Schul-ICT

Offenheit aushalten lernen

05 November 2007 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Vor etwa drei Wochen ist die Ausgabe 03/2007 der PHZ-Hauszeitschrift PHZ inforum auf Papier erschienen (die digitale Ausgabe sollte laut Auskunft des Redaktors bald hier als PDF abrufbar sein).

Das Schwerpunktthema Wikipädagogik oder Pädablogik (Biblionetz:b03262) wird dabei von verschiedenen Mitarbeitenden der PHZ und von externen Autoren beleuchtet.

Von mir sind zwei Artikel im Heft zu finden. Einerseits ein Übersichtsartikel zu Web 2.0 (Biblionetz:t07900), der für ICT-Fachleute wenig Neues enthält. Daneben der kleinere Artikel Offenheit aushalten lernen Warum auch die schulische ICT-Infrastruktur offen für den Wandel sein muss (Biblionetz:t08000), der mir wesentlich mehr am Herzen liegt. Mit der Professionalisierung des ICT-Supports an Schulen und Hochschulen geht auch eine immer stärkere Reglementierung und Einschränkung von Möglichkeiten einher. Dabei wird oft übersehen, dass es nicht eine Bank zu schützen gilt, sondern dass das Lernen gefördert werden soll.

Lernen hat mit Unbekanntem zu tun. Es erfordert Offenheit für Neues und Vertrauen. Wer nur Bekanntes zulässt, lernt nicht. Diese alte Weisheit gilt in der Informationsgesellschaft noch stärker als früher. Neben den Lehrerinnen und Lehrern muss aber auch die virtuelle Schulumgebung offen sein, um Neues und Unbekanntes zuzulassen.

Überlegungen zum ICT-Management an Primarschulen

13 October 2007 | Beat Döbeli Honegger | Geek, Schul-ICT
"Da kommt ja der Begriff Wiki gar nicht vor!" war der erstaunte Kommentar eines Kollegen, der vor einem halben Jahr einen Entwurf meines Beitrags zum von Hartmut Mitzlaff herausgegebenen Buch Computer (ICT), Grundschule, Kindergarten und Neue Lernkultur (Biblionetz:b02955) gelesen hat.

Ja, auch wenn man es diesem Blog nicht anmerken würde, ich versuche mich dem ausschliesslichen Image als [[][Geek]] (Biblionetz:a00629) und Wiki-Wanderprediger zu entziehen.

Im Beitrag Überlegungen zum ICT-Management an Primarschulen (Biblionetz:t07383) versuche ich die Grundüberlegungen der Publikation Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) in der Primarschule, Eine Planungshilfe für die Beschaffung und den Betrieb (Biblionetz:b01956) aus dem Jahr 2004 für den Kanton Basel Landschaft zusammenzufassen und mit den Erfahrungen der Beratungstätigkeit im Kanton Solothurn zu verbinden. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Praxistätigkeit ist dabei:

Regionale ICT-Planung als wünschenswerte, aber schwierige Aufgabe
Angesichts der eingangs erwähnten Herausforderungen für einzelne Schulen und der Sinnhaftigkeit der Standardisierung ist eine regionale ICT-Planung wünschenswert. Solange eine solche Planung keinerlei Verbindlichkeit besitzt und die Autonomie der Akteure nicht beschränkt, erwächst ihr selten Widerstand. Versucht aber eine politische Instanz, gewisse Vorgaben für verbindlich zu erklären, um auch die entsprechenden Synergieeffekte zu nutzen, so ist mit Opposition zu rechnen. Dieser Widerstand gegen verbindliche Vorgaben der höheren Instanzen ist auf verschiedenen politischen Ebenen zu beobachten und ist nicht auf Informatikmittel an Schulen beschränkt. Abbildung 3 zeigt am Beispiel der Schweizer Primarschulen, dass sich Koordinations- und Autonomiewunsch auf verschiedenen Ebenen gegenüber stehen.

abbildung3.gif

Über die anderen Kapitel des Buches kann ich leider noch nichts sagen, da das Belegexemplar erst in den nächsten Tagen bei mir eintreffen wird. Das Inhaltsverzeichnis macht aber Appetit auf die Lektüre!

Abschlussveranstaltung PPP-SiN

18 September 2007 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT, Veranstaltung
Zu den Veranstaltungen, die ich verpasst habe, gehört auch das Abschlussevent der Schweizerischen Schul-ICT-Initiative PPP-SiN (Biblionetz:w01006) vom 7. September 2007.

Im Beisein von Bundesrätin Doris Leuthard und EDK-Präsidentin Isabelle Chassot wurde der Abschluss des fünfjährigen Public-Private-Partnership-Förderprogramms gefeiert. Gleichzeitig wurde auch die Abschlusspublikation ICT und Bildung: Hype oder Umbruch (Biblionetz:b03201) präsentiert. Abgesehen vom Kapitel von Dominik Petko und Jean-Luc Barras ist sie leider nicht online verfügbar (das alte Lied: Von neuen Medien reden und alte Medien produzieren.)

Als ehemaliges Mitglied der Expertengruppe PPP-SiN habe ich aber netterweise ein Papierexemplar zugeschickt erhalten, so dass ich es immerhin bereits durchblättern konnte. Hängengeblieben bin ich an den Ergebnissen der Evaluationsstude von Barras und Petko (Biblionetz:t07870), die einiges an interessantem Zahlenmaterial liefert.

