- Twitter als Sendemedium: Ich biblionetze (noch immer), ich blogge (noch immer), meine Präsentationen sind online. Mehr habe ich nicht zu sagen, irgendwann muss ich auch denken
"Planst Du was zu Kompetenzen?" oder "Hat es einen besonderen Grund, warum Du Dich wieder mal mit dem Zitationsrecht befasst?" sind Fragen dieser Woche, die darauf hindeuten, dass Leute, die meinen Biblionetz-Feed und erst recht diejenigen, die meinen Blog-Feed abonniert haben, recht genau erahnen können, womit ich mich grad beschäftige (Biblionetz:w01343 und Biblionetz:w01664). Somit ist Twitter nicht nötig, damit mir andere über die Schulter schauen können.
- Twitter als Empfangsmedium: Hmm, Schaue mir den Bücher-, Zeitschriften- und Zeitungsstapel an, der sich neben dem Bildschirm auftürmt und die Zahl der unbearbeiteten Mails, RSS-Einträge, PDFs auf dem Bildschirm: Brauche ich tatsächlich noch einen zusätzlichen Kanal, der meine Aufmerksamkeit beanspruchen will? Zumal ich das Signal-Rausch-Verhältnis von Twitter bisher als eher grenzwertig beurteile. Ähnlich wie bei den Facebook-Statusmeldungen finde ich es eher mühsam, zwischen den "Daniel tut angestrengt nichts"- und "Simona nimmt ein Bad"- Einträgen die für informelles Lernen relevanten Statusmeldungen zu finden. Und emotionale Ebene von beruflichen Beziehungen hin oder her, ich will meinen Abend nicht damit verbringen zu lesen "Tobias spielt mit seinem Kind nach einem anstrengenden Tag Arbeit". sondern ich will wenn schon mit meinem Kind spielen nach einem anstrengenden Tag Arbeit.
Meine Erfahrung sagt mir, dass ich die allerneusten Hypes nicht in der ersten Sekunde erfahren muss. Wenn sie relevant sind, erfahre ich sie immer noch früh genug. Solange ich die neuesten Trends aus meinen Themengebieten nicht aus der Sonntagspresse erfahre, muss ich mir glaub keine Sorgen machen.
- Twitter als Kommunikationsmedium: "Du siehst Twitter falsch!" höre ich es im Kopf twitschern: "Twitter ist zum Kommunizieren!" OK, das mag ja stimmen. Aber mir genügen dafür die bestehenden digitalen und analogen Medien.



Das Problem ist nicht, dass wir jetzt Das Internet haben, sondern dass die technologische Infrastruktur unserer Kultur nach neuen Ansätzen verlangt, eben diese Kultur zu begreifen., schreibt Frank Hartmann in seinem äusserst lesenswerten Buch: Mediologie (2003) (Biblionetz:b01511). Und dies mag auch für Twitter gelten. Vielleicht ist Twitter noch etwas anderes als ein reines Sende- Empfangs- und Kommunikationsmedium. Wir tun uns im Moment schwer das Potenzial von Twitter abzuschätzen, weil wir oft die Angewohnheit haben, Neues bzw. neue Medienwirklichkeiten mit unseren bekannten Denkmustern und Erfahrungen zu beurteilen. Einen Ausweg schlägt der Autor, David Bauer, in seinem heutigen Artikel (Sonntagszeitung vom 8.2.09) gerade selber vor: Versuchen Sie es trotzdem. Auch ich konnte erst dann nachvollziehen, dass für mich die Twitterwelt eine nochmals ganz andere Qualität aufweist als RSS, PDFs, Blogs, Bücher usw. als ich es selber ausprobierte. Trotz ebenfalls genug gefüllten anderweitigen Informationskanälen möchte ich diese Art des informellen Lernens (wenigstens im Moment) nicht missen. -- MaxWoodtli - 08 Feb 2009
Lieber Max,
fast eine Art metaphysisches Gruseln hat mich beim Lesen Deines Kommentars erfasst, ist es doch meine Rede, die ich seit 15 Jahren bei E-Mail, Blog, RSS, Skype, usw. anderen vortrage. Seltsam, nun stehe ich für einmal auf der anderen Seite dieser Ermahnung, offen für Neues zu sein...

