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Auch noch Zwitschern?

Kaum habe ich mich mit meiner Einschätzung, zu meinen, ich müsste bei Facebook mitmachen, abgefunden, mehren sich bereits die Anfragen, ob ich denn auch twittere. Nein, tu ich nicht und plane es auch nicht für die nähere Zukunft.

Update: (Aber dafür gibt es den Begriff jetzt im Biblionetz:w02116)

Meine persönliche Einschätzung, die nicht verallgemeinerbar ist, sieht folgendermassen aus:

  • Twitter als Sendemedium: Ich biblionetze (noch immer), ich blogge (noch immer), meine Präsentationen sind online. Mehr habe ich nicht zu sagen, irgendwann muss ich auch denken wink
    "Planst Du was zu Kompetenzen?" oder "Hat es einen besonderen Grund, warum Du Dich wieder mal mit dem Zitationsrecht befasst?" sind Fragen dieser Woche, die darauf hindeuten, dass Leute, die meinen Biblionetz-Feed und erst recht diejenigen, die meinen Blog-Feed abonniert haben, recht genau erahnen können, womit ich mich grad beschäftige (Biblionetz:w01343 und Biblionetz:w01664). Somit ist Twitter nicht nötig, damit mir andere über die Schulter schauen können.

  • Twitter als Empfangsmedium: Hmm, Schaue mir den Bücher-, Zeitschriften- und Zeitungsstapel an, der sich neben dem Bildschirm auftürmt und die Zahl der unbearbeiteten Mails, RSS-Einträge, PDFs auf dem Bildschirm: Brauche ich tatsächlich noch einen zusätzlichen Kanal, der meine Aufmerksamkeit beanspruchen will? Zumal ich das Signal-Rausch-Verhältnis von Twitter bisher als eher grenzwertig beurteile. Ähnlich wie bei den Facebook-Statusmeldungen finde ich es eher mühsam, zwischen den "Daniel tut angestrengt nichts"- und "Simona nimmt ein Bad"- Einträgen die für informelles Lernen relevanten Statusmeldungen zu finden. Und emotionale Ebene von beruflichen Beziehungen hin oder her, ich will meinen Abend nicht damit verbringen zu lesen "Tobias spielt mit seinem Kind nach einem anstrengenden Tag Arbeit". sondern ich will wenn schon mit meinem Kind spielen nach einem anstrengenden Tag Arbeit.
    Meine Erfahrung sagt mir, dass ich die allerneusten Hypes nicht in der ersten Sekunde erfahren muss. Wenn sie relevant sind, erfahre ich sie immer noch früh genug. Solange ich die neuesten Trends aus meinen Themengebieten nicht aus der Sonntagspresse erfahre, muss ich mir glaub keine Sorgen machen.

  • Twitter als Kommunikationsmedium: "Du siehst Twitter falsch!" höre ich es im Kopf twitschern: "Twitter ist zum Kommunizieren!" OK, das mag ja stimmen. Aber mir genügen dafür die bestehenden digitalen und analogen Medien.

Je länger desto mehr schätze ich in dieser Informationsflut mein persönliches Netzwerk, dass mich genau dann informiert, wenn es mich tatsächlich interessieren könnte und mich nicht einfach auf einen allgemeinen Verteiler mit allen möglichen News setzt.

Es mag sein, dass ich damit das Wesentliche von Twitter als wichtigten Vertreter des Microblogging verpasse und erst als Laggard einsteige. Aber das habe ich ja jetzt bereits einmal überlebt.

t09268.jpg

P.S.: Dieses Posting habe ich am Samstagabend zu schreiben begonnen. Heute widmen zwei Sonntagszeitungen dem Phänomen einen Artikel (Biblionetz:t09268 und Biblionetz:t9269). Es geht also nicht mehr lange, bis mich die Sonntagspresse in Sachen Internettrends überholt hat wink

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P.S.2: Über Twitter in der Bildung machen sich aktuell grad Mandy Schiefner (Biblionetz:p04886) "Sinn und Unsinn von Twitter" und Michael Kerres (Biblionetz:p01222) "the twitter experience (2)" Gedanken.


„Das Problem ist nicht, dass wir jetzt „Das Internet“ haben, sondern dass die technologische Infrastruktur unserer Kultur nach neuen Ansätzen verlangt, eben diese Kultur zu begreifen.“, schreibt Frank Hartmann in seinem äusserst lesenswerten Buch: Mediologie (2003) (Biblionetz:b01511). Und dies mag auch für Twitter gelten. Vielleicht ist Twitter noch etwas anderes als ein reines „Sende- Empfangs- und Kommunikationsmedium“. Wir tun uns im Moment schwer das Potenzial von Twitter abzuschätzen, weil wir oft die Angewohnheit haben, Neues bzw. neue Medienwirklichkeiten mit unseren bekannten Denkmustern und Erfahrungen zu beurteilen. Einen Ausweg schlägt der Autor, David Bauer, in seinem heutigen Artikel (Sonntagszeitung vom 8.2.09) gerade selber vor: „Versuchen Sie es trotzdem.“ Auch ich konnte erst dann nachvollziehen, dass für mich die Twitterwelt eine nochmals ganz andere Qualität aufweist als RSS, PDFs, Blogs, Bücher usw. als ich es selber ausprobierte. Trotz ebenfalls genug gefüllten anderweitigen Informationskanälen möchte ich diese Art des informellen Lernens (wenigstens im Moment) nicht missen.

-- MaxWoodtli - 08 Feb 2009


Lieber Max,
fast eine Art metaphysisches Gruseln hat mich beim Lesen Deines Kommentars erfasst, ist es doch meine Rede, die ich seit 15 Jahren bei E-Mail, Blog, RSS, Skype, usw. anderen vortrage. Seltsam, nun stehe ich für einmal auf der anderen Seite dieser Ermahnung, offen für Neues zu sein… wink

Natürlich, ohne Ausprobieren werde ich das echte Twitter-Gefühl nicht erleben können. Aber mir fehlt schlicht auch die Zeit alles auszuprobieren, was an neuen virtuellen Welten sich auftut. Und es fehlt mir bereits heute nicht an SMS-artigen Statusmeldungen, die um meine Aufmerksamkeit buhlen: Ich lese schon in Skype, Plazes und Facebook, was andere gerade an- oder umtreibt, wie Beispiel zeigt:

twitter-woodtli.jpg


 
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