Informatik

Mein gestriges Referat am 3. nationalen Fachforum Jugendmedienschutz war ein Auftakt zu einer Podiumsdiskussion zur Rolle der Schule bei der Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Um eine etwas lebhaftere Diskussion zu initiieren, habe ich unter dem Titel Digitale Medien im Lehrplan 21: Hoffnung oder Hydra? betont pessimistische Töne angeschlagen:

Ging es beim Lehrplan 21 (Biblionetz:w02172) noch darum, einen Drachen zu erlegen bzw. zu zähmen, so kommt mir die aktuelle Situation eher wie der Kampf gegen eine 21-köpfige Hydra vor. Die Umsetzung des Lehrplans 21 erfolgt in der Schweiz brav föderalistisch kantonal, im Bereich Medien und Informatik hat sich die D-EDK explizit gegen eine koordinierende Arbeitsgruppe ausgesprochen. Somit sind jetzt in 21 Kantonen die gleichen Probleme, Vorbehalte und Herausforderungen zu lösen und es muss 21fach Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ich sehe die Herausforderung in drei Bereichen:

  • Stundentafel: Jeder Kanton setzt die Vorschläge des Lehrplans 21 bezüglich Stundentafel anders um. Gewisse Kantone machen wie vorgeschlagen bereits ab der 5. Klasse ein Fach "Medien und Informatik", andere integrieren das Thema in Mathematik und Deutsch.
  • Aus- und Weiterbildung: Alle Bildungsdirektionen kämpfen mit Sparprogrammen und haben darum wenig Freude an Forderungen nach umfangreicher Weiterbildung der Lehrpersonen im Bereich "Medien und Informatik". Wie aber Lehrpersonen der Sekundarstufe I in 4 Nachmittag befähigt werden sollen, Informatik zu unterrichten, ist mir ein Rätsel.
    Im Ausbildungsbereich sehen sich die Pädagogischen Hochschulen mit dem Problem konfrontiert, in einen vollen Studienplan ein weiteres Fach "Medien und Informatik" zu integrieren.
  • Einführungszeitpunkt: Gewisse Kantone haben bereits mit der Einführung begonnen, andere wollen erst 2021 (wie passend...) starten. Dies erschwert kantonsübergreifende Kooperationen.
  • Lehrmittel: Für den Themenbereich "Medien und Informatik" fehlen bisher zum Lehrplan passende Lehrmittel. Auf der Website http://www.lehrplan.ch wird dieses Fehlen in der FAQ bei der Frage nach den Lehrmitteln nicht einmal erwähnt...

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Natürlich gibt es vierlorts lobenswerte Einzelinitiativen. Aber im Schnitt ist die Arbeit seit der Verabschiedung des Lehrplans 21 anstrengeder geworden.

Als mögliche Unterstützung für Interessenvertreter in den Kantonen zwei Dokumente:

Sphero SPRK

07 August 2015 | Beat Döbeli Honegger | Informatik, Scratch
Bereits vor einiger Zeit habe ich mir eine fernsteuerbare Kugel namens Sphero gekauft unter dem Vorwand, deren Eignung als Einfachstroboter für die Einführung ins Programmieren testen zu wollen. Beim Sphero handelt es sich um einen in eine wasserdichte Kugel eingeschlossenen, per Bluetooth gesteuerten Roboter, der über Motoren zur Fortbewegung, LEDS zur zum Leuchten und eingem Gyroskop für die eigene Lage- und Bewegungserknnung verfügt.

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Dazu gibt es eine ganze Palette an Apps für iOS und Android, mit dem sich die Kugel fernsteuern und Augmented-Reality-Spiele spielen lassen. Bereits seit längerem gibt es auch eine App, mit der sich die Kugel programmieren lässt, in einer Art Basic-Dialekt. Die App wirkt aber nicht sehr attraktiv und eigentlich nicht wirklich für die Einführung ins Programmieren.

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Nun scheinen aber die Hersteller den Education-Markt entdeckt zu haben und bieten unter dem Titel Sphero SPRK (schools - parents - robots -kids) einerseits eine durchsichtige Spezialversion (damit man auch sieht, wie die Technik funktioniert) und andererseits eine graphische Programmierumgebung für iOS an , mit der sich schon eher etwas Einführendes machen lässt. Und selbstverständlich wird auch entsprechendes Unterrichtsamterial angeboten, um auf den MINT/STEM-Zug aufspringen zu können:

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An und für sich eine coole und attraktive Sache. Bei Unterrichtsmaterial von Hardwareherstellern muss man einfach immer kritisch fragen, ob es die Hardware für die vermittelten Kompetenzen wirklich braucht oder die Vermittlung mindestens attraktiver macht - oder ob es einfach ums Verkaufsargument "Unser Produkt lässt sich in allen Fächern einsetzen" geht.

Was mir gefällt: Der Preis von ca. 130 $/Euro/Franken ist für eine Schule finanzierbar, es sind auch Ausleihsets von Mediotheken o.ä. denkbar und die Geräte lassen sich mit Smartphones und Tablets steuern und programmieren, welche die Schülerinnen und Schüler privat bereits besitzen und die Kugel fasziniert, wenn man sie so über den Boden flitzen sieht.

