OLPC

OLPC unbundled

17 May 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Derzeit brodelt es beim One-Notebook-per-Child Projekt wieder mal so stark, dass gewisse News sogar in die Massenmedien rüberschwappen: Windows auf dem 100$-Notebook! Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Als Gegenreaktion wurde die Weiterentwicklung der XO-Oberfläche Sugar unter der Initiative von Walter Bender aus dem OLPC-Projekt ausgegliedert und als eigenes Projekt namens Sugarlabs lanciert:

sugarlabs.jpg

Damit steht das OLPC-Projekt vor einem unbundling: War es bisher nur möglich, sich für oder gegen die OLPC-Hard- und Software als Paket zu entscheiden, sind nun auch Zwischenlösungen möglich: OLPC-Hardware mit Windows oder Non-OLPC-Hardware mit OLPC-Software:

olpc-unbundled.jpg
Nun lässt sich vortrefflich darüber streiten bloggen diskutieren, ob dies ein Fort- oder Rückschritt für die OLPC-Bewegung sei:

  • Optimistisch betrachtet erhöht die Windows-Portierung auf die OLPC-Hardware die Verbreitung der OLPC-Hardware, da nun mehr Regierungen daran interessiert sind. Dies
    • erhöht die Laptopverbreitung in Entwicklungsländern
    • senkt den Stückpreis für OLPC-Hardware
  • Optimistisch betrachtet erhöhen die Auskopplung aus dem OLPC-Projekt und die Portierungspläne der Sugar-Oberfläche die potentielle Verbreitung der ersten, speziell für Kinder entwickelten Benutzeroberfläche und transportieren so auch die Ideen, die dahinter stehen.
  • Pessimistisch betrachet wird durch die Windows-Portierung auf die OLPC-Hardware die Philosophie des OLPC-Projekts verletzt und es degradiert von einem ganzheitlichen Konzept zu einer Hardwareverteilungsinitiative.
  • Pessimistisch betrachtet führt dieses Unbundling von OLPC-Hard- und Software zu einem Zersplittern der Kräfte und einem Auseinanderbrechen der OLPC-Initiative.

Tja, ist das Glas nun halbvoll oder halbleer?

Open Source Software im Unterricht

10 May 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC, Veranstaltung
Auch dieses Jahr organsisieren Jaqueline Peter und Matthias Stürmer die Weiterbildungstagung Open Source Software im Unterricht

oss-an-schulen.jpg

"Wie und wo wird Freie Software und offenes Wissen im Schulalltag eingesetzt? Wie erhält man Support für Open Source Software und welche rechtlichen Aspekte gilt es zu berücksichtigen? Antworten auf diese Fragen stehen an der 2. OSS-Weiterbildungstagung in Fachreferaten, Fallbeispielen und Workshops im Zentrum."

Datum: Samstag, 24. Mai 2008

Ort: EB Zürich, Kantonale Berufsschule für Weiterbildung, Bildungszentrum für Erwachsene BiZE, Riesbachstrasse 11, 8008 Zürich

Ich habe mich in einem schwachen Moment überreden lassen freudig zugesagt, den 100$-Laptop und die Bewegung http://olpc.ch vorzustellen. ,

Der Drittwelt-Laptop wird unsere Notebooks verändern

05 May 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Im Tages Anzeiger von heute, 5. Mai 2008, ist ein Artikel zu den Auswirkungen des XO auf die Laptopindustrie sowie Hinweisen auf die OLPC-Bewegung Schweiz erschienen:

t08400.jpg

Die Grundaussage des auch online verfügbaren Artikels (Biblionetz:t08400) lautet, dass der XO Auslöser für die Entwicklung kommerzieller kostengünstiger Subnotebooks gewesen ist (siehe auch PowerPerformPortabilityPrice).

Die zitierte Aussage von Alan Kay stammt aus dem Artikel A Personal Computer for Children of All Ages (Biblionetz:t03304) und wahrscheinlich muss ich damit leben, dass der XO als Billig-Laptop bezeichnet wird, auch wenn ich mich dagegen zu wehren versuche. Aber den Begriff Pädagogie haben Michele und ich sicher nicht in den Mund genommen wink

OLPC am Scheideweg?

05 May 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Die Initiative One Notebook per Child (OLPC) (Biblionetz:w02041) befindet sich im Umbruch.

Ende 2007 hat die Produktion und Auslieferung des XO begonnen. Damit konnte der Tatbeweis erbracht werden: Wenn auch nicht für die anvisierten 100 Dollar, so ist es doch möglich für derzeit 188 Dollar einen Laptop für Schulkinder in Entwicklungsländern herzustellen.

