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Informationelle Umwelt in ähnlicher Weise verstehen lernen wie die materielle Umwelt

15 July 2013 - Version 1

Ein Sommerrätsel: Aus welchem Jahr stammt der folgende Text und welchen Beruf hat der Verfasser?

Ziel Nr. 1: Informationelle Umwelt in ähnlicher Weise verstehen lernen wie die materielle Umwelt.

Weite Bereiche des Primarstufenunterrichts sind heute auf die Vermittlung von traditionellen «Kulturtechniken» (lesen, schreiben, rechnen, kommunizieren) und auf eine Einfühlung in das Verständnis materieller und biologischer Grundphänomene (Sachkunde-Unterricht) ausgerichtet. Diese Ziele haben bisher nicht ausreichend berücksichtigt, daß die Kommunikation mit der informationellen Umwelt des Kindes eben nicht mehr durch die Märchen erzählende Großmutter und das Lesen von Kinderbüchern, sondern viel stärker durch Fernsehen und elektronisches Spielzeug geprägt wird. Kulturtechniken in einer durch Informationstechniken bestimmten Umwelt müssen sich aber direkt auf diese beziehen.

Dies bedeutet konkret, daß das Kind erzogen wird zum verständnisvollen Umgang mit den Medien (den alten und den «neuen»), daß es lernt, warum welche Dinge in den Medien wie dargestellt werden und daß es einen ersten Einblick in die Komplexität unserer informationellen Umwelt bekommt, um nicht unreflektiert, trivialen Problemlösungen zu folgen, die ihm zufällig angeboten werden.

Hier liegt ein außerordentlich schwieriges Problem, dessen Lösung intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit in Pädagogik und Psychologie bedarf. Es ist eben sehr schwierig, eine 7jährige Schülerin damit vertraut zu machen, daß es verschiedene Meinungen zu einem Thema gibt, daß es in Zukunft weniger wichtig sein wird, arithmetisch richtig rechnen zu können, daß Tatsachen in verschiedenen Quellen verschieden dargestellt werden, daß es verschiedene Vorstellungen über die Zukunft gibt, etc. Verzichten wir jedoch auf den Versuch, diese Aspekte rechtzeitig anzusprechen, so entwickelt sich im Kind eine Begriffswelt, die nicht mit der übereinstimmt, in der die reale Welt der Erwachsenen organisiert ist. Dies aber führt später zu grundsätzlichen Fehlorientiemngen des heranwachsenden Jugendlichen, der dann Gefahr läuft, seine Welt und die Welt der Erwachsenen als verschieden und gegensätzlich anzusehen. Und dies nicht etwa, weil seine Welt etwa neu oder anders ist, sondern vielmehr, weil seine Welt die von gestern ist, weil diese Welt geprägt ist durch das Bildungswesen, welches ihn in der Primarstufe nicht in die Realität heutiger informationeller Umweltstrukturen, sondern in ein Idealbild von Wissen und Können eingeführt hat, welches nicht mehr existiert.

[...]

So wie der Sachkundeunterricht wichtige Prinzipien der matetiellen und biologischen Welt vermittelt, so müssen die Grundprinzipien der informationellen Welt in den Fächern der Primarstufe nicht nur implizit, sondern auch explizit erörtert werden.

Lösung: Biblionetz:b00127

 
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Elektromobil-Vielfalt

11 July 2013 - Version 2

Letztes Wochenende war ich wie angekündigt mit meinem neuen alten Twike am Weltrekordversuch der längsten Elektromobilparade. Bei strahlendem Sommerwetter versammelten sich am Samstagmorgen des Zürifäschts Hunderte von Elektromobilen (Biblionetz:w02092) um danach in Einerkolonne durch die abgesperrte Festmeile ums Zürcher Seebecken zu fahren.

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Unser Twike neben einem Eletromotorrad

Was ich absolut faszinierend fand, war die ungeheure Vielfalt an Elektrofahrzeugen an dieser Veranstaltung. Da standen geschniegelte Elektrosportwagen neben skurilen Eigenkreationen und bulkigen Karosseriedesigns:

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An Tesla Roadsters (Biblionetz:w02094) war kein Mangel...

Da man sich zwei Stunden vorher einreihen musste, gab es genügend Gelegenheit, all die ausgefallenen Fahrzeuge ausgiebig zu studieren:

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Neben den Einzelanfertigungen rollten aber auch einige Serienfahrzeuge mit, so z.B. ein Exemplar des Tesla S, der vom Spiegel auch schon als iPad mit Motor bezeichnet worden ist (Biblionetz:t15519).

