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Zukunft der Arbeit

04 January 2016 - Version 1

In ihrer ersten Ausgabe im Jahr 2016 beschäftigt sich die NZZ am Sonntag in einer Artikelserie (Biblionetz:b06115) mit der Zukunft der Arbeit. Aufhänger des Themas sind die Studie The Future of Employment (Biblionetz:t15782) von Frey & Osborne und das Thema Fourth Industrial Revolution am kommenden World Economic Forum in Davos.

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Unter anderem wird Erik Brynjolfsson (Biblionetz:p12222), u.a. Autor von The Second Machine Age (Biblionetz:b05404) interviewt. Er meint, die Bildung müsse sich angesichts der Automatisierung auf das nicht Automatisierbare konzentrieren (Biblionetz:a00514) und schlägt ein bedingungsloses Grundeinkommen (Biblionetz:w02232) als Reaktion auf das zunehmende Wohlstandsgefälle vor.

Spannende Aussagen, die auch zu zahlreichen Online-Kommentaren bei der NZZ führen.

Wir schreiben das Jahr 2016. Ich habe angesichts der Artikelserie wieder einmal das Buch Die neue Bildungskrise (Biblionetz:b00127) von Klaus Haefner aus dem Jahr 1982 (!) hervorgenommen und lese, was er auf die Frage Wie soll die Schule auf den Leitmedienwechsel reagieren? (biblionetz:f00038) schreibt:

Wie aber könnte ein neues Bildungswesen jenseits der Krise aussehen? Es erscheint hier sinnvoll, einen ersten Einblick in die Stoßrichtung zu geben, in der neue Ziele und Aufgaben des Bildungswesens nach Bewältigung der neuen Krise zu suchen sind. Thesenartig kann man die Vorstellungen wie folgt zusammenfassen:

  • Das neue Bildungswesen muß den Menschen sehr viel stärker als bisher als soziales Wesen entfalten.
  • Die starke Betonung der reinen Wissensvermittlung muß deutlich zurückgehen.
  • Berufliche Lernziele, die Bereiche treffen, deren Automatisierung bevorsteht, müssen aus den Curricula entfernt und durch zukunftsorientierte und menschliche Ziele ersetzt werden.
  • Der Ausbildung derjenigen, die hohe kognitive Leistungen erbringen können, muß hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie werden - bei annähernd gleicher Verfügbarkeit der Informationstechnik in allen Industrienationen - insbesondere für die rohstoffund energiearme Bundesrepublik eine große Bedeutung haben. Hieraus wird sich wahrscheinlich eine Zergliederung des jetzt relativ einheitlichen Bildungsangebots eines Jahrgangs ergeben; die Gesamtschule z. B. wird wieder zerfallen, da sie z. Z. Gefahr läuft, die Ausbildung der notwendigen geistigen Elite zu vernachlässigen. (Die in jüngster Zeit in den USA entflammte Diskussion um die Auflösung der dort ja seit langem praktizierten Gesamtschule weist in die gleiche Richtung.)
  • Der Zugang zur Informationstechnik muß im Schul- und Hochschulalltag zur Selbstverständlichkeit gehören.
  • Der Lehrer muß stärker aus der Rolle des Informationsvermittlers in die Rolle des Betreuers und Erziehers überwechseln.
  • Dem Weiterbildungsbereich werden zahlreiche soziale, beschäftigungspolitische und psychologische Aufgaben zuwachsen, weil Notwendigkeit der Neugestaltung Weiterbildung im engeren Sinne und "Bildungs-Beschäftigung" als Sozialmaßnahme ineinander übergehen werden.
  • Das Bildungswesen muß eine neue Begründung seiner hohen Aufwendungen darin finden, daß es sich zum einen stärker als Sozialsystem versteht, welches dem Menschen in den verschiedensten Lagen hilft, zum anderen muß sich das Bildungswesen intensiv eines neuen Typs von "Auszubildenden" annehmen : es muß informationstechnische Systeme mit Inhalten füllen und dem Bürger als Problemlösungssysteme an die Hand zu geben suchen. (Bei der Komplexität zukünftiger Informationssysteme werden deren Konzeption und Programmierung Schwierigkeiten machen, die denen, die das Bildungswesen bisher zu meistern gesucht hatte, nicht nachstehen.)
  • Angesichts einer zunehmenden Integration menschlicher und technischer Informationsverarbeitung in vielen Bereichen werden sich mittelfristig einerseits die Programmierung eines Informationssystems und andererseits die Ausbildung von Menschen, die dies benutzen wollen, kaum mehr trennen lassen. So wie heute Hardware und Software ineinanderfließen, so werden am Ende der nächsten Dekade auch menschliche und technische Informnationsverarbeitung in vielen Bereichen untrennbar miteinander verwoben sein. Dem muß das Bildungswesen Rechnung tragen.

