An der re:publica 2011 hat Gunter Dueck (Biblionetz:p01183) ein viel beachtetes Referat mit dem Titel Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem (Biblionetz:t12621) gehalten. Seit einigen Tagen ist es in voller Länge (50 min) bei YouTube abrufbar:
Am Samstag erschien in Form eines offenen Briefes eine Kurzform des Referats in der Financial Times Deutschland unter dem Titel Aufruf an die Generation Digital! (Biblionetz:t12678)
Wer die Bücher - und damit die Thesen - von Dueck nicht kennt, findet im re:publica-Referat einen schönen Einstieg. Als Kästchendenker habe ich beim Anschauen versucht, einige Aussagen zu extrahieren und zu verbiblionetzen:
Zu den zentralen Aussagen gehören unter anderem:
Bei der Diskussion über Duecks Referat wundere ich mich teilweise, dass für das re:publica-Publikum solche Aussagen - auch in ihrer Radikalität - neu erscheinen. Die oben aufgeführten Aussagen sind keineswegs neu, im Gegenteil. Im deutschsprachigen Raum hat z.B. Klaus Haefner (Biblionetz:p00188) bereits 1982 (!) im Buch Die neue Bildungskrise (Biblionetz:b00127) vor diesen Herausforderungen gewarnt. Er teilte die Berufe damals in drei Gruppen:
Biblionetz:w01448Autonome:"Die Autonomen sind jene Beschäftigten, denen es weiterhin gelingt, ihre Arbeiten im wesentlichen ohne Informationstechnik und ohne intensiveren Informationszugriff auszuführen. Sie sind von der Expansion der Informationstechnik nicht unmittelbar betroffen, da sie in Tätigkeitsfeldern arbeiten, wo Mustererkennungsaufgaben oder komplexere, wenig reproduzierbare Bewegungsabläufe eine wichtige Rolle spielen. - Typische Beispiele sind für die 80er Jahre die Landwirte, die Speisezubereiter, die Berufe des Landverkehrs."
Biblionetz:w01449Substituierbare:"In die Gruppe der Substituierbaren gehören alle jene, deren Tätigkeiten unmittelbar von der Informationstechnik derart betroffen werden, daß sie - unter Berücksichtigung einzelwirtschaftlicher Interessen - in Zukunft nicht mehr für den alten Beruf gebraucht werden. Die Leistungen der Substituierbaren können durch Informationstechnik - in der Regel unter Nutzung weiterer Techniken - ersetzt werden, wobei der Arbeitsprozeß dann sogar schneller, sichererund ökonomischer abgewickelt wird. Falls dies geschieht, verbleiben am alten Arbeitsplatz eventuell noch gewisse Kontroll- und Überwachungsfunktionen; aber auch dies ist nicht sicher, viele Arbeiten können mit steigender Leistungsfahigkeit der Informationstechnik in den 80er Jahren ganz von dieser übernommen werden."
Biblionetz:w01450Unberechenbare:"Die Unberechenbaren schließlich sind jene, die die in informationstechnischen Systemen verfügbare Information und technische Informationsverarbeitungsleistung intensiv nutzen. Sie verrichten Arbeiten, deren Übertragung auf technische Systeme bisher nicht möglich ist, weil die Tätigkeitsfelder zu komplex, zu wenig beschrieben, zu stark an mitmenschlicher Kommunikation orientiert sind, etc. - Unberechenbare sind in dieser Klassifikation in den 80er Jahren z. B. Unternehmer, Ingenieure, Lehrer."
Aktuell habe ich mir antiquarisch Bücher von Alvin Toffler (Biblionetz:p07056) organisiert, der 1970, 1980 und 1990 vieles schon beschrieben hat, was heute im Web 2.0-leitmedienwechsel-change-hype als neueste Erkenntnis verkauft wird. (Beispiel gefällig? Der Begriff Prosumer (Biblionetz:w02243) wird 1979 von Alvin Toffler im Buch The Third Wave eingeführt).
Entsprechend wachsen derzeit die Concept Maps im Biblionetz eher im Bereich grundsätzlicher Überlegungen (Z.B. Die Schule ist auf die Bedürfnisse der Industriegesellschaft ausgerichtet (Biblionetz:a01043)):
Leserinnen und Lesern dieses Blogs dürfte bekannt sein, dass ich zuweilen recht radikal vorgehe, um physische Bücher zu digitalisieren (zur Erinnerung: Digitalisieren auf die harte Tour).
Gleichzeitig kann ich mich aber auch nicht wirklich von meinen Büchergestellen trennen. Es geht mir dabei weniger um die drängende Frage, vor welchem Hintergrund sich Wissenschafter in Zukunft ablichten lassen um als belesen zu gelten, wenn da nur noch eine Festplatte voll mit PDFs rumsteht, als vielmehr um das Büchergestell als Inspirationsquelle. Bei der Planung einer Lehrveranstaltung, der Vorbereitung eines Referats oder Verfassen eines Papers lässt sich das Sinnieren vor dem physischen Büchergestell bei mir einfach nicht durch ein Browsen durch virtuelle Büchersammlungen ersetzen - Biblionetz und allen schönen Visualisierungen zum Trotz. Ich kann mich nicht vollständig von der physischen Buchkultur (Biblionetz:w02212) trennen (hier unterscheide ich mich vermutlich als digital inhabitant von einem echten digital native … ).
Erst kürzlich habe ich darum angefangen, die abgeschnittenen Buchrücken nicht mehr wegzuwerfen, sondern an die Wand zu kleben. Es entsteht ein wunderbares, platzsparendes ins virtuelle reichende Büchergestell:
Über das nicht vollständige Verschwinden der physischen Buchkultur...
