Wissenschaft

Statistik verstehen

10 June 2008 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht, Wissenschaft
Gerade zu heilig ist der Umgang mit der aktuellen Gamer-Statistik, wenn man sie mit folgenden Fehlinterpretationen vergleicht:

Der Paartherapeut Ragnar Beer macht eine Befragung zum Thema Seitensprung (am 10.6.2008 nicht auf der Liste der publizierten Studien zu finden) und wird danach von der Süddeutschen interviewt:

sueddeutsche.de: Eine Tageszeitung titelte kürzlich: "Jede zweite Ehefrau geht fremd" …

Beer: Woher wissen die das?

sueddeutsche.de: Die berufen sich auf Ihre Theratalk-Studie.

Beer: Dann haben die wohl etwas falsch verstanden.

sueddeutsche.de: Moment, in dem Artikel steht, dass 55 Prozent der Frauen und 49 Prozent der Männer schon einmal eine Affäre hatten.

Beer: An unserer Studie nahmen aussschließlich Untreue teil. Davon sind 55 Prozent Frauen, 45 Prozent Männer. Mit dem Anteil der Untreuen in der Gesamtbevölkerung hat das nichts zu tun.

Tja, diese Erkenntnis hat einigen Medien gefehlt, wie Stefan Niggemeiner BILD- und beispielhaft illustriert:

seitensprung.jpg

Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht gelesen hast. ,

Video Gamers in Europe 2008

10 June 2008 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht, Wissenschaft
Die Interactive Software Federation of Europe (ISFE) hat durch das Marktforschungsinstitut Nielsen die Studie Video Gamers in Europe 2008 PDF-Dokument (Biblionetz:b03405) in 15 europäischen Ländern, unter anderem der Schweiz durchführen lassen.

videogamers.jpg

Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 4. Juni in Zürich präsentiert und tauchen nun in der Presse und in Weblogs auf.

Mit diesem Beitrag möchte ich mich nicht zur medienpädagogischen und emotionalen Diskussion Pro- und Contra- Computerspiele zu Wort melden, sondern nur auf den Umgang mit statistischen Daten hinweisen.

In der Präsentation vom 4. Juni wird unter anderem auf die Studie der Nielsen Interactive Entertainment (2008) mit je 1000 Befragten in UK, Finnland und Spanien im Alter zwischen 16 und 49 Bezug genommen.

b03405.jpg

Bereits an der Pressekonferenz beginnen die ersten Ungenauigkeiten. So hat die Studie die 16-49-Jährigen befragt, die Folie spricht von der gesamten Bevölkerung:

videogamers2.jpg

Bemerkenswert ist aber die Feststellung, dass das Durchschnittsalter der Gamer bei 30 Jahren liegt:

videogamers3.jpg

Hmm, dass eine Gruppe von 16 bis 49 Jährigen ein Durchschnittsalter von ca. 30 hat, ist ja nicht wirklich erstaunlich, wenn diese Gruppe statistisch einigermassen normalverteilt ist, denn der Mittelwert von 16 und 49 ist 32.5.

Somit ist das Durchschnittsalter von 16 bis 49 Jährigen Gamern ca. 30 Jahre, nicht das Durchschnittsalter aller Gamer.

Tja, und was titelt die Sonntagszeitung vom 8. Juni 2008:

videogamers4.jpg

Gamer sind im Schnitt schon 30 Jahre alt

Erstmals beleuchtet eine Studie die Konsumenten von Video- und Computerspielen in der Schweiz

von Simone Luchetta

Jeder dritte Schweizer zwischen 16 und 49 Jahren bezeichnet sich als Video- und Computerspieler. Das Durchschnittsalter der spielenden Bevölkerung liegt bei gestandenen 30 Jahren. Das ergab eine Studie im Auftrag der Vereinigung Interactive Software Federation of Europe (ISFE), die erstmals auch Daten in der Schweiz erhoben hat.

Auch aus der Tatsache, dass 7% der Schweizer Befragten angaben, noch in der Schule zu sein, darf nicht geschlossen werden, nur 7% der Game Spielenden in der Schweiz seien Schülerinnen und Schüler. Denn die Unter-16-Jährigen wurden ja gar nicht befragt...