Das wurde 1982 geschrieben. Konzentration auf das Nichtautomatisierbare. Zugang zur Informationstechnik als Selbstverständlichkeit. Wechsel der Lehrerrolle vom Wissensvermittler zum Lehrer zum Coach und Erzieher.

Auch im Jahr 2016 werde ich mich damit auseinandersetzen, wie rasch sich Technologie, und wie langsam sich das allgemeine Bewusstsein und das Bildungswesen verändert...

 
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Der Dinge-Erklärer

30 December 2015 - Version 1

Und gleich noch ein Buch, das es zwar auch in digitaler Form gibt, man aber gerne in Papierform gemeinsam anschaut: Der Dinge-Erklärer (Biblionetz:b06111) von Randall Munroe. Munroe ist Physiker und vor allem Autor des Kult-Comic-Blogs http://xkcd.com, bei dem ich mangels naturwissenchaftlicher und sonstiger Allgemeinbildung nur jedes dritte Posting wirklich verstehe, diejenigen dann aber besonders schätze wink

In seinem neuesten Buch hat es sich Munroe zur Aufgabe gemacht, möglichst einfach zu erklären, wie gewisse Dinge in der Welt funktionieren. Er macht dies mit Diagrammen auf jeweils einer Seite und verwendet zur Beschreibung nur die tausend häufigsten Wörter (oder dann eben die "zehn mal hundert häufigsten Wörter" ). Darum werden dann Dinge wie das Hochziehzimmer, der Bildermacher oder das Boot, das im Meer untergeht und vieles mehr erklärt.

In der Einleitung schreibt Munroe:

Ich hatte viele Jahre meines Lebens Angst, die Leute könnten denken, ich wüsste nicht genug. Manchmal führte mich das dazu, große Wörter zu verwenden, wo ich das gar nicht musste.

Eine Sache, für die ich manchmal große Wörter nahm, war die Form der Welt. Sie ist rund, aber nicht ganz und gar rund. Durch die Art und Weise, wie sie sich dreht, ist sie um die Mitte herum ein bisschen breiter. Wenn Sie ein Weltraumboot bauen, das um die Welt fliegen soll, müssen Sie sich über die Form der Welt im Klaren sein, und es gibt ein paar große Wörter, die Sie statt »rund« verwenden können. Aber in den meisten Fällen ist die ganz genaue Form gar nicht so wichtig, und so sagen die Leute einfach »rund«.

In der Schule lernte ich etwas über Weltraumboote, und ich lernte auch, für solche Dinge wie die Form der Welt jede Menge große Wörter zu verwenden. Manchmal nahm ich diese großen Wörter, weil sie in einem wichtigen Punkt anders waren als die kleinen Wörter. Aber oft hatte ich einfach nur Angst: Nahm ich die kleinen Wörter, könnte jemand denken, ich würde die großen nicht kennen!

Als ich beim Schreiben dieses Buches die einfachen Wörter verwendete, legte ich die Angst ab, ich könnte dumm klingen. Wenn man Dinge wie »Weltraumboote « und »Wasserdrücker« sagt, klingt am Ende alles dumm. Jetzt konnte ich einfach Spaß dabei haben, neue Namen für die Dinge zu finden und zu versuchen, coole Ideen auf neue Weise zu erklären.

