Technische Innovationen im OLPC XO

Selbstverständlich, beim One Laptop per Child Projekt (OLPC) handelt es sich um ein Bildungs- und nicht um ein Laptop-Projekt! Selbst Ungeeks und sogar Nichttechniker sind aber beeindruckt über die technischen Innovationen, die in diesem knubbeligen kleinen Ding stecken. Um nur einige zu nennen:

  • Ein Bildschirm, der in der prallen Sonne lesbar ist
  • Ein Funknetzwerk, das die XO's automatisch untereinander und mit dem Internet verbindet
  • Ein Stromverbrauch von 2 Watt! (das entspricht 5%-10% des Stromverbrauchs aktueller Notebooks)
  • Eine CPU, die sich bei Nichtbedarf bis zu 100x in der Sekunde abschalten kann
  • Eine Batterie, die zur Entsorgung Bakterien zum Frass vorgeworfen werden kann und zu Dünger wird
  • Anwendungen, die mit einem Klick gemeinsam genutzt werden können

Entsprechend ambivalent reagiere ich deshalb, wenn ich mit dem Gerät unterwegs bin und gefragt werde: "Ist das jetzt dieser Billignotebook?", denn eigentlich müsste man ergänzen: "Ja, mit technischen Innovationen, die sonst bisher nicht mal bei den teuersten Modellen verfügbar sind!"

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Mir scheint noch nicht klar, ob OLPC die Bildungslandschaft verändern wird. Bereits jetzt ist aber klar, dass der XO die Notebooklandschaft verändern wird. Die Chefentwicklerin des Geräts, Mary Lou Jepsen, hat das OLPC-Projekt vor kurzem verlassen und eine eigene Firma gegründet, um die technischen Innovationen des XO nun auch in kommerziellen Notebooks verfügbar zu machen. Sinnvoll und konsequent, denn ich werde immer wieder gefragt: "Und warum kann meine teure Kiste all das nicht?"

Damit ich nicht alle technischen Innovationen aufzählen und erklären muss, hier zwei Hinweise auf zwei sehenswerte Publikationen zum Thema: A Conversation with Mary Lou Jepsen (Biblionetz:t08209) ist ein kurzes Interview, das auf technische Überlegungen bei der Entwicklung des XO hinweist.

Zeitaufwändiger, aber wirklich sehenswert ist die Videoaufzeichnung einer Präsentation (Biblionetz:t08256), die Mary Lou Jepsen an der Greener Gadgets 2008 Conference gehalten hat. Sie schildert darin die technischen Eigenschaften des XO aus Sicht der Nachhaltigkeit und macht sich mit typisch - durchaus erfrischender - MIT-Arroganz über die IT-Industrie lustig: "Man sagte mir, das sei unmöglich. Also dachte ich: Das ist ein Projekt für mich!" Sie berichtet von den grossen Innovationen, aber auch den kleinen Details die beim Design beachtet worden sind: Da beim Reparieren von Notebooks immer Schrauben verloren gehen, wurden beim XO eine Anzahl überflüssige Schrauben montiert, die dann als Ersatzteile dienen können. Klein, aber clever!

olpc-reparatur.jpg

Jepsen weist in ihrem Vortrag darauf hin, dass bisherige Ökolabels für Notebooks meist nur den Energieverbrauch, nicht aber die vorgesehene Lebensdauer berücksichtigen würden. Der XO hingegen sei in mehrfacher Hinsicht auf eine lange Lebensdauer ausgelegt: Robust, nur ein Drittel Bauteile im Vergleich zu konventionellen Notebooks, auf einfache Reparatur hin ausgelegt. Dies demonstriert sie mit dem Bild von Sechsjährigen, die den XO reparieren:

Darum: OLPC ist auch ein Laptop-Projekt!


 
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Kategorien: IsaBlog, IsaOLPC

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