Wissenschaft

Highlight der GMW06

25 September 2006 | Beat Döbeli Honegger | Veranstaltung, Wissenschaft

Nachdem meine bisherigen Kommentare zur GMW 2006 eher kritisch ausgefallen sind, möchte ich nun auch noch die andere Seite ausleuchten.

Das Highlight des offiziellen Teils der GMW-Tagung war für mich eindeutig die Key-Note von Gabi Reinmann (Biblionetz:p01980).

reinmann-gmw1.jpg

Unter dem Titel Nur Forschung danach? monierte Reinmann die Fokussierung der erziehungswissenschaftlichen Forschung auf quantitative empirische Untersuchungen.

Um alltagstaugliche Innovationen (so der Titel der diesjährigen GMW-Tagung) im Bildungsbereich zu schaffen, sei eine Ausweitung der Forschungsmethodik und eine Wertschätzung von Entwicklungsarbeiten in der scientific community notwendig, wie dies in Ingenieurwissenschaften geschehe:

Stellung der Abschlussarbeit im Studiengang

04 September 2006 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft

Stellung der Abschlussarbeit im Studiengang
In vielen Studiengängen der Fachhochschulen wie auch in den neuen Bachelor-Studiengängen der Universitäten ist nicht mehr klar, was der Status der Abschlussarbeiten ist und wie sie mit den Studienzielen verbunden sind. Wenn ein Studium nicht darauf ausgerichtet ist, wissenschaftliche Qualifikationen (selbständiges Arbeiten, Forschungskompetenzen, kritisches Denken) zu vermitteln, dann ist eine wissenschaftliche Abschlussarbeit auch nicht sonderlich sinnvoll. Baut man hingegen das Studium auf dem Gedanken auf, dass kritisches Denken und die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten wesentliche Ziele des Studiums sind, dann ist die Abschlussarbeit eine angemessene Prüfungsform.

Eine Optimierung der Examensarbeit beginnt also mit der Klärung der Natur des Studiums. Dient ein Studium primär der beruflichen Ausbildung, dann sollte eine Abschlussarbeit Sprach- und Textkompetenzen abrufen, die mit der praxisnahen Ausbildung verbunden sind, zum Beispiel Berichte, Angebote, Anträge, Protokolle, Reflexionen, Sach- und Fachtexte, aber keine wissenschaftlichen Texte. Wird tatsächlich eine wissenschaftliche Arbeit verlangt, sollten entsprechende Kompetenzen bereits im Studium vermittelt werden.

Otto Kruse im Kapitel Prozessorientierte Schreibdidaktik an der Hochschule (Biblionetz:t02693) im Buch Prozessorientierte Schreibdidaktik (Biblionetz:b02830)

In einer Präsentation an der Tagung Social Skills durch Social Software in Salzburg präsentierten PDF-Dokument Tanja Jadin und Bernad Batinic erste Forschungsergebnisse ihrer Untersuchung zur Effektivität von netzbasierten kooperativen Lernen mit Hilfe von asynchronen Kommunikationswerkzeugen

Ziel dieses Projektes ist es basierend auf der Media-Sychronicity Theorie effektives computerunterstütztes Lernen näher zu betrachten. In diesem Zusammenhang wollen wir die Effektivität von asynchronen Kommunikationswerkzeugen beim kooperativen Lernen überprüfen.

Im Rahmen einer Lehrveranstaltung werden drei asynchrone Kommunikationswerkzeuge (Weblog, WikiWikiWeb und Diskussionsforum) eingesetzt. Die Teilnehmer/innen der LVA müssen nach einer zufälligen Gruppeneinteilung eine identische Aufgabe entweder über ein Diskussionsforum, ein Wiki, oder ein Weblog bewältigen. Dabei wird das Ergebnis der Gruppenarbeit ermittelt. Mit einem Online Fragebogen werden die Zufriedenheit mit der Gruppenarbeit und die Koordination der Teilnehmer/innen erhoben, sowie das erworbene Wissen überprüft. (Quelle)

Dabei kamen sie unter anderem zum Schluss:

Zu Erstellung eines Gruppenergebnisses ist ein hoch strukturiertes Kommunikationstool (Diskussionsforum, Weblog) effektiver als ein niedrig strukturiertes Kommunikationstool (Wiki).

