Informatik, Jan 2013

Scratch mit Bewegungen steuern

15 January 2013 | Beat Döbeli Honegger | Gadget, Informatik, Software
Apropos Unstoppable Enthusiuasm: Kürzlich bin ich über das Projekt Kinect2Scratch gestolpert, mit dem die eh schon primarschulgerechte Programmierumgebung Scratch (Biblionetz:w02030) noch attraktiver wird:

kinect2scratch-01.jpg

Mit Kinect2Scratch können die Koordinaten eines Kinect-Sensors (für XBox oder PC) (Biblionetz:w02380) in Scratch benutzt werden, d.h. die Koordinaten von Kopf, Füssen, Händen, Ellenbogen, Knie etc. lassen sich als Fühler in Scratch-Programme einbauen.

Bereits die downloadbaren Scratch-Beispielprogramme zeigen, was damit so alles möglich ist, doch faszinierend wird es, wenn Kinder auf eigene Ideen kommen, was auf dem Bildschirm sie mit ihrem Körper bewegen können möchten:

kinect2scratch-02.jpg

Sein eigenes Game programmieren, das sich dann durch den eigenen Körper steuern lässt: Cool!

  • Wenn schon Computerspiele, warum dann nicht ein eigenes programmieren?
  • Wenn schon vor dem Computer, warum dann nicht mit Bewegung?

Ein spannendes Element bei der Diskussion der Frage Ab wann soll man mit Kindern progrmamieren? (Biblionetz:f00153)

P.S.: Die erste, privat ausgeliehene Kinect darf ich nicht mehr mit nach Hause nehmen, gewisse Jungebliebene im Büro wollen damit spielen... (glücklicherweise ist die eigene Kinect bereits bestellt!)

P.S.II: Es gibt auch einen Kinect-to-scratch-Connector für MacOS X: http://mactkg.github.com/kinect2Scratch4Mac/ (die funktioniert aber nur mit der Kinect for XBOX, nicht aber mit der Kinect for PC).

Generate unstoppable Enthusiasm with One Voice

11 January 2013 | Beat Döbeli Honegger | Informatik, Veranstaltung
Highlight der gestrigen Veranstaltung Informatik und die Schule des 21. Jahrhunderts (Webseite derzeit noch leer...) war die Präsentation von Simon Peyton Jones (Biblionetz:p12809) zur aktuellen Schul-Informatik-Initiative in England.

In einer erfrischend enthusiastischen Art und Weise hat Peyton Jones über die von ihm mitinitiierten Aktivitäten berichtet, in Englands Schulen obligatorisch und breit informatische Bildung (Biblionetz:w00459) einzuführen:

unstoppable-unthusiasm01.jpg

In England ist es in den letzten zwei Jahren gelungen, gewichtige Player zu einem Umdenken zu bewegen und das Thema informatische Bildung auf die Agenda der Bildungspolitik zu setzen. So hat sich etwa die Royal Society unter dem Titel Shut down or restart (Biblionetz:b05208) diesbezüglich prominent zu Wort gemeldet. Simon Peyton Jones hat zum Schluss seiner Ausführungen zusammengefasst, was seiner Ansicht nach bildungspolitisch relevant war, um diesen Impact zu erreichen:

unstoppable-unthusiasm02.jpg

  • Generate unstoppable enthusiasm, encouragement
    • Computer Science really is so exciting
    • Face to face meetings
    • Partnership, not competition with other groups
    • Huge reservoirs of goodwill

  • Speak with one voice
    • CAS is broadly based, not just teachers
    • Avoid circular firing squad

  • Single, simple message
    • Emphasis on CS as a foundational discipline, like science
    • CAS Curriculum immensly helpful

Ja! Das kann ich alles nur unterschreiben und hoffen, dass es die Anwesenden ebenfalls deutlich gehört haben! Speak with one voice! (Biblionetz:a01158) Es war hier sehr wichtig und verdienstvoll, dass Thomas Merz (Biblionetz:p02057) als Vertreter der Medienbildung in der Podiumsdiskussion aufgestanden ist und betont hat, dass aus seiner Sicht die Medienbildung (Biblionetz:w01779) das meiste an der Veranstaltung Gesagte unterstützen würde. Liebe Informatik-Didaktik-Community: Hat das schon einmal ein Informatiker an einer Medienbildungsveranstaltung gesagt?

In diese Richtung zielt auch, dass Simon Peyton Jones mehrfach betont hat, bei seinen Bemühungen gehe es ihm nicht um das eine Prozent, dass nachher Informatik studiere, sondern um die 99%, die keinen Informatikberuf ergreifen würden. Es gehe um Allgemeinbildung (Biblionetz:w00463); darum, dass in einer Informationsgeselllschaft, alle und eben nicht nur die Informatiker eine gewisse Ahnung über Informatik haben müssten. Full ACK!

