sie schildert darin die technischen Eigenschaften des XO aus Sicht der Nachhaltigkeit und macht sich mit typisch - durchaus erfrischender - MIT-Arroganz über die IT-Industrie lustig: "Man sagte mir, das sei unmöglich. Also dachte ich: Das ist ein Projekt für mich!" Sie berichtet von den grossen Innovationen, aber auch den kleinen Details die beim Design beachtet worden sind: Da beim Reparieren von Notebooks immer Schrauben verloren gehen, wurden beim XO eine Anzahl überflüssige Schrauben montiert, die dann als Ersatzteile dienen können. Klein, aber clever!

olpc-reparatur.jpg

Jepsen weist in ihrem Vortrag darauf hin, dass bisherige Ökolabels für Notebooks meist nur den Energieverbrauch, nicht aber die vorgesehene Lebensdauer berücksichtigen würden. Der XO hingegen sei in mehrfacher Hinsicht auf eine lange Lebensdauer ausgelegt: Robust, nur ein Drittel Bauteile im Vergleich zu konventionellen Notebooks, auf einfache Reparatur hin ausgelegt. Dies demonstriert sie mit dem Bild von Sechsjährigen, die den XO reparieren:

Darum: OLPC ist auch ein Laptop-Projekt!

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
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