Informatik, Nov 2010

Baustellenführung auf der i-factory

12 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Seit kurzem habe ich einen weiteren Hut: Im Rahmen der kommende Woche eröffnenden Informatikausstellung i-factory bin ich als externer Mitarbeiter des Verkehrshauses Luzern etikettiert worden:

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In dieser Funktion habe ich diesen Mittwoch im Rahmen des Teachers Day etwa 100 interessierte Lehrpersonen durch die fast fertige Ausstellung geführt. Es war ein gutes Gefühl, nun erstmals an realen Ausstellungsobjekten die Überlegungen zu demonstrieren, die wir vor langer Zeit bei der Konzeptionierung der Ausstellung angestellt haben.

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So existiert nun die von uns für den Computer Science unplugged - Teil des iLearnIT.ch-Moduls Wie denken Computer? entwickelte Kleinstprogrammiersprache in Form von Magnetbausteinen, mit denen sich Besucherinnen und Besucher gegenseitig programmieren können:

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Die dazugehörige Magnettafel ist vermutlich noch zu klein, aber das sind kleine Details, welche auch noch vor Ausstellungseröffnung oder nach den ersten Erfahrungen geändert werden können:

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Im Grossen und Ganzen verläuft aber bisher alles nach Plan und die ersten Rückmeldungen der Lehrpersonen sind positiv: Das Interesse daran, die Ausstellung mit der Klasse zu besuchen ist da! smile

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Sortieren begreifbar machen: Nach Gewicht sortieren mit einer Balkenwaage

Kommenden Donnerstagabend wird die Ausstellung im Rahmen der i-days offiziell eröffnet. Danach können wir von der PHZ Schwyz anfangen, Unterrichtsmaterial zur Vor- und Nachbereitung von Schulbesuchen zu erarbeiten, damit diese im April 2011 in der Praxis getestet zur Verfügung stehen. Es wartet viel spannende Arbeit auf uns...

(Das ist auch der Grund für meine Mitarbeiterkarte: Ich werde vermutlich in den kommenden Monaten öfters in der Ausstellung anzutreffen sein, um vor Ort sicherzustellen, dass unsere Unterlagen auch wirklich zur Ausstellung passen....)

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Die i-friends genannten Spielsteine warten schon auf BesucherInnen
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Lehrplan 21 ohne Informatik

10 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Heute beginnt gemäss einer Medienmitteilung offiziell die Erarbeitung des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172) in einzelnen Fachbereichteams.

Mir ist unverständlich, wie man im 21. Jahrhundert bei allgegenwärtiger Informations- und Kommunikationstechnologie zwar Grundkompetenzen im Bereich Physik, Chemie und Biologie vorsieht, nicht aber in der ICT zugrunde liegenden Fachdisziplin Informatik. So werden im Überblicksdiagramm der Fachbereiche im Lehrplan 21 im dritten Zyklus (=Sekundarstufe I) im Fachbereich Natur und Technik die Disziplinen Physik, Chemie, Biologie aufgeführt, Informatik hingegen fehlt:

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Quelle: Grundlagen für den Lehrplan 21 (Biblionetz:t11540 )

Die Bildungskommission des Branchendachverbandes ICTswitzerland fordert deshalb in einem von mir mitverfassten Positionspapier PDF-Dokument (Biblionetz:t12300):

*Im Lehrplan 21 müssen neben Konzepten und Verfahren der Physik, Chemie und Biologie auch solche der Informatik zu finden sein.*

Die Kürzestbegründung dafür lautet:

Die obligatorische Schule soll auf das Leben in der Informationsgesellschaft vorbereiten
Es gehört zum Auftrag der obligatorischen Schule, Schülerinnen und Schüler auf das Leben in der Informationsgesellschaft vorzubereiten. Dazu gehört gemäss HarmOS-Konkordat auch „eine Grundbildung, welche zur Anwendung von grundlegenden mathematischen Konzepten und Verfahren sowie zu Einsichten in naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge befähigt.“ (EDK 2007). Um die heutige Informationsgesellschaft zu verstehen und sich kompetent in ihr bewegen zu können, ist auch ein Verständnis grundlegender Konzepte und Verfahren der Informatik notwendig – genau so wie für das Verständnis der natürlichen Umwelt grundlegende Konzepte in Physik, Chemie und Biologie erforderlich sind.

(Informatik als Fachdisziplin darf dabei nicht mit ICT-Anwendungen oder Medienbildung verwechselt werden. Der Bereich Medienbildung ist im Lehrplan 21 als überfachliches Thema/Kompetenz ohne eigenes Zeitgefäss vorgesehen, siehe ICT im Lehrplan 21).

ICH BIN AUCH DIESER MEINUNG: +1 (Marc Pilloud, dipl. Informatik Ingenieur ETH)

Hallo Beat, hallo liebe Lehrplan 21 Gestalter/innen. Ich Unterstütze und Begrüsse das Positionspapier von ICTSwitzerland. -- Main.MarcPilloud - 28 Oct 2010

siehe auch: ChangingEducationParadigms

-- Main.MarcPilloud - 10 Nov 2010

eZürich

04 November 2010 | Beat Döbeli Honegger | Informatik
Diskutieren über die Informationsgesellschaft kann man nicht nur morgen in Bern bei der TA Swiss, sondern auch heute abend im Zürcher Technopark, wo das Projekt eZürich startet.

Der Zürcher Stadtrat hat als einen von vier Legislaturschwerpunkt die Förderung der Informatik in der Stadt Zürich proklamiert, unter anderem um die Abhängigkeit Zürichs vom Banken- und Versicherungssektor zu reduzieren, wie der Tages Anzeiger Ende September berichtete (Biblionetz:t12309):

Wie stark die Abhängigkeit der Stadt vom Finanzplatz ist, hat sich am Dienstag bei der Präsentation des städtischen Budgets gezeigt. Finanzvorstand Martin Vollenwyder (FDP) rechnet 2011 mit einem Defizit von 206 Millionen Franken. Hauptgrund: Die tiefen Steuererträge von den Grossbanken.

