iDevices als proprietäres, geschlossenes Ökosystem
Das iPhone, und alle derzeit mit dem iPhone OS laufenden Geräte aus dem Hause Apple (im folgenden der Einfachheit halber als iDevices (Biblionetz:w02187) bezeichnet) verwenden ein Betriebssystem, das technisch und lizenzrechtlich gewissen Einschränkungen unterliegt. Die Firma Apple definiert und kontrolliert was mit dem Gerät möglich ist und welche Software darauf laufen darf. Der AppStore von Apple ist der einzige legale Ort, um zusätzliche Programme auf iDevices zu laden. Die Firma Apple übt damit eine massive Gatekeeper-Funktion (Biblionetz:w02191) aus. Sie definiert nicht nur, welches Betriebssystem auf den iDevices läuft, sondern hat auch die ausschliessliche Kontrolle darüber, welche zusätzlichen Programme auf den iDevices laufen dürfen. Damit ist die Situation im Vergleich zu PCs massiv restriktiver geregelt. Obwohl die Firma Microsoft derzeit bei PCs sowohl bei den Betriebssystemen als auch bei Office-Programmen eine marktbeherrschende Stellung innehat, steht es allen PC-Nutzenden offen, sowohl alternative Betriebssysteme (wie z.B. Linux) oder beliebige Programme (z.B. OpenOffice) zu installieren.Gesellschaftspolitische Perspektive


Informatik-didaktische Perspektive
Neben diesen gesellschaftspolitischen Überlegungen bestehen auch informatik-didaktische Überlegungen (die schlussendlich aber ebenfalls einen gesellschaftspolitischen Hintergrund haben): Geschlossene Systeme wie das iPhone würden die Menschen zu reinen Bedienerinnen und Bedienern der Geräte degradieren, da eine eigene Programmierung praktisch verunmöglicht werde. Während früher interessierte Jugendliche auf dem eigenen Computer Programme entwickeln und so ihr Interesse an Informatik entdecken konnten, werde dies mit den zunehmend geschlossenen Systemen immer schwieriger. Der Informatik-Professor Mark Guzdial (Biblionetz:p01210), u.a. prominenter Mitentwickler von Squeak, der Programmierumgebung für Kinder,fragte deshalb Mitte 2009 besorgt, welche Auswirkungen der Werbespruch There's an app for that auf das Informatikinteresse von Kindern und Jugendlichen haben werde. Seine Sorge wird von anderen Informatik-Didaktikern (z.B. hier) geteilt, die ebenfalls befürchten, dass niemand mehr hinter die Kulissen von ICT blicken wolle, aber auch gar nicht mehr könne.
Ökonomische Perspektive
Ebenfalls ins Feld geführt wird der finanzielle Aspekt. Während bei Open Source keine Lizenzkosten anfallen, könnten diese gerade im Bereich des One-to-One-Computing in der Schule zu einem beträchtlichen Kostenfaktor werden.Argumente für geschlossene Systeme
Neben marktwirtschaftlichen monopolistischen Motiven, welche der Firma Apple vorgeworfen werden gibt es durchaus auch technisch-organisatorische Überlegungen, die für geschlossene Systeme sprechen. Softwarequalität sowie Kompatibilitätsprobleme können aus Sicht des Gatekeepers bei geschlossenen Systemen eher kontrolliert werden als bei offenen Systemen. Insbesondere bei Apple, wo grosses Gewicht auf Design und Usability bzw. ease of use gelegt wird, kann es wichtig sein, alle Software auf den Produkten zu kontrollieren, um der Gefahr von schlechten Nutzungserfahrungen vorzubeugen.Warum denn nun doch iPhones für das Pilotprojekt?
Die oben aufgeführten Bedenken bezüglich proprietärer, geschlossener Systeme waren uns bereits bei der Vorbereitung des Projekts bewusst und sind weiterhin Aspekte der laufenden Diskussionen. Die Wahl der iDevice-Plattform hatte für das vorliegende Pilotprojekt mit persönlichen Smartphones auf der Primarschulstufe grosse Vorteile: In einem eurpoaweit bisher einzigartigen Projekt, in welchem es nicht um Technik, sondern um Inhalte und alltägliche Nutzung gehen sollte, war eine reibungslos funktionierende, leicht wartbare, zukunftsträchtige und für Primarschülerinnen und -schüler sofort verständliche und nutzbare Plattform essenziell wichtig. Zum Zeitpunkt der Plattformwahl stellte die iDevice-Plattform die beste Lösung dar. Bei allen anderen damals verfügbaren Smartphoneplattformen war das Surfen auf dem Web, das Installieren zusätzlicher Software etc. aus Sicht von Primarschulkindern und einer Primarlehrperson komplizierter. Die Wahl von iPhones für das vorliegende Pilotprojekt bedeutet jedoch keineswegs, dass wir die derzeitige iDevice-Plattform in ihrer jetzigen Ausprägung als allgemein für Schulen geeignet empfinden und eine breite Nutzung empfehlen würden. Im Gegenteil sehen auch wir die oben genannten Aspekte als problematisch an und denken, dass hier diesbezüglich vor einer breiten Nutzung noch einige Überlegungen angestellt werden müssten.Vielen Dank für dieses interessante Posting, Beat. Gerade hat auch Steve Jobs seine Sicht der Dinge veröffentlicht: Ich denke ebenfalls, dass hier ein Spagat zwischen technischen Überlegungen und Offenheit der Systeme schwierig ist. Keine eigenen Programme ohne Verrenkungen aufspielen zu können, ist mir aber auch ein Dorn im Auge. Viele Grüße, iTOtto P.S. Adobes Antwort ließ nicht lange auf sich warten. -- TorstenOtto - 29 Apr 2010
Hihi, hallo Torsten, danke dass Du mich in einem Atemzug mit Steve Jobs erwähnst