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Ein Tesla S

In den zwei Stunden blieb auch viel Zeit fürs Fachsimpeln:

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So weiss ich jetzt z.B., dass das Twike des http://biohofzaugg.ch eine Reichweite von 100km sowie eine Öl-Heizung hat..

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... oder dass das Zielpublikum des holländischen http://greenlinecars.nl aus 16-18-Jährigen (die noch nicht "richtige" Autos fahren dürfen), Senioren (die nicht mehr Autofahren dürfen) sowie Spitex-Krankenschwestern besteht ;-)

Punkt 10:00 wurde die Parade gestartet, angeführt von einem Elektrosmart der Stadtpolizei Zürich:

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Nun rollten die Fahrzeuge im Schritttempo vom Bellevue über den Bürkliplatz zur Sukkulentensammlung und wieder zurück. Doch die Veranstalter oder die Stadtpolizei schienen die Platzverhältnisse falsch eingeschätzt zu haben: Die Strecke war aufgrund der Stände des Zürifäschts stellenweise nur einspurig befahrbar und am Wendepunkt der Route hatte es schlicht zu wenig Platz für alle Fahrzeuge. So hat am vergangenen Samstag in Zürich nicht nur die längste Elektromobilparade der Welt stattgefunden, sondern auch der längste Elektromobilstau:

eparade-09.jpg

Doch das überraschenderweise Unerwartete an einem Elektromobilstau mit hunderten von Fahrzeugen: Es ist absolut still und es stinkt nicht!

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Als Fahrer sitzt man selbstzufrieden im eigenen Fahrzeug und betrachtet die anderen...

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... als Beifahrer sucht man sich ein schattiges Plätzchen und beschäftigt sich selbst.

*So, und wer noch nicht genug Fotos gesehen hat, kann alle 388 Fahrzeuge (Weltrekord gelungen!) von vorne und von hinten einzeln anschauen (Die Fotos gehören zum "Beweismaterial" fürs Guinness-Buch wink )

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eparade-15.jpg

Siehe auch:

P.S.: Interessant war das Desinteresse der Medien: Radio 24 hatte beispielsweise sein mobiles Feststudio auf dem Bürkliplatz 15 Meter neben der Durchfahrt der Elektromobilparade aufgestellt und warb dauernd damit, dass es "mitten im Geschehen sei und über alles berichten werde". Elektromobilparade? Fehlanzeige. Wir waren vermutlich zu leise... wink

 
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BYOD schafft es auf die Frontseite

30 June 2013 - Version 1

So, nun ist das Thema Bring your own Device im Bildungswesen (BYOD) (Biblionetz:w02286) auf der Frontseite angekommen.

byod-lp21.jpg

In einem Interview (Biblionetz:t15505, bisher nicht online verfügbar) mit der Sonntagszeitung zum Lehrplan 21 (Biblionetz:w02172) spricht der Präsident des Schweizerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LCH), Beat W. Zemp (Biblionetz:p01625) von persönlichen Geräten, mit denen die Schülerinnen und Schüler bald in die Schule kommen werden:

Die Schüler brauchen alle eigene Laptops oder Tablets für die Schule?
Ja, die meisten haben die Geräte ja schon heute zu Hause. Für die andern wird die Schule Geräte zur Verfügung stellen. Das Internet ist heute omnipräsent. Unterrichtsmaterialien können von der Lehrperson im Internet bereitgestellt und dann direkt heruntergeladen werden.

Welch ein glücklicher Zufall, dass an der Projektschule Goldau nach den Sommerferien das BYOD-Projekt Brings mIT! startet wink

brings-mit-gross.png

Beginnend mit dem Schuljahr 2013/2014 sollen alle Kinder von fünf 5./6. Klassen der Gemeindeschulen Arth-Goldau persönliche digitale Kleincomputer (Tablets, Handhelds, Smartphones) mit Erlaubnis der Lehrperson in die Schule mitbringen und für schulische Zwecke nutzen dürfen (“Bring your own device”, kurz BYOD). Für Schülerinnen und Schüler, die kein privates Gerät mitbringen, werden schuleigene Geräte zur Verfügung gestellt. Eine zusätzliche 3. Klasse soll mit identischen Geräten ausgestattet werden.