Gestern Mittwoch hat Vollenwyder bekannt gegeben, wie er das Klumpenrisiko vermindern will: mit «eZürich». Unter diesem Begriff fasst der Stadtrat das Internet, damit verbundene Technologien, Firmen und Ideen zusammen. Zürich habe in diesem Bereich bereits heute eine Sonderstellung, sagte Vollenwyder. Ein Viertel aller Schweizer Informationstechnologie-Firmen sind im Kanton Zürich ansässig. Und ETH, Uni und Fachhochschulen geniessen international einen hervorragenden Ruf als Forschungsinstitute und Ausbilder.

Das will der Stadtrat ausnützen: Zürich soll in den nächsten vier Jahren zum Top-Standort für IT-Unternehmen werden. Gesundheitsvorsteherin Claudia Nielsen (SP) träumt von einem europäische Pendant zum Silicon Valley. Die Technologie müsse auch der Bevölkerung zugute kommen. Der Stadtrat will den sogenannten digitalen Graben überwinden. Menschen, welche die modernen Technologien nicht oder nur selten nutzen – ältere Personen, aber auch Mädchen – sollen ihre Berührungsängste abbauen und «Medienkompetenz» erlangen, damit sie aktiv am digitalen Leben teilnehmen können und wichtige Informationen erhalten.
Mein erstes Gefühl beim Lesen des entsprechenden Artikels im Tages Anzeigers war positiv. Selbst wenn es nur Marketing sein sollte: Immerhin.

Marketing-Effekt für die Stadt Zürich

Mit welcher Branche assoziiert man Basel? Mit der Chemie. Mit welcher Branche assoziiert man Zürich? Mit den Banken. Somit scheint mir die Sache mal für das Image der Stadt Zürich nicht schlecht zu sein, wenn man nicht nur als Bankenstandort, sondern als europäisches Silicon Valley wahrgenommen wird. Hier bietet sich die Google-Niederlassung und die Disney Research Labs in Zürich an (das einzige Disney Research Lab ausserhalb der USA) und mit Einschränkungen auch das IBM Forschungslabor in Rüschlikon. Daneben haben es aber auch zahlreiche Startups in die Medien geschafft (Doodle, Wuala, …), so dass sich marketingmässig Zürich durchaus als IT-Stadt verkaufen lässt.

Marketing-Effekt für die IT-Branche

Umgekehrt scheint mir auch die IT-Branche von einem solchen Label zu profitieren. Ein Problem der IT-Branche in der Schweiz (und anderswo) ist ja, dass sie zwar recht gross ist, jedoch von der Öffentlichkeit kaum als solche wahrgenommen wird. Die Banken verstehen sich z.B. als Finanzinstitute, obwohl heutiges Banking einen sehr grossen IT-Anteil hat. Somit ist es begrüssenswert, wenn die grösste Schweizer Stadt sich als IT-Stadt bezeichnen und diese Branche fördern bzw. unterstützen will.

Was kann die Stadt wirklich tun?

Es stellt sich nun aber die Frage, was denn die Stadt eigentlich speziell für die Branche tun kann. Vieles ist nicht städtisch, sondern kantonal oder auf Bundesebene geregelt oder lässt sich kaum durch Politik und Verwaltung regeln (wie z.B. die Studienfachwahl von Maturandinnen und Maturanden).

Doch an vielen Orten gibt es durchaus Spielraum: So ist zwar der Lehrplan für die Volksschule kantonal geregelt, die Frage der Ausstattung der Schulhäuser ist jedoch Sache der Gemeinde. Mit KITSforKids hat die Stadt Zürich schon vor einiger Zeit einen Austtattungsstandard gesetzt (über dessen Ausgestaltung man zwar diskutieren könnte, der aber andere Gemeinden übertrifft). Die Stadt Zürich hat Anfang Jahr die Hausordnung ihrer Schulhäuser angepasst und alle elektronischen Geräte auf dem Pausenplatz verboten. Somit gibt es durchaus Bereiche, wo die Stadt Zürich die Wahl hat, ob sie ein IT-freundliches oder ein IT-feindliches Klima schaffen will. Es gab ja auch mal (von SP-Seite) den Vorschlag, in der Stadt Zürich ein kostenloses WLAN zu schaffen (wie es die Stadt St. Gallen teilweise hat). Ich denke, dass sich hier durchaus etwas machen lässt, was die Stadt Zürich IT-freundlicher und für IT-Schaffende attraktiver werden lässt.

Zudem hat der Legislaturschwerpunkt eZürich schon nur den Vorteil, dass man den Stadtrat immer wieder wird an ihre hehre Absicht erinnern kann, wenn es um konkrete IT-Fragen geht.

Heute abend hat nun die Kick-Off-Veranstaltung stattgefunden, an der ich leider verhindert war und auf der Website http://www.ezuerich.ch/ können Vorschläge für konkrete Projekte abgegeben werden:

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Upps, wie war das mit dem IT-Standort Zürich?

Hmm, fast hätte ich es übersehen, aber mein Firefox-Plugin FlagFox hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Server von www.ezuerich.ch in Deutschland liegt:

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Hmm, wie war das mit der Förderung des IT-Standorts Zürich und der Förderung der Kreativwirtschaft (ein anderes Legislaturziel des Zürcher Stadtrates), wenn die Website von mindestens drei Berliner Firmen projektiert, gestaltet und umgesetzt worden ist:

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Da müssen den Worten noch echte Taten folgen...

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