07 January 2016 - Version 1
Jahresanfänge eignen sich für den Blick in die Zukunft. Nach dem Beitrag Zukunft der Arbeit nun der kurze Bericht zur Konferenz Schule der Zukunft - alles digital!?, welche im November 2015 von der Telekom und der Zeit in Berlin veranstaltet worden war.
Anlässlich dieser Veranstaltung wurde der Länderindikator 2015 zur digitalen Bildung in Deutschland Schule digital (Biblionetz:b06082) präsentiert und veröffentlicht. Anhand einer Befragung von Lehrkräften wurde der Stand der Digitalisierung der Schulen der 16 Bundesländer eingeschätzt und in drei Kategorien präsentiert:
Zudem werden im Bericht sieben Handlungsempfehlungen zur digitalen Bildung gemacht:
DIGITALE KOMPETENZEN ERLERNEN Kinder und Jugendliche müssen den Umgang mit digitalen Medien genauso lernen wie das Lesen, Schreiben und Rechnen. Daher müssen Konzepte für das Lernen über Medien und das Lernen mit Medien fest im Unterricht möglichst in allen Fächern verankert werden.
AUFKLÄREN STATT VERBIETEN Um junge Menschen für die kompetente, verantwortungsbewusste und sinnvolle Nutzung digitaler Medien fit zu machen, müssen sie für den sorgsamen Umgang mit diesen sensibilisiert werden. Es geht darum, die Chancen und Risiken digitaler Medien zu thematisieren, statt deren Nutzung zu verbieten. Das gilt sowohl für den Umgang mit persönlichen Daten als auch für die Nutzung von Medien im Unterricht.
LEHRER PRAXISNAH UNTERSTÜTZEN Die Vermittlung digitaler Kompetenzen ist vorrangig Aufgabe der Lehrer. Länder und Kommunen müssen sie dabei unterstützen, Kinder und Jugendliche auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten. Dazu muss die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel indem sie verstärkt Fortbildungen, Lehrplanvorgaben und IT-Unterstützung zur Verfügung stellt.
KULTUR DES TEILENS ENTWICKELN Für den Unterricht mit digitalen Medien benötigen die Lehrer Zeit und Freiräume, zum Beispiel um medien-gestützte Lehr-/Lernkonzepte für den Schulalltag zu entwickeln. Darüber hinaus müssen sie im Sinne einer Kultur des Teilens Möglichkeiten zur vernetzten Zusammenarbeit haben im Kollegium, schulübergreifend und mit außerschulischen Partnern.
AUSSTATTUNG DEN KONZEPTEN ANPASSEN Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen muss das pädagogisch Sinnvolle im Fokus stehen, nicht das technisch Machbare. Gemeinsam mit den Lehrkräften müssen daher zunächst pädagogisch-didaktische Unterrichtskonzepte entwickelt werden. Erst wenn solche Konzepte vorliegen, wird der Bedarf an technischer Ausstattung deutlich. Damit wird sichergestellt, dass nur die Technik angeschafft wird, die die Lehrer vor Ort tatsächlich brauchen und bedienen können.
ABLÄUFE BESSER ORGANISIEREN Zentrale Aufgabe der Lehrkräfte ist in erster Linie guter Unterricht und nicht die Wartung von IT-Ausstattung. Die Schuladministration und die Schulträger müssen die Schulen daher mit Blick auf die technischen Grundlagen digitaler Bildung so unterstützen, dass eine sichere Nutzung und ein reibungsloser Betrieb von Geräten und Anwendungsprogrammen gewährleistet sind.
KOOPERATIONSVERBOT IM SCHULBEREICH ABSCHAFFEN Hervorragende Bildungsangebote für die digitale Welt müssen im Interesse von Bund, Ländern und Kommunen liegen. Im Sinne einer gesamtstaatlichen Verantwortung sollten sie daher die Entwicklung und Umsetzung solcher Angebote gemeinsam angehen dürfen. Das bestehende Kooperationsverbot im Schulbereich verhindert, dass die politisch Verantwortlichen an einem Strang ziehen.