Damit nutzt das Projekt „Brings mIT!“ die ökonomisch und ökologisch bereits verfügbaren Ressourcen, um die Kinder auf das Leben und Lernen in einer digital durchdrungenen Welt vorzubereiten. Mit diesem Projekt haben Schülerinnen und Schüler jederzeit und überall ein persönliches Gerät zur Verfügung, mit dem sie lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, fotografieren, Musik und Töne hören und aufzeichnen sowie bei verfügbarem Funknetz in der Schule und zuhause im Internet surfen und kommunizieren, aber auch spielen können. Die Kinder sollen das Gerät innerhalb und ausserhalb der Schule als Teil ihrer persönlichen Lern- Arbeits- und Freizeitumgebung nutzen lernen und damit emanzipiert und kritisch mit der ab jetzt immer verfügbaren Informations- und Kommunikationstechnologie umgehen lernen.

Das vom Institut für Medien und Schule (IMS) der PH Schwyz initiierte und geleitete Projekt wird mit Drittmitteln und Eigenmitteln der PH Schwyz finanziert, so dass weder der Schule, den Eltern noch den Kindern zusätzliche Kosten entstehen.

mehr... oder mehr PDF-Dokument


 
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Jeder Schüler ein kleiner Programmierer?

29 June 2013 - Version 3

Der Tages Anzeiger stellt den überfachlichen Teillehrplan ICT und Medien (Biblionetz:t15600) ins Zentrum seiner Berichterstattung zum Beginn der öffentlichen Konsultation des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172):

jeder-schueler-ein-kleiner-programmierer-01.jpg

Unter dem Titel Jeder Schüler ein kleiner Programmierer (Biblionetz:t15492) (leider bisher nicht online verfügbar) werden Inhalt und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Schule beschrieben. Dabei werden auch die informatischen Kompetenzbeschreibungen erwähnt:

Die Lernziele sind ambitioniert. Am Ende der sechsten Klasse sollen die Schüler unter anderem:
  • erklären können, wie Computer mittels 0 und 1 verschiedene Datentypen speichern (Bild, Text, Ton);
  • einfache Algorithmen erkennen, darstellen, selber erstellen und in einer geeigneten Programmierumgebung umsetzen und testen;
  • einfache Grösseneinheiten der Informatik benennen und abschätzen (Speicherplatz, Auflösung);
  • die Grundfunktionen der Medien benennen und dazu typische Beispiele aufzählen (Information, Bildung oder Unterhaltung);
  • erkennen, dass mediale und virtuelle Figuren und Umgebungen nicht eins zu eins in die Realität umsetzbar sind.

Ja, es hat auch Informatikkompetenzbeschreibungen im Lehrplan 21, denn Informatikkenntnisse gehören neben Anwendungskenntnissen und einem reflektierten und kritischen Umgang mit ICT (Medienbildung) im 21. Jahrhundert zur Allgemeinbildung. Nur weil Schülerinnen und Schüler Ende der sechsten Klasse

Bandornamente und Parkette aus Figuren bilden, weiterführen und verändern, Symmetrien beschreiben und beim Zeichnen nutzen

können sollten (wie im Fachlehrplan Mathematik zu lesen ist), bezeichnen wir sie trotzdem nicht als kleine Mathematiker oder als Plättchenleger. Informatische Themen sind neu und ungewohnt, darum entsteht rasch die Meinung, die verlangten Kompetenzen seien zu anspruchsvoll und speziell.

Sehr interessant ist der folgende Abschnitt des Artikels:

Der Lehrplan im Bereich ICT sei sehr ambitiös, sagt VSLCH-Präsident Bernard Gertsch. «Wir befürchten, dass Schüler, Eltern und Lehrer von den Anforderungen überfordert sind.» Bis die Lehrer in der ganzen Deutschschweiz den Schülern alle diese Kompetenzen vermitteln können, brauche es noch viel Arbeit, sagt Gertsch. Es sei noch nicht klar, wer ICT unterrichten werde. Die meisten Lehrkräfte bräuchten eine intensive Aus- oder zumindest Weiterbildung. Die Schulleiter müssten in ihren Schulen herausfinden, wer sich für den ICT-Unterricht eigne. «Die Basis der Lehrkräfte ist sich noch nicht bewusst, was da auf sie zukommt.»
(VSLCH = Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter)

Derzeit sind die im Teillehrplan ICT und Medien beschriebenen Kompetenzen als überfachlich definiert, mit der Begründung, sie müssten in alle Fächer integriert werden. Da passt für mich die Formulierung "Es sei noch nicht klar, wer ICT unterrichten werde." irgendwie nicht. Klar, ja: Es ist eine Herausforderung, es braucht Weiterbildung! (Biblionetz:a00280) Aber diese Herausforderung stammt nicht von den Lehrplan 21-Entwicklern, sondern von der soziotechnischen Entwicklung. Die Herausforderung ist da, auch ohne Lehrplan 21.