Die Studie zeigt z.B. wie stark die Einschränkungen in der Computernutzung zugenommen haben:
  • "In 35,7% der Schulen dürfen Lehrpersonen neue Programme auf den Computern der Schule installieren."
  • "selbstständig Programme auf Schulcomputern installieren dürfen Lernende nur an 2,2% der Schulen."

Zwei Drittel der Lehrpersonen und 98% der Schülerinnen und Schüler dürfen auf den Computern nichts installieren! Natürlich habe ich Verständnis für die armen Systemadministrierenden, die nicht laufend Softwareprobleme lösen wollen, aber dafür gibt es doch seit längerem schulspezifische Lösungen. Mit solchen Installationsverboten wird mindestens ein Teil des Innovationspotenzials der Universalmaschine Computer beschnitten. (Mehr dazu im bald erscheinenden Artikel Lernen erfordert Offenheit, den ich in den letzten Tagen zwischen Wickeln und Waschen geschrieben habe...)

Ebenfalls interessant sind die Zahlen zur Nutzung von Lernplattformen in Schweizer Schulen:

Im Mittel machen 48% der Schweizer Schulen Gebrauch von einer solchen Lernplattform. Die Nutzungsquote ist auf Volksschulstufe in der Romandie deutlich höher als in der Deutschschweiz. Unter den Schulen, die eine Plattform verwenden, nutzen 91,7% educanet2, die Lernplattform des schweizerischen Bildungsservers. 4,8% verwenden Moodle, 3,2% BSCW, 1,6% Ilias, 0,7% Claroline und 8,3% machen von anderen Plattformen Gebrauch (Mehrfachnennungen möglich). Virtuelle Arbeitsräume ausserhalb von Lernplattformen werden von 19,8% der Schulen genutzt. Von diesen Schulen verwenden 30% einen Online-Kalender, 28,5% ein Wiki, 26,1% ein Online-Publikationssystem und 25,5% Foren. Auch bei den virtuellen Arbeitsräumen ist die Nutzungsquote in der Romandie höher als in der Deutschschweiz. In der Deutschschweiz findet im Verhältnis das Wiki etwas stärkere Verbreitung.
,

Wie die Netzzeitung berichtet, wurde in Australien ein für 51 Millionen Euro von der Regierung entwickelter Porno-Webfilter (Biblionetz:w00872) innert 30 Minuten von einem 16jährigen Schüler geknackt. Für das Knacken der überarbeiteten Version benötigte er dann immerhin 40 Minuten.

Tja, dass technische Internetfilter zu Jugendschutzzwekcen nicht optimal sind, wurde bereits 1999 festgestellt (Biblionetz:w00935) und darum empfehlen wir auch im Educaguide Infrastruktur Ergreifen Sie keine technischen Massnahmen gegen unerwünschtes Verhalten der Lernenden

Netzpolitik.org bemerkt bissig:

Vielleicht hätte man die Gelder auch zur Förderung von Medienkompetenz ausgeben können, anstatt der Illusion von Zensurinfrastrukturen zu verfallen.

P.S: Leider fehlt dem Artikel jeglicher Quellenhinweis.

Ihreführende Schlagzeile zu WLAN-Strahlung

16 August 2007 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht, Schul-ICT
Im heutigen Tages-Anzeiger vom 13.8.2007 ist auf der Frontseite des Wirtschaftsbundes ein Artikel zum Risiko von Wireless LAN (Biblionetz:w01601) unter der reisserischen Schlagzeile Drahtloses Internet strahlt stärker als Handy

wlan-ta.jpg

Der Artikel bezieht sich dabei auf den Bericht des Bundesamtes für Gesundheit Risikopotenzial von drahtlosen Netzwerken (Biblionetz:b03090) in Erfüllung des Postulates 04.3594 Allemann vom 8. Oktober 2004.

Dieser Bericht wiederum zitiert einen Artikel in der Zeitschrift PRAXIS von Oertle et al. Elektromagnetische Felder im Akutspital (Biblionetz:t07844). In diesem Artikel wird die Strahlenbelastung im Schwesternzimmer direkt neben dem mit Datentransfer belasteten Access-Point und im Patientenzimmer nach Verursachern gemessen und dargestellt. Es ist nicht überraschend, dass die Strahlenbelastung im Schwesterzimmer direkt neben dem Access-Point durch WLAN am grössten ist. Da aber, (was auch im Artikel des Tages-Anzeigers betont wird), die Strahlenbelastung quadratisch mit dem Abstand zum Sender abnimmt, lässt sich aus diesem PRAXIS-Artikel nicht folgern, dass WLAN allgemein stärker strahlt als ein Handy. Hätte man das Handy neben das Messinstrument gelegt, wäre das Handy die stärkste Strahlenquelle gewesen.

Ich bin durchaus für einen kritischen Umgang mit technologischen Gefahren und unterstütze auch die im Artikel des Tages-Anzeigers gemachte Empfehlung, WLAN-Access-Points nicht direkt neben Arbeitsplätzen oder Aufenthaltsorten von Menschen zu platzieren (Mit einer Entfernung vom 2m ist aber die Strahlenbelastung bereits massiv geringer.)

Irreführend ist aber die reisserische Schlagzeile, die nun wieder für viele Diskussionen in Schul-ICT-Projekten führen wird. Dass die Kinder gleichzeitig ihr Mobiltelefon in der Hosentasche haben, wird dabei oft nicht bedacht.

P.S.: Die Legende der Grafik rechts unten im Artikel des Tages-Anzeigers ist falsch: Patientenzimmer und Schwesternzimmer wurden vertauscht. ,

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
This page was cached on 21 Nov 2025 - 05:27.