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DPCK statt TPCK

22 Sep 2020 - 14:46 - Version 11 - BeatDoebeli

Am 23. September 2020 durfte ich zusammen mit Ralf Romeike (Biblionetz:p05089) einen Hauptvortrag an der Jahrestagung der Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) halten, die dieses Jahr unter dem Motto Fachliche Bildung und digitale Transformation - Fachdidaktische Forschung und Diskurse steht.

Zur Behandlung dieses Themas habe ich im Referat u.a. das DPCK-Modell (Biblionetz:w02900) vorgestellt, eine Erweiterung des bekannten TPCK-Modells (Biblionetz:w02257) um die drei Dimensionen des Dagstuhl-Dreiecks. In der Vorbereitung ist mir aufgefallen, dass ich diese Überlegungen seit Juni 2018 bereits mehrfach in Vorträgen diskutiert (siehe Biblionetz:w02900), aber bisher nicht schriftlich festgehalten habe. Weil danach u.a. auch in der Diskussion gefragt worden ist, möchte ich dies möchte ich dies im Folgenden in einem ersten Entwurf schnellstmöglich nachholen.

Es geht um die Frage, über welche Kompetenzen eine Lehrperson für ein bestimmtes Fach verfügen sollte.

Das Technological-Pedagogical-Content-Knowledge-Modell (TPCK) (Biblionetz:w02257) von Mishra und Koehler baut auf dem Modell des Professionswissens von Lehrpersonen von Shulman (1986, 1987) auf. Bereits vor der Digitalisierung mussten Lehrerinnen und Lehrer einerseits über das notwendige inhaltliche Wissen (content knowledge) verfügen, das sie vermitteln sollen, und andererseits wissen, wie man unterrichtet (pedagogical knowledge). Die Schnittmenge dieser beiden Bereiche, das pedagogical content knowledge, ist das zum Vermitteln eines bestimmten Themengebietes notwendige Wissen, also das fachdidaktische Wissen.

Im Modell von Mishra und Koehler kommt nun durch die Digitalisierung Technologie als dritte Dimension dazu und bildet mehrere Schnittmengen mit den bisherigen beiden Dimensionen:

Lesen wir die Definition dieses Technology Knowledge, so fällt auf, dass dieses Wissens primär als Anwendungskompetenz definiert ist - Wissen, wie man diese Technologie nutzt:

Technology knowledge (TK) is knowledge about standard technologies, such as books, chalk and blackboard, and more advanced technologies, such as the Internet and digital video. This involves the skills required to operate particular technologies. In the case of digital technologies, this includes knowledge of operating systems and computer hardware, and the ability to use standard sets of software tools such as word processors, spreadsheets, browsers, and e-mail. TK includes knowledge of how to install and remove peripheral devices, install and remove software programs, and create and archive documents.
Quelle: Punya Mishra & Matthew J. Koehler (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge. In: Teachers College Record Volume 108, Number 6, June 2006, pp. 1017-1054, Biblionetz:t07395

Dieses Verständnis herrscht meist auch im deutschsprachigen Raum vor. Exemplarisch aus einer aktuellen Publikation von Eickelmann und Drossel (2020):

Wissens- bzw. Kompetenzbereiche, die mit einem ‚T‘ beginnen, berücksichtigen die Nutzung digitaler Medien in Lehr- und Lernprozessen

Quelle: Birgit Eickelmann & Kerstin Drossel (2020) Lehrer*innenbildung und Digitalisierung - Konzepte und Entwicklungsperspektiven. Biblionetz:t26352

Das Modell des Dagstuhl-Dreiecks (Biblionetz:w02886) besagt jedoch, dass Nutzungskompetenzen im Sinne von Bedienkompetenzen keineswegs ausreichen, um digitale Phänomene kompetent verstehen und gestalten zu können. Stattdessen sind drei Perspektiven notwendig:

Im DPCK-Modell wird deshalb die Technologische Kompetenz durch die Digitalisierungskompetenz gemäss Dagstuhl-Dreieck ersetzt:

So, nun können wir anfangen, der Reihe nach die einzelnen Schnittmengen anzuschauen, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Als erstes die Schnittmenge der pädagogischen Kompetenz mit der Digitalisierungskompetenz:

Bereits hier wird deutlich, dass es um mehr als um Anwendungskompetenz geht. Es reicht nicht, wenn Lehrpersonen einfach nur wissen, wie digitale Werkzeuge im Unterricht bedient werden müssen. Um tatsächlich adäquat mit dem Digitalen im Unterricht umzugehen, ist es notwendig, sich zu überlegen, wie das Digitale sich in der Gesellschaft, insbesondere auch in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt hat. Wie verändern sich ihre Erwartungshaltungen, Vorerfahrungen? In diesem Bereich geht es um grundsätzliche, fachunabhängige Fragen, wie sich Schule aufgrund der Digitalen Transformation verändern sollte.

