OLPC

OLPCs an der PHZ Schwyz

10 April 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC

Das Infozentrum der PHZ Schwyz thematisiert in einer Ausstellung vom 31. März bis 18. April das "Unterrichten mit neuen Medien" und zeigt eine Vielfalt von Büchern, Zeitschriften, Poster, Software-Programmen zum Computereinsatz im Unterricht.

Als besondere Attraktion ist auch das OLPC-Projekt mit einem Stand vertreten, seit heute sogar mit mehreren Geräten zum Ausprobieren:

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Zum ersten mal hatte ich heute Gelegenheit, das Mesh-Netzwerk und die Kollaborationsmöglichkeiten der sugarisierten Programme auszuprobieren:

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Es ist wirklich faszinierend, wenn es so einfach möglich ist, gleichzeitig am gleichen Textdokument zu arbeiten oder Musik zu komponieren!

Wer's selbst ausprobieren will: Bis am 18. April ist an der PHZ Schwyz in Goldau Gelegenheit dazu! smile

Muss es OLPC-Hardware sein?

14 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Die Frage wird auf der ganzen Welt gestellt: "Muss es wirklich der Original-100$-Laptop sein?" In den Entwicklungsländern buhlen auch böse Konkurrenten des OLPC-Projekts um Marktanteile in bisher marktmässig unerschlossenen Gebieten der Erde, in entwickelten Ländern ist der 100$-Laptop einerseits schwer zu bekommen, andererseits existieren teurere, aber vielleicht leistungsfähigere Alternativen. Muss es also wirklich der 100$-Notebook sein?

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Ich sehe mehrere Gründe, welche für XO-Hardware sprechen:
  • Technisch: Beim XO handelt es sich nicht einfach um einen Billiglaptop, sondern um den ersten, in grossen Stückzahlen verfügbaren Computer, der von Anfang an auf die Bedürfnisse von Kindern und Schulen ausgelegt worden ist. Dazu verfügt er über technische Eigenschaften, die zwar mit der Zeit auch in anderen Geräten zu finden sein werden, aber bisher einzigartig sind (in der prallen Sonne lesbarer Bildschirm, leistungsfähiges Funknetzwerk, absolut geräuschlos). Zudem ist er bis auf weiteres ungeschlagen hinsichtlich Nachhaltigkeit, sowohl durch seinen niedrigen Stromverbrauch (2 Watt), seine langlebige Bauweise, einfache Repariermöglichkeit und den weitgehenden Verzicht auf schädigende Stoffe wie Blei, Cadmium, PVC usw. (siehe Technische Innovationen im OLPC XO).
  • Organisatorisch: Was bei jedem Schul-Laptop-Projekt gilt, trifft hier im besonderen zu: Einheitliche Hardware erleichtert Schulung, Support und Reparatur. Dies gilt nicht nur auf der Ebene einer einzelnen Klasse oder Schule, sondern ebenso sehr auf der Ebene eines Dorfes, einer Region oder gar eines (Entwicklungs-)Landes.
  • Ökonomisch: Der eben erwähnte organisatorische Skaleneffekt betrifft nicht nur Nutzung und Betrieb, sondern beginnt bereits bei der Entwicklung und Produktion des Geräts und hat massive ökonomische Auswirkungen, wie Chef-Entwicklerin Mary Lou Jepsen in ihrem Referat (Biblionetz:t08256) darlegt. Somit ist die Beteiligung am OLPC-Projekt auch ein Akt der Solidarität, weil damit für alle die Kosten pro Stück sinken.
  • Visionsunterstützend: Zu guter Letzt unterstützt man mit dem Einsatz auch ideell die Vision von OLPC.

Technische Innovationen im OLPC XO

14 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Selbstverständlich, beim One Laptop per Child Projekt (OLPC) handelt es sich um ein Bildungs- und nicht um ein Laptop-Projekt! Selbst Ungeeks und sogar Nichttechniker sind aber beeindruckt über die technischen Innovationen, die in diesem knubbeligen kleinen Ding stecken. Um nur einige zu nennen:

  • Ein Bildschirm, der in der prallen Sonne lesbar ist
  • Ein Funknetzwerk, das die XO's automatisch untereinander und mit dem Internet verbindet
  • Ein Stromverbrauch von 2 Watt! (das entspricht 5%-10% des Stromverbrauchs aktueller Notebooks)
  • Eine CPU, die sich bei Nichtbedarf bis zu 100x in der Sekunde abschalten kann
  • Eine Batterie, die zur Entsorgung Bakterien zum Frass vorgeworfen werden kann und zu Dünger wird
  • Anwendungen, die mit einem Klick gemeinsam genutzt werden können

Entsprechend ambivalent reagiere ich deshalb, wenn ich mit dem Gerät unterwegs bin und gefragt werde: "Ist das jetzt dieser Billignotebook?", denn eigentlich müsste man ergänzen: "Ja, mit technischen Innovationen, die sonst bisher nicht mal bei den teuersten Modellen verfügbar sind!"

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Mir scheint noch nicht klar, ob OLPC die Bildungslandschaft verändern wird. Bereits jetzt ist aber klar, dass der XO die Notebooklandschaft verändern wird. Die Chefentwicklerin des Geräts, Mary Lou Jepsen, hat das OLPC-Projekt vor kurzem verlassen und eine eigene Firma gegründet, um die technischen Innovationen des XO nun auch in kommerziellen Notebooks verfügbar zu machen. Sinnvoll und konsequent, denn ich werde immer wieder gefragt: "Und warum kann meine teure Kiste all das nicht?"

