Schul-ICT

Die Universität Paderborn setzt mit der Aktion "Deine Universität in Deiner Tasche" ein starkes Signal, indem sie im kommenden Wintersemester alle StudienanfängerInnen mit einem kostenlosen Netbook ausstattet, das durch Sponsoren finanziert wird.

Damit macht die Universität Paderborn gleich mehrere Aussagen:
  • Für ein Studium braucht man heute einen mobilen Computer
  • Netbooks eignen sich als mobile Computer fürs Studium, es muss kein grosser Notebook sein

Auf der inhaltlichen Ebene ist es natürlich spannend, wenn man davon ausgehen kann, dass alle Studierenden ein Gerät mit Internetzugang zur Verfügung haben. (Dank Sponsoring ist es auch keine Pflicht, über die geklagt wird, sollte ICT nicht genügend in der Ausbildung eingesetzt werden...)

Aber auch organisatorisch finde ich das Projekt spannend. Haben alle Studierenden das gleiche Notebook, so könnte sich der Aufwand für den Support gleich aus mehreren Gründen reduzieren:
  • Der Support muss primär ein Computermodell kennen und supporten
  • Die Chance, dass sich die Studierenden gegenseitig helfen können, ist viel grösser, als wenn alle Studierenden ein unterschiedliches Modell mit sich herumtragen

Die IT-Abteilung kann den Einstieg für die Studierenden zusätzlich vereinfachen, indem auf den Geräten bereits die universitätsspezifischen Einstellungen für Drucker, VPN usw. vorkonfiguriert sind, damit die Studierenden buchstäblich aufklappen und loslernen können.

Ein vermutlich häufiger Einwand gegen das Projekt wird sein: "Aber die Studierenden haben doch bereits ein Notebook, warum jetzt nochmals ein Gerät?" Zumindest an Schweizer PHs mache ich die Erfahrung, dass sich die Studierenden gegen anderslautende Empfehlungen das grösste und schwerste Gerät kaufen, das auf dem Markt erhältlich ist, weil es in der neuen eigenen Studentenwohnung oder WG auch noch als Fernseher und DVD-Player dienen soll. Die Dinger sind dann oft so schwer, dass sie entweder gleich ganz zuhause bleiben oder mindestens im Kästchen oder im Rucksack. Nichts mit schnell aufklappen und was aufschreiben oder nachschauen.

Hmm, warum macht das keine Schweizer Hochschule?

P.S.: Natürlich höre ich schon leise die Kritiker tuscheln, ein Berg von Netbooks mache noch keine gute Lehre. Recht haben sie. Aber fehlende, nicht funktionierende oder falsch konfigurierte ICT macht noch weniger gute Lehre. Mit dieser Aktion werden zumindest auf der technischen Ebene Voraussetzungen geschaffen, die es dann inhaltliche zu nutzen gilt.

via e-teaching.org So so, Paderborn macht jetzt ONPS statt OLPC?!

-- Main.JoWe - 08 Jun 2009 Also, das tönt doch schon mal ganz gut - aus Verwaltungs- und IT-technischer Sicht. Vorkonfigurierte und möglichst zugenagelte Netbooks, die aber einfach zu supporten sind, werden wohl nur wenige Studierende glücklich machen. Meine Erfahrungen zeigen eher, dass sie einen einfachen Zugang zum Web wollen und dort gut aufbereitete, unterstützende Materialien zu den Vorlesungen (Doku, Podcast, Videocast…). Ebenso haben sie nichts gegen DozentInnen, welche es begrüssen, wenn Studis neue Medien in der Vorlesung nutzen, anstatt Nase und Stirn zu runzeln oder den Einsatz gar zu "verbieten". Ach ja, und dann wäre da noch die Kraftübung, Dozierende medienkompetent zu machen und aus dem (medien-()didaktischen Dornröschenschlaf zu holen.

-- Main.DannyFrischknecht - 29 Jun 2009

Sind Thin Clients unterdessen primarschultauglich?

