Schul-ICT

Generatives Internet oder Virtual Gated Communities?

30 April 2010 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT

Weil ich die gesellschaftspolitische Dimension wichtig finde, hier ausnahmsweise wieder mal ein Crossposting aus dem Weblog der Projektschule Goldau: Ist das geschlossene, proprietäre iDevice-System sinnvoll für Schulen?

Seit Beginn des iPhone-Projekts wird die Wahl des iPhones als Plattform für persönliche Smartphones in der Schule. Neben den bereits diskutierten, eher auf der konkreten technischen Produktebene liegenden Fragen

gibt es kritische Fragen auf einer abstrakteren, längerfristigeren Ebene, welche die derzeitige Firmenpolitik von Apple betreffen.

iDevices als proprietäres, geschlossenes Ökosystem

Das iPhone, und alle derzeit mit dem iPhone OS laufenden Geräte aus dem Hause Apple (im folgenden der Einfachheit halber als iDevices (Biblionetz:w02187) bezeichnet) verwenden ein Betriebssystem, das technisch und lizenzrechtlich gewissen Einschränkungen unterliegt. Die Firma Apple definiert und kontrolliert was mit dem Gerät möglich ist und welche Software darauf laufen darf. Der AppStore von Apple ist der einzige legale Ort, um zusätzliche Programme auf iDevices zu laden. Die Firma Apple übt damit eine massive Gatekeeper-Funktion (Biblionetz:w02191) aus. Sie definiert nicht nur, welches Betriebssystem auf den iDevices läuft, sondern hat auch die ausschliessliche Kontrolle darüber, welche zusätzlichen Programme auf den iDevices laufen dürfen. Damit ist die Situation im Vergleich zu PCs massiv restriktiver geregelt. Obwohl die Firma Microsoft derzeit bei PCs sowohl bei den Betriebssystemen als auch bei Office-Programmen eine marktbeherrschende Stellung innehat, steht es allen PC-Nutzenden offen, sowohl alternative Betriebssysteme (wie z.B. Linux) oder beliebige Programme (z.B. OpenOffice) zu installieren.

Gesellschaftspolitische Perspektive

Zahlreiche Experten kritisieren diese dominante Gatekeeperfunktion der Firma Apple im Bereich des immer wichtiger werdenden Bereich des mobilen Internets. Prominenter Vertreter dieser Kritik ist Jonathan Zittrain, der im Jahr 2008 das Buch The Future of the Internet and how to stop it (Biblionetz:b03620) veröffentlicht hat.

Zittrain vertritt darin die Ansicht, dass die letzten dreissig Jahre unter Umständen eine bald wieder verschwindende Phase der Offenheit von Informations- und Kommunikationstechnologie darstelle, wenn gesellschaftspolitisch kein Gegensteuer gegeben werde. Die ersten PCs hätten es erlaubt, dass Dritte Software entwickeln und (kostenlos oder gegen Entgelt) zur Verfügung stellen konnten. Geschlossene Netzwerke wie CompuServe oder AOL hätten sich nicht gegen das offene Netzwerk Internet behaupten können. Diese offenen Systeme hätten Innovation gefördert, weshalb sie Zittrain auch als generative Systeme bezeichnet. Bei generativen Systemen besteht keine zentrale Steuerung oder Kontrolle, offene Standards und Schnittstellen ermöglichen es theoretisch allen, Systeme weiter zu entwickeln und an eigene Bedürfnisse anzupassen, ein Gedanke der insbesondere von der Open Source-Community sehr hoch gehalten wird. (Die entsprechende Diskussion ist auch beim Erscheinen des iPad (Biblionetz:w02189) diesen Monat wieder aufgeflammt, siehe z.B. Cory Doctorow: Why I won't buy an iPad (and think you shouldn't, either) (Biblionetz:t11525) oder Devin Coldewey The User’s Manifesto: in defense of hacking, modding, and jailbreaking)

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Im Bildungsbereich ist die OLPC-Initiative (Biblionetz:w02041) das Paradebeispiel für diese Überlegungen: Mit einem quelloffenen System sollen Entwicklung- und Schwellenländer nicht von proprietären Systemen von kommerziellen Unternehmen abhängig gemacht, sondern zur eigenen Weiterentwicklung der Systeme befähigt werden.