Damit ich nicht alle technischen Innovationen aufzählen und erklären muss, hier zwei Hinweise auf zwei sehenswerte Publikationen zum Thema: A Conversation with Mary Lou Jepsen (Biblionetz:t08209) ist ein kurzes Interview, das auf technische Überlegungen bei der Entwicklung des XO hinweist.

Zeitaufwändiger, aber wirklich sehenswert ist die Videoaufzeichnung einer Präsentation (Biblionetz:t08256), die Mary Lou Jepsen an der Greener Gadgets 2008 Conference gehalten hat. Sie schildert darin die technischen Eigenschaften des XO aus Sicht der Nachhaltigkeit und macht sich mit typisch - durchaus erfrischender - MIT-Arroganz über die IT-Industrie lustig: "Man sagte mir, das sei unmöglich. Also dachte ich: Das ist ein Projekt für mich!" Sie berichtet von den grossen Innovationen, aber auch den kleinen Details die beim Design beachtet worden sind: Da beim Reparieren von Notebooks immer Schrauben verloren gehen, wurden beim XO eine Anzahl überflüssige Schrauben montiert, die dann als Ersatzteile dienen können. Klein, aber clever!

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Jepsen weist in ihrem Vortrag darauf hin, dass bisherige Ökolabels für Notebooks meist nur den Energieverbrauch, nicht aber die vorgesehene Lebensdauer berücksichtigen würden. Der XO hingegen sei in mehrfacher Hinsicht auf eine lange Lebensdauer ausgelegt: Robust, nur ein Drittel Bauteile im Vergleich zu konventionellen Notebooks, auf einfache Reparatur hin ausgelegt. Dies demonstriert sie mit dem Bild von Sechsjährigen, die den XO reparieren:

Darum: OLPC ist auch ein Laptop-Projekt!

Erfahrungen aus dem OLPC-Pilotprojekt in Peru

09 March 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Wenn ich den OLPC demonstriere, werde ich meist gefragt, ob denn die Geräte bereits in Entwicklungsländern ausgeliefert würden. Darum hier der Hinweis auf den Weblog von Ivan Krstić, der eben von einem dreiwöchigen Peru-Aufenthalt zurückgekommen ist, wo er die Auslieferung von 40'000 XO-Rechnern an ebensoviele Kinder in 569 Schulen vorbereiten half und über die Erfahrungen im seit 8 Monaten laufenden Pilotprojekt in Arahuay mit den ersten 50 Geräten berichtet.

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Der ehemalige und die aktuelle Schulleiterin von Arahuay sehen drei Veränderungen, welche die Laptops gebracht hätten:

  1. Die Kinder von Arahuay wohnen weit verstreut und hatten bisher ausserhalb der Schule nicht viel Kontakt miteinander. Das Funknetzwerk der Laptops ermögliche ihnen nun, ausserhalb der Schule miteinander zu kommunizieren, was auch die Kommunikation und den Austausch in der Schule gefördert habe und ihnen auch die Angst vor Fremden genommen habe.
  2. Die Schulleiterin meinte, aufgrund der relativen Armut in Peru seien die Kinder eher egoistisch und nicht gewohnt, zu teilen. Die Laptops habe die Kinder gezwungen, das Wissen zur Nutzung der Geräte zu teilen und danach auch erleichtert, Texte und Fotos auszutauschen. Dies habe auch dazu geführt, dass die Kinder begonnen hätten, reale Gegenstände untereinander auszutauschen.
  3. Der ehemalige Schulleiter war zu Beginn des Projekts überzeugt, dass das Projekt scheitern würde. Die Väter der Kinder waren alles andere als glücklich über die Verteilung der Laptops, da diese die Kinder an der Mithilfe auf den elterlichen Feldern hindern würde. Er habe verzweifelt darüber nachgedacht, wie man die aufgebrachten Eltern davon abhalten könnte, den Kindern die Geräte wegzunehmen und zurück zu geben. Die Kinder hätten dieses Problem gelöst, indem sie den Eltern gezeigt hätten, wie das Internet mit Suchmaschinen zu durchsuchen ist und was sie in der Schule gelernt und gearbeitet hatten. Die Laptops ermöglichten den Eltern, Einblick in die Vorgänge in der Schule zu erhalten und so mit eigenen Augen zu sehen, dass die Kinder dort lernen. Somit kamen die Eltern zum Schluss, dass eine solche Schule die Kinder zwar von der Arbeit auf dem Feld abhalte, ihnen aber auch eine andere Zukunft ausserhalb der elterlichen Felder ermöglichen würde.

Ivan Krstić betont zum Schluss dieser Schilderungen:

I don’t write these feel-good stories, these fairy tales. It’s just how it is.

Niklaus Giger hat eine deutsche Übersetzung von Ivan Krstićs Blogeintrag erstellt und in der Mailingliste von OLPC Switzerland darauf aufmerksam gemacht: Danke!

Scratch auf OLPC

22 February 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC, Scratch
Seit kurzem gibt es eine erste Scratch-Version für den OLPC, bereits als Sugar -Installationspaket:

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The Scratch team is currently working on an XO version of Scratch. The initial version has little integration with the XO and some of the features do not yet work on the XO, including the "note" and "drum" blocks and support for the Scratch Sensor Board. Better integration with the XO will be added incrementally.

Siehe http://wiki.laptop.org/go/Scratch ,