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Unwörter des Jahres 2005

In der letzten Ausgabe des Tages Anzeigers dieses Jahres hat es eine Sammlung von Unwörtern des Jahres 2005:

  • Bussenterror
  • Bequemlichkeitsfalle
  • Räumlichkeiten: Wird man in einer Schulräumlichkeit gescheiter als in einem Schulzimmer? Sind Ärzte mit Praxisräumlichkeiten zuverlässiger als solche in einer Praxis? Kaum. Dennoch vermehren sich die Räumlichkeiten virusartig, und schlichte Räume sind kaum mehr zu finden. Räume aufgebläht zu Räumlichkeiten - neun Buchstaben mehr, aber null Erkenntnisgewinn. Einfach nur wichtigtuerische Bürokratensprache, nein Büroräumlichkeitenkratensprachäusserungen. (jr)
  • Verhaltensoriginell: Wissen ist Macht und wer die sprachlichen Codes der modernen Kommunikatoren nicht versteht, ist absolut machtlos. Die machen sich nämlich Wortschöpfungen zu Nutze, um nicht informieren zu müssen, osnernd unangenehme Tatsachen verschleiern zu können. Sie dehnen ihre sprachlich verbrämten Euphemismen bis in dei Alltagssprache aus und berufen sich dabei oft auf ein Phantom namens politische Korrektheit. Ein Beispiel ist die Entwicklung des Wortes für Kinder, die einst als verhaltensgestört, dann als verhaltensauffällig und schliesslich als verhaltensoriginell bezeichnet wurden - bis Schulpsychologen und Ärzte den medizinischen Begriff POS-Syndrom auskramten. Es wäre an der Zeit, die Dinge wieder beim Namen zu nenen, den man versteht. (has)
  • Reizblase
  • Lernstandserhebung: Das waren noch Zeiten, als wir in der Schule dies und das lernten und dan von der Lehrerin geprüft wurden. Unsere Kinder und Enkel bewegen sich in ähnlicher Sache jetzt auf ungleich höherem sprachlichem Niveau. Sie werden nicht mehr geprüft, sie werden - inzwischen zu Neutren "Lernenden" mutiert - von ihren Lehrpersonen in eine Lernstandserhebung einbezogen. Fast unnötig zu erwähnen, dass die Ausertung der ERgebnisse fachlich einwandfreiem sozialpädagogischem Fachpersonal übertragen ist und dass es interkantonale Benchmarks dazu gibt. Der Fortschritt macht - Quims hin, Pisa her - auch vor den Schulzimmern, pardon, vor den Lernstandserhebungsräumlichkeiten nicht mehr Halt. (hgi)
  • Schossverbot
  • Bestandesdezimierung
  • Medienpartnerschaft
  • Bildungsfern: Ein Wurf dieses Unwort. Komprimiert in der Bedeutung und von poetischer Schönheit, lässt es Bilder von menschenleeren Südeseestränden aufsteigen - und meint doch nur bücherleere Sozialwohnungen, in der sich die Gestrandeten mit "Hey Mon" begrüssen. Natürlich ist das übertrieben. Genauso wie Bildungsfern übertrieben geschönt und deswegen realitätsfern ist. Praktisch ist das Wort für den Benutzer. Es schützt ihn auf seinem Tanz über den Vulkanrand der politischen Korrektheit vor dem Absturz in die brodelnde Magma der Unkorrektheit. (reu)
  • Facility-Manager
  • Taskforce: Die Schweizer Bühne betrat der englische Ausdruck 1996, als Thomas Borer - damals noch die Nummer 2 im Eidgenössischen Departement des Äusseren und noch keine Festnudel - den schwierigsten Job der Schweiz bekam. Er musste die Leitung einer Gruppe übernehmen, die sicherzustellen hatte, dass die Schweiz das lästige Problem der nachrichtenlosen Vermögen von Nazi-Opfern elegant lösen konnte. Seither kommt jede noch so banale Arbeitsgruppe als Taskforce daher - auch wenn es nur darum geht, eine neue Kafimaschine für die Abteilung Buchhaltung zu kaufen. (dba)

Erstaunlich scheint mir, dass ein Viertel der Begriffe aus dem Schulumfeld kommt. Ich hätte da noch ein paar weitere Kandidaten:

  • E-Learning
  • Blended Learning
  • Didaktischer Mehrwert


 
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