Das entsprechende Paper steht noch aus, somit sind noch nicht alle Details klar. Für mich stellen sich folgende Fragen:

  • Wie sah es mit dem Vorwissen und der Einführung der Studierenden aus? Diskussionsforen und Weblogs sind bekannter als Wikis. Ohne entsprechendes Vorwissen oder eine entsprechende Einführung würde ich aus der Untersuchung den Schluss ziehen: "Ohne Einführung sind Wikis nicht effizient nutzbar."

  • Wie sah die zu lösende Aufgabenstellung genau aus und wie wurden die entsprechenden Ergebnisse dokumentiert? Beides hat einen Einfluss darauf, welche Werkzeuge sich besser oder schlechter eignen. Ich glaube nicht, dass es zur Herstellung von Gruppenergebnissen genau ein allgemein geeignetes Werkzeug gibt. Somit ist die Hypothese für mich etwas seltsam formuliert.

Ein Vorteil von Wikis scheint mir die Möglichkeit zur Überarbeitung und Neugestaltung von Inhalten zu sein. Bei einer einmaligen und kurzen Aufgabenstellung kommt dieser Vorteil aber nicht zum Tragen. Auch bei diesem Aspekt scheint mir die Forschungsfrage wenig praxisgerecht zu sein (Der Aussage "Der einmalige Einsatz von Wiki in der Ausbildung lohnt sich nicht" kann ich sofort zustimmen.)

Medienwirkungen sind nicht einfach nachzuweisen. (Biblionetz:a00702)

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Die Abgabe der Diplomarbeiten unserer Studierenden steht bevor. Ich habe mich anerboten, Entwürfe zu überfliegen und zu kommentieren. Ich erhalte Arbeiten mit Tabellen- und Abbildungsverzeichnissen ! Auf meine Frage, wozu die denn gut seien, ernte ich erstaunte Blicke. Das sei doch so üblich in wissenschaftlichen Arbeiten, darum hätten sie das auch so gemacht und sind stolz darauf, die entsprechende Funktion in der Textverarbeitung gefunden zu haben.

Ich habe bisher aber noch niemanden gefunden, der Tabellen- oder Abbildungsverzeichnisse (ausser vielleicht in der Kunstgeschichte) wirklich nutzt (nicht: macht). Ich sehe den Sinn von Inhaltsverzeichnissen und Indexen, aber ich habe noch nie ein Tabellenverzeichnis benutzt. Kann mir jemand weiterhelfen?
Ein Abbildungsverzeichnis ist bei mehr als zwei in der Arbeit dargestellten Abbildungen anzulegen. Das Abbildungsverzeichnis hat den Zweck, den Leser über die Zahl und die Titel der vorhandenen Abbildungen zu informieren sowie das Auffinden durch die Angabe der Seitenzahl zu erleichtern. Die Überschriften der Abbildungen müssen mit denen im Abbildungsverzeichnis völlig übereinstimmen. Für ein Tabellenverzeichnis gelten analog die Ausführungen zum Abbildungsverzeichnis. Falls die Zahl der Abbildungen und Tabellen gering ist, können Abbildungs- und Tabellenverzeichnis auch auf einer Seite aufgeführt werden. Im Sinne der Leserfreundichkeit ist es auch zulässig, ein gemeinsames Abb.- und Tab.-Verzeichnis zu erstellen. Man beginnt bei der Nummerierung von Tabellen also nicht bei 1, sondern wählt die fortlaufende Nummer im Abb.-Verzeichnis – und umgekehrt.

(vgl. http://www.ufo.tugraz.at/files/2002_11_18_wiss-arbeit_info.pdf S.6)
MB


Hallo Melanie, danke für dieses ausführliche Zitat. Es stellt aber eher eine normative Forderung dar und keine Beschreibung von NutzerInnen-Verhalten. Wer interessiert sich denn wirklich praktisch für die "Zahl und die Titel der vorhandenen Abbildungen" ? Wer sucht Abbildungen in Papers oder Büchern mit Hilfe von Abbildungsverzeichnissen? Nutzende von Abbildungs- und Tabellenverzeichnissen, bitte melden (beat@doebe.li)!

Wissenschaftlich schreiben

16 April 2006 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Aus dem Referat von Prof. Dr. Helmuth Feilke (Universität Giessen) Wissenschaftliches und fachliches Schreiben in Aarau vom 22.3.2006:

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