Schul-ICT

Digitaler Burnout - Differenzierte Bedenken

02 October 2015 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT

Dieser Tage ist das Buch Digitaler Burnout (Biblionetz:b06041) des deutschen Informatik-Professors Alexander Markowetz erschienen.

b06041.jpg

Ich bin noch nicht dazu gekommen, das Buch wirklich zu lesen. Aber meine Aufmerksamkeit hat es auf jeden Fall erregt, denn auf den ersten Blick klingt der Titel sehr nach Spitzer-Polemik. Tatsächlich wird Manfred Spitzer (Biblionetz:p01290) im Kapitel Smart Kids (Biblionetz:t18221) auch zitiert - aber nicht so, wie vielleicht zu erwarten wäre:

Mein gestriges Referat am 3. nationalen Fachforum Jugendmedienschutz war ein Auftakt zu einer Podiumsdiskussion zur Rolle der Schule bei der Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Um eine etwas lebhaftere Diskussion zu initiieren, habe ich unter dem Titel Digitale Medien im Lehrplan 21: Hoffnung oder Hydra? betont pessimistische Töne angeschlagen:

Ging es beim Lehrplan 21 (Biblionetz:w02172) noch darum, einen Drachen zu erlegen bzw. zu zähmen, so kommt mir die aktuelle Situation eher wie der Kampf gegen eine 21-köpfige Hydra vor. Die Umsetzung des Lehrplans 21 erfolgt in der Schweiz brav föderalistisch kantonal, im Bereich Medien und Informatik hat sich die D-EDK explizit gegen eine koordinierende Arbeitsgruppe ausgesprochen. Somit sind jetzt in 21 Kantonen die gleichen Probleme, Vorbehalte und Herausforderungen zu lösen und es muss 21fach Aufklärungsarbeit geleistet werden. Ich sehe die Herausforderung in drei Bereichen:

  • Stundentafel: Jeder Kanton setzt die Vorschläge des Lehrplans 21 bezüglich Stundentafel anders um. Gewisse Kantone machen wie vorgeschlagen bereits ab der 5. Klasse ein Fach "Medien und Informatik", andere integrieren das Thema in Mathematik und Deutsch.
  • Aus- und Weiterbildung: Alle Bildungsdirektionen kämpfen mit Sparprogrammen und haben darum wenig Freude an Forderungen nach umfangreicher Weiterbildung der Lehrpersonen im Bereich "Medien und Informatik". Wie aber Lehrpersonen der Sekundarstufe I in 4 Nachmittag befähigt werden sollen, Informatik zu unterrichten, ist mir ein Rätsel.
    Im Ausbildungsbereich sehen sich die Pädagogischen Hochschulen mit dem Problem konfrontiert, in einen vollen Studienplan ein weiteres Fach "Medien und Informatik" zu integrieren.
  • Einführungszeitpunkt: Gewisse Kantone haben bereits mit der Einführung begonnen, andere wollen erst 2021 (wie passend...) starten. Dies erschwert kantonsübergreifende Kooperationen.
  • Lehrmittel: Für den Themenbereich "Medien und Informatik" fehlen bisher zum Lehrplan passende Lehrmittel. Auf der Website http://www.lehrplan.ch wird dieses Fehlen in der FAQ bei der Frage nach den Lehrmitteln nicht einmal erwähnt...

img026.png

Natürlich gibt es vierlorts lobenswerte Einzelinitiativen. Aber im Schnitt ist die Arbeit seit der Verabschiedung des Lehrplans 21 anstrengeder geworden.

Als mögliche Unterstützung für Interessenvertreter in den Kantonen zwei Dokumente:

Welche Präsentationstechnik für Sek-II-Schulzimmer?

16 January 2015 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Ich wurde kürzlich gefragt, welche (digitale) Präsentationstechnik ich denn für Schulzimmer auf der Sekundarstufe II (Gymnasium/Berufsschule) empfehlen würde. Eine schwierige Frage. In meinem Referat CDs abspielen mit dem interaktiven Whiteboard habe ich mich kritisch mit interaktiven Whiteboards auseinandergesetzt, Auswirkungen der Digitalisierung auf Präsentationswerkzeuge analysiert (ab Folie 35) und Alternativen präsentiert.

dig-praes01.png

Meine Kriterien für IWB-Alternativen waren damals konvergent, offen, einfach:

dig-praes02.png

Als Erläuterung dazu meine aktuellen Überlegungen:

  • Geräte der Schülerinnen und Schüler bei der Planung mit einbeziehen
    In den nächsten Jahren werden an Sek-II-Schulen die Schülerinnen und Schüler persönliche digitale Geräte (Notebooks, Tablets, Smartphones) im Unterricht nutzen. Das kommt so, auch wenn sich das gewisse Schulen noch nicht vorstellen können und hat zwei Konsequenzen:
    • Schülergeräte reduzieren einerseits die Bedeutung einer grossen zentralen Anzeigemöglichkeit (Beamer oder Grossbildschirm), denn alle haben ja auch einen eigenen Bildschirm. (bitte nicht reduzieren als ersetzen lesen, danke.)
    • Durch persönliche Schülergeräte wächst das Bedürfnis, auch deren Bildschirminhalte auf einer Grossanzeige darstellen zu können. Hier existieren (leider mehrere) Standards, die dies unkompliziert per WLAN ermöglichen (AirPlay, Miracast, Chromecast) (siehe DemokratisierungDesBeamers). Bei einer Neuinstallation sollte diese Möglichkeit mitgedacht werden.

  • Langlebigkeit des Mobiliars versus rasche technologische Veränderungen
    Zum Stichwort offen: Ich würde derzeit keine Präsentationstechnik einbauen, die als abgeschlossenes Gesamtsystem den heutigen technischen Möglichkeiten und Standards entspricht und somit eindrücklich wirkt. Stattdessen stelle ich mir eher eine modulare Installation vor, deren einzelne Komponenten auch mit zukünftigen Entwicklungen Schritt halten oder dann einzeln ersetzt werden können (also z.B. Beamer an der Decke, die nicht auf bestimmte Software oder andere Hardware ausgerichtet, sondern allgemein nutzbar sind).

  • Zum Stichwort einfach:
    Ich rate von Lösungen ab, deren Nutzung eine halbtägige Schulung erfordert. Theoretisch klappt das wunderbar bei Lehrpersonen, die 100% an einer Schule unterrichten und diese Systeme täglich benutzen. Praktisch ist es sehr mühsam als Lehrperson mit Teilpensum an einer oder mehreren Schulen mit unterschiedlich zu nutzender Präsentationstechnik konfrontiert zu sein.
    • Wenn komplexe Präsentationstechnik, dann im Besitz der Lehrperson. Eine Lehrperson soll ihr bevorzugtes Präsentationsgerät mit ihrer bevorzugten Software nutzen können (Stichwort offen). Freaks können damit die wildesten Dinge tun, für weniger Interessierte tut es dann auch eine simple Präsentationssoftware.
    • Eine Kreidewandtafel hat weiterhin unschlagbare Vorteile. Auch hier gilt der Grundsatz sowohl-als-auch statt entweder-oder. Nur weil digitale Geräte Einzug im Schulzimmer halten, muss nicht zwingend die analoge Technik verschwinden. Die meisten von mir befragten Lehrpersonen wünschen sich moderne digitale Präsentationswerkzeuge und daneben eine traditionelle Kreidewandtafel (nein: kein Whiteboard, der Kontrast ist einfach schlechter).
    • Eine Dokumentenkamera zum Beamer ist für gewisse Fächer und Unterrichtsszenarien bedenkenswert, lassen sich doch damit im Gegensatz zum Hellraumprojektor normale Blätter und sogar Gegenstände (Experimente etc.) projizieren. Bei fehlendem Budget lässt sich das auch mit einem an einem Ständer festgeklemmten digitalen Lehrergerät erreichen, aber Dokumentenkameras sind einfacher in der Bedienung und verfügen meist noch über eine integrierte Beleuchtung.

Gibt es weitere Empfehlungen?


Die 10 wichtigsten Antworten zu BYOD

24 October 2014 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Bring Your Own Device nimmt als Bewegung an Fahrt auf. Am Rande des 5. Workshops digitale Lerninfrastrukturen in Duisburg haben , und Guido Brombach von pb21.de zahlreiche Interviews mit den anwesenden Expertinnen und Experten gemacht.

Herausgekommen sind 10 spannende Kurzvideos:

findet-statt.png

Am Mittwoch, den 29.10.2014 wird Christian Neff an der Didacta 2014 in Basel das Projekt Brings mIT! der Projektschule Goldau vorstellen und in der anschliessenden Diskussion Fragen beantworten.

  • Ort: Didacta 2014, Basel, Swisscom Arena (Halle 1, Stand C90)
  • Zeit: 29.10.2014, 9:30 bis 10:30 ,

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
This page was cached on 18 Jul 2025 - 08:49.