«Hat sich der Vortrag im letzten halben Jahrzehnt verändert?» - Flipped Vortrag

vortrag01.jpg

«Hat sich der Vortrag im letzten halben Jahrzehnt verändert?» wurde ich kürzlich bezüglich meines auf YouTube verfügbaren Vortrags im – über – mit gefragt. Die Frage könnte kritisch interpretiert werden – im Sinne von «Hat der Referent eigentlich nichts Neues zu erzählen in den letzten fünf Jahren?»

Nein, das hat er nicht, zumindest wenn die Anfrage in etwa «Erzählen Sie etwas von den Grundlagen dieser Digitalisierung in der Bildung» lautet. Da hat sich in den letzten Jahren wenig geändert, die Grundlagen sind eben gleichgeblieben. Darum erachte ich die eingangs zitierte Frage auch nicht als Kritik, sondern lese sie als Kompliment: Es ist mir vor fünf Jahren gelungen, wesentliche Elemente der Digitalisierung im Bildungswesen herauszuarbeiten, so dass das Referat heute noch gefragt und geschätzt wird ;-). Nur – mich langweilt das Referat. Ich habe es in leicht angepasster Form in den letzten Jahren oft gehalten. Ich muss aufpassen, dass ich beim Referieren nicht einschlafe, weil das alles schon so oft erzählt habe. Vor allem lerne ich als Referent nichts mehr dazu. Das Publikum hört zu, runzelt die Stirn, applaudiert zum Schluss und stellt einige wenige Fragen, bevor der geplante Timeslot auch schon aufgebraucht ist.

Immer öfter habe ich mir gedacht: «Lest doch mein Buch oder schaut euch die Videoaufzeichnung des Vortrags an, dann braucht es mich gar nicht dazu». Bei bis heute vier Veranstaltungen habe ich das nicht nur gedacht, sondern mit den VeranstalterInnen auch so ausgemacht. Diese hatten jeweils erklärt, dass sich ihr Publikum intensiver mit der Thematik auseinandersetzen sollte, entweder im Rahmen einer grösseren Weiterbildung oder weil es zu ihrem Berufsauftrag gehört. Ich habe deshalb vorgeschlagen, dass die Teilnehmenden vor meinem Referat entweder mein Buch lesen oder den aufgezeichneten Vortrag von mir anschauen und mir danach bis eine Woche vor der Veranstaltung Fragen zustellen sollten, die sich nach der Auseinandersetzung mit meinem Input aus ihrer persönlichen Perspektive ergeben haben. Ich habe dann jeweils versucht, aus diesen Fragenkatalogen eine Mischung aus Referat und Diskussion vorzubereiten.


Die Themenbereiche der Fragen eines Events 2020

Der Aufwand war zwar jedes Mal grösser als einfach das Standardreferat abzuspulen. Ich bin aber überzeugt, dass es für beide Seiten ertragreicher war. Das Publikum erhielt die Gelegenheit, meine Aussagen zu hinterfragen oder vertiefende Erläuterungen anzufordern und ich habe jedes Mal eine Übersicht erhalten, was das Publikum jeweils aktuell beschäftigt. Kamen die Fragen, weil ich etwas bisher zu wenig verständlich erklärt habe oder handelt es sich um eine neue Facette, ein neues Phänomen, dass ich bisher übersehen oder unterschätzt hatte? Diese Fragesammlungen haben sich für mich als wertvollen Input und Messfühler gezeigt, wo die Debatte bei unterschiedlichen Zielgruppen an unterschiedlichen Orten derzeit steckt.


Die Themenbereiche der Fragen des Jahrgangs 2021 der gleichen Veranstaltung wie im letzten Bild

P.S.I: Die eingangs zitierte Frage kam übrigens im Rahmen einer solchen Veranstaltung wink

P.S. II: Selbstverständlich bin ich weder mit diesem Veranstaltungsformat noch mit den gemachten Erfahrungen alleine. Siehe z.B. Jöran Muuß-Merholz:

vortrag02.jpg


 
Zum Kommentieren ist eine Registration notwendig.

Kategorien: IsaBlog

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li