Bei der digitalen Inhaltskompetenz geht es nun darum zu fragen, wie die Digitalisierung die eigene Wissenschaft, die entsprechende Berufswelt und das eigene Fach beeinflusst.
Auch hier ist sofort klar, dass für solche Überlegungen digitale Bedienkompetenzen keinesfalls ausreichen.

So, und nun der heilige Gral, den es zu erreichen gilt: Die digitale pädagogische Inhaltskompetenz, kurz DPCK! Es geht darum, Schule so zu gestalten und Unterrichtsinhalte so auszuwählen und mit Schülerinnen und Schülern so zu bearbeiten, dass Schülerinnen und Schüler in einer digitalisierten Welt mündig handeln können.

w02900.jpg

Vielen Dank für den Denkanstoss und die tolle Keynote!

-- WikiGuest - 14 Oct 2020

Vorschlag: die Bezeichnung ändern zu 'Digital-Kompetenz' oder anders - so verstehe ich es als eine Kompetenz, Dinge digitalisieren zu können. Dann: wie weit/-er soll es gehen? Welche Ausrichtung wünschen und wollen wir? vgl. Bestreben, einen virtuellen Meta-Weltraum zu errichten Vorschlag: einen vorläufigen, relativ stabilen digitalisierten Status quo anzunehmen und kompetenter (selbstbestimmter, mündiger) damit und darin zu leben und die Haupt-Zielausrichtung auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu richten

-- DanielJae - 02 Nov 2021

Ja, absolut einverstanden - In einer neuen Publikation heisst das jetzt __Digitalitätskompetenz. Main.Beat Doebeli

 
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«Hat sich der Vortrag im letzten halben Jahrzehnt verändert?» - Flipped Vortrag

31 Oct 2021 - 13:08 - Version 1 - BeatDoebeli

vortrag01.jpg

«Hat sich der Vortrag im letzten halben Jahrzehnt verändert?» wurde ich kürzlich bezüglich meines auf YouTube verfügbaren Vortrags im – über – mit gefragt. Die Frage könnte kritisch interpretiert werden – im Sinne von «Hat der Referent eigentlich nichts Neues zu erzählen in den letzten fünf Jahren?»

Nein, das hat er nicht, zumindest wenn die Anfrage in etwa «Erzählen Sie etwas von den Grundlagen dieser Digitalisierung in der Bildung» lautet. Da hat sich in den letzten Jahren wenig geändert, die Grundlagen sind eben gleichgeblieben. Darum erachte ich die eingangs zitierte Frage auch nicht als Kritik, sondern lese sie als Kompliment: Es ist mir vor fünf Jahren gelungen, wesentliche Elemente der Digitalisierung im Bildungswesen herauszuarbeiten, so dass das Referat heute noch gefragt und geschätzt wird ;-). Nur – mich langweilt das Referat. Ich habe es in leicht angepasster Form in den letzten Jahren oft gehalten. Ich muss aufpassen, dass ich beim Referieren nicht einschlafe, weil das alles schon so oft erzählt habe. Vor allem lerne ich als Referent nichts mehr dazu. Das Publikum hört zu, runzelt die Stirn, applaudiert zum Schluss und stellt einige wenige Fragen, bevor der geplante Timeslot auch schon aufgebraucht ist.

Immer öfter habe ich mir gedacht: «Lest doch mein Buch oder schaut euch die Videoaufzeichnung des Vortrags an, dann braucht es mich gar nicht dazu». Bei bis heute vier Veranstaltungen habe ich das nicht nur gedacht, sondern mit den VeranstalterInnen auch so ausgemacht. Diese hatten jeweils erklärt, dass sich ihr Publikum intensiver mit der Thematik auseinandersetzen sollte, entweder im Rahmen einer grösseren Weiterbildung oder weil es zu ihrem Berufsauftrag gehört. Ich habe deshalb vorgeschlagen, dass die Teilnehmenden vor meinem Referat entweder mein Buch lesen oder den aufgezeichneten Vortrag von mir anschauen und mir danach bis eine Woche vor der Veranstaltung Fragen zustellen sollten, die sich nach der Auseinandersetzung mit meinem Input aus ihrer persönlichen Perspektive ergeben haben. Ich habe dann jeweils versucht, aus diesen Fragenkatalogen eine Mischung aus Referat und Diskussion vorzubereiten.