Zittrain sieht nun mit geschlossenen Systemen wie dem iPhone, der XBox aber auch Plattformen wie Facebook diese generative Offenheit gefährdet und bezeichnet diese geschlossenen Systeme auch als gated communities des cyberspace. Diese geschlossenen Systeme würde Innovationen behindern und insbesondere die Kontrolle über diese in der Gesellschaft immer wichtiger werdenden Ökosysteme wieder in die Hand einzelner Grosskonzerne legen.

Gewisse Kritiker sehen nun im iPhone-Projekt einen gefährlichen Hinweis auf eine falsche Tendenz im Schulbereich. Die Schule erfordere Offenheit und es sei eine gefährliche Entwicklung, zunehmend geschlossene Systeme im Bildungsbereich einzusetzen.

Informatik-didaktische Perspektive

Neben diesen gesellschaftspolitischen Überlegungen bestehen auch informatik-didaktische Überlegungen (die schlussendlich aber ebenfalls einen gesellschaftspolitischen Hintergrund haben): Geschlossene Systeme wie das iPhone würden die Menschen zu reinen Bedienerinnen und Bedienern der Geräte degradieren, da eine eigene Programmierung praktisch verunmöglicht werde. Während früher interessierte Jugendliche auf dem eigenen Computer Programme entwickeln und so ihr Interesse an Informatik entdecken konnten, werde dies mit den zunehmend geschlossenen Systemen immer schwieriger. Der Informatik-Professor Mark Guzdial (Biblionetz:p01210), u.a. prominenter Mitentwickler von Squeak, der Programmierumgebung für Kinder,fragte deshalb Mitte 2009 besorgt, welche Auswirkungen der Werbespruch There's an app for that auf das Informatikinteresse von Kindern und Jugendlichen haben werde. Seine Sorge wird von anderen Informatik-Didaktikern (z.B. hier) geteilt, die ebenfalls befürchten, dass niemand mehr hinter die Kulissen von ICT blicken wolle, aber auch gar nicht mehr könne.
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Auftrieb hat diese Diskussion Mitte April 2010 erfahren, als Apple das Programm zum Abspielen von Scratch-Programmen (siehe mein entsprechendes Blogposting vor zwei Wochen) aus dem App-Store entfernt hat (siehe Diskussion im Scratch-Forum). Apple verbietet konsequent alle Möglichkeiten, ausserhalb der von Apple zur Verfügung gestellten Entwicklungsumgebung Programme für iDevices zu entwickeln. Damit entfällt die attraktive Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche ihre selbst (am Computer) entwickelten Programme auf dem iPhone oder iPod Touch laufen lassen und zeigen können. Das Verbot des Scratch-Players zeigt exemplarisch im Bildungsbereich die Problematik von Gatekeepern mit Monopolstellung in ICT-Ökosystemen.

Ökonomische Perspektive

Ebenfalls ins Feld geführt wird der finanzielle Aspekt. Während bei Open Source keine Lizenzkosten anfallen, könnten diese gerade im Bereich des One-to-One-Computing in der Schule zu einem beträchtlichen Kostenfaktor werden.

Argumente für geschlossene Systeme

Neben marktwirtschaftlichen monopolistischen Motiven, welche der Firma Apple vorgeworfen werden gibt es durchaus auch technisch-organisatorische Überlegungen, die für geschlossene Systeme sprechen. Softwarequalität sowie Kompatibilitätsprobleme können aus Sicht des Gatekeepers bei geschlossenen Systemen eher kontrolliert werden als bei offenen Systemen. Insbesondere bei Apple, wo grosses Gewicht auf Design und Usability bzw. ease of use gelegt wird, kann es wichtig sein, alle Software auf den Produkten zu kontrollieren, um der Gefahr von schlechten Nutzungserfahrungen vorzubeugen.

Warum denn nun doch iPhones für das Pilotprojekt?