P.S. Dazu passend die heute veröffentlichte Literaturliste von Peter Haber zu seinem Seminar "Die zwei Körper des Buches. Zur Persistenz eines kulturellen Symbols" an der Universität Basel, unter anderem mit dem Buch Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft (Biblionetz:b02961) von Michael Giesecke.
Dein Buchrückengestell gefällt mir. Bin gerade auf einen interessanten Artikel gestossen: http://www.schweizmagazin.ch/news/ausland/5915-Platzproblem-Tokios-Brger-lassen-Bcher-scannen.html Für 1.20 pro Buch würde ich einen solchen Service auch gerne nutzen. Wann kommt das wohl bei uns?
-- Main.CasparNoetzli - 13 Apr 2011
Oh cool. Und ja: Mein zeitlicher Aufwand ist auch grösser als 1.20 pro Buch.
-- Main.BeatDoebeli - 13 Apr 2011
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So, die öffentliche Seite meiner Personal Infostructure rückt noch näher zusammen. Endlich habe ich mir mal Zeit genommen, meine Vorträge mit dem Biblionetz zu verknüpfen. Ich kann nun in meinem System einzelne Folien mit beliebigen Biblionetz-Objekten verknüpfen/taggen. Dies hat zwei Konsequenzen:
Bei der entsprechenden Folie wird automatisch auf die verknüpften Biblionetz-Objekte verlinkt.
Bei den Seiten der verlinkten Biblionetz-Objekte wird eine Voransicht der entsprechenden Folien angezeigt. Ein Klick auf die Voransicht bringt einen direkt in die entsprechende Foliensammlung.
Verweise auf Vortragsfolien im Biblionetz
Verweise aufs Biblionetz bei einzelnen Vortragsfolien
Grafisch ist das Ganze noch sehr verbesserungsfähig, ich freu mich erstmal an der semantischen Integration
Technisch hat diese Erweiterung - Toggl sei Dank weiss ich das genau - 3h 8 Minuten gedauert. Bis ich jedoch alle 67 Vorträge auf meiner Website getaggt habe, wird es aber noch etwas dauern...
Und:Ja, jetzt wird es noch deutlicher, wenn ich dauernd das Gleiche erzähle....
Grummel: Ich wurde wieder mal auf Links im Biblionetz hingewiesen, die nicht funktionieren. Ärgerlich. Aber dafür habe ich ja einen Linkchecker, der alle 14 Tage die Links abruft und tote Links im Biblionetz markiert und nach einer gewissen Zeit im Biblionetz auch automatisch entfernt. Warum hat das in diesem Fall nicht funktioniert?
Ein Klick auf den fraglichen Link liefert eine Fehlerseite zurück, sogar mit dem Fehlercode 404:
Warum hat denn mein Linkchecker davon nichts mitbekommen? Ein Blick in die Header der entsprechenden HTTP-Kommunikation verrät den Grund des Übels:
Während dem menschlichen Leser die für ihn sinnlos technische Information "Fehler 404" angezeigt wird, meldet der Webserver dem Browser den falschen Statuscode 200 OK zurück, womit mein Linkchecker im falschen Glauben belassen wird, es sei alles in bester Ordnung.
Liebe Webmaster dieser Welt: Verschont die Menschen mit technischen Fehlermeldungen, sorgt stattdessen dafür, dass die Maschinen die korrekten Statuscodes erhalten!
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09 November 2010
| Beat Döbeli Honegger
|Biblionetz
Die Herbsttagung 2010 der Sektion Medienpädagogik der DGfE hat mit ihrem Versuch der Begriffsschärfung bei mir die Umsetzung einer bereits seit längerem angedachten Biblionetz-Funktionalität angestossen:
Im Biblionetz sind zu gewissen Begriffen zahlreiche Definitionen und Bemerkungen verzeichnet. Bisher waren diese Zitate starr nach einem Kriterium geordnet: Je kürzer der Text, desto weiter oben. Für eine Begriffsanalyse ist dies jedoch etwas mager. Es wäre manchmal hilfreicher, Definitionen nach ihrem Alter auf- oder absteigend präsentiert zu bekommen, um die Entstehungsgeschichte eines Begriffs besser nachvollziehen zu können oder zuerst das aktuelle Begriffsverständnis lesen zu können.
Auch ein Gewichtung von Definitionen und Bemerkungen wäre wünschenswert: Nicht alle Definitionen und Bemerkungen wiegen gleich schwer. Gewisse sind wichtiger als andere. Doch was könnten Gewichtungsdimensionen sein? Evtl. wie oft etwas zitiert wird oder wie oft etwas gelesen wird.
Als neue Funktion bietet das Biblionetz jetzt als Betaversion die Sortierung von Definitionen und Begriffen nach verschiedenen Kriterien an. Die Funktion ist erst in Entstehung, doch das Herumspielen mit ihr fördert spannende Unterschiede zutage. Je nachdem, ob die kürzeste, älteste oder die im meistzitierten Werk stehende Definition zuoberst sthen soll, beginnt die Definitionsliste von Medienpädagogik (Biblionetz:w00453) ganz anders:
Definition von Medienpädagogik nach Kürze
Definition von Medienpädagogik nach Alter
Definition von Medienpädagogik nach im Biblionetz meistzitiertem Werk
Hinter dieser Funktion steckt das jQuery-Plugin qSort.
Hinweis: Die Funktion ist noch nicht auf allen Biblionetzseiten verfügbar und wird sich vermutlich sowohl von der Darstellung als auch von der Funktionalität noch verändern.