Eher kritisch ist aus meiner Sicht bei Sphero, dass Programmierbefehle eingesetzt werden, die sich sonst nirgends nutzen lassen (im Gegensatz beispielsweise zu einem Lego WeDo oder einem mBot, der sich mit Scratch programmieren lässt, das auch ohne diese Hardware-ERweiterung nutzbar ist). Zudem schient der Sphero nich sehr präzis steuerbar zu sein, was dann Erfolgserlebnisse beim Programmieren etwas dämpfen dürfte - aber mit einer Schulklasse ausprobiert habe ich es noch nicht (Erfahrungsberichte gerne als Kommentar unten!).

Insgesamt ein aktuelles Beispiel dafür, dass derzeit eine Flut von MINT/STEM-Material auf den Markt kommt, was zwar einerseits erfreutlich ist, für Schulen allerdings die Bewertung und Auswahl erschwert. Darum unter anderem unser Versuch einer Kategorisierung von Programmier-Lernumgebungen unter http://www.programmingwiki.de/Lernumgebungen

P.S.: Sphero wird kommende Woche auch in Amsterdam an der Scratch2015AMS anzutreffen sein.

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Die Tagung ist vorbei, die Videos der Keynotes sind unter http://phsz.ch/fachtagung2015 abrufbar.

Über Informatik in der Schule wird seit Jahren geredet. In der Schweiz aufgrund des Lehrplans 21 in letzter Zeit intensiver. Aber auch sonst wird in letzter Zeit häufiger ein Schulfach Informatik gefordert (Biblionetz:a00436), weil Informatikkenntnisse zur Allgemeinbildung gehören (Biblionetz:a01051).

Aber darüber reden reicht nicht. Auch wenn es nun im Lehrplan 21 drin steht: Irgendwer muss es auch tun! Aus diesem Grund lädt die Pädgogische Hochschule Schwyz (phsz) zur Fachtagung Do IT yourself am Samstag, den 30.05.2015 nach Goldau ein.

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"Machen statt (nur) darüber reden" ist das Motto der Tagung, das nicht nur für den Bereich Informatik gilt. Der Konstruktionismus (Biblionetz:w00561) ist ein Prinzip, dass sich auch auf MINT- (Biblionetz:w02201) und andere Fächer ausdehnen lässt.

Do IT yourself! Der Titel der Tagung soll auch programmatisch dafür stehen, dass die Zeit des Redens über Informatik in der Schule nun vorüber ist. Der Lehrplan 21 ist da - und mit ihm der Teillehrplan "Medien und Informatik". Jetzt geht es darum, die definierten Kompetenzen in die Tat umzusetzen. Die Fachtagung bietet dafür Impulse und viele praktische Ideen.

Ich freue mich sehr auf die drei Keynotes von Heidi Schelhowe, Frédéric Thiesse und Damayanti Talky, aber auch die acht spannenden Workshops!

Also: Nicht nur darüber nachdenken, sondern das Tagungs-Programm studieren und sich danach gleich anmelden! ,

i-factory ein Erfolg: Verlängert bis 2020

12 May 2015 | Beat Döbeli Honegger | Informatik

Die Informatik-Ausstellung i-factory im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern und insbesondere das Angebot für Schulen ist ein Erfolg. Seit der Eröffnung Ende 2010 konnten laut Angaben der Hasler Stiftung über 800 Lehrpersonen geschult werden, die ihrerseits mit über 20'000 Schülerinnen und Schülern von der Hasler Stiftung finanziert die Ausstellung besucht haben.

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Am Abschlussevent des Sonderprogramms FIT in Informatik hat die Hasler Stiftung nun bekannt gegeben, dass die Ausstellung und das Angebot für Schulklassen bis ins Jahr 2020 verängert wird. Gleichzweitig wurde auch ein Kurzfilm zur Ausstellung präsentiert:

Da es immer noch interessierte Lehrpersonen gibt, die das Angebot nicht kennen, hier nochmals die Kurzbeschreibung:

Die i-factory kann von Schulklassen reserviert werden. Lehrpersonen, welche den teachers workshop besucht haben, profitieren vom i-factory school kit als Gratispaket. Der reservierte Schulbesuch (Anreise mit dem ÖV, Museumseintritt sowie Reservationskosten) wird von der Hasler Stiftung offeriert.

Mehr Infos ...

Makey Makey GO

12 May 2015 | Beat Döbeli Honegger | Gadget, Informatik
Heute gilt Mobile first: Die Erfinder des MaKeyMaKey haben soeben eine Mobilversion ihres Tinkering-Boards auf Kickstarter präsentiert:

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Der USB-Stick wird ca. 20$ kosten und ist zum Mitnehmen gedacht. Eine coole Ergänzung zum bestehenden Board, evtl. aufgrund des geringeren Preises auch als Klassensatz finanzierbar.

Lieferbar ab November 2015.

mehr bei kickstarter.com...

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