Die Themenbereiche der Fragen eines Events 2020

Der Aufwand war zwar jedes Mal grösser als einfach das Standardreferat abzuspulen. Ich bin aber überzeugt, dass es für beide Seiten ertragreicher war. Das Publikum erhielt die Gelegenheit, meine Aussagen zu hinterfragen oder vertiefende Erläuterungen anzufordern und ich habe jedes Mal eine Übersicht erhalten, was das Publikum jeweils aktuell beschäftigt. Kamen die Fragen, weil ich etwas bisher zu wenig verständlich erklärt habe oder handelt es sich um eine neue Facette, ein neues Phänomen, dass ich bisher übersehen oder unterschätzt hatte? Diese Fragesammlungen haben sich für mich als wertvollen Input und Messfühler gezeigt, wo die Debatte bei unterschiedlichen Zielgruppen an unterschiedlichen Orten derzeit steckt.


Die Themenbereiche der Fragen des Jahrgangs 2021 der gleichen Veranstaltung wie im letzten Bild

P.S.I: Die eingangs zitierte Frage kam übrigens im Rahmen einer solchen Veranstaltung wink

P.S. II: Selbstverständlich bin ich weder mit diesem Veranstaltungsformat noch mit den gemachten Erfahrungen alleine. Siehe z.B. Jöran Muuß-Merholz:

vortrag02.jpg

 
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Display Fusion

10 Sep 2015 - 11:06 - Version 3 - DETobiasHufnagel

Die Frage Wie viele Bildschirme der Mensch braucht beschäftigt mich ja bald 10 Jahre (siehe auch Die Masterarbeit mit dem Smartphone schreiben), ich habe mit einem grossen externen Bildschirm 2007 begonnen und stehe derzeit noch immer bei zwei externen Bildschirmen:

displayfusion.jpg

Doch auch Windows 10 bietet mit Boardmitteln aus meiner Sicht kein vernünftige Fensterverwaltung. Zwar kann ich Fenster mit der Maus am linken und rechten Bildschirmrand festmachen um die jeweilige Hälfte des Bildschirms nutzen zu können, aber bei hochformatig hingestellten Bildschirm ist das suboptimal.

Ich nutze deshalb seit längerem die (kostenpflichtige) Software DisplayFusion, mit der ich u.a. Tastenkombinationen zur Fenstersteuerung definieren oder bestimmte Programme immer am gleichen Ort starten lassen kann. So habe ich mir virtuelle Bildschirmbereiche definiert, in die ich nun Fenster mit
  • Control-1
  • Control-2
  • Control-3
  • Control-4
  • Control 5
verschieben kann:

displayfusion2.jpg

Auf der Website von DisplayFusion lassen sich die verschiedenen Versionen des Programms vergleichen.

P.S.: Wer einen weiteren externen Bildschirm an seinen Notebook anschliessen will, benötigt evtl. einen USB-to-HDMI-Adpater. Ich verkaufe grad meine, weil die neue Docking-Station bereits drei Bildschirmanschlüsse eingebaut hat. Funktioniert bestens, obwohl "nur" USB 2.0 und nicht 3.0.

Guten Tag Herr Döbli, ich überlege auch gerade mein Displaysetup zu ändern. Monitore im Hochformat zu stellen scheint mir fürs Scrollen sinnvoll, doch was ist mit dem ergonomischen Sitzen am Computer (ICT Grundlagen nehme ich an :)) Da sollte ja die Monitor Oberkante auf/ unter Augenhöhe sein. Geht es ihren Nacken gut bzw. wie sieht ihre Sitzposition zu diesem Bildschirmsetting aus? smile Gibt es ein Update?

-- WikiGuest - 24 Sep 2021

Guten Tag Herr Döbli, ich überlege auch gerade mein Displaysetup zu ändern. Monitore im Hochformat zu stellen scheint mir fürs Scrollen sinnvoll, doch was ist mit dem ergonomischen Sitzen am Computer (ICT Grundlagen nehme ich an :)) Da sollte ja die Monitor Oberkante auf/ unter Augenhöhe sein. Geht es ihren Nacken gut bzw. wie sieht ihre Sitzposition zu diesem Bildschirmsetting aus? smile Gibt es ein Update?

-- DETobiasHufnagel - 24 Sep 2021

 
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Lieber Beat – danke für diese Darstellung!

Aber es taucht für mich auch noch eine Frage auf: Es kann meiner Meinung nach nicht darum gehen, ausschließlich Computer und ausschließlich Konstruktivismus zu verwenden, sondern auch Bücher und Antworten können ihren Platz im Lehren und Lernen haben.

Es geht also immer darum, jeweils beide Herangehensweisen zu betrachten und ihre jeweiligen Vorteile zu nutzen, und so zu einer Hybrid-Variante zu gelangen.

Im Moment ist allerdings (immer noch) das Problem, dass die Buch-Herangehensweise ohne Rechtfertigung verwendet werden darf, derweil jeglicher Technologieeinsatz immer gerechtfertigt werden muss.

Ist es also nicht eigentlich das Ziel, das freie Bewegen zwischen und das Kombinieren von den vier Feldern zu unterstützen?

-- UlrichKortenkamp - 23 Nov 2020

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  • Beat Döbeli Honegger
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