Wenn bereits jetzt gefragt wird, wer denn das unterrichten soll, dann ist dies ein weiteres Argument für die Forderung nach einem Fach für das Thema (Biblionetz:a00436, Biblionetz:a00980). Damit ist Verbindlichkeit gegeben, damit ist ein Zeitgefäss und eine Lehrperson definiert. Ansonsten droht das Thema einfach unterzugehen, indem es nicht gelehrt wird, obwohl es verpflichtend wäre. Dass dem so ist, kann man anhand der heutigen ICT-Lehrpläne sehen, die meist verpflichtend sind, aber in der Schulrealität oft nicht umgesetzt werden.


Lieber Beat
Hier noch der Link zum oben besprochenen Artikel: http://www.tagesanzeiger.ch/ipad/schweiz/Jeder-Schueler-ein-kleiner-Programmierer-/story/19120269
Liebe Grüsse, Silvie

-- SilvieSpiess - 30 Jun 2013

Danke für den Hinweis!

-- BeatDoebeli - 30 Jun 2013

 
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BYOD: Aber mit welchen Geräten?

19 June 2013 - Version 10

Die Frage nach den "richtigen" Geräten für den Schuleinsatz beschäftigt mich schon seit mehr als einem Jahrzehnt (siehe z.B. SchulrelevanteComputertypen). Bring Your Own Device (BYOD) (Biblionetz:w02286) und die aktuelle Tabletflut bringen eine Neauflage dieser Frage mit sich:

  1. Worauf ist bei Tablets/Handhelds/Smartphones für den Schuleinsatz zu achten?
  2. Wie verändern sich Empfehlungen für schulische Geräte, wenn sie sich nicht mehr an Schulen und Schulbehörden, sondern an Eltern richten?

Konkret: Heute Morgen im Briefkasten drei Sonderangebote für Tablets:

  • Asus ME172V-1A056A 7-Zoll-Tablet für 99.- im Mediamarkt (Angebot im Netz nicht zu finden?)
  • HP Slate7 7-Zoll-Tablet für 179.- im Interdiscount
  • Samsung Galaxy Tab2 7.0 WiFi 8GB M-Tablet bei m-eletronics

tablet-angebot-01.jpg tablet-angebot-02.jpg tablet-angebot-03.jpg

Abgesehen davon dass es sich allesamt um kurzfristige Aktionen handelt, bin ich ja nicht an konkreten Produktempfehlungen, sondern an Eigenschaften und Mindestwerten interessiert.

Was müsste denn so ein Tablet/Handheld/Smartphone für die Primarschule (4.-6. Klasse) mindestens können/haben, um im Unterricht effizient eingesetzt werden zu können?

  • WLAN
  • Rückkamera
  • …?

Dann hört es bei mir aber auch schon auf. Speicher? Erweiterungsmöglichkeiten? Was ist wirklich relevant?

Sachdienliche Hinweise gerne als Kommentare:


Wir haben uns für eine 7. Klasse im Elternbrief für diese, absichtlich sehr offen gefasste und wenig technische Beschreibung entschieden:

"Voraussetzung zur Mitarbeit der neu zusammengesetzten Klasse ist ein Computer mit Internetzugang zuhause sowie das Vorhandensein eines mobilen Geräts, mit dem Texte gelesen, geschrieben und bearbeitet werden können. Das Gerät sollte wlan-fähig und bei einem Smartphone sollte ein Touchscreen vorhanden sein."

http://byodkoblenz.wordpress.com/2013/06/06/projektinformationen/

Das Projekt startet nach den Sommerferien. Die mitgebrachten Geräte werden zeigen, ob das so funktioniert...

