Schul-ICT

Zwei Wochen opco12-Tablet-Hype

02 June 2012 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
So, nun sind die zwei Themenwochen des opco12 zu Tablets in education (Biblionetz:w02310) bereits vorbei!

Für mich waren es interessante 14 Tage mit verschiedenen Erfahrungen. Die Vorbereitung auf das Live-Event war lustvoll, der Event selbst mit ca. 150 Teilnehmenden hingegen eher stressvoll: Es ist nicht ganz einfach, mit einem Auge dem Chat zu folgen, mit dem anderen Ohr dem Moderator und dem Co-Experten zuzuhören und dann noch eigene Gedanken zu formulieren. Ich war recht erschöpft nach den ca. 90 Minuten...

Joachim Wedekind (Biblionetz:p02497) hat heute Nachmittag ein Fazit der zwei Wochen gezogen und auch einige Zahlen geliefert:

Das Online-Event vom 9.5.12 mit Kurzstatements der Experten René Wegener (Uni Kassel) zu Tablets an Hochschulen bzw. Beat Döbeli Honegger (PHZ Schwyz) an Schulen liegt als Aufzeichnung vor, ebenso der Chat als Textdatei und die Folgediskussion in einem Pad. Die Diskussion wurde in bisher 32 Blogbeiträgen und mehr als 100 Tweets fortgeführt.

Ich kann einige Zahlen der eigenen Webserver anfügen: Während das Posting mit den 5 Thesen zu Tablets in education in den letzten zwei Wochen von etwas über 1300 Personen angeklickt worden ist, sind die in der Einleitung/Aufgabenstellung verlinkten Beiträge deutlich weniger oft angeklickt worden: OneToOneAberMitWelchenGeraeten, SchulrelevanteComputertypen und TabletsSindKeineTabletPCs haben alle weniger als 450 Klicks erhalten diesen Monat. Somit haben weniger als 50% der angemeldeten opco-Teilnehmerinnnen und Teilnehmer die angebotenen Unterlagen studiert.

Meinen Eindruck verstärkt, dass ich gegen Windmühlen kämpfe, haben diejenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch nach dem Live-Event munter von Tablet-PCs geschrieben und damit iPad & Co. gemeint haben. Doch Tablets sind keine Tablet-PCs! (Biblionetz:a01108) Mehrfach haben mich Kollegen augenzwinkernd gerügt, diese Trennung doch nicht so eng zu sehen. Doch ich bleibe diesbezüglich stur: Wenn man fachlich über die Potenziale von Tablets fürs Lernen sprechen will, dann spielt es eine Rolle, dass Microsoft das Konzept des Tablet-PCs bereits im Jahr 2001 eingeführt hat und das somit 11 Jahre Erfahrungen und Literatur (Biblionetz:w02061) verfügbar sind. Im Sinne einer wissenschaftlichen Klarheit sollte man heutige Projekte und Untersuchungen mit Tablets auch so nennen und nicht den bereits bestehenden Tablet-PC-Begriff wiederverwenden.

Gar keine Bewegung gab leider es auf dem Wiki http://1to1learning.ch, wo die Teilnehmenden des opco12 eingeladen waren, weitere 1:1-Projekte hinzuzufügen oder bestehende Projektbeschreibungen zu erweitern.

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Auf relativ grosses Echo sind dagegen meine 5 Thesen zu Tablets als Hype gestossen. Die fast einhellige Zustimmung war mir fast etwas unheimlich, waren die Thesen doch so spitz formuliert, um die Diskussion anzuheizen. Ich hätte somit neben Zustimmung auch mehr Widerspruch erwartet im Sinne von:

Sofortige Verfügbarkeit (1 Sekunde), intuitive Bedienung, geringes Gewicht, lange Nutzungsdauer ohne Aufladen und vergleichsweise günstige Software sind zwar weder rein tabletspezifsch noch absolut neu und per se auch kein didaktischer Mehrwert, aber in der alltäglichen Schulnutzung eben doch relevante Eigenschaften, die das Zünglein an der Waage zwischen lohnend und nicht lohnend spielen können.