Einige Leute sagen, es gebe keinen Grund, überhaupt große Wörter zu lernen – eigentlich müsse man nur wissen, was die Dinge tun, und nicht, wie man sie nennt. Ich denke nicht, dass das immer stimmt. Um wirklich etwas über die Dinge zu lernen, braucht man Hilfe von anderen Menschen, und wenn man sie verstehen will, muss man wissen, was sie mit ihren Wörtern meinen. Man muss auch wissen, wie die Dinge heißen, damit man zu ihnen Fragen stellen kann.

Aber es gibt schon viele Bücher, die erklären, wie man die Dinge nennt. Dieses Buch erklärt, was sie tun.

Das spricht mich natürlich gleich mehrfach an: Komplizierte Dinge einfach zu erklären, nicht mit Fremdwörtern imponieren zu müssen und dann aber auch beim Anschauen und Lesen die Erkenntnis, dass es doch manchmal einfacher wäre, den richtigen Fachbegriff zu verwenden, statt ihn einfach kompliziert zu umschreiben. Denn öfters wird die einfache Beschreibung zum Ratespiel, was Munroe eigentlic damit gemeint hat. So wird es Anfangs Jahr bei einem befreundeten Biologielehrer gleich eine Frage zu einer Erklärung aus dem Buch geben, welcher Fachbegriff denn mit einer bestimmten Erklärung gemeint sei… wink

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Eignet sich wunderbar, um in den Weihnachtsferien der nächsten Generation die Welt zu erklären wink

 
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Technologischer Totalitarismus

30 December 2015 - Version 1

Zwischen Weihnachtne und Neujahr komme ich endlich wieder mal zum Lesen. Seit längerem liegt das Buch Technologischer Totalitarismus (Biblionetz:b06093) auf meinem physischen !) Bücherstapel. Es handelt sich um eine von Frank Schirrmacher herausgegebene Sammlung von Artikeln, die im Jahr 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen sind. Auslöser war der Aufruf Technologischer Totalitarismus: Warum wir jetzt kämpfen müssen (Biblionetz:t18355) des Präsidenten des Europäischen Parlamentes Martin Schulz. Er ruft dazu auf, dass sich die Politik nun darum kümmern müsse, dass die Digitalisierung sich für alle und nicht nur für wenige als Segen herausstelle. Ähnlich wie bei der industriellen Revolution müsse die Politik dafür sorgen, dass der freien Marktwirtschaft und der scheinbar technologischen Notwendigkeiten Grenzen gesetzt werden müssten.

Auf diesen Aufruf haben die unterschiedlichsten Expertinnen und Experten geantwortet, darunter Evgeny Morozov (Biblionetz:p12861), Shoshana Zuboff (Biblionetz:p13586), Juli Zeh, Sascha Lobo (Biblionetz:p04596), Jaron Lanier (Biblionetz:p00633) und Eric Schmidt.

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Neben den Grundfragen des Verhältnissses von Staaten, Unternehmen und Individuen in Zeiten der Digitalisierung geht es in den Beiträgen sehr oft um das Thema Datenschutz (Biblionetz:w00714) und Privatsphäre (Biblionetz:w00535) angesichts von Big Data (Biblionetz:w02425), Geheimdiensten etc. Ich versuche bei der Lektüre meine Argumentationen zu folgenden drei, beim Thema Datenschutz immer wieder zu hörenden Aussagen zu bündeln und zu schärfen:

  • Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten (Biblionetz:a00840)
  • Wer nicht überwacht werden will, soll halt die sozialen Medien / das Internet / das Handy nicht nutzen. (Biblionetz:a01269)
  • Die Bürger / Jugendlichen geben ja freiwillig alles von sich preis. (Biblionetz:a01270)

Und obwohl alle Artikel des Buches frei auf dem Internet lesbar sind, hat das gedruckte Buch auch seine Vorzüge wink

 
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Call for Paper GMW 2016 in Innsbruck