Dieser Meilenstein hat auch zu personellen Konsequenzen geführt. Als erste wichtige Person hat Ende 2007 Mary Lou Jepsen, die Chefentwicklerin des OLPC die Initiative verlassen, um die für den XO entwickelten neuen Technologien nun auch kommerziell zu vermarkten.

Als nächstes hat der Initiator der OLPC-Initiative, Nicolas Negroponte (Biblionetz:p00155) angekündigt, dass er als Leiter von OLPC einen Nachfolger suche, da jetzt andere Qualitäten gefragt seien als beim Aufbau der Initiative.

Seit Anfang 2008 haben zwei weitere prominente Mitglieder der OLPC-Initiative ihren Rücktritt angekündigt: Die innoffizielle Nummer 2, Walter Bender, bisheriger Leiter Softwareentwicklung und Ivan Krstić, massgeblicher Entwickler der Sicherheitselemente des OLPC. Beide haben als Grund ihr Missfallen über die zukünftige Ausrichtung der OLPC-Initiative angegeben (siehe Rückrittschreiben Walter Bender).

Es ist nicht ganz einfach festzustellen, was die zukünftige Ausrichtung von OLPC wirklich ist und wie gravierend die personellen Veränderungen für die weitere Entwicklung sind. Es fehlen entsprechende offizielle und klare Statements. Stattdessen versuchen derzeit viele Beteiligte zwischen den Zeilen zu lesen und aus dem Schweigen gewisser Beteiligter ihre Schlüsse zu ziehen. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass auch interpretiert und übertrieben wird. Es wäre wünschenswert, wenn bald wieder Klarheit herrschen würde.

olpc-windows.jpg

Stein des Anstosses ist der Einsatz von Windows auf den Laptops von OLPC. Es ist bereits seit längerem bekannt, dass Microsoft daran arbeitet, eine abgespeckte Version von Windows XP auf dem XO-Laptop zum Laufen zu bringen. Doch nun häufen sich die Gerüchte (siehe Meldung von AP), dass der XO evtl. auch mit Windows XP an Entwicklungsländer ausgeliefert werden soll, entweder als Dual-Boot-Lösung oder aber ausschliesslich mit Windows XP. Die Begründung: Gewisse Entwicklungsländer seien nur bereit zum Kauf von Geräten, auf denen Windows laufe. Um den Absatz des XO zu erhöhen und damit die OLPC-Initiative zu fördern, sei deshalb die Ausrüstung des XO mit Windows zu begrüssen. Die Gegner dieser Absicht sehen darin einen Verrat an der Grundidee von OLPC, nur Open Source Software zu verwenden und damit Entwicklungsländer nicht in neue wirtschaftliche Abhängigkeiten zu bringen.

Derzeit laufen die Diskussionen heftig, sowohl international (siehe hier, hier, hier) als auch im deutschsprachigen Raum (siehe hier). Meistens berufen sich die Diskutierenden auf die Aussage von Nicolas Negroponte / OLPC:

It's an education project, not a laptop project.

Je nach Position werden aus diesem Grundsatz jedoch andere Schlüsse gezogen:

  • Die Befürworter der Ausstattung des XO mit Windows argumentieren, dass es ja gerade nicht um die spezifischen Hard- und Softwareeigenschaften des OLPC-Laptops gehe, sondern darum, den Kindern den Zugang zur Informationsgesellschaft zu geben. Ob dies mit Windows oder mit Linux geschehe, sei zweitrangig. Wenn die Ausrüstung mit Windows den Absatz des OLPC-Laptops erhöhe, dann sei dies im Sinne der OLPC-Initiative.
    • Ein Teil der Befürworter argumentiert, dass bei einer Dual-Boot-Lösung sich Linux sowieso als bessere Lösung durchsetzen werde).
  • Die Gegner der Ausstattung des XO mit Windows argumentieren, dass es eben gerade nicht um die Verteilung irgendwelcher Laptops an Kinder in Entwicklungsländer gehe, sondern um die Verbreitung der (konstruktivistischen) Grundideen des OLPC-Laptops. Würde der XO mit Windows ausgeliefert, dann handle es sich um einen X-beliebigen Laptop, aber nicht mehr um das durchdachte Bildungspaket von OLPC.
    • Ein Teil der Gegner argumentiert, dass sich bei einer Ausstattung des XO mit Windows ein grosser Teil der derzeit ehrenamtlich arbeitenden Open Source Community aus dem Projekt zurückziehen könnte.