Zum Schluss möchte ich Joachim für die gute und intensive Betreuung des Themas danken, die sicher mit dazu geführt hat, dass in den vergangenen zwei Wochen einiges getwittert, gebloggt und sonst diskutiert worden ist!

-- Main.JoWe - 21 May 2012 Zunächst einmal Dank zurück für die Thesen, die sicher die Diskussion befeuert haben … und ich hoffe natürlich, dass die Diskussion noch weiter geht. Noch ein paar Zahlen: Beim Event hatten wir 185 TN, die Aufzeichnungen wurden über 4000 mal aufgerufen (wie lange dann reingeguckt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis). Vielleicht ist deine Liste der 1:1-Projekte ja momentan vollständig wink und Ergänzungen erübrigen sich? Über den didaktischen Mehrwert müssen wir nochmal intensiver nachdenken und bloggen - spätestens nach dem l3t Works-Treffen. da sehen wir uns doch?

-- Main.JoWe - 21 May 2012 Oh, schön, Du wirst auch da sein smile Ja, da sehen wir uns!

-- Main.BeatDoebeli - 22 May 2012 Hallo Beat Danke für deinen Beitrag zu der Tablet-Diskussion, auch wenn sie nun schon einige Tage zurück liegt. Ich hatte für mich eine Tabelle erstellt, mit verschiedenen Faktoren der einzelnen Geräte (auch Gewicht etc.) und nun in meinen Blog eingestellt (http://esomea.goeldi.org/?p=24). Beruhigt hat mich übrigens deine Aussage im Blog, dass du den Online-Event eher stressig empfandest. Ein Kollege und ich hatten schon gestaunt mit welcher Leichtigkeit du dich auf allen Kanälen beteiligt hattest. Soweit, die Aussensicht smile

-- Main.StephanGoeldi - 02 Jun 2012

Tablets sind ein Hype!

21 May 2012 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT, Veranstaltung
Diese und kommende Woche ist beim opco12 das Thema Tablets in education (Biblionetz:w02310). Für das Live-Event vom 9.5.2012 (Aufzeichnung) bin ich netterweise von Joachim Wedekind (Biblionetz:p02497) als Experte eingeladen worden. Um die Diskussion etwas anzuregen, werde ich folgende fünf - hoffentlich genügend provokative - Thesen vertreten:

Tablets sind ein Hype!

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Seit der Markteinführung des iPads (Biblionetz:w02189) durch Apple herrscht ein regelrechter Tablet-Hype. Wieder einmal herrscht die Meinung vor, jetzt sei die Zeit für eine Bildungsrevolution gekommen. Mitnichten! Die Aufregung um Tablets ist massiv übertrieben. Das meiste an Tablets ist nicht neu, wird oft gar nicht genutzt und hat didaktisch noch keinerlei Innovation gebracht.

1. Tablets bringen nur im Kindergarten echt was Neues

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Seien wir ehrlich: Was ist innovativ an einem Klassensatz Tablets im Gymnasium? Kann man irgendetwas mehr, was man mit Notebooks seit Jahren und mit Netbooks seit kurzem nicht auch kann? Klar, die Geräte sind schneller betriebsbereit und machen nicht so rasch schlapp. Aber rechtfertigt das die ganze Aufregung?

Das innovative Potenzial von Tablets und Handhelds mit touchscreen liegt im Vorschulbereich. Erstmals können Kinder bereits vor dem Kindergarten mit einem Computer interagieren. Statt mühsamen Erlernens der Maus- und Tastatursteuerung reicht ein Zeigen mit dem Finger. Das können Zweijährige. Hier liegt das wahre Potenzial von Tablets: Edutainment-Apps mit multimedialer Rückmeldung für (Fremd-)Spracherwerb, Zahlen- und Geometrieverständnis und allgemeiner Welterfahrung (wie aus Kinderbüchern, liebe Medienkritiker; einfach multimedialer).