15 December 2015 - Version 1

Die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft wird 2016 an der Universität Innsbruck stattfinden und zwar vom 29.8 - 1.9.2016. Das Motto der Konferenz lautet dieses Jahr "Digitale Medien: Zusammenarbeit in der Bildung"

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An der kommenden GMW-Jahrestagung wird versucht, sehr viele Präsentationsformate anzubieten um die Interaktivität und den Austausch zu erhöhen. So wird es neben den klassischen Vorträgen auch, Pecha Kucha, Gallery Walks u.v.m geben. Dies ist ausführlich im Call zu finden:

Call for Paper: GMW 2016 PDF-Dokument

Wichtig ist aber nun einmal die Deadline für den Call - Einreichungen sind erbeten bis zum 29.2.2016 .

Hier die eindrückliche gebirgige Kulisse hinter dem Veranstaltungsgebäude der kommenden Jahrestagung in Innsbruck:

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Digitaler Staubsaugervertreter?

30 November 2015 - Version 1

Ich wurde vor nicht allzu langer Zeit als Digitaler Staubsaugervertreter bezeichnet - und heute bin ich es vielleicht geworden. Ich habe in einem Vortrag in Schwäbisch Gmünd zwei Beispiele gezeigt, wie man mit gewissen digitalen Gadgets das Interesse an Informatik bereits bei jungen Kindern und vor allem bei Primarschullehrpersonen wecken kann. Und weil ich spätestens seit MakeyMakeyStattNurTalkyTalky davon überzeugt bin, dass der Funke überspringt, wenn man etwas nicht nur gehört, sondern live gesehen oder gar selbstausprobiert hat, habe ich die Gadgets auch nach Schwäbisch Gmünd mitgenommen. So weit, so gut - das habe ich bereits öfters bei Vorträgen gemacht.

Weil ich aber vermutet hatte, dass ich nach dem Referat gefragt werden könnte, wo man die Gadgets kaufen könne, habe ich auch gleich mehrere Exemplare in den Koffer gepackt, die ich privat mal auf Vorrat gekauft hatte. Und tatsächlich, die Frage kam. Und da habe ich nicht nur drauf hingewiesen, wo man die Gadgets kaufen kann, sondern ich habe auch erwähnt, dass ich einige Exemplare dabei hätte, die ich zum Selbstkostenpreis verkaufen könnte. Und so kam es, dass nach dem Referat sieben Zuhörer ein Gadget bei mir gekauft haben.

Noch während ich am Verkaufen war, habe ich mich gefragt, ob das eine gute Idee gewesen war: Einerseits habe ich sieben Personen eine Freude gemacht und ihnen gewissen Beschaffungsaufwand abgenommen - sie sprachen bereits davon, die Gadgets noch diese Woche in der Familie oder gar im Unterricht ausprobieren zu wollen. Somit: Ein gutes Selbstwirksamkeitsgefühl - Hatte ich doch in meinem Referat darauf hingewiesen, warum und wie man die Gadgets sinnvoll im Unterricht einsetzen kann. Und nun hatte ich auch noch den letzten Schritt vom Drüber reden zum selber machen erleichtert. Und doch blieb ein ungutes Gefühl zurück? Werde ich damit nicht zum Marktfahrer, der seine Gadgets, seien dies nun Gemüseraffeln, Staubsauger oder digitale Gadgets an den Mann und die Frau bringen will?

Verträgt sich die Rolle des wissenschaftlichen Referenten mit der Rolle des Verkäufers? Oder muss ich bei den nächsten Referaten wieder auf die Bestellmöglichkeiten im Internet und den vorhandenen Mindermengenzuschlag hinweisen und dabei verdrängen, dass vermutlich bei einigen der Kaufimpuls wieder verloren geht, bevor sie Zeit finden, im Internet auf die Suche des entsprechenden Gadgets zu gehen?

Keine einfache Frage. Ich glaub, ich muss mal drüber schlafen, was nach mir nach 5.5h Zugfahrt mit den üblichen Verspätungen nicht schwer fallen sollte.

 
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