Sowohl diesem Länderindikator als auch diesen Handlungsempfehlungen stehe ich zugegebenermassen etwas ambivalent gegenüber. Vermutlich gehört das zum politischen Wahrnehmungsprozess der Herausforderung "Schule und Digitalisierung". Die Empfehlungen kann man alle sofort unterschreiben, aber sie sind auch sehr allgemein gehalten und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, unter Expertinnen und Experten habe man diese Empfehlungen bereits vor 15 Jahren ausgesprochen… (Aber ich weiss auch aus frustrierender Erfahrung aus der Schweiz, dass auch im Jahr 2015 der Zwischentitel Keine IT-Ausstattung ohne pädagogisches Konzept von Seite 7 des Länderindikators missachtet wird…)
An der Konferenz wurden mehrere Best-Practice-Beispiele des Lernens mit digitalen Medien in der Schule präsentiert und innovative Lehrpersonen unterschiedlicher Schulstufen sowie Gymnasiastinnen und Gymnasiasten diskutierten über digitale Bildung. Unterdessen sind nicht nur die Audioaufnahmen der Gesprächsrunden, sondern auch die Videoaufnahmen online verfügbar.
04 January 2016 - Version 1
In ihrer ersten Ausgabe im Jahr 2016 beschäftigt sich die NZZ am Sonntag in einer Artikelserie (Biblionetz:b06115) mit der Zukunft der Arbeit. Aufhänger des Themas sind die Studie The Future of Employment (Biblionetz:t15782) von Frey & Osborne und das Thema Fourth Industrial Revolution am kommenden World Economic Forum in Davos.
Unter anderem wird Erik Brynjolfsson (Biblionetz:p12222), u.a. Autor von The Second Machine Age (Biblionetz:b05404) interviewt. Er meint, die Bildung müsse sich angesichts der Automatisierung auf das nicht Automatisierbare konzentrieren (Biblionetz:a00514) und schlägt ein bedingungsloses Grundeinkommen (Biblionetz:w02232) als Reaktion auf das zunehmende Wohlstandsgefälle vor.
Spannende Aussagen, die auch zu zahlreichen Online-Kommentaren bei der NZZ führen.
Wir schreiben das Jahr 2016. Ich habe angesichts der Artikelserie wieder einmal das Buch Die neue Bildungskrise (Biblionetz:b00127) von Klaus Haefner aus dem Jahr 1982 (!) hervorgenommen und lese, was er auf die Frage Wie soll die Schule auf den Leitmedienwechsel reagieren? (biblionetz:f00038) schreibt:
Wie aber könnte ein neues Bildungswesen jenseits der Krise aussehen? Es erscheint hier sinnvoll, einen ersten Einblick in die Stoßrichtung zu geben, in der neue Ziele und Aufgaben des Bildungswesens
nach Bewältigung der neuen Krise zu suchen sind. Thesenartig kann man die Vorstellungen wie folgt zusammenfassen:
Das neue Bildungswesen muß den Menschen sehr viel stärker als bisher als soziales Wesen entfalten.
Die starke Betonung der reinen Wissensvermittlung muß deutlich zurückgehen.
Berufliche Lernziele, die Bereiche treffen, deren Automatisierung bevorsteht, müssen aus den Curricula entfernt und durch zukunftsorientierte und menschliche Ziele ersetzt werden.
Der Ausbildung derjenigen, die hohe kognitive Leistungen erbringen können, muß hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie werden - bei annähernd gleicher Verfügbarkeit der Informationstechnik in allen Industrienationen - insbesondere für die rohstoffund energiearme Bundesrepublik eine große Bedeutung haben. Hieraus wird sich wahrscheinlich eine Zergliederung des jetzt relativ einheitlichen Bildungsangebots eines Jahrgangs ergeben; die Gesamtschule z. B. wird wieder zerfallen, da sie z. Z. Gefahr läuft, die Ausbildung der notwendigen geistigen Elite zu vernachlässigen. (Die in jüngster Zeit in den USA entflammte Diskussion um die Auflösung der dort ja seit langem praktizierten Gesamtschule weist in die gleiche Richtung.)
Der Zugang zur Informationstechnik muß im Schul- und Hochschulalltag zur Selbstverständlichkeit gehören.
Der Lehrer muß stärker aus der Rolle des Informationsvermittlers in die Rolle des Betreuers und Erziehers überwechseln.
Dem Weiterbildungsbereich werden zahlreiche soziale, beschäftigungspolitische und psychologische Aufgaben zuwachsen, weil Notwendigkeit der Neugestaltung Weiterbildung im engeren Sinne und "Bildungs-Beschäftigung" als Sozialmaßnahme ineinander übergehen werden.