15 May 2009 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Im educaguide Infrastruktur von 2006 haben wir vor dem Einsatz von Thin Clients an Schulen mit hohen Multimedia-Anforderungen gewarnt:

In den Schulen – insbesondere an Primarschulen – ist das Bedürfnis nach Multimediaapplikationen gross. Weil zusätzlich Lernprogramme oft nicht für den Betrieb auf einem Thin Client System vorgesehen sind, eignet sich diese Technik nur beschränkt für den Einsatz in allgemein bildenden Schulen. Gegen deren Einsatz spricht insbesondere:

  • Anforderungen durch Multimediaprogramme: Bewegte Bilder und Töne überlasten den Terminal Server, die synchrone Übertragung von Bild und Ton ist nicht immer gewährleistet.
  • Kein Anschluss für Multimediageräte: Scanner, Digitalkameras und Videokameras lassen sich nicht an Thin Clients anschliessen.
  • Mangelnde Kompatibilität mit vielen Lernprogrammen: Verfügbare Lernprogramme werden in aller Regel nicht für Thin Client / Terminal Server Umgebungen entwickelt und funktionieren daher nicht in einem solchen Umfeld.

Seit dieser Aussage sind drei Jahre vergangen, die Technik hat sich weiter entwickelt. Wie sieht das heute aus? Suche ich im Netz nach Erfahrungen, so lese ich noch immer, dass z.B. Google Earth oder Microsoft Movie Maker auf Thin Clients nicht funktioniere oder das System zusammenbreche, wenn eine ganze Klasse versuche, Videos zu schauen. Zudem seien ältere, aber eben noch weit verbreitete Lernprogramme nicht thin-client-tauglich.

Frage an die Leserschaft: Gibt es aktuelle Erfahrungen mit Thin Clients in der Primarschule / Grundschule (sei dies Windows, Citrix, Linux, LTSP, etc.)?

P.S.: Es geht mir bei dieser Frage nicht darum, ob Thin Clients die beste technische Lösung für Primarschulen sind (oder ob Netbooks, OLPC XO, o.ä. besser geeignet wären), sondern nur darum, ob sich die technischen Anforderungen von PRimarschulen damit zufriedenstellend decken lassen.

Erste Lernstick-Erfahrungen

01 May 2009 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Am kantonalen ICT-Träff vom 29.04.2009 in Solothurn wurden erste Erfahrungen vom Schuleinsatz des Lernsticks präsentiert.

Beim Lernstick handelt es sich um einen bootbaren USB-Stick, auf welchem sich ein komplettes Linux befindet, ergänzt mit schulspezifischen Lernprogrammen. Der Computer wird komplett ab USB-Stick gestartet, benötigt also keine lokale Software (auch kein Betriebssystem) auf dem Computer. Damit unterscheidet sich der Lernstick von ähnlichen, für Schulzwecke konzipierte USB-Sticks, wie z.B. die Digitale Schultasche von Bayern, die auf ein lokal vorhandenes Betriebssystem (meist Windows) aufbauen.

Als Vorteile des Lernsticks nennen die Entwickler:
  • Massiv geringerer Wartungsaufwand (u.a. dank nicht notwendiger Userverwaltung)
  • Verwendbarkeit von älterer und heterogener Hardware
  • Keine Lizenzgebühren dank Verwendung von Open Source Software
  • Identische digitale Lernumgebung (PLE...) sowohl in der Schule als auch zuhause

Ich finde das Lernstick-Konzept spannend, da es auf innovative Art und Weise mehrere bestehende, scheinbar unabdingbare Strukturen aufbricht (Microsoft-Programme, Client-Server-Architektur, lokale Software-Installationen). Es bietet eine neue Alternative auf die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler in Zukunft ein personal device (z.B. Netbook, Handy ), nur ihre Daten (z.B. USB-Stick) oder gar nichts (cloud computing) zwischen Schule und zuhause hin und her tragen werden.