-- DanielBernsen - 19 Jun 2013

Wäre es nicht sinnvoll, ein paar Funktionen zu definieren, damit der Austausch und die Kooperation möglich werden? • Audio- und Videoaufnahmen und grobe Schneidemöglichkeit • PDF Export • Texteditor mit Gestaltungsfunktionen (Word, LibreOffice, Pages…) • VGA/HDMI Ausgang - ggf. mit Adapter) • Mit dem Browser sollte Etherpad Lite nutzbar sein (geht nur mit aktuellen) • …

-- FelixSchaumburg - 20 Jun 2013

Erste Zwischenbilanz

Aus zahlreichen virtuellen und face-to-face-Gesprächen ziehe ich derzeit folgendes Zwischenfazit:

  • Keine Hardwareanforderungen angeben, sondern formulieren, was mit den Geräten gemacht werden soll.
  • Wenn nötig, Programmtypen ("Textverarbeitung", "Tabellenkalkulation") oder sogar bestimmte Programme angeben, die auf den Geräten laufen müssen

-- BeatDoebeli - 20 Jun 2013

Im Kanton Luzern starten im Herbst zu Schulbeginn 4 Schulen mit einem 1to1 Computing Projekt. Ich nehme an, Sie haben davon sicher gehört. Als verantwortliche ICT-Fachperson an so einer Schule habe ich mir diese Gedanken auch machen müssen oder dürfen. Es standen am Anfang auch alle drei massentauglichen Betriebssysteme zur Debatte. (Android, iOS,Win8) Für mich stehen die Markenaspekte grundsätzlich nicht in Vordergrund der Beschaffung. Das "Was soll man auf dem Gerät können" ist sicherlich vordergründig zu bestimmen. Hier ist für mich aber bereits notwendig zu entscheiden, welches Betriebssystem die Geräte haben sollen. Gibt es Kantonslizenzen zu Software, welche den Lehrmitteln entspricht, zu den Lehrmitteln gehört? Muss diese eingebunden werden können? Diese wenigen Fragen entscheiden bereits über Möglichkeit oder nicht. Weitere Fragen wie vorhandenes Betriebssystem an den Schulen können weiter den Kreis der Kandidaten schmälern. Und die Hauptfrage für die Verantwortlichen vor Ort: Muss ich mich mit x verschiedenen Typen auseinander setzen oder ist es von Vorteil, wenn alle dasselbe Betriebssystem haben, wenn nicht sogar das identische Gerät? Die Kosten können sich enorm verringern, bei der Beschaffung von 500 identischen Geräten, als wenn jeder sich seine eigene Wurst brät. Und warum eigentlich den Eltern nicht direkt ein bestimmtes Gerät vorstellen, welches allen Anforderungen des Projektes am besten entspricht? Was spricht dagegen? Sie werfen die Frage in den Raum, wie viele Infos brauchen die Eltern und wie viele nicht? Meine Erfahrungen hiermit sind sehr erschreckend. Die meisten der Eltern haben in dem Bereich sehr wenig bis keine Ahnung. Die verlassen sich eben auf einen Prospekt und sagen sich: „Cool, ein Tablet, nur 150.-, los kaufen, ich wollte eh schon lange eins.“ Und dann...? Wer hilft mir jetzt? Wie geht das jetzt? Die Jugend geht da sicher unbeschwerter heran und wird sich, wenn schon Handyerfahrungen da sind, möglicherweise am eigenen Handy orientieren und das selbe eine Nummer grösser kaufen. Andere tendieren auf angebissene Äpfel, weil die Geräte als „hip“ verkauft werden. Nur die Fensterfirma wird wohl wieder am wenigsten Anhänger haben, obwohl für mich gerade diese Geräte für Schulen am meisten Sinn machen. Betriebssystem kennen alle, Office kennen alle oder zumindest auch ähnliche Gratisprogramme, ich habe beide Varianten Touch mit Apps oder „alter“ Desktop. Wir in Luzern wissen jetzt, womit und mit welchem Gerät die nächsten Jahre gearbeitet wird. Persönlich bin ich sehr zufrieden mit den Entscheidungen, da ich meine Wünsche als berücksichtigt ansehen kann. Wir kriegen ein Tablet mit Win8 und einer Tastatur dabei, welche die Laufzeit auf eine Stundenzahl weit über die 10h erhöht. Es wird sich arbeiten lassen damit. Ich werde aber sicher wieder gerne hören, wie das am Bodensee dann weitergeht.