Die oben aufgeführten Bedenken bezüglich proprietärer, geschlossener Systeme waren uns bereits bei der Vorbereitung des Projekts bewusst und sind weiterhin Aspekte der laufenden Diskussionen. Die Wahl der iDevice-Plattform hatte für das vorliegende Pilotprojekt mit persönlichen Smartphones auf der Primarschulstufe grosse Vorteile: In einem eurpoaweit bisher einzigartigen Projekt, in welchem es nicht um Technik, sondern um Inhalte und alltägliche Nutzung gehen sollte, war eine reibungslos funktionierende, leicht wartbare, zukunftsträchtige und für Primarschülerinnen und -schüler sofort verständliche und nutzbare Plattform essenziell wichtig. Zum Zeitpunkt der Plattformwahl stellte die iDevice-Plattform die beste Lösung dar. Bei allen anderen damals verfügbaren Smartphoneplattformen war das Surfen auf dem Web, das Installieren zusätzlicher Software etc. aus Sicht von Primarschulkindern und einer Primarlehrperson komplizierter.

Die Wahl von iPhones für das vorliegende Pilotprojekt bedeutet jedoch keineswegs, dass wir die derzeitige iDevice-Plattform in ihrer jetzigen Ausprägung als allgemein für Schulen geeignet empfinden und eine breite Nutzung empfehlen würden. Im Gegenteil sehen auch wir die oben genannten Aspekte als problematisch an und denken, dass hier diesbezüglich vor einer breiten Nutzung noch einige Überlegungen angestellt werden müssten.


Vielen Dank für dieses interessante Posting, Beat. Gerade hat auch Steve Jobs seine Sicht der Dinge veröffentlicht:

Ich denke ebenfalls, dass hier ein Spagat zwischen technischen Überlegungen und Offenheit der Systeme schwierig ist. Keine eigenen Programme ohne Verrenkungen aufspielen zu können, ist mir aber auch ein Dorn im Auge.

Viele Grüße, iTOtto

P.S. Adobes Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

-- Main.TorstenOtto - 29 Apr 2010


Hihi, hallo Torsten, danke dass Du mich in einem Atemzug mit Steve Jobs erwähnst wink

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Lernplattformen in Schulen

14 April 2010 | Beat Döbeli Honegger | Medienbildung, Schul-ICT
Anfang April ist das am Institut für Medien und Schule (IMS) der PHZ Schwyz entstandene Buch Lernplattformen an Schulen (Biblionetz:b03672, ISBN:3531167189) erschienen. Es beschreibt aus verschiedenen Perspektiven die Nutzung der in der Schweiz weit verbreiteten Plattform educanet2.ch (entspricht dem deutschen lo-net2.de). Aus der offiziellen Buchbeschreibung:

Der Schlussbericht des Nationalfondsprojektes „E-Learning und Blended Learning in Schule und Berufsbildung“ (2007-2009) ist als Buch erschienen. Das Buch gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Theoriebildung, stellt die empirischen Ergebnisse des nationalen Projektes dar und konkretisiert mögliche Einsatzszenarien von Lernplattformen anhand einer Reihe von schulischen Fallstudien.

Als Autor des Schlusskapitels und Mitarbeiter des IMS sollte ich nicht öffentlich über die Qualität des Buches urteilen, aber ich denke, dass die Kombination von empirischen Forschungsergebnissen mit zwölf Fallstudien das Buch für unterschiedliches Zielpublikum lesenswert macht. ,

Technological Pedagogical Content Knowledge

23 March 2010 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT, Visualisierung

Dieses Posting stammt aus dem Jahr 2007.

Eine Darstellung, die mich als Kästchendenker erfreut hat:

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Es handelt sich um eine Visualisierung des notwendigen Wissens, um ICT im Unterricht einsetzen zu können:

Technological Pedagogical Content Knowledge (TPCK) attempts to capture some of the essential qualities of knowledge required by teachers for technology integration in their teaching, while addressing the complex, multifaceted and situated nature of teacher knowledge. At the heart of the TPCK framework, is the complex interplay of three primary forms of knowledge: Content (C), Pedagogy (P), and Technology (T).