Das Bildungswesen muß eine neue Begründung seiner hohen Aufwendungen darin finden, daß es sich zum einen stärker als Sozialsystem versteht, welches dem Menschen in den verschiedensten Lagen hilft, zum anderen muß sich das Bildungswesen intensiv eines neuen Typs von "Auszubildenden" annehmen : es muß informationstechnische Systeme mit Inhalten füllen und dem Bürger als Problemlösungssysteme an die Hand zu geben suchen. (Bei der Komplexität zukünftiger Informationssysteme werden deren Konzeption und Programmierung Schwierigkeiten machen, die denen, die das Bildungswesen bisher zu meistern gesucht hatte, nicht nachstehen.)
Angesichts einer zunehmenden Integration menschlicher und technischer Informationsverarbeitung in vielen Bereichen werden sich mittelfristig einerseits die Programmierung eines Informationssystems und andererseits die Ausbildung von Menschen, die dies benutzen wollen, kaum mehr trennen lassen. So wie heute Hardware und Software ineinanderfließen, so werden am Ende der nächsten Dekade auch menschliche und technische Informnationsverarbeitung in vielen Bereichen untrennbar miteinander verwoben sein. Dem muß das Bildungswesen Rechnung tragen.
Das wurde 1982 geschrieben. Konzentration auf das Nichtautomatisierbare. Zugang zur Informationstechnik als Selbstverständlichkeit. Wechsel der Lehrerrolle vom Wissensvermittler zum Lehrer zum Coach und Erzieher.
Auch im Jahr 2016 werde ich mich damit auseinandersetzen, wie rasch sich Technologie, und wie langsam sich das allgemeine Bewusstsein und das Bildungswesen verändert... Zum Kommentieren ist eine Registration notwendig.
30 December 2015 - Version 1
Und gleich noch ein Buch, das es zwar auch in digitaler Form gibt, man aber gerne in Papierform gemeinsam anschaut: Der Dinge-Erklärer (Biblionetz:b06111) von Randall Munroe. Munroe ist Physiker und vor allem Autor des Kult-Comic-Blogs http://xkcd.com, bei dem ich mangels naturwissenchaftlicher und sonstiger Allgemeinbildung nur jedes dritte Posting wirklich verstehe, diejenigen dann aber besonders schätze
In seinem neuesten Buch hat es sich Munroe zur Aufgabe gemacht, möglichst einfach zu erklären, wie gewisse Dinge in der Welt funktionieren. Er macht dies mit Diagrammen auf jeweils einer Seite und verwendet zur Beschreibung nur die tausend häufigsten Wörter (oder dann eben die "zehn mal hundert häufigsten Wörter" ). Darum werden dann Dinge wie das Hochziehzimmer, der Bildermacher oder das Boot, das im Meer untergeht und vieles mehr erklärt.
In der Einleitung schreibt Munroe:
Ich hatte viele Jahre meines Lebens Angst, die Leute könnten denken,
ich wüsste nicht genug. Manchmal führte mich das dazu, große Wörter zu
verwenden, wo ich das gar nicht musste.
Eine Sache, für die ich manchmal große Wörter nahm, war die Form der Welt.
Sie ist rund, aber nicht ganz und gar rund. Durch die Art und Weise, wie sie sich
dreht, ist sie um die Mitte herum ein bisschen breiter. Wenn Sie ein Weltraumboot
bauen, das um die Welt fliegen soll, müssen Sie sich über die Form der
Welt im Klaren sein, und es gibt ein paar große Wörter, die Sie statt »rund«
verwenden können. Aber in den meisten Fällen ist die ganz genaue Form gar
nicht so wichtig, und so sagen die Leute einfach »rund«.
In der Schule lernte ich etwas über Weltraumboote, und ich lernte auch, für
solche Dinge wie die Form der Welt jede Menge große Wörter zu verwenden.
Manchmal nahm ich diese großen Wörter, weil sie in einem wichtigen Punkt
anders waren als die kleinen Wörter. Aber oft hatte ich einfach nur Angst:
Nahm ich die kleinen Wörter, könnte jemand denken, ich würde die großen
nicht kennen!
Als ich beim Schreiben dieses Buches die einfachen Wörter verwendete, legte
ich die Angst ab, ich könnte dumm klingen. Wenn man Dinge wie »Weltraumboote
« und »Wasserdrücker« sagt, klingt am Ende alles dumm. Jetzt konnte
ich einfach Spaß dabei haben, neue Namen für die Dinge zu finden und zu
versuchen, coole Ideen auf neue Weise zu erklären.