Hauptsache Statistik.


Die Studie ist vor allem deshalb mit Vorsicht zu geniessen, da völlig unklar ist, wie die Stichprobe zustande kam. Bei offenen Online-Umfragen, wie es hier scheinbar der Fall war, besteht das Problem der Selbstselektion. Möglicherweise sind nämlich nicht die "Gamer im Schnitt 30 Jahre alt" sondern die Personen, die freiwillig an Online-Umfragen teilnehmen. Statistische Gewichtungen helfen da wenig. Fazit: Mehr Systematik und vor allem Transparenz bei der Stichprobenziehung sind die Grundlage für glaubwürdige Studien.

-- Main.DominikPetko - 09 Jun 2008

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Change-Management an Hochschulen ist teuer

28 December 2007 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Diesen Eindruck kann man zumindest erhalten, wenn man die Preise der beiden Ende 2007 zu diesem Thema publizierten Dissertationen anschaut:

  • Change Management in Hochschulen (Biblionetz:b03252) von Ingrid Schönwald ist für 48 Euro zu haben
  • Change Management an Hochschulen (Biblionetz:b03306) von Monique Fuchs kostet 98 Euro

b03252.jpg b03306.jpg

Tja, was den Diplomarbeiten recht ist, soll den Dissertationen billig teuer sein...

War da nicht mal was mit Open Access (Biblionetz:w01889) für Forschungsergebnisse?

Nichtzitierbares

10 January 2007 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Im Wikipedia-Artikel Wissenschaftliche Arbeit lese ich:

sind in der Regel alle Wissenschaftlichen Publikationen, hier insbesondere Monografien und Zeitschriftenaufsätze. In Einzelfällen kommt auch die Graue Literatur in Frage. Nichtwissenschaftliche Quellen (z. B. Populärliteratur, Boulevardzeitschriften, private Webpräsenzen, Wikipedia) gehören in der Regel nicht zu den zitierbaren Quellen.

Hmm, das verstehe ich nicht ganz. Was mache ich dann mit Informationen, die ich aus nichtwissenschaftlichen Quellen habe? Muss ich diese ignorieren oder einfach unterschlagen, dass ich sie nicht selbst erdacht, sondern irgendwo gesehen oder gelesen habe?

Ähnlich seltsam erscheint mir, dass an gewissen Hochschulen Publikationen ohne Ortsangabe nicht zitiert werden dürfen. Irgendwie scheint mir das in vergangenen Jahrhunderten sinnvoll gewesen zu sein. Aber im Zeitalter von Document Object Identifiers und global agierenden Medienkonzernen hilft mir doch eine Ortsangabe nicht weiter...

Ich muss noch viel lernen …

Informationswissenschaft

12 November 2006 | Beat Döbeli Honegger | Wissenschaft
Sehr geehrte Damen und Herren
Aufgrund der Umbenennung unseres Studiengangs und der Umstellung unserer Webseite sind wir neu erreichbar unter: http://www.informationswissenschaft.ch

Sie werden im Verlauf der nächsten Sekunden zur Startseite weitergeleitet (sofern dies nich klappen sollte bitten oben genannten Link anklicken). *

5 Sekunden später...

Herzlich Willkommen auf den Seiten zum Studium der Informationswissenschaft! Als einzige Hochschule in der deutschsprachigen Schweiz bietet die HTW Chur ein Studium zur Informationswissenschaft an.
...

Dank dieser einzigartigen Umbenennung sind alle bisherigen URLs veraltet, ungültig und wertlos. Umleitungen gibt es keine, bzw. nur auf die Startseite des neuen Angebots. Die Churer Schriften zur Informationswissenschaft sind weiterhin verfügbar, müssen aber in der neuen Struktur erst wieder gefunden werden.

seufz und dies beim Studiengang Informationswissenschaft...




P.S.: Die ursprünglichen URLs liefern wenigstens einen 404-Fehler zurück.

* Tippfehler im Original