BYOD: Aber mit welchen Geräten?

Die Frage nach den "richtigen" Geräten für den Schuleinsatz beschäftigt mich schon seit mehr als einem Jahrzehnt (siehe z.B. SchulrelevanteComputertypen). Bring Your Own Device (BYOD) (Biblionetz:w02286) und die aktuelle Tabletflut bringen eine Neauflage dieser Frage mit sich:

  1. Worauf ist bei Tablets/Handhelds/Smartphones für den Schuleinsatz zu achten?
  2. Wie verändern sich Empfehlungen für schulische Geräte, wenn sie sich nicht mehr an Schulen und Schulbehörden, sondern an Eltern richten?

Konkret: Heute Morgen im Briefkasten drei Sonderangebote für Tablets:

  • Asus ME172V-1A056A 7-Zoll-Tablet für 99.- im Mediamarkt (Angebot im Netz nicht zu finden?)
  • HP Slate7 7-Zoll-Tablet für 179.- im Interdiscount
  • Samsung Galaxy Tab2 7.0 WiFi 8GB M-Tablet bei m-eletronics

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Abgesehen davon dass es sich allesamt um kurzfristige Aktionen handelt, bin ich ja nicht an konkreten Produktempfehlungen, sondern an Eigenschaften und Mindestwerten interessiert.

Was müsste denn so ein Tablet/Handheld/Smartphone für die Primarschule (4.-6. Klasse) mindestens können/haben, um im Unterricht effizient eingesetzt werden zu können?

  • WLAN
  • Rückkamera
  • …?

Dann hört es bei mir aber auch schon auf. Speicher? Erweiterungsmöglichkeiten? Was ist wirklich relevant?

Sachdienliche Hinweise gerne als Kommentare:


Wir haben uns für eine 7. Klasse im Elternbrief für diese, absichtlich sehr offen gefasste und wenig technische Beschreibung entschieden:

"Voraussetzung zur Mitarbeit der neu zusammengesetzten Klasse ist ein Computer mit Internetzugang zuhause sowie das Vorhandensein eines mobilen Geräts, mit dem Texte gelesen, geschrieben und bearbeitet werden können. Das Gerät sollte wlan-fähig und bei einem Smartphone sollte ein Touchscreen vorhanden sein."

http://byodkoblenz.wordpress.com/2013/06/06/projektinformationen/

Das Projekt startet nach den Sommerferien. Die mitgebrachten Geräte werden zeigen, ob das so funktioniert…

-- DanielBernsen - 19 Jun 2013

Wäre es nicht sinnvoll, ein paar Funktionen zu definieren, damit der Austausch und die Kooperation möglich werden? • Audio- und Videoaufnahmen und grobe Schneidemöglichkeit • PDF Export • Texteditor mit Gestaltungsfunktionen (Word, LibreOffice, Pages…) • VGA/HDMI Ausgang - ggf. mit Adapter) • Mit dem Browser sollte Etherpad Lite nutzbar sein (geht nur mit aktuellen) • …

-- FelixSchaumburg - 20 Jun 2013

Erste Zwischenbilanz

Aus zahlreichen virtuellen und face-to-face-Gesprächen ziehe ich derzeit folgendes Zwischenfazit:

  • Keine Hardwareanforderungen angeben, sondern formulieren, was mit den Geräten gemacht werden soll.
  • Wenn nötig, Programmtypen ("Textverarbeitung", "Tabellenkalkulation") oder sogar bestimmte Programme angeben, die auf den Geräten laufen müssen

-- BeatDoebeli - 20 Jun 2013

Im Kanton Luzern starten im Herbst zu Schulbeginn 4 Schulen mit einem 1to1 Computing Projekt. Ich nehme an, Sie haben davon sicher gehört. Als verantwortliche ICT-Fachperson an so einer Schule habe ich mir diese Gedanken auch machen müssen oder dürfen. Es standen am Anfang auch alle drei massentauglichen Betriebssysteme zur Debatte. (Android, iOS,Win8) Für mich stehen die Markenaspekte grundsätzlich nicht in Vordergrund der Beschaffung. Das "Was soll man auf dem Gerät können" ist sicherlich vordergründig zu bestimmen. Hier ist für mich aber bereits notwendig zu entscheiden, welches Betriebssystem die Geräte haben sollen. Gibt es Kantonslizenzen zu Software, welche den Lehrmitteln entspricht, zu den Lehrmitteln gehört? Muss diese eingebunden werden können? Diese wenigen Fragen entscheiden bereits über Möglichkeit oder nicht. Weitere Fragen wie vorhandenes Betriebssystem an den Schulen können weiter den Kreis der Kandidaten schmälern. Und die Hauptfrage für die Verantwortlichen vor Ort: Muss ich mich mit x verschiedenen Typen auseinander setzen oder ist es von Vorteil, wenn alle dasselbe Betriebssystem haben, wenn nicht sogar das identische Gerät? Die Kosten können sich enorm verringern, bei der Beschaffung von 500 identischen Geräten, als wenn jeder sich seine eigene Wurst brät. Und warum eigentlich den Eltern nicht direkt ein bestimmtes Gerät vorstellen, welches allen Anforderungen des Projektes am besten entspricht? Was spricht dagegen? Sie werfen die Frage in den Raum, wie viele Infos brauchen die Eltern und wie viele nicht? Meine Erfahrungen hiermit sind sehr erschreckend. Die meisten der Eltern haben in dem Bereich sehr wenig bis keine Ahnung. Die verlassen sich eben auf einen Prospekt und sagen sich: „Cool, ein Tablet, nur 150.-, los kaufen, ich wollte eh schon lange eins.“ Und dann…? Wer hilft mir jetzt? Wie geht das jetzt? Die Jugend geht da sicher unbeschwerter heran und wird sich, wenn schon Handyerfahrungen da sind, möglicherweise am eigenen Handy orientieren und das selbe eine Nummer grösser kaufen. Andere tendieren auf angebissene Äpfel, weil die Geräte als „hip“ verkauft werden. Nur die Fensterfirma wird wohl wieder am wenigsten Anhänger haben, obwohl für mich gerade diese Geräte für Schulen am meisten Sinn machen. Betriebssystem kennen alle, Office kennen alle oder zumindest auch ähnliche Gratisprogramme, ich habe beide Varianten Touch mit Apps oder „alter“ Desktop. Wir in Luzern wissen jetzt, womit und mit welchem Gerät die nächsten Jahre gearbeitet wird. Persönlich bin ich sehr zufrieden mit den Entscheidungen, da ich meine Wünsche als berücksichtigt ansehen kann. Wir kriegen ein Tablet mit Win8 und einer Tastatur dabei, welche die Laufzeit auf eine Stundenzahl weit über die 10h erhöht. Es wird sich arbeiten lassen damit. Ich werde aber sicher wieder gerne hören, wie das am Bodensee dann weitergeht.

-- StefZum - 20 Jun 2013

  • Lieber Herr Zumbrunnen,
    Ja, ich kenne das Luzerner 1:1-Projekt (Lehren und Lernen Medienbildung (L+L-MB) in der Sammlung http://www.1to1learning.ch). Für mich ist aber die Frage "Welches Gerät?" bei BYOD eine andere als bei einer schulgesteuerten 1:1-Ausstattung. Hauptmotivation für BYOD ist für mich, dass bereits heute mehr als die Hälfte der Kinder privat ein schultaugliches Gerät besitzt. Warum (ökonomisch und ökologisch gefragt) soll nun Schule oder Elternhaus nochmals ein Gerät beschaffen? Damit fallen alle homogenen Lösungen weg.

    Bei der Frage nach den Softwarelizenzen gehe ich davon aus, dass Lernsoftware zunehmend webbasiert sein muss/wird und man "nur" den richtigen Zeitpunkt finden muss, um sich von alten Betriebssystemeinschränkungen zu lösen.

    Die Begründung für Microsoft als Betriebssystemlieferant teile ich so nicht. Die Volksschule hat den Auftrag, Allgemeinbildung zu vermitteln und nicht Produkteschulung. Office-Programme gibt es für alle Betriebssysteme und auch das Vorwissen bezüglich Microsoft Windows ist für mich kein Grund, Windows in der Schule zu präferieren. Wir wissen nicht, wie die Betriebssystem- und Softwareherstellerlandschaft in 10 Jahren aussieht, also kann dies auch schlecht als Begründung für die Wahl eines bestimmten Herstellers dienen.

    -- BeatDoebeli - 21 Jun 2013

Bei uns in NRW läuft gerade die folgende Diskussion: Das Schulministerium hat die Einführung von Grafikfähigen Taschenrechnern zum Abitur 2017 verpflichtend gemacht, praktisch eingeführt werden sollen sie ab August 2013. Da auch CAS-fähige Rechner zugelassen sind, wird in vielen Schulen diskutiert, ob nicht gleich der neue Classpad von Casio (FX-CP400) eingeführt wird, Kaufpreis ca. 150 €. Wäre es da nicht viel besser, Tablets anzuschaffen, die in dieser Preisklasse liegen – und die in allen Schulfächern einsetzbar sind! Noch gibt es vielleicht nicht in allen Punkten gleichwertige Apps für alle Systeme, aber das ist wohl nur eine Frage von kurzer Zeit. Ein Argument wird immer gegen Tablets ins Feld geführt: die Offenheit zum Internet bei Prüfungssituationen. In Dänemark soll es schon Abiturprüfungen mit Internetzugang geben – aber ist nicht die Abschaltung der Kommunikationsmodule, etwa durch den „Flugzeugmodus“, eine Alternative?

-- UliDNhoff - 21 Jun 2013

Ich nehme an, die neue Klasse wird von einer kompetenten und bezüglich ICT motivierten Lehrperson geführt. In diesem Fall kann man die technischen Vorgaben wahrscheinlich wirklich auf ein Minimum beschränken, dafür die angestrebten Handlungsfelder definieren (wie oben erwähnt). Sollen in einer ganzen Schule mobile Geräte als zentrales Lernwerkzeug eingesetzt werden, so würde ich wenn möglich sogar auf eine einzelne Plattform setzen. Andernfalls nimmt das Technische einfach überhand und Frustrationen sind vorprogrammiert. «Siiiie, bei mir geht's nicht!!!», «Siiiie, womit soll ich das machen?» Diese Fragen bringen eine durchschnittliche Lehrperson schnell ans Limit. Zu Hause haben die Kinder meist auch keine Unterstützung, wenn es daraum geht, die Devices als Werkzeug (statt als Spielzeug) zu benutzen.

-- ThomasStaub - 21 Jun 2013

Mit BYOD holen wir uns nur Stress und Ärger in die Schule. GYD2O - Geht Your Own Device (lern es) To Own. Schüler an der Oberstufe bekommen ein Laptop, haben keine Admin Rechte, dürfen es mit nach Hause nehmen, sind aber dafür verantwortlich, zahlen eine Haftlflicht Versicherung. Das Laptop läuft auf Linux und wenn die SuSis die Schule verlassen, bekommen sie das Ad in Passwort und können Ihr Laptop behalten. Damit behält die Lehrperson die Autorität auf der IT-Schulinfrastruktur, würden die SuSis nicht auf IT-Drogen wie Mac, Win und Google anfixen sondern ihnen eine freie Alternative bieten, welche sie nach 3 Jahren im Gebrauch zu benutzen lernen. Drogen gehören nicht in dem Unterricht.

wink mk

-- KaeserM - 28 Jun 2013
 
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Kategorien: IsaBlog, IsaSchulICT

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