In weiterer Zukunft bin ich zwar überzeugt, dass entweder alles in Netz wandert oder aber handliche mobile Geräte verfügbar sein werden, die im Gebensatz zu USB-Sticks eben auch die Nutzung unterwegs ermöglichen. Für die nächsten paar Jahre scheint mir der Lernstick aber eine prüfenswerte Variante für Schulen. Nachdem der Lernstick nun seit bald einem Jahr entwickelt und genutzt wird, bin ich entsprechend gespannt auf Nutzungserfahrungen.

lernstick-slides.gif

Auch wenn man ohne den gesprochenen Text (ich war nicht an der Veranstaltung) nicht alle Informationen aus den Folien PDF-Dokument lesen kann (insbesondere bei Folien 2-5 wink ), finden sich interessante Aussagen:

  • OpenOffice ist kein Problem
  • Spiele sind ein Problem!
  • Kinder setzen sich mit Lernprogrammen auseinander, die nicht zum Stoffplan der 5. Klasse gehören
  • Begonnene Arbeiten werden (freiwillig) zu Hause weitergeführt
  • Keine devianten Nutzungsmuster

Aus technisch-organisatorischer Sicht ist die Folie 11 interessant:

lernstick-slide-11.gif

Zumindest in der Pilotklasse funktionierte der Lernstick auf weniger als der Hälfte der Heimcomputer der Schulkinder als USB-Stick, bei 50% funktionierte er nur als (nicht-beschreibbare) DVD, in 9% funktionierte er gar nicht. (Update: Siehe Kommentare: DVD heisst booten ab DVD, danach weiterarbeiten mit Lernstick).

Dies ist kein Vorwurf an den Lernstick, sondern für mich die simple Bestätigung, dass Schul-ICT komplex ist und in jedem Fall Support-Aufwand generiert. Darauf deutet auch die Aussage "Erste Verwendung daheim (mit Hilfe des IT-Supporters)" auf Folie 2 hin.

Ob sich mit dem Lernstick der Supportaufwand im Vergleich zu anderen Ausstattungskonzepten wird senken lassen, muss erst noch geprüft werden. Solche Vergleiche sind aber nicht einfach, weil zu viele Faktoren den Supportaufwand beeinflussen. Klar ist für mich aber bereits jetzt: Auch Lernstick/Linux kommt nicht ohne Support aus. Hoi Beat

Ich weiss nicht, ob ich dir als OLPCler jetzt "Schnee von gestern" erzähle, aber "sugar" läuft auch ab USB-Stick, bin gerade am testen.

-- Main.MarcWidmer - 01 May 2009 Hallo Beat

Kleine Korrektur: bei 50% der Schülern funktionierte der Start mit Hilfe der DVD (der Bootvorgang wird dann automatisch vom lernstick fortgesetzt, wenn dieser gesteckt ist und die DVD kann auch nach dem Booten wieder entnommen werden). Sind also immerhin 81%, die das System daheim sinnvoll einsetzen können.

Viele Grüsse

Ronny

-- Main.MarcWidmer - 01 May 2009 Hallo Marc,
ja, dass Sugar-Labs daran ist, die Sugar-Oberfläche unabhängig vom OLPC auch auf anderen Netbooks und Notebooks zum Laufen zu bringen, wusste ich bereits. Zeit zum Selber testen habe ich jedoch bisher keine gefunden.

-- Main.BeatDoebeli - 01 May 2009 Hoi Ronny,
Danke für die Info. Dann sind es aber 91% oder? wink

-- Main.BeatDoebeli - 01 May 2009

Kritik am educaguide Infrastruktur

24 April 2009 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Wer austeilt, muss auch einstecken können: In der Tagungsdokumentation zum Münchenwiler SATW-Workshop ICT & School Organisation (Biblionetz:b03614) wird der 2006 erschienene educaguide Infrastruktur (Biblionetz:b03000) als veraltet bezeichnet:

Der educaguide Infrastrukutur ist schon einige Jahre alt. Er wird in der Praxis nicht mehr als Referenzrahmen gebraucht. Dies vor allem aus dem Grund, weil die Empfehlungen zu hohe Investitionskosten und wiederkehrende Kosten für die Schulgemeinden generieren.

