Argumente gegen 1:1-Ausstattungen und ICT in der Schule
Angefangen habe ich vor anderthalb Jahren. Nach mehr als einem Jahrzehnt im Bereich "digitale Medien und Bildung" hatte ich einerseits gebetsmühlenartig versucht die Potenziale von digitalen Medien in der Schule zu präsentieren und habe andererseits während mehr als zehn Jahren immer wieder die gleichen Vorbehalte ICT in der Schule gehört und durchdiskutiert. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass es mehrere systematische Auflistungen der Potenziale gab, ich aber keine seriöse Sammlung von Argumenten
gegen ICT und 1:1-Ausstattungen im Speziellen finden konnte.
Einerseits war ich des ewigen Argumentierens (vor allem in digital geführten) Diskussionen müde und hätte mir eine Sammlung gewünscht, auf die im Bedarfsfall verwiesen werden kann:
"Aha, das 'Aus mir wurd auch etwas'-Argument. Ok, das wird hier abgehandelt: http://blahfasel.org/AusMirWurdeAuchWasArgument" Andererseits dachte ich an das *Crossing the Chasm*-Konzept aus dem gleichnamigen Buch (
Biblionetz:b02352) von Gordon Moore.
Darin nimmt Moore die unterschiedlichen Diffusionsphasen von Innovationen von E. M. Rogers (
Diffusions of Innovation,
Biblionetz:b03045) zum Anlass, auf den Graben (Chasm) zwischen Early Adopters und Early Majority hinzuweisen. Diese unterschiedlichen Gruppen müssen unterschiedlich angesprochen und überzeugt werden. Ähnliche Gräben lassen sich in diesem Innovationsmodell auch zwischen Early und Late Marjory und zwischen Late Majority und Laggards postulieren. Bei jedem Übergang sind andere Überzeugungsstrategien notwendig. Gut, und dies gilt aus meiner Sicht auch bei der Haltung zu digitalen Medien in der Schule. Geht man davon aus, dass die Hälfte der Bildungspolitiker, Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern den Einsatz von ICT befürworten, müsste man sich jetzt auf die zweite Hälfte konzentrieren. Und dazu - langer Rede, kurzer Sinn - gehört eben auch das Ernstnehmen und im besten Fall Widerlegen der Argumente gegen ICT in der Schule. (Redet man immer nur vor Befürwortern über die Vorteile, so ist das
preaching to the converted und hilft in der Sache nicht viel weiter).
Im September 2011 hatte ich die ersten 20 Argumente formuliert (siehe
Version 1 der Liste) und die Liste danach liegenlassen. Verschiedene Erlebnisse in jüngster Vergangenheit haben nun dazu geführt, dass ich diese Woche
die Liste massiv erweitert habe. Derzeit sind dort 57 Argumente zu finden, gruppiert in vier Ablehnungsstärken:
- A. Es schadet!
- B. Es lohnt sich nicht.
- C. Es geht nicht.
- D. Schon, aber nicht so.
Etwas feingranularer lassen sich folgende nicht ganz trennscharfe Gruppen unterscheiden:
- "Es geht etwas verloren"-Argumente
- "Es ist zu früh"-Argumente
- "Falsche Anreize"-Argumente
- "Macht dumm"-Argumente
- Gesundheits-Argumente
- Jugendschutz-Argumente
- Umwelt-Argumente
- "Bisher ging es auch ohne"-Argumente
- "Didaktischer Mehrwert"-Argumente
- Finanzielle Argumente
- Schüler-Argumente
- Lehrpersonen-Argumente
- Schulsystem-Argumente
- Technische Argumente
- Ad hominem Argumente
- Unsortierte Argumente
Für jedes der Argumente sollte es eine prototypische Beschreibung, konkrete, zitierbare Beispiele und danach natürlich Gegenargumente geben. Denn um die
late majority zu überzeugen, müsste man ja alle oder mindestens die meisten dieser Argumente widerlegen können. Da wartet noch einiges an Arbeit…
Seit gestern kann man
die 57 Argumente bewerten, ohne dass man im Wiki angemeldet sein muss. Mich interessiert, wie ernst zu nehmen das Argument scheint und wie oft man es hört.
Gerne nehme ich Anregungen, Kritik und Erweiterungsvorschläge auf: Entweder direkt im Wiki oder dann per Mail an
beat@doebe.li
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