Punya Mishra, Matthew Koehler, http://www.tpck.org/ und Biblionetz:t07395  

C Content Knowledge   Das zum Unterrichten notwendige fachspezifische Wissen, also z.B. Geografiewissen, das eine Geografielehrerin haben sollte.
P Pedagogical Knowledge   Das zum Unterrichten notwendige pädagogische Wissen, also allgemeines Didaktikwissen, welches eine Lehrperson haben sollte.
T Technological Knowledge   Allgemeines Technikwissen, also allgemeines ICT-Anwendungswissen.
ALERT! LehrerInnen benötigen ICT-Anwendungsschulung (Biblionetz:a00281)
PC Pedagogical Content Knowledge   Fachdidaktisches Wissen, was und wie man in einem Fachgebiet unterrichten kann.
TP Technological Pedagogical Knowledge   Mediendidaktisches Wissen, welche ICT sich wie sinnvoll zum Unterrichten einsetzen lässt.
ALERT! LehrerInnen benötigen Weiterbildung zu zur allgemeinen Nutzung von ICT im Unterricht (Biblionetz:a00282)
TC Technological Content Knowledge   Wissen, welche Möglichkeiten und Veränderungen ICT für ein bestimmtes Fachgebiet bringen.
TPC Technological Pedagogical Content Knowledge   Fachspezifisches Wissen, wie sich ICT in einem spezifischen Fach didaktisch nutzen lässt.
ALERT! LehrerInnen benötigen Weiterbildung zur fachspezifischen Nutzung von ICT im Unterricht (Biblionetz:a00400)

Natürlich ist diese Darstellung nicht neu. Sie lässt sich aber gut dazu nutzen, die Probleme des ICT-Einsatzes in der Bildung und ihre Ursachen zu diskutieren. Während sich beispielsweise an unserer PH teilweise die Fachdidaktiker darüber beklagen, dass die Studierenden nicht genügend Fachwissen mitbringen würden (C), beklagen wir Mediendidaktiker für fehlendes Anwendungswissen der Studierenden (T) In unseren ICT-Modulen versuchen wir den Studierenden gewisse Grundzüge der Mediendidaktik zu vermitteln (TP) , wissen aber teilweise zu wenig von den einzelnen Fächern, um fachspezifische Empfehlungen zum Einsatz von ICT (TPC) abgeben zu können (Was weiss ich z.B. von Französischdidaktik?)

Fazit: (Auch nichts Neues) Um TPC vermitteln zu können, muss der ICT-Einsatz in der Fachdidaktik thematisiert werden. Dies wiederum setzt voraus, dass sich Fachdozierende mit T und mit TC auseinandersetzen.

Update 2010: Hundert Tippfehler und ein Link korrigiert.

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Kürzlich hat die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) eine Empfehlung veröffentlicht, die vermutlich noch für einige Diskussionen sorgen dürfte.

Unter dem Titel Empfehlung in Sachen Microsoft School Agreement und Live@edu schreibt die SFIB:

Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen, educa.SFIB, kommt nach eingehender Prüfung zum Schluss, dass das neu ausgestaltete Microsoft School Agreement wegen seiner Verknüpfung mit dem Microsoft Live@edu Angebot für die Schulen gravierende Nachteile mit sich bringt.

Aus diesem Grund empfiehlt educa.SFIB allen Entscheidungstragenden in IT- und ICT-Fragen an Schulen, auf den Erwerb oder die Erneuerung von Lizenzen für Produkte von Microsoft im Rahmen eines School Agreements zu verzichten und schrittweise auf schlanke IT-Infrastrukturen und freie Software zu setzen. Dazu bauen educa.SFIB und educa.ch ein geeignetes Unterstützungsangebot auf.

Details und Begründungen für diese Empfehlungen sind in zahlreichen Dokumenten nachlesbar, die als ZIP-File verfügbar sind.