Meiner Meinung nach ist diese Kritik nicht sehr stichhaltig:
  • Einerseits richtet sie sich nur gegen den Kostenrechner im educaguide. Dies ist aber nur ein Element in einem grösseren Rahmen, dessen Inhalte meiner Ansicht nach noch immer gültig und relevant sind.
  • Des weiteren lassen sich im Kostenrechner die Höhe der einzelnen Elemente anpassen. Wer also der Meinung ist, dass ein mobiles Arbeitsgerät für die Schule in der Beschaffung inkl. Erstinstallation nicht mehr CHF 2500.- kostet, der passt einfach den entsprechenden Betrag im Kostenrechner an. Dafür muss der educaGuide nicht neu geschrieben werden.
  • Die Kritik, dass unsere Zahlen zu hoch gegriffen sind, begleitet mich nun seit 10 Jahren. Dabei sind es meist die Geldgeber (Politik, Behörden), welche die Zahlen kritisieren und die Praktiker vor Ort, welche die Zahlen bestätigen. Leider fehlen aktuelle Untersuchungen dazu. Interessant könnte in diesem Zusammenhang die 2008 publizierte Benchmarkingstudie von Andreas Breiter, Arne Fischer und Björn Eric Stolpmann sein: Planung, Analyse und Benchmarking der Gesamtausgaben von IT-Systemlösungen für die pädagogische Nutzung neuer Medien in Schulen (Biblionetz:b03586).

Als Empfehlung wird vom SATW-Workshop ICT & School Organisation vorgeschlagen:

Wir empfehlen eine komplette Überarbeitung des educaguide Infrastruktur. Hierbei müssen konkrete Zahlen und vordefnierte IT-Lösungen durch ganzheitliche Szenarien ersetzt werden. Die neuen Empfehlungen sind eine Wegleitung zur Standortbestimmung, Bedürfnisanalysen bis hin zu betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen und Return on Investment resp. Return on Education Rechnungen. Der educaguide muss so konzipiert sein, dass er zukünftig flexibel erweiterbar und anpassbar ist. Zurzeit ist er zu statisch.

Zur Flexibilität: Alle Autoren der educaguides haben bei der Erstellung für die Nutzung eines Wikis plädiert, was aber von Seiten des SFIB damals abgelehnt worden ist. Der educaguide Infrastruktur ist meines Wissens der einzige der Guides, der auf einem Wiki entwickelt und auch heute noch in Wikiform verfügbar ist.

Für eine gelegentliche Überarbeitung bzw. Neufassung von Empfehlungen in technischer und organisatorischer Hinsicht bin ich durchaus zu haben. Nur bin ich der Meinung, dass der educaguide noch nicht so veraltet ist, dass er bereits jetzt überarbeitet werden müsste. Was "ganzheitliche Szenarien" im Detail bedeuten ist mir noch nicht so klar, aber dass ich meine Zweifel an "Return on Education Rechnungen habe, weiss ich bereits.

iPhone-Projekt eine Runde weiter

21 April 2009 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Eigentlich hätte ich hier verkünden wollen, dass der Schulrat der Primarschule Goldau das iPhone-Projekt der Projektschule Goldau einstimmig bewilligt hat. Doch der Klassenlehrer der zukünftigen Projektklasse, Christian Neff, hat mir den Primeur weggeschnappt und dies bereits heute morgen im Projektschulblog verkündet.

Nicht dass mich das ärgern würde, im Gegenteil: Es macht Spass, so aktive Leute im Projekt zu haben, die einen auch mal rasch überholen wink

Wer sich somit für das iPhone-Projekt in Goldau interessiert, dem sei empfohlen, den Projektschulblog zu abonnieren. Dort sind die neuesten Infos vermutlich schneller als hier. Denn auch die zeitliche Koinzidenz zweier ungleicher Behördenentscheide wurde dort bereits heute morgen vermeldet... ,

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