Einige Leute sagen, es gebe keinen Grund, überhaupt große Wörter zu lernen
eigentlich müsse man nur wissen, was die Dinge tun, und nicht, wie man sie
nennt. Ich denke nicht, dass das immer stimmt. Um wirklich etwas über die
Dinge zu lernen, braucht man Hilfe von anderen Menschen, und wenn man sie
verstehen will, muss man wissen, was sie mit ihren Wörtern meinen. Man muss
auch wissen, wie die Dinge heißen, damit man zu ihnen Fragen stellen kann.
Aber es gibt schon viele Bücher, die erklären, wie man die Dinge nennt. Dieses
Buch erklärt, was sie tun.
Das spricht mich natürlich gleich mehrfach an: Komplizierte Dinge einfach zu erklären, nicht mit Fremdwörtern imponieren zu müssen und dann aber auch beim Anschauen und Lesen die Erkenntnis, dass es doch manchmal einfacher wäre, den richtigen Fachbegriff zu verwenden, statt ihn einfach kompliziert zu umschreiben. Denn öfters wird die einfache Beschreibung zum Ratespiel, was Munroe eigentlic damit gemeint hat. So wird es Anfangs Jahr bei einem befreundeten Biologielehrer gleich eine Frage zu einer Erklärung aus dem Buch geben, welcher Fachbegriff denn mit einer bestimmten Erklärung gemeint sei…
Eignet sich wunderbar, um in den Weihnachtsferien der nächsten Generation die Welt zu erklären
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30 December 2015 - Version 1
Zwischen Weihnachtne und Neujahr komme ich endlich wieder mal zum Lesen. Seit längerem liegt das Buch Technologischer Totalitarismus (Biblionetz:b06093) auf meinem physischen !) Bücherstapel. Es handelt sich um eine von Frank Schirrmacher herausgegebene Sammlung von Artikeln, die im Jahr 2014 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen sind. Auslöser war der Aufruf Technologischer Totalitarismus: Warum wir jetzt kämpfen müssen (Biblionetz:t18355) des Präsidenten des Europäischen Parlamentes Martin Schulz. Er ruft dazu auf, dass sich die Politik nun darum kümmern müsse, dass die Digitalisierung sich für alle und nicht nur für wenige als Segen herausstelle. Ähnlich wie bei der industriellen Revolution müsse die Politik dafür sorgen, dass der freien Marktwirtschaft und der scheinbar technologischen Notwendigkeiten Grenzen gesetzt werden müssten.
Auf diesen Aufruf haben die unterschiedlichsten Expertinnen und Experten geantwortet, darunter Evgeny Morozov (Biblionetz:p12861), Shoshana Zuboff (Biblionetz:p13586), Juli Zeh, Sascha Lobo (Biblionetz:p04596), Jaron Lanier (Biblionetz:p00633) und Eric Schmidt.
Neben den Grundfragen des Verhältnissses von Staaten, Unternehmen und Individuen in Zeiten der Digitalisierung geht es in den Beiträgen sehr oft um das Thema Datenschutz (Biblionetz:w00714) und Privatsphäre (Biblionetz:w00535) angesichts von Big Data (Biblionetz:w02425), Geheimdiensten etc. Ich versuche bei der Lektüre meine Argumentationen zu folgenden drei, beim Thema Datenschutz immer wieder zu hörenden Aussagen zu bündeln und zu schärfen:
Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten (Biblionetz:a00840)
Wer nicht überwacht werden will, soll halt die sozialen Medien / das Internet / das Handy nicht nutzen. (Biblionetz:a01269)
Die Bürger / Jugendlichen geben ja freiwillig alles von sich preis. (Biblionetz:a01270)
Und obwohl alle Artikel des Buches frei auf dem Internet lesbar sind, hat das gedruckte Buch auch seine Vorzüge
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15 December 2015 - Version 1
Die Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft wird 2016 an der Universität Innsbruck stattfinden und zwar vom 29.8 - 1.9.2016. Das Motto der Konferenz lautet dieses Jahr "Digitale Medien: Zusammenarbeit in der Bildung"
An der kommenden GMW-Jahrestagung wird versucht, sehr viele Präsentationsformate anzubieten um die Interaktivität und den Austausch zu erhöhen. So wird es neben den klassischen Vorträgen auch, Pecha Kucha, Gallery Walks u.v.m geben. Dies ist ausführlich im Call zu finden:
Call for Paper: GMW 2016
Wichtig ist aber nun einmal die Deadline für den Call - Einreichungen sind erbeten bis zum 29.2.2016 .
Hier die eindrückliche gebirgige Kulisse hinter dem Veranstaltungsgebäude der kommenden Jahrestagung in Innsbruck: