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Es bewegt sich nichts

Anfang dieses Jahr bin ich eingeladen worden, den Eröffnugnsvortrag an der 18. Durchführung der Tagung Unterrichten mit neuen Medien zu halten.

18. Durchführung ??

Neue Medien ??

Ich behaupte jetzt mal, dass es nicht meine Probleme mit dem Älter werden gewesen sind, die mich ausrufen liessen: Aber hallo? Seit 18 Jahren führt ihr jetzt bereits eine Tagung durch, die sich mit neuen Medien beschäftigt! Diese Tagung versucht also seit 18 Jahren, dem Publikum diese neuen Medien näher zu bringen, auf dass sie dann nicht mehr als so neu wahrgenommen werden. Seit achtzehn Jahren. Und offensichtlich scheint es ihr nicht zu gelingen, warum sonst würde die Tagung auch dieses Jahr wieder durchgeführt werden und noch immer Unterrichten mit NEUEN Medien heissen?

Sorry, aber wenn es in 18 Jahren nicht gelungen ist, den Neuigkeitscharakter dieser neuen Medien zu beseitigen, dann hat diese Tagung offensichtlich versagt. Das habe ich dem Veranstalter auch so zurückgemeldet und angekündigt, dass ich die Abschaffung der Tagung fordern würde, sollte er tatsächlich an mir als Eröffnungsreferent festhalten wollen. Das wollte er (allerdings hat er dann einen Redaktor der NEUEN Zürcher Zeitung (226 Jahre alt) vor mich gepackt wink ).

So kam es, dass ich Ende Oktober 2016 an der Pädagogischen Hochschule Zürich unter dem Titel http://phzh.ch/unmöglich referiert habe.

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Ich habe die Unterlagen der ersten UNM-Tagungen mitgebracht (ja, ich bin bereits älter!) und mit dem Programm der diesjährigen Tagung verglichen.

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Und das Erschreckende. Am Inhalt und am Format hat sich nicht viel geändert. Auch im Jahr 2000 liess man Experten wichtige Fragen in Plenumsreferaten monologisch vortragen.

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Auch die Workshop-Beschreibungen vor 18 Jahren klingen ähnlich wie heute (wenn man "CD-ROM" durch "Apps" ersetzt: Der Computer wird nicht die Lehrkraft ersetzen (Biblionetz:a00283), Lebenslanges Lernen (Biblionetz:w00466)etc.:

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Die ewig gleichen Fragen, die heute die Kommentar- und Leserbriefspalten füllen, wurden vor 18 Jahren bereits diskutiert:

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(Kein Wunder erfindet man angesichts von bald 20 Jahren solcher Programme einen Blahfasel-Generator...)

Über OER (Biblionetz:w02058) hat man bereits im letzten Jahrtausend debattiert, ohne es dabei als OER zu bezeichnen:

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Programmieren in der Schule? (Biblionetz:f00114) Ein alter Hut:

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Selbst der aktuelle Hype-Begriff Serious Games: Gab's auch damals schon:

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Ich hoffe Sie verstehen jetzt, dass ich diesen Optimismus «analog – digital – ideal – sozial» nicht mehr ertragen habe. Seit 18 Jahren das gleiche Theater! Für mich klingt das eher nach friede - freude - eierkuchen

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Darum war für mich klar: Die Tagung muss abgeschafft werden.

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Und wenn man es nicht schafft, die Tagung abzuschaffen: Dann bitte wenigstens den Begriff!

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Da ja die Gefahr besteht, dass die Tagung weiterhin durchgeführt werden wird: Wir sollten keine solchen Tagungen mehr besuchen. Wir besuchen schliesslich auch keine Wandtafel-Tagungen. Sowas gehört in die Fachdidaktiken. (Im Vortrag habe ich dann den Begriff digital mainstreaming (Biblionetz:w02898) eingebracht.)

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Als Konsequenz sollte man darum auch aufhören, Nutzungszeiten zu messen und daraus Schlüsse zu ziehen

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Mein Appell hat aber erwartungsgemäss wenig gebracht. In den letzten sechs Wochen sind sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland wieder die üblichen jährlichen Studien zur schulischen und ausserschulischen ICT-Nutzung erschienen:

In die gleiche Kategorie gehört die Unsitte, lange über das richtige Verhältnis von digitalen Geräten und Lernenden zu debattieren. Machen wir das bei Bleistiften oder Schulbüchern? Solange nicht jedes Kind jederzeit und ohne Aufwand der Lehrperson Zugang zu einem digitalen Gerät hat, wird das nichts mit digital mainstreaming. Man stelle sich einfach mal die Bleistift-Ecke und den Schulbuchraum vor…

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Meine vorletzte Forderung im Referat betraf die Weiterbildungsmassnahmen in der Schweiz im Rahmen der Einführung des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172). Wenn wir seit 18 Jahren propagieren, dass digitale Medien in die Schule gehören, dann sollten wir nun auch Ernst machen: Wer sich jetzt als Lehrpersone weigert, sich auf digitale Medien in der Schule einzulassen, der oder die sollte vom digitalen Besenwagen eingesammelt werden. Zehn Jahr nach Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung würde man schliesslich auch nicht akzeptieren, dass eine Lehrperson über deren Sinn- und Unsinn diskutiert und weiterhin die alte Rechtschreibung lehrt…

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Und weil ich ja wusste, dass alle diese Appelle wenig bringen würden, habe ich mit der Forderung abgeschlossen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung sollten sich selbst nicht als Referierende an solchen ICT-Tagungen zur Verfügung stellen…

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Ja, diese Forderung betrifft auch mich! Also liebe VeranstalterInnen von ICT-Tagungen: Bitte ladet mich schon gar nicht mehr ein! wink

P.S.: Zu diesem Beitrag gehört auch das Posting Es bewegt sich etwas



 
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