Grund für diese doch einiges an Zündstoff bietenden Empfehlung ist das Scheitern von Neuverhandlungen bezüglich einer Rahmenvereinbarung für Microsoft School Agreement Pakete ab 2010. Microsofts Preismodell für Schweizer Schulen sieht ab Juli 2010 eine Preisreduktion (ca 15%) vor, wenn sich die entsprechende Schule verpflichtet, das Microsoft Live@edu-Paket zu nutzen und in Zuge dessen alle Schülerinnen und Schüler der Schule auf dieser Plattform anmeldet.

Die SFIB schätzt Live@edu als wenig schultauglich ein, befürchtet eine zunehmende Abhängigkeit der Schulen von der Firma Microsoft, sieht Zusatzaufwand für Schulen zur Administration von Live@edu und kritisiert sowohl Nutzungsbedingungen als auch die zu unterzeichnende Vertraulichkeitserklärung zur Nutzung der Live@edu-Plattform.

Was die SFIB so nicht schreibt, aber aufgrund der Schweizer Verhältnisse offensichtlich ist: Mit Live@edu bietet Microsoft den Schweizer Schulen kostenlos eine Plattform an, die als Konkurrenz zum in der Schweiz weit verbreiteten educanet2.ch wahrgenommen werden könnte. So bietet Live@edu beispielsweise wie educanet2 jedem User eine persönliche E-Mail-Adresse.

Microsoft stellt die Situation selbstverständlich anders dar und verneint insbesondere auch, educanet2 zu konkurrenzieren zu wollen.

Die SFIB empfiehlt kurzfristig den Erwerb von Kauf- statt Mietlizenzen und mittelfristig den Umstieg auf Open Source Software. Im Zentrum steht dabei der Lernstick:

educa.SFIB und educa.ch bauen ein geeignetes Unterstützungsangebot auf für Schulen, die von proprietärer zu freier Software zu wechseln beabsichtigen. Es soll Schulen mittelfristig auf einfachen Weg möglich sein, ganz auf die Verwendung von proprietärer Software zu verzichten.

Im Zentrum steht dabei der Lernstick, der von der Beratungsstelle für digitale Medien in Schule und Unterricht, imedias, des Instituts für Weiterbildung der PH Nordwestschweiz entwickelt wurde: http://www.lernstick.educa.ch

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Hmm, einen USB-Stick mit Betriebssystem, Programmen und persönlichen Daten als "eigenen Computer" zu bezeichnen, finde ich irreführend, denn ein USB-Stick ist kein Computer, sondern nur ein Datenträger. Solange die Lernenden nur einen eigenen Stick, nicht aber einen eigenen Netbook besitzen, kann man meiner Meinung nicht von One-to-One-Computing sprechen, wie das hier suggeriert wird.
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Die Website http://www.lernstick.educa.ch macht derzeit noch sehr den Eindruck eines Wild-West-Dorfes, das nur aus einer rasch hingestellten schönen Fassade besteht: Seit September 2009 scheint man Projektklassen zu suchen. Ob dies von Erfolg gekrönt war und wie die ersten Erfahrungen aussehen, erfährt man auf der Website nicht. Mir scheint es etwas gewagt, den Lernstick öffentlich als Alternative zu Microsoft zu propagieren und auf den Herbst 2010 die nationale Lancierung anzukünden, aber eigentlich noch wenig sichtbare Vorarbeit geleistet zu haben.

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Es besteht hier meines Erachtens die Gefahr, dass für einmal nicht ein kommerzieller Anbieter den Schulen die ultimative Lösung für ihre Schul-ICT-Infrastrukturprobleme verspricht, sondern eine Schweizerische ICT-Fachstelle. Doch auch diese Lösung muss erst den Praxistest bestehen. Es verspricht ein spannendes Jahr zu werden in Bezug auf Schul-ICT-Infrastruktur in der Schweiz.

P.S.: Die Parlamentarische Gruppe "Digitale Nachhaltigkeit" macht in einer Medienmitteilung aus der Empfehlung der SFIB bereits einen Fakt, indem sie etwas vereinfacht titelt: "Schweizer Schulen wenden sich ab von Microsoft und wollen auf Open Source Software setzen".
Auch hier bleibt abzuwarten, ob die Schulen der Empfehlung der SFIB folgen oder nicht...

Praktisch unbemerkt von meinem Informationsradar findet kommende Woche in Wien eine interessante Konferenz zu One-To-One-Computing in education (Biblionetz:w02173) statt, veranstaltet u.a. von der Weltbank und der OECD, gehostet vom Österreichischen Bildungsministerium. Nicht nur die Veranstalter entsprechen nicht den üblichen Verdächtigen aus dem edutech-Kuchen, auch die Website fällt durch ihre fast Web 0.5-artige Kargheit auf:

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Abgesehen von den Logos kein einziges Bild, GROSSSCHRIFT als praktisch einziges Gestaltungsmittel, kein RSS-Feed, keine Partizipationsmöglichkeit: Hier scheinen nicht gadgetverliebte Techies zu regieren, sondern Leute, die primär auf den Inhalt fokussieren.

Das Programm macht Appetit auf die Veranstaltung: Die relevanten Big-Player des One-To-One-Computing scheinen vertreten zu sein:

Auffallend aus meiner Sicht der grosse Anteil von Referierenden aus Südamerika (Uruquay, Paraguay, Kolumbien, Brasilien). Interessant die Konferenzbeschreibung zuhanden der Presse:

Background

Low-cost computer devices, ranging from handhelds to the current reinterpretation of laptops or netbooks, have gained an important market niche. To some, they represent an open window of opportunity in education: by allowing every pupil to connect to the Net and access valuable resources irrespective of place and time, they cannot only help to bridge the digital divide but to transform education to better suit the needs of networked societies.

Some countries are beginning to make (or seriously considering) massive investments in '1-to-1 computing' (i.e. every child receives her/his own personal computing device -- usually a laptop). This is based on a belief that, by enabling every pupil to connect to the Internet, and to each other, to access valuable resources irrespective of place and time, countries can help to bridge the digital divide while at the same time transform education to better suit the needs of networked knowledge societies.

Countries as varied as Uruguay (where every primary school student now has a free laptop) and Portugal (where the government is rolling out a scheme for every student to have their own personal laptop) have made bold decisions to invest in '1-to-1 computing' for all of their students, and many other countries are engaged in pilot projects at a smaller scale.

While many initial investments in this area were, truth be told, based more on faith in a concept than on hard evidence, some interesting and useful lessons and models are emerging to help answer questions such as:

  • What is the impact of these sorts of initiatives (and how should we measure such impact)?
  • What useful implementation and procurement models are emerging?
  • What challenges do these sorts of initiatives present for policymakers, and what are some useful policy responses?
  • What technologies should we be considering?
  • To what extent -- and how -- do we need to re-engineer our education systems (teacher training, curricula, content, assessment) if we want to take advantage of such investments?

It is against this context that this international conference should provide an opportunity for engaging in a dialogue, drawing on existing experiences and discussing their benefits and the problems encountered with a forward looking perspective. Both developing and developed countries could benefit from such a discussion.

Objectives

To present the main experiences in large-scale uses of digital devices (ranging from handhelds and cellular phones to netbooks and notebooks) under the paradigm of 1-to-1 computing, and examine the opportunities and risks from an educational and socio-economic perspective.

  • To review the research evidence about the cost-effectiveness of these experiences, the effects on teaching and learning processes, and on educational performance, as well as the wider benefits (local providers, families, communities).
  • To identify the knowledge gaps and suggest opportunities for further research.
  • To discuss the lessons learnt and the eventual policy implications.
  • To provide opportunities for peer-learning among countries and international networking.

Hier geht es nicht um Pilotprojekte. Hier geht es um large-scale-Projekte. One-to-one computing ist keine Vision mehr. One-to-One-computing ist Realität. Zumindest in gewissen Ländern.

Update: Dank Christoph Derndorfer gibt es einen Livestream der Veranstaltung

-- Main.BeatDoebeli - 22 Feb 2010 Update 2: Konferenzbericht erster Tag von Christoph Derndorfer

-- Main.BeatDoebeli - 22 Feb 2010

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