Spieltrieb
Die letzten Wochen sind mir ein paar
massive multiplayer Computerspiele begegnet, die mir bemerkenswert scheinen. Bisher mangels Android-Device, Einladung-Code (und vermutlich Zeit!) nicht ausprobieren konnte ich das
augmented reality massively multiplayer online Spiel Ingress:
Ingress
Wikipedia (en) meint dazu:
Players of the game belong to one of two factions, Enlightened (represented in green) and Resistance (blue). The game-play allows players to enclose regions of territory on the surface of the earth with virtual links between virtual portals, which are visible in the game software. The top-level goal of the game is for ones faction to control large numbers of Mind Units, the estimated number of humans within the regions of territory controlled by the faction.
Source:
Wikipedia (en)
So weit ich das mitbekommen habe bei Google+ etc. ist das Spiel
location based (
Biblionetz:w01010), d.h. es geht darum physische Orte zu besuchen und mit physischen Objekten etwas anzustellen. Es gibt so genannte
Portale, die von den Spielentwicklern als solche definiert wurden, oft Skulpturen, Bahnhöfe, spezielle Gebäude etc. Für mehr Details siehe derzeit den englischsprachigen
Wikipedia-Artikel.
Von Spielern aufgebautes Kraftfeld zwischen Zug - St. Gallen und Baden
Mindestens bei den eingeladenen Spielern der
Closed-Beta scheint das Suchtpotenzial so gross zu sein, dass nur um des Spieles wegen Fahrten mit dem eigenen Fahrzeug oder den öffentlichen Verkehrsmitteln unternommen werden. Den gegenteiligen Weg gehen die SBB mit ihrer neuen App SBB.connect:
SBB-Connect
Die SBB hat kürzlich ihre
location based, bzw. vielleicht besser
transportation based social software app für iOS und Android veröffentlicht. Aus der Selbstbeschreibung:
Dank SBB.Connect wissen Sie, ob Ihre Freunde von Facebook und Twitter auch im selben Zug, Tram, Bus oder Schiff wie Sie sind. So können Sie sich unterwegs treffen, miteinander chatten und gemeinsam reisen.
Zudem können Sie mit SBB.Connect Punkte und Badges als Auszeichnungen sammeln, Bürgermeister werden und zu einem späteren Zeitpunkt auch von Gutscheinen profitieren. SBB.Connect ist eine kostenlose App der SBB für iPhones und Android-Smartphones.
Quelle:
http://www.sbb.ch/fahrplan/mobile-fahrplaene/mobile-apps/sbb-connect.html
Wie läuft das konkret: Nachdem man die App installiert und gestartet hat, verbindet man einmalig mit Facebook und/oder Twitter. Danach schlägt einem die App Stationen öffentlicher Verkehrsmittel in der Nähe vor und listet jeweils die dort nächstens abfahrenden Züge, Busse, Trams etc. auf. Man kann in ein Verkehrsmittel einchecken, den geplanten Ausstieg bekannt geben und optional noch angeben, was man dort machen will. Diese Informationen können niemandem, dem Freundeskreis oder der ganzen Welt bekannt gegeben werden. Für jede Reise kriegt man virtuelle Punkte, man sieht wer mit einem reist und wer an den Haltestellen eingecheckt ist. Jede Haltestelle hat auch ihren
Major, somit erinnert das Setting stark an
Plazes (
Biblionetz:w01785) oder Foursquare (
Biblionetz:w02374).
Keine Ahnung, ob da genügend Leute sich längerfristig die Mühe nehmen, aktiv einzuchecken und somit für genügend Daten zu sorgen, damit der Netzwerkeffekt auch spielen kann. Aber Hauptsache ich bin jetzt der Bürgermeister des Hottingerplatzes:
Wo man eben den Spieltrieb der Menschen mit digitalen Gadgets vermutlich nicht unterschätzen darf, wie das mysteriöse Spiel
Curiosity zeigt:
Curiosity
Wiederum als erstes die aktuelle Wikipedia-Definition:
Curiosity What's Inside the Cube? is an experiment by Peter Molyneux's new studio 22Cans.
Curiosity is a multiplayer social experiment. The game setting is a featureless and minimalist white room in the middle of which floats a giant cube made of billions of smaller cubes ("cubelets") and white, floating text across each layer, usually topic related (hashtag, notifications etc.), with small messages. Players tap the cubelets to dig through the surface of each layer and reveal the next layer below. The goal is to reach the centre and to discover what is inside the cube. Each layer, which has a distinct look or design, contains a clue as to what is in the centre of the cube. Each cubelet destroyed by a player awards them coins. Coins can be spent on tools that temporarily enhance the player's abilities, such as picks ranging from steel to diamond that increase the number of cubelets destroyed with each tap, or firecrackers that can be laid on the cube in long strings to chain together explosions.
Oder kurz und deutsch: Das uralte Schokoladen-Auspackspiel virtualisiert und auf eine globale Ebene gebracht. Und obwohl nicht klar ist, ob man wenigstens den Gegenwert einer Tafel Schokolade kriegt, wenn man am Spiel mitmacht, sind schon über eine halbe Million Menschen daran, auf ihrem mobilen Device Würfelchen des grossen Würfels zum Zerplatzen zu bringen. Es gibt Versuche, Bilder und Texte einzugravieren, die dann kurz darauf von anderen wieder zerstört werden etc.
Bei Wikipedia wird auch versucht zu berechnen, wann alle Ebenen abgetragen sein werden:
Ein spannendes Experiment, wo noch nicht ganz klar ist, welche Absicht wirklich dahinter steckt. Peter Molyneux, der Kopf hinter diesem Spiel ist kein Unbekannter in der Game-Szene, hat er doch vor Jahren die Simulation Populous mitentwickelt.
Menschen spielen gerne. Und die virtuellen Welten sind weiterhin daran, neue Spielwelten zu eröffnen…
P.S.: Und dann gibt es ganz traditionell auch noch das jährliche
NZZ-Rätsel
Zum Kommentieren ist eine Registration notwendig.
Kategorien:
IsaBlog