Ebenfalls relevant für die aktuelle Situation in der Schweiz ist die letzte Zeile obiger Folie: CAS Curriculum immensly helpful Es braucht einen Lehrplan mit Inhalten, auch wenn dieser nur zwei Seiten umfassen sollte (Draft ICT Programme of study PDF-Dokument, Biblionetz:t14578), damit man etwas in Vorzeigbares in der Hand hat um diskutieren zu können, was zu tun ist...

"So let's just do it" (Alan Kay, 1972, Biblionetz:p00541) "with unstoppable enthusiasm" (Simon Peyton Jones, 2012) ! ,

Wie viel informatische Bildung braucht der Mensch?

07 January 2013 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Exakt heute vor einem Jahr, am 4. Januar 2012 habe ich hier im Blog eine Frage gestellt, die mich während des gesamten Jahres beschäftigt hat:

Der Jahresanfang verführt zu Prognosen, Ausblicken und Ähnlichem. Bei mir steht unter anderem eine Frage an, die mich dieses Jahr in mehrfacher Hinsicht intensiv beschäftigen wird: Wie sieht die Zukunft des Schulbuchs aus? (Biblionetz:f00151)

Im vergangenen Jahr ist diesbezüglich bei mir auch einiges gegangen (siehe dazu Die Offline-Website und die gestellte Frage ist noch lange nicht beantwortet. Trotzdem drängt sich für dieses Jahr eine andere Frage in den Vordergrund, die mich intensiv beschäftigen wird: Wie viel informatische Bildung braucht der Mensch?

Auch diese Frage ist keineswegs neu, im Gegenteil! Doch Mitte 2013 dürfte der Entwurf des für die Schweizerische Bildungslandschaft nicht ganz unwesentlichen Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172) veröffentlicht werden und damit erneut eine öffentliche Debatte zum Thema aufbrechen. Damit verbunden waren und sind auch einige Vorarbeiten hinter den Kulissen, denn als Mitglied der Arbeitsgruppe ICT und Medien des Lehrplans 21 beschäftigt mich das Thema bereits seit längerem.

Öffentlich äussern zum Thema werde ich mich vermutlich zum nächsten Mal am 12. März an der 3. Bildungs- & Forschungskonferenz PDF-Dokument, wo ich unter dem Titel "0 und 1, aber nicht schwarz und weiss: Der Leitmedienwechsel und das Schweizerische Bildungswesen" das Eröffnungsreferat halten werde.

Bereits in den ersten Tagen des Jahres habe ich einige spannende thematische Hinweise erhalten. So hat mich Sandra Hofhues (Biblionetz:p05321) auf den Artikel Das digitale Einmaleins (Biblionetz:t14555) in der Zeit vom 3.01.13 aufmerksam gemacht (derzeit nicht online verfügbar):

t14555.jpg

Der Artikel berichtet von den Aktivitäten ProgeTiiger http://www.tiigrihype.ee/et/progetiiger der Tiger Leap Foundation (englisch), die in Estland Informatik flächendeckend bereits in der Grundschule einführen will und vergleicht diese Absichten mit der Situation in Deutschland und der Schweiz.

Marc Pilloud (Biblionetz:p00336) hat mich via heise.de auf den Programmierkurs How to train your Robot für 5- bis 7-Jährige des US-amerikanischen Autors und Illustrators Nikos Mikalakis aufmerksam gemacht. Ohne Computer (d.h. als computer science unplugged (Biblionetz:w02379)) sollen Kinder ihre Eltern programmieren. Sie erhalten dazu ein Set grundlegender Befehle:

programmieren01.jpg

und sollen danach Programme schreiben, um die Eltern im Raum herumzudirigieren:

programmieren02.jpg

Erinnert mich an unsere verwandten Aktivitäten im Rahmen von iLearnIT.ch und der i-factory, aber - zugegeben - ans Programmieren von Eltern habe ich noch nie gedacht. Ich kann mir aber leibhaft vorstellen, dass das den Kleinen Spass macht! (Ob ich das zuhause wirklich ausprobieren will? wink )

Und schliesslich hat Martin Lindner (Biblionetz:p03119) bei Google+ auf den Artikel Als Journalist programmieren lernen – eine Bilanz verwiesen und damit gleich mehrere Diskussionsstränge eröffnet: Gehört Programmieren zur Allgemeinbildung? Ist es nun gut oder schlecht, wenn Nichtinformatiker programmieren können? - Oder meinen Programmieren zu können? Ist Programmieren gleich Informatik? Kann man ohne formale Strukturen etwas lernen (MOOOOC …. )?

Und all das in den ersten vier Tagen des Jahres. Es wird ein spannendes 2013 werden!