Video Gamers in Europe 2008
Die
Interactive Software Federation of Europe (ISFE) hat durch das
Marktforschungsinstitut Nielsen die Studie
Video Gamers in Europe 2008 (
Biblionetz:b03405) in 15 europäischen Ländern, unter anderem der Schweiz durchführen lassen.
Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 4. Juni in Zürich präsentiert und tauchen nun in der Presse und in
Weblogs auf.
Mit diesem Beitrag möchte ich mich nicht zur medienpädagogischen und emotionalen Diskussion Pro- und Contra- Computerspiele zu Wort melden, sondern nur auf den Umgang mit statistischen Daten hinweisen.
In der Präsentation vom 4. Juni wird unter anderem auf die Studie der
Nielsen Interactive Entertainment (2008) mit je 1000 Befragten in UK, Finnland und Spanien im Alter zwischen 16 und 49 Bezug genommen.
Bereits an der Pressekonferenz beginnen die ersten Ungenauigkeiten. So hat die Studie die
16-49-Jährigen befragt, die Folie spricht von
der gesamten Bevölkerung:
Bemerkenswert ist aber die Feststellung, dass das Durchschnittsalter der Gamer bei 30 Jahren liegt:
Hmm, dass eine Gruppe von 16 bis 49 Jährigen ein Durchschnittsalter von ca. 30 hat, ist ja nicht wirklich erstaunlich, wenn diese Gruppe statistisch einigermassen normalverteilt ist, denn der Mittelwert von 16 und 49 ist 32.5.
Somit ist das Durchschnittsalter von 16 bis 49 Jährigen Gamern ca. 30 Jahre, nicht das Durchschnittsalter aller Gamer.
Tja, und was titelt die
Sonntagszeitung vom 8. Juni 2008:
Gamer sind im Schnitt schon 30 Jahre alt
Erstmals beleuchtet eine Studie die Konsumenten von Video- und Computerspielen in der Schweiz
von Simone Luchetta
Jeder dritte Schweizer zwischen 16 und 49 Jahren bezeichnet sich als Video- und Computerspieler. Das Durchschnittsalter der spielenden Bevölkerung liegt bei gestandenen 30 Jahren. Das ergab eine Studie im Auftrag der Vereinigung Interactive Software Federation of Europe (ISFE), die erstmals auch Daten in der Schweiz erhoben hat.
Auch aus der Tatsache, dass 7% der Schweizer Befragten angaben, noch in der Schule zu sein, darf nicht geschlossen werden, nur 7% der Game Spielenden in der Schweiz seien Schülerinnen und Schüler. Denn die Unter-16-Jährigen wurden ja gar nicht befragt…
Hauptsache Statistik.
Die Studie ist vor allem deshalb mit Vorsicht zu geniessen, da völlig unklar ist, wie die Stichprobe zustande kam. Bei offenen Online-Umfragen, wie es hier scheinbar der Fall war, besteht das Problem der Selbstselektion. Möglicherweise sind nämlich nicht die "Gamer im Schnitt 30 Jahre alt" sondern die Personen, die freiwillig an Online-Umfragen teilnehmen. Statistische Gewichtungen helfen da wenig. Fazit: Mehr Systematik und vor allem Transparenz bei der Stichprobenziehung sind die Grundlage für glaubwürdige Studien.
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DominikPetko - 09 Jun 2008
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