Derzeit ist das Commitment zu Free and Open Source (noch?) als eines der fünf Grundprinzipien der OLPC-Initiative auf dem Wiki von OLPC verankert:

Free and Open Source

The child with an XO is not just a passive consumer of knowledge, but an active participant in a learning community. As the children grow and pursue new ideas, the software, content, resources, and tools should be able to grow with them. The very global nature of OLPC demands that growth be driven locally, in large part by the children themselves. Each child with an XO can leverage the learning of every other child. They teach each other, share ideas, and through the social nature of the interface, support each other's intellectual growth. Children are learners and teachers.

There is no inherent external dependency in being able to localize software into their language, fix the software to remove bugs, and repurpose the software to fit their needs. Nor is there any restriction in regard to redistribution; OLPC cannot know and should not control how the tools we create will be re-purposed in the future.

A world of great software and content is necessary to make this project succeed, both open and proprietary. Children need to be able to choose from all of it. In our context of learning where knowledge must be appropriated in order to be used, it is most appropriate for knowledge to be free. Further, every child has something to contribute; we need a free and open framework that supports and encourages the very basic human need to express.

Give me a free and open environment and I will learn and teach with joy.

Siehe auch:

4P-Computing: Power, Perform, Portability, Price

03 May 2008 | Beat Döbeli Honegger | OLPC
Ich wollte schon seit einigen Wochen einen Beitrag veröffentlichen zur neuen Notebook-Generation, die meiner Ansicht nach durch das OLPC-Projekt angestossen worden ist. Nun ist mir Wayan Vota mit einem schönen Buzzword Stichwort und einer guten Übersicht zuvorgekommen: Unter dem Titel The Rise of 4P Computing Solutions for the Developing World präsentiert Vota die vier wesentlichen Kriterien von Notebooks:

  • Power: In Entwicklungsländern ist Strom teuer und unzuverlässig. Entsprechend wichtig sind stromsparende Geräte. Ich möchte hinzufügen: Stromsparen ist nicht nur in Entwicklungsländern in...

  • Performance: Betrachtet man die Internet-Cafe-Nutzung in Entwicklungsländern, so sieht man, das meist nur wenige Applikationen genutzt werden, die meist nicht sehr ressourcenhungrig sind. Moderne Internet-Cafes setzen deshalb bereits Thin Clients ein. Ich möchte hinzufügen: Auch das gilt vermutlich nicht nur für Entwicklungsländer...

  • Portability: Computer in Entwicklungsländern müssen mobil sein. Neben einem geringen Gewicht ist dabei auch eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber den Unbillen des Transports (Stösse, Staub, Flüssigkeiten) wesentlich.

  • Price: Tja, und last but not least ist auch der Preis für Entwicklungsländer wesentlich.

Aufbauend auf dem Low-cost Laptop Cheat Sheet hat Vota folgende Tabelle zusammengestellt, die ich um die Verfügbarkeit in der Schweiz ergänzen möchte:

4PC Name Power Perform Portability Price Verfügbarkeit in der Schweiz
Asus EEE PC choice-no DONE DONE DONE ab Mai 2008
Classmate/2Go PC choice-no DONE choice-no DONE ?
Elonex One DONE DONE DONE DONE ?
Everex Cloudbook DONE DONE choice-no DONE ?
HP Mini-Note PC choice-no DONE choice-no choice-no ?
Norhtec Gecko DONE DONE DONE DONE ?
OLPC XO-1 DONE DONE DONE DONE bisher: choice-no

Vota schliesst mit folgendem Kommentar:

No matter if you agree with my new 4PC tag line, I think we can all agree that this ever-expanding list of computing options realizes one of the dreams that both Nicholas Negroponte and I share: showing technology companies that there is both a mission and a market in the developing world.

Tja, und für die Schweiz stellt sich die Frage auf verschiedenen Schulstufen (Primar / Sek I / Sek II / Hochschule (insbesondere: LehrerInnen-Bildung)): Welches persönliche Gerät (Mobiltelefon, 4P-Computer, Notebook) ist optimal?

Konkret: Wird das ETH-Projekt Neptun (Biblionetz:w00972) im Herbst 2008 bereits einen 4P-Computer im Angebot haben?

Update vom 3.05.08: Eine noch grössere Liste findet man unter Comprehensive list of low-cost ultraportables. IsaSchoolICT,