2. Unpersönliche Tablets eignen sich nicht für die Schule

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Alle bisher auf dem Markt verfügbaren Tablets sind mit einem Betriebssystem ausgestattet, das für eine einzige nutzende Person gedacht ist. Müssen sich mehrere Personen ein Tablet teilen, so hat das verschiedene Nachteile. Entweder werden keine persönlichen Daten und Lernfortschritte gespeichert (ade Individualisierung) oder die einzelnen Nutzenden müssen mühsam ein- und ausloggen (wobei das eintippen von Passwörtern ohne echte Tastatur besonders mühsam ist), was die sofortige Verfügbarkeit von Tablets wieder zunichte macht. Zudem werden die meisten Lern-Apps für Tablets (zu Recht) ohne Userverwaltung entwickelt. Also wenn Tablets in der Schule, dann bitte 1:1!

3. Tablets sind aktuell hip. Langfristig relevant ist aber 1:1 und BYOD

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Die Gerätetypen Notebook, Netbook, Ultrabook und Tablet werden bald verschwimmen. So wie heute praktisch niemand mehr weiss, was ein Tablet PC ist, werden auch die genannten Hardwarebezeichnungen wieder verschwinden. Was hingegen nicht mehr verschwinden wird, ist die Tatsache, dass bald alle Lernenden (mindestens privat) über mindestens einen eigenen mobilen Computer verfügen werden (Handheld, Smartphone, Tablet, Netbook, Notebook etc.). Die dauernde, persönliche Verfügbarkeit eines multimedialen mobilen Kleincomputers hat viel grössere Auswirkungen auf Schule und Lernen als die Hardwareklasse "Tablet". Also egal ob Tablets oder nicht: Hauptsache 1:1 (Biblionetz:w02173), evtl. gleich BYOD! (Biblionetz:w02286)

4. Ab einer gewissen Schulstufe reichen Tablets nicht mehr aus

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Tablets eignen sich für Medienkonsum, seien dies eBooks, Webseiten oder Bilder und Videos. Tablets eignen sich auch für Drill- & Practice-Lernapps. Man kann Musik und Fotos machen, gar Filme drehen. Ab einem gewissen Alter werden die Projekte und Aufgaben in der Schule aber grösser, aufwändiger und komplexer und dann reicht ein Tablet nicht mehr aus. Spätestens wenn ich Webseiten zusammenfassen oder vergleichen, einen Film kommentieren oder einen längeren Text schreiben sollte, dann benötige ich mehrere Fenster nebeneinander und eine echte Tastatur, sonst muss ich wieder mit Papier arbeiten. Unsere Studierenden bestätigen jedenfalls bereits im ersten Semester, dass auch mit Tablet nicht ohne Notebook/Desktop im Hintergrund geht. Bei Schulprojekten stellt sich deshalb aus meiner Sicht die Frage: Warum dann ein Tablet, wäre beispielsweise ein Ultrabook oder ein kleiner Tablet-PC (Biblionetz:w01414) nicht geeigneter?

5. Tablets haben bisher keinerlei didaktische Innovation gebracht

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Bei allen Erleichterungen, welche Tablets im Schulalltag gebracht haben: Didaktisch ist bisher wenig Neues passiert. Gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen.

Damit's zum Diskutieren einfacher ist: http://www.edupad.ch/TabletsSindEinHype


hallo Herr doebe, seit Ihrem Auftritt in Dillingen vor 2 Jahren schätze ich Ihre innovativen und kreativen Ideen rund um den Bereich "modernes Lernen" sehr. Mit Ihrer Ansicht über Tablett-PC muss ich Ihnen allerdings widersprechen. Noch nie war es einfacher, elektronische Geräte im Unterricht einzusetzen und vor allem zu administrieren. Diese Einfachheit ist aber die Grundvoraussetzung, dass sich auch weniger technikgewandte an neue Medien rantasten.

-- Main.WalterJanka - 09 May 2012 Lieber Herr Janka,

sorry als erstes fürs pingelig sein, aber in meinem Weblog lasse ich nicht unwidersprochen, wenn jemand Tablets als Tablet-PCs bezeichnet: TabletsSindKeineTabletPCs ! wink

-- Main.BeatDoebeli - 09 May 2012 Zum zweiten: Absolut einverstanden, Tablets haben den Geräteeinsatz im Unterricht vereinfacht. Diese Eigenschaft teilen sie aber mit Smartphones und mit Handhelds (iPod touch) und das ist ein kontinuierlicher Prozess, nichts abrupt neues mit Tablets.

Zudem kann mich punktueller Einsatz, noch dazu verordnet von der Lehrperson im Jahr 2012 nicht mehr wirklich vom Hocker reissen. Wenn privat bald 95% der 12 Jährigen ein WLAN-fähiges Smartphone mit Kamera und Mikrofon besitzen, dann sollten wir rasch über über schulisches Herantasten hinauskommen!

-- Main.BeatDoebeli - 09 May 2012 sorry, soll nicht wieder vorkommen - war mein Fehler und in der Eile geschehen. Sie haben natürlich vollkommen Recht ;-((

-- Main.WalterJanka - 09 May 2012 beat - ich hoffe du setzt deinen windmühlenkampf auf der wikipedia fort smile … war seinerzeit verblüfft es dort so zu lesen

http://de.wikipedia.org/wiki/Tablet-Computer

-- Main.MartinEbner - 21 May 2012 nochwas, spannend fand ich persönlich auch folgendes ergebnis:

wir setzten iPads in einer notebook klasse ein (also für 9 wochen durften/mussten 9jährige kinder in der Volksschule das notebook gegen einen ipad tauschen) … die anfängliche freude war sehr schnell dahin und nach dieser zeit waren sie froh das notebook wieder zu bekommen … auf die frage wieso, kam durch die bank, dass das mehr kann als das ipad smile

auch gebe ich recht, dass personalisierung auch heißt, dass die apps personalisierbar sein müssen und wir die daten der lerner verwenden müssen - aber dazu mehr in der learning analytics woche smile

-- Main.MartinEbner - 21 May 2012

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Demokratisierung des Beamers

13 April 2012 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT
Letzten November hatte ich das erstmals im Rahmen einer Blockwoche mit Studierenden ausprobiert, nun ist es an der Projektschule Goldau in drei Schulklassen Alltag und Anfang letzter Woche konnte ich es an einer Dozierendenweiterbildung zeigen und ausprobieren lassen: Auf Knopfdruck den eigenen Bildschirminhalt (mit Ton) auf dem Beamer anzeigen lassen.

Ich bin fasziniert von dieser Möglichkeit. Der Beamer gehört technisch nicht mehr primär der Lehrperson, sondern bei einer 1:1-Ausstattung haben alle gleichwertigen Zugriff auf die Projektionsfläche. Wie bei einem Wiki sind es soziale Regeln, die ein Chaos verhindern und für einen vernünftigen Schulbetrieb sorgen, nicht aber technische Hindernisse. Das gefällt mir. Oder modern ausgedrückt:

Occupy Beamer!

Wie verändert sich die Beamernutzung und evtl. auch gewisse Unterrichtssettings, wenn Bilder und Filme von ausserhalb der Schule und/oder des Unterrichts sowie Ergebnisse von Arbeiten im Unterricht auf Knopfdruck allen gezeigt werden können?

Für andere Unterrichtssettings ist weniger ein einziger Beamer im Schulzimmer geeignet als vielmehr ein paar 24 Zoll-Bildschirme (nicht mehr wirklich teuer), die dann per Funk angesprochen werden können. Alle Lernenden haben kleine Geräte fürs Arbeiten, in Gruppen wird auf den "Gruppenbildschirmen" gearbeitet.

Ja, technisch geht das theoretisch schon lange. Aber nun ist es blödsinnig einfach (und bezahlbar) geworden. Das ist wichtig für eine Alltagsintegration.

Und auch vor der Anschaffung eines interaktiven Whiteboards muss man sich nun überlegen, ob man ein Gerät kaufen will, das genau einem Computer ermöglicht, mit der Projektionsfläche zu interagieren, oder man man nicht mit einem oder mehreren Tablets besser fährt, die per Funk an einen Beamer angeschlossen sind:

Alt Neu Vorteile Nachteile
Wandtafel Interaktives Whiteboard Lernende sehen gross, wie etwas entsteht. Schreibende stehen mit dem Rücken zum Publikum.
Hellraumprojektor Tablet / Tablet PC mit Beamer Schreibende sehen das Publikum. Schreiben ist klein und Ergebnis erscheint nicht dort, wo geschrieben wird.

In diesem Posting will ich absichtlich nicht auf die technischen Umsetzungsmöglichkeiten eingehen. Ich sehe derzeit folgende Möglichkeiten:
Hallo, zu den technischen Möglichkeiten der Demokratisierung des Beamers ist auch ein TabletPC (ja, mit Windows oder Linux) oder Notebook und ein WLAN-Projektorserver zu nennen. So kann entweder ein TabletPC/Notebook unter den Schülern weitergereicht werden, oder je nach Projektorserver können bis zu 16 Endgeräte wechselweise angezeigt werden. Mein Kollege Benjamin Götzinger und ich versuche diesen Ansatz gerade grassrootmäßig von Unterfranken aus bekannt zu machen.

Mehr (auch technisch detaillierter) unter http://tabletpcatschool.wordpress.com.

Grüße aus Haßfurt Jörg Thelenerg

-- Main.JoergThelenberg - 13 Apr 2012 Als langjähriger Tablet-PC-User bin ich damit natürlich sehr einverstanden. Das "Herumreichen" ist einfach für gewisse Lehrpersonen eine grössere Hürde als wenn die Lernenden mit ihren eigenen Geräten auf den Beamer zugreifen können.

-- Main.BeatDoebeli - 13 Apr 2012

BYOD - Bring Your Own Diskussionsthema

26 March 2012 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT, Veranstaltung
Bereits zum dritten Mal findet diesen September im Rahmen der DelFI 2012 in Hagen der Workshop "Lerninfrastrukturen in Schulen" statt. Fokus der dritten Runde ist BYOD - was nicht für Bring Your Own Drink steht, sondern für Bring Your Own Device (Biblionetz:w02286) also der Aufforderung der Schule, private Geräte mit in die Schule zu bringen.

Hier der offizielle CfP, ganz im Sinne von Bring Your Own Diskussionsthema! :

Breiter, A., Döbeli Honegger, B., Heinen, R., Herber, E., Kerres, M., Moser, S., Schiefner-Rohs, M., Schulz-Zander, R., Stolpmann, B.E., Vaupel, W., Wedekind, J., Welling, S.

Abstract: Kinder und Jugendliche verfügen in zunehmendem Maße über persönliche mobile Geräte, die jedoch aktuell noch kaum in schulischen Kontexten genutzt werden. Gleichzeitig wird der Einsatz von Tablets dort in zunehmendem Maße erprobt. Der Workshop bietet ein Forum, um Chancen, Perspektiven, Herausforderungen und Grenzen der Arbeit mit persönlichen, mobilen Geräten in der Schule zu diskutieren. Im Zentrum der Diskussion sollen pädagogische, didaktische, organisatorische und rechtliche Aspekte stehen.

1 Hintergrund und Ziele des Workshops

Wirft man einen Blick in die Schule und auf die Geräteausstattung von Schülerinnen und Schülern, so sind zwei Tendenzen sichtbar: Zum einen besitzen immer mehr Jugendliche inzwischen Smartphones (vgl. auch JIM-Studie 2011). Mit dem Mobiltelefon im klassischen Sinn haben diese Geräte nur noch insofern eine Gemeinsamkeit, dass man damit auch telefonieren kann. Ansonsten handelt es sich um mobile Kleinstcomputer, die sich prinzipiell auch in Lern- und Lehrkontexten einsetzen lassen. In der Schule fallen solche Geräte aber zumeist noch unter das oft vorherrschende „Handyverbot“. Zum anderen erfreuen sich auch Tablets zunehmender Beliebtheit in schulischen Bildungskontexten. So gibt es beispielsweise immer mehr “iPad-Klassen”, die aber meist in Form von schulisch organisierten Einzelprojekten durchgeführt werden. Es stellt sich die Frage, warum Smartphones, Notebooks, Netbooks, Tablets, Handhelds und andere Geräte, die die Schülerinnen und Schüler schon heute besitzen, nicht systematisch im Unterricht Verwendung finden. Diese Entwicklung wird inzwischen unter dem Titel „Bring your own device“ (BYOD) diskutiert und gewinnt kontinuierlich an Aufmerksamkeit.

Aber auch auf der Seite der Anbieter von schulischen Bildungsangeboten kommt es zu Veränderungen: Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von webbasiertem Content, Bildungs-Apps und künftig wohl auch digitalen Schulbüchern über die Online-Marktplätze der marktführenden Plattformanbieter kommt möglicherweise auch Bewegung in den Schulbuchmarkt mit entsprechend neuen Angeboten, Nutzungs- und Distributionsmodellen. Entwickeln sich Apps, von unterschiedlichen Geräten und Gerätetypen nutzbar, zum kleinsten gemeinsamen Nenner heterogener Lerninfrastrukturen? Die verstärkte Nutzung dieser Medien führt damit auch zu einer neuen Betrachtung der Frage, wie Daten in der Schule zukünftig gespeichert und weiterverarbeitet werden sollen. Verschwinden z.B. serverbasierte dezentrale Infrastrukturen aus den Schulen künftig alle in der so genannten Cloud und welche Rolle spielen klassische Lern-Management-Systeme in diesem Kontext?

Der Workshop bietet ein Forum, um sich fachlich fundiert auf der Basis vorhandener (Praxis-)Erfahrungen über die Perspektiven, Chancen und Grenzen des schulischen Lernens mit privaten, mobilen Geräten auszutauschen und erste Einschätzungen zu wagen, welche pädagogischen, technischen, organisatorischen, didaktischen und rechtlichen Konsequenzen diese Entwicklungen für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien in der Schule haben.

Wir wünschen uns daher neben wissenschaftlich fundierten Beiträgen auch Beiträge, die auf der Basis praktischer und praxisnaher Erfahrungen über absehbare und mögliche Konsequenzen der skizzierten Entwicklungen berichten.

2 Themenschwerpunkte

2.1 Medienausstattung und -nutzung Jugendlicher

Kinder und Jugendliche sind insgesamt gut bis sehr gut mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Zu fragen ist aber, ob diese gute Ausstattung auch alle sozialen Gruppen betrifft oder ob es etwa schicht- oder bildungsabhängige Unterschiede gibt. Auch kann hier der Frage nachgegangen werden, in wie weit Jugendliche bereit und / oder in der Lage sind, die privat vorhandene Ausstattung auch in formalen Bildungskontexten der Schule zu nutzen.

2.2 Chancen und Herausforderungen heterogener Umgebungen

Die Nutzung privater Hardware in Schule wirft eine Reihe von Fragen auf, die im Workshop diskutiert werden können: Wie können verschiedene, private Endgeräte sicher in eine schulische Infrastruktur eingebunden werden? Welche Konsequenzen haben unterschiedliche Geräte, Betriebssysteme und Programme für die Gestaltung eines medienbasierten Unterrichts? Wie kann in heterogenen Umgebungen Support geleistet werden, bzw. wie kann Schule davon entlastet werden? Welche rechtlichen Implikationen sind mit der Nutzung privater Hardware verbunden?

2.3 Private Hardware in der Schule - Konsequenzen für digitale Schulbücher und Bildungs-Apps

In heterogenen Umgebungen müssen auch inhaltliche Angebote so gestaltet sein, dass sie unabhängig von Geräten und Betriebsystemen genutzt werden können. Welche Mindeststandards sind daher für digitale Schulbücher und Bildungs-Apps erforderlich? Welche Konsequenzen hat dies auch für die didaktische Konzeption der Angebote?

2.4 Überall verfügbar - Die Cloud in der Schule

Müssen Schulen oder Schulträger in Zukunft noch umfangreiche Serverlösungen für den schulischen IT-Betrieb betreiben oder sind diese zukünftig zu Gunsten so genannter Cloud-Lösungen verzichtbar? Welche Vor- und Nachteile gehen damit einher und wie müssen Cloud-Lösungen gestaltet sein, damit sie an Schulen einsetzbar sind?

3 Einreichung von Beiträgen

Beiträge können in Form von Aufsätzen (ca. 8 Seiten ) eingereicht werden. Ausgewählte Beiträge werden im Workshop –Band der Tagung veröffentlicht. Beiträge im LNI-Format sind bis zum 18.06.2012 einzureichen bei richard.heinen@uni-due.de.

Praxisberichte können in Form von einseitigen Abstracts eingereicht werden. Sie werden als Kurzreferate in den Workshop eingebracht. Abstracts sind bis zum 18.06.2012 einzureichen bei richard.heinen@uni-due.de.

Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis zum 10.07.2012.

Die Endfassung der Beiträge muss für die Veröffentlichung im Online-Tagungsband mit ISSN-Nummer bis zum 15.07.2012 vorliegen.

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Neue Anforderungen an Schul-WLANs

12 March 2012 | Beat Döbeli Honegger | Schul-ICT

%STARTBLOG% Unterdessen ist es 11 Jahre her, seit ich an der ETH Zürich eine Semesterarbeit zu Funknetzwerken an Schulen betreut habe, aus der die Broschüre Empfehlungen zur kabellosen Vernetzung an Schulen (Biblionetz:b00671) entstanden ist.

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Seither haben Funknetzwerke an Schulen (Biblionetz:w00830) stark zugenommen. Während bis vor kurzem praktische keine Anfragen bezüglich WLAN an Schulen mehr zu verzeichnen waren, nehmen entsprechende Mails und Telefone in letzter Zeit wieder zu und die Probleme mit Funknetzwerken häufen sich. Was ist hier los?

Veränderte Nutzungsweisen

Zu Beginn der schulischen WLAN-Nutzung dominierten meist Windows-basierte Notebooks. WLAN-Nutzung fand im Rahmen einer längeren Computernutzung (> 5 Min) statt und wurde bewusst initiiert ("Jetzt starten wir den Computer"). Seither haben sich verschiedene Aspekte der von Lehrenden und insbesondere Lernenden gewünschten WLAN-Nutzung verändert:

  • Die Zahl der WLAN-fähigen Geräte hat durch Tablets, Smartphones und Handhelds massiv zugenommen (je nach Schulstufe auf bis zu 2-3 Geräte pro Person)
  • Ein immer grösserer Anteil an Geräten verfügt über keinen Ethernet-Anschluss mehr. Solche Geräte sind also auf WLAN für einen Internetzugang angewiesen (Tablets, Handhelds) oder würden einen solchen dem Mobilfunk vorziehen (Smartphones)
  • Ein immer grösserer Anteil an Geräten ist technisch auch empfangsbereit, wenn der User nicht mit dem Gerät arbeitet (Tablets, Handhelds, Smartphones) und kann dann verschiedene Arten von Push-Nachrichten (Mail etc.) empfangen.
  • Cloud-Computing erhöht das Bedürfnis nach ubiquitärer Internetkonnektivität.
  • Internetzugang wird für kürzere Computernutzungen benötigt (30 sec).
  • Neuere Programme setzen teilweise auf peer-to-peer-Vernetzung per WLAN (kollaboratives Arbeiten und Spielen)
  • Neuere Datenübertragungsverfahren erlauben die direkte Übertragung von Multimediadaten zwischen entsprechend ausgerüsteten Geräten (z.B. Apple AirPlay zur Übertragung von Bild & Ton)

Neue Anforderungen an Schul-WLANs

Die oben genannten Nutzungsweisen führen zu neuen Anforderungen an zukünftige Funknetzwerke an Schulen:

  • Flächendeckende WLAN-Abdeckung:
    Während früher die partielle Abdeckung mit WLAN ausreichend war und beispielsweise genügend verfügbare Ethernet-Steckdosen an ausgewählten Orten WLAN überflüssig machten, trifft dies heute nicht mehr zu. Zur alltäglichen Nutzung moderner ICT-Kleingeräte ist im gesamten Schulhaus WLAN wünschenswert. Erst eine flächendeckende WLAN-Abdeckung erspart den Nutzenden das Nachdenken über WLAN und das Aufsuchen geeigneter Orte im Gebäude.
    Der Aspekt der dauernden Strahlenbelastung darf bei diesem Aspekt nicht ausgeklammert werden. Zu Bedenken ist jedoch, dass bei nicht verfügbarem WLAN zahlreiche Kleingeräte (Smartphones und andere Geräte mit SIM-Karte) regelmässig per Mobilfunk Daten übertragen, was unter Umständen zu einer grösseren Strahlenbelastung führt).

  • Interaktionsfreie Authentisierung:
    Damit die Authentisierung schneller geht und auch ohne Eingriff des Users möglich ist (Kleingeräte im Rucksack etc.) sollen zukünftige Schul-WLANs eine interaktionsfreie Authentisierung anbieten. Das geeignete Verfahren (mit Anbindung an bestehende User-Datenbanken) ist jeweils zu klären.

  • Berücksichtigung verbreiteter Betriebssysteme und Standards:
    Bei der Implementierung eines neuen WLANs ist darauf zu achten, dass das WLAN durch eine Vielzahl gängiger Betriebssysteme nutzbar ist (Windows OS, Mac OS, iOS, Android, Linux).

  • Sichtbarkeit der WLAN-Clients untereinander:
    In der Vergangenheit wurden zahlreiche (professionell aufgesetzte) Schul-Funknetze aus Sicherheitsgründen so konfiguriert, dass sich die einzelnen Geräte im Netz nicht sahen, d.h. nicht direkt Daten austauschen konnten. Das grössere Sicherheitsrisiko bezüglich Malwareverbreitung und Hacking sollte aber zukünftig zugunsten von neuartigen, kollaborativen Nutzungsarten eingegangen werden. Eine evtl. geeignete Unterteilung des WLANs in Subnetze muss in grösseren Schulen diskutiert werden.

  • Einbindung von Beamern und anderen Netzwerkgeräten ins WLAN-Konzept:
    Die Übertragung von Audio- und Videosignalen per Apple AirPlay ist ein prominentes Beispiel von neueren Nutzungsmöglichkeiten von WLAN, die didaktisch interessant sind. Neue WLAN-Konzepte sollten vorsehen, dass Beamer und evtl. andere Geräte (Mikroskop, WLAN-Kamera) per WLAN erreicht werden können. Welche Verfahren bei Beamern konkret unterstützt werden sollen, muss jeweils lokal geklärt werden.

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
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