-- StefZum - 20 Jun 2013

  • Lieber Herr Zumbrunnen,
    Ja, ich kenne das Luzerner 1:1-Projekt (Lehren und Lernen Medienbildung (L+L-MB) in der Sammlung http://www.1to1learning.ch). Für mich ist aber die Frage "Welches Gerät?" bei BYOD eine andere als bei einer schulgesteuerten 1:1-Ausstattung. Hauptmotivation für BYOD ist für mich, dass bereits heute mehr als die Hälfte der Kinder privat ein schultaugliches Gerät besitzt. Warum (ökonomisch und ökologisch gefragt) soll nun Schule oder Elternhaus nochmals ein Gerät beschaffen? Damit fallen alle homogenen Lösungen weg.

    Bei der Frage nach den Softwarelizenzen gehe ich davon aus, dass Lernsoftware zunehmend webbasiert sein muss/wird und man "nur" den richtigen Zeitpunkt finden muss, um sich von alten Betriebssystemeinschränkungen zu lösen.

    Die Begründung für Microsoft als Betriebssystemlieferant teile ich so nicht. Die Volksschule hat den Auftrag, Allgemeinbildung zu vermitteln und nicht Produkteschulung. Office-Programme gibt es für alle Betriebssysteme und auch das Vorwissen bezüglich Microsoft Windows ist für mich kein Grund, Windows in der Schule zu präferieren. Wir wissen nicht, wie die Betriebssystem- und Softwareherstellerlandschaft in 10 Jahren aussieht, also kann dies auch schlecht als Begründung für die Wahl eines bestimmten Herstellers dienen.

    -- BeatDoebeli - 21 Jun 2013

Bei uns in NRW läuft gerade die folgende Diskussion: Das Schulministerium hat die Einführung von Grafikfähigen Taschenrechnern zum Abitur 2017 verpflichtend gemacht, praktisch eingeführt werden sollen sie ab August 2013. Da auch CAS-fähige Rechner zugelassen sind, wird in vielen Schulen diskutiert, ob nicht gleich der neue Classpad von Casio (FX-CP400) eingeführt wird, Kaufpreis ca. 150 €. Wäre es da nicht viel besser, Tablets anzuschaffen, die in dieser Preisklasse liegen – und die in allen Schulfächern einsetzbar sind! Noch gibt es vielleicht nicht in allen Punkten gleichwertige Apps für alle Systeme, aber das ist wohl nur eine Frage von kurzer Zeit. Ein Argument wird immer gegen Tablets ins Feld geführt: die Offenheit zum Internet bei Prüfungssituationen. In Dänemark soll es schon Abiturprüfungen mit Internetzugang geben – aber ist nicht die Abschaltung der Kommunikationsmodule, etwa durch den „Flugzeugmodus“, eine Alternative?

-- UliDNhoff - 21 Jun 2013

Ich nehme an, die neue Klasse wird von einer kompetenten und bezüglich ICT motivierten Lehrperson geführt. In diesem Fall kann man die technischen Vorgaben wahrscheinlich wirklich auf ein Minimum beschränken, dafür die angestrebten Handlungsfelder definieren (wie oben erwähnt). Sollen in einer ganzen Schule mobile Geräte als zentrales Lernwerkzeug eingesetzt werden, so würde ich wenn möglich sogar auf eine einzelne Plattform setzen. Andernfalls nimmt das Technische einfach überhand und Frustrationen sind vorprogrammiert. «Siiiie, bei mir geht's nicht!!!», «Siiiie, womit soll ich das machen?» Diese Fragen bringen eine durchschnittliche Lehrperson schnell ans Limit. Zu Hause haben die Kinder meist auch keine Unterstützung, wenn es daraum geht, die Devices als Werkzeug (statt als Spielzeug) zu benutzen.

-- ThomasStaub - 21 Jun 2013

Mit BYOD holen wir uns nur Stress und Ärger in die Schule. GYD2O - Geht Your Own Device (lern es) To Own. Schüler an der Oberstufe bekommen ein Laptop, haben keine Admin Rechte, dürfen es mit nach Hause nehmen, sind aber dafür verantwortlich, zahlen eine Haftlflicht Versicherung. Das Laptop läuft auf Linux und wenn die SuSis die Schule verlassen, bekommen sie das Ad in Passwort und können Ihr Laptop behalten. Damit behält die Lehrperson die Autorität auf der IT-Schulinfrastruktur, würden die SuSis nicht auf IT-Drogen wie Mac, Win und Google anfixen sondern ihnen eine freie Alternative bieten, welche sie nach 3 Jahren im Gebrauch zu benutzen lernen. Drogen gehören nicht in dem Unterricht.

wink mk

-- KaeserM